Читать книгу Legende der Elemente - Eva Eccius - Страница 10
ОглавлениеDie Herrin der Flammen
Vom Himmel brannte die Sonne hinunter. Ich wusste nicht wo wir waren, noch, was mich erwarten würde. Ich war einfach aufgebrochen, mit einem Ziel vor Augen, aber keinen wirklichen Plan. Dies verdeutlichte mir Neys, ohne es zu merken aufs Neue. Er wusste, in welche Himmelsrichtung wir gehen sollten, wo wir uns ungefähr aufhielten und wo die besten Schlafplätze waren. In kürzester Zeit lernte ich sehr viel über das Leben und das Überleben im Freien. Trotz meiner Naivität musste ich immer durch lächeln. Es war schön mit Neys durch die Tiefen des Waldes zu streifen, zeit mit ihm zu verbringen., mit ihm zu Lachen und zu Quatschen. So wie früher. Es machte den mühsamen Weg erträglicher.
Wir zogen etliche Tage durch die tiefsten Wälder. Wir jagten in der Früh kurz nach Sonnenaufgang und legten den größten Teil des Weges tagsüber zurück. Wir rasteten lange nach Einbruch der Dämmerung am Lagerfeuer. Tief sog ich die frische Waldluft in meine Lungen ein und genoss jeden Atemzug davon. So frei hatte ich mich noch nie gefühlt.
Neys und ich gingen meist schweigend nebeneinander her. Oft redeten wir stundenlang nichts, weil ich so damit beschäftigt war, mir die Umgebung einzuprägen. Doch manchmal schien das Schweigen mich zu erdrücken. Es war so viel Zeit vergangen und so viel war in den sieben Jahren passiert. Viele Fragen brannten mir auf der Zunge und doch fehlten mir oft die Worte. Als sei eine unsichtbare Barriere zwischen uns, die nicht durchdrungen werden durfte. Aber er war neben mir und alles andere hatte Zeit. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit beobachtete ich Neys. Er hatte immer noch die Angewohnheit, sich durch die Haare zu fahren und dabei seinen linken Mundwinkel zu einem zufriedenen Grinsen zu verziehen. Diese Neigung ließ mich immer wieder schmunzeln.
„An was denkst du gerade Fiona?“, fragte mich Neys so plötzlich, als hätte er meine Gedanken gelesen.
Ertappt nuschelte ich verlegen: „An die vielen schönen Kindheitserinnerungen mit dir.“
„Ja, es war eine schöne Zeit“, bestätigte Neys sofort.
„Weißt du noch, wie wir wochenlang aus einem kleinen Holzscheit unser erstes Schwert geschnitzt haben?“, sagte ich lächelnd und genoss die Erinnerungen, die mir durch den Kopf schossen, als wären sie nie verschwunden gewesen. Es war eine unbekümmerte Zeit gewesen. So schön und endete doch so tragisch.
„Ich kann mich noch gut daran erinnern“, holte mich Neys aus meinen Gedanken. „Schau …“ Er zog etwas Kleines aus seiner Lederjacke und legte es mir in meine Hände.
„Das ist doch …“ Mit offenem Mund starrte ich auf den Gegenstand.
„Das ist das kleine Holzschwert, genau.“
„Dass du das noch hast.“ Erstaunt wendete ich das kleine Schwert in meiner Hand hin und her. Wir hatten viel Zeit damit verbracht, es zu schnitzen. Ehrfürchtig fuhr ich über eine kleine Verzierung, die in das Schwertheft hinein geschnitzt wurde.
„F.U.N“, murmelte ich. F.U.N stand für Fiona und Neys. Es stand für den Spaß, die Freude, das Vertrauen und unsere Kindheit. Immer noch völlig perplex, fuhr ich zärtlich der hölzernen Klinge entlang. Für den Kampf war es völlig unbrauchbar, aber für uns damals, im Alter von neun Jahren, war es eine Motivation gewesen. Eine Motivation um noch besser und stärker zu werden. Es war eines der letzten Sachen gewesen, die wir gemeinsam gemacht hatten. Ich legte es ihm achtungsvoll wieder zurück in seine Hand. Er nahm es leicht verlegen wieder an sich und streckte es zurück in seine Lederjacke.
„Eine kleine Erinnerung an damals und da wird es bleiben.“ Er klopfte auf seine Jackentasche. „Vielleicht sogar für immer.“ Den letzten Satz flüsterte er so leise, dass ich mir nicht einmal sicher war, ob ich es mir nicht nur eingebildet hatte ihn zu hören. Um vom Thema abzulenken, welches eine plötzliche Befangenheit zwischen uns auslöste, fragte ich ihn, ob er noch wüsste, wohin wir gehen.
„Ich kann dir nicht genau sagen, welcher Weg der Richtige ist. Doch es gibt eine Legende die besagt, dass dort, wo die Sonne unter geht und die Nacht ihren dunkelsten und tiefsten Punkt erreicht, ein Berg liegt, der …“
„Meinst du den Schattenberg?“, fiel ich ihm aufgeregt ins Wort und Neys nickte nur, bevor er fortfuhr: „Genau den meine ich. Der Legende nach, hat alles Böse dort seinen Ursprung.“
„Neys, das ist doch nur eine Legende. Eine Schauergeschichte, die man den Kindern erzählt damit sie brav ins Bett gehen.“, stellte ich belustigt richtig.
Doch Neys blieb ernst. „Hat nicht jede Legende einen wahren Kern?“, fragte mich Neys mit starrer Miene.
Ich hasste Gruselgeschichten. Ich war damals ein Kind, dass man mit solchen Geschichten zum brav sein gezwungen hatte. Plötzlich stellte ich Neys Orientierungssinn in Frage. Waren wir tagelang zu einem Berg unterwegs, den es gar nicht gab? Neys hatte so selbstsicher und ungefragt den Kurs eingeschlagen, dass ich nicht eine Sekunde an seinem Weg gezweifelt hatte. Aber sollte die Reise auf einer Legende beruhen? Dann könnten wir möglicherweise schon seit Tagen in die falsche Richtung laufen und dabei drängte doch die Zeit. Das Dorf verließ sich auf mich. Oder zumindest hoffte ich, dass sie es taten und nicht bereits zu den Waffen gegriffen hatten.
„Neys, dass meinst du doch nicht ernst, dass wir dieser Legende folgen, um dort auf wundersamer Weise die Wahrheit über unsere Dörfer zu finden.“ Der Spott in meiner Stimme, ließ sich kaum verbergen.
„Hast du eine bessere Idee?“, fragte er mich genervt.
„Nein“, gab ich murmelnd zu. Doch von der Sache war ich immer noch nicht überzeugt.
„Gut, dann ist es abgemacht. Wir setzen unseren Weg fort. Nächster Halt. Schattenberg“, sagte Neys, höchst zufrieden mit sich selbst.
„Aber Neys, der ist so weit weg, bist du dir ganz sicher, dass wir das riskieren sollen?“, versuchte ich ihn ein letztes Mal zu überzeugen.
„Sag bloß du bist ein Angsthase geworden. Wo ist dein Sinn nach Abenteuer geblieben?“, zog mich Neys neckend auf.
„Nein … ich doch nicht“, sagte ich und versuchte meine aufkeimende Unsicherheit zu verbergen. „Nun gut, dann wandern wir eben dem Sonnenuntergang entgegen“, murmelte ich frustriert und fühlte mich in meiner Argumentation geschlagen. Also trottete ich ihm hinterher.
Auch wenn ich es zum jetzigen Zeitpunkt nicht so richtig zugeben konnte, war ich froh, dass Neys die Führung übernommen hatte. Der Gedanke, dass ich völlig fahrlässig den Weg Richtung Schattenberg eingeschlagen hätte, ohne mich besser zu informieren, ließ mich frösteln.
„Fiona. Fiona? Noch da?“, riss mich Neys aus den Gedanken.
„Entschuldige: Was hast du gesagt?“
„Das wir uns so langsam schlafen legen sollten.“
Ich blickte zum Himmel, es war bereits die Nacht angebrochen und wie ein schwarzer Schleier legte sich die Dunkelheit über das Firmament. Ich war so in Gedanken versunken gewesen, dass ich es nicht mitbekommen hatte.
Kurze Zeit später lagen wir in der Wiese und schauten in die schwarzen Tiefen des Himmels hinein und erblickten einen, nein zwei, nein doch drei und auf einmal unzählige leuchtende Sterne. Neys kannte sich in der Sternenkunde gut aus und erzählte mir viel über sie und ihre Bedeutungen. Eigentlich war es genauso wie in unserer Kindheit, nur dass Neys ruhiger geworden war, viel ruhiger. Als ich ein weiteres Mal zu Neys blickte, hatte er seine Augen bereits fest geschlossen und sein Atem ging leise und regelmäßig. Seine Gesichtszüge fingen an sich zu entspannen und bei seinem beruhigenden Anblick wich auch alle Anspannung aus meinem Körper.
In solchen Momenten konnte ich mein Glück kaum fassen. Neys war zurück in mein Leben getreten und ich würde alles dafür tun das es so blieb. Blinky und Tandora lagen zwischen uns und waren ebenfalls in einen friedlichen Traum geschlüpft. Ich kämpfte noch gegen die Müdigkeit an. Zu sehr genoss ich diese ruhige Stimmung und Neys Wärme, die von ihm ausging. Der warme Wind wollte mich mit sich nehmen in das Land der Träume. Er blies mir den Duft der Blüten und der Bäume ins Gesicht. Der Geruch von frischem Gras stieg mir in die Nase und ich sog ihn tief ein. Plötzlich stieg ein ungutes Gefühl in meiner Magengrube auf. Das Gefühl wurde stärker. Irgendetwas stimmte hier nicht. Ruckartig richtete ich mich auf. Tausende Bilder strömten in meinen Kopf. Dann spürte ich es plötzlich.
Feuer!
Bevor ich sehen konnte woher es kam, roch ich verbrannte Erde. Erinnerungen verzerrten meinen Blick, während ich die Umgebung nach der Ursache absuchte. Erst als ich in den Nachthimmel sah, entdeckte ich die Rauchschwaden. Rechts und links von mir sah ich Flammen, die in kurzen Abständen in den Nachthimmel hinaufschossen und gleich darauf wieder erloschen.
„Neys! Wach auf!“, schrie ich entsetzt auf und schüttelte ihn an der Schulter. Es dauerte keine zwei Augenblicke, bis Neys realisierte was los war. Er folgte meinen Blick und deutete mir dann, ihm leise zu folgen.
„Gut so, Loro! Weiter so. Noch einmal! Du wirst immer besser!“, hörten wir plötzlich eine laute Mädchenstimme rufen. Kurz darauf, stach wieder eine Flamme in den Himmel, dieses Mal deutlich höher und heißer als die Letzte. „Du hast es geschafft“, rief wieder diese Stimme.
Vor lauter Hitze machte ich einen Schritt zurück, dabei knackste das Laub unter meinen Füßen.
„Wer ist da?“, gellte die Mädchenstimme in die Finsternis hinein. „Ich weiß, dass jemand hier ist, also zeig dich!“
Ohne lange zu überlegen, ging ich aus dem Schutz der Bäume. Neys wollte mich aufhalten, doch ich war zu schnell und so verlor auch er seine Deckung. Vor mir erhoben sich einzelne heiße Flammen, welche sich zu einem kleinen Flammenkreis schlossen, in dessen Mitte ein Mädchen stand. Dieser Anblick raubte mir den Atem, so unfassbar sah das Spektakel aus.
Die Flammen erhellten die sonst finstere Nacht und ermöglichten mir, das Mädchen halbwegs gut zu erkennen. Sie hatte feuerrote Haare, die mit zwei Lederbändern zu je einem Zopf gebunden waren. Ihre hellblauen Augen blitzen aus ihrem herzförmigen Gesicht. Ihre Haut wirkte bronzen im Schein der Flammen. Sie hatte ein kurzes, rötlich-orangenes Oberteil an, das ihr aber nicht einmal bis zum Bauchnabel reichte. Um ihren Hals, ihren Armen und entlang ihres sportlichen Körpers, hatte sie unzählige verschiedenste bunte Ketten umgehängt. Auf ihren Schultern saß ein Tier, das ich von der Ferne nicht genau erkennen konnte.
„Wer bist du?“, fragte ich nach einem Moment des Erstaunens, so sehr faszinierte sie mich. Neys schien es zum Glück ähnlich zu gehen. Auch er konnte den Blick nicht von ihr abwenden.
„Ihr seid nicht von hier?“, stellte das Mädchen fragend fest. Sie stand immer noch inmitten der Flammen, die um sie herum tänzelten.
Ich nickte nur, doch bevor ich etwas erwidern konnte ergriff Neys das Wort: „Du bist bestimmt aus dem Dorf der Feuerstätte, oder?“
Das Mädchen wich erschrocken zurück: „Woher …“
„Woher ich das weiß? Vielleicht weil du rund um in Flammen gehüllt bist?“, unterbrach Neys das Mädchen achselzuckend. Fast entwich mir ein Kichern, verkniff es mir aber gerade noch.
„Mist. Wie unvorsichtig mir“, fluchte sie. „Was macht ihr hier?“ Ihre bohrenden Blicke ließen mich schwer Schlucken.
Schließlich ließ sie den Feuerkreis um sich herum erlöschen und trat einen Schritt auf uns zu. Augenblicklich umhüllte uns wieder die Schwärze der Nacht. Nur die Sterne boten uns Licht.
„Wir sind auf der Durchreise und du?“, sagte Neys wage.
„Ich gehe hier auch nur so zum Spaß herum“, meinte sie spöttisch. Es war, als ahnte sie, dass wir was verheimlichten.
„So spät?“, hackte ich misstrauisch nach.
„Ja, na und? Es ist mein Leben und das geht euch gar nichts an. Also verschwindet, endlich von hier!“
„Was ist das für ein Tier auf deiner Schulter?“, fragte ich interessiert, ohne ihren Wutausbruch zu beachten. Es war ein echsenähnliches Tier: Es hatte rot-schwarze Streifen und war nur zwei Handteller groß, mit schwarzen Knopfaugen.
„Oh, er?“, sagte sie abgelenkt „Das ist mein Feuersalamander Loro.“
„Hat er diese Flammen erzeugt?“, fragte ich staunend.
„Ja das hat er und er ist schon ziemlich gut darin“, erwiderte das Mädchen stolz. „Warum seid ihr jetzt wirklich hier?“
„Ach wir suchen nur etwas“, meinte ich leichthin. Warum sollten wir ihr Rede und Antwort stehen, wenn sie es auch nicht tat? Warum sollten wir ihr vertrauen? Wir kannten sie ja gar nicht. Mal davon abgesehen, ging es sie auch einfach nichts an.
„Aha.“ Das Mädchen zuckte gleichgültig mit den Schultern, durchbohrte mich aber gleichzeitig mit ihren eisblauen Augen. Schließlich fasste ich mir dann doch ein Herz. Ich merkte, dass es sonst zu nichts führen würde. Es war, als ob der Wind von weit her die Stimme meiner Großmutter zu mir brachte: „Manchmal muss man erst anderen Vertrauen schenken, damit sich ein anderer öffnen kann.“
„Ich heiße Fiona und komme aus dem Dorf des Wasserspiegels und Neys hier kommt aus dem Dorf im Land des Windes und bei uns sind seltsame Vorfälle passiert. Deswegen …“
„Du kommst aus dem Wasserdorf?“ Das Mädchen wurde wütend und fuchtelte mit ihren Armen umher.
„Ja“, erwiderte ich, von ihrer Reaktion ganz erschrocken.
„Wegen euch ist mein ganzes Dorf voller Wasser! Dank deinem Dorf wurde bei uns alles überschwemmt!“, schimpfte das Mädchen.
„Bei euch ist auch eine Katastrophe passiert?“, fragte Neys interessiert. Doch ohne Neys zu beachten, schrie ich das Mädchen an: „Was? Du glaubst, wir tun so etwas? Dann wart ihr Schuld, dass mein Dorf in Flammen stand?“
„Wir haben gar nichts gemacht!“, brüllte das Mädchen abermals. Wir schrien uns gegenseitig aus vollem Leibe an und knallten uns die heftigsten Vorwürfe an den Kopf. Ruckartig drehte ich mich um. „Komm Neys, wir gehen! Ich will hier nicht länger bleiben. Mein Dorf ist unschuldig!“ Mit wütendem Blick wandte ich mich Neys zu, er nickte nur und wir ließen das Mädchen stehen, ohne ihr auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen.
„Wer denkt sie, wer sie ist?“, murmelte ich immer noch wutentbrannt.
„Ach Fiona, beruhige dich doch, sie war eben auch nur erschrocken …“, versuchte mich Neys zu beschwichtigen.
„Trotzdem …“, murmelte ich trotzig und ging stramm voran. Wir waren noch nicht weit gegangen, als das Mädchen hinter uns herrief: „Bleibt doch mal stehen.“ Fragend drehten wir uns zu ihr um, ich schaute sie ungeduldig an und ein unhöfliches „Was?“, entfuhr mir schärfer als geplant.
„Es tut mir leid, ich wollte nicht, … mein Temperament ist mit mir durchgegangen … ich meine …“, stottert das Mädchen immer noch außer Atem und nach Worten ringend.
„Ein schön feuriges Temperament hat sie“, flüstert ich Neys zu, der mir leicht auf den Fuß stieg und mir damit deutete, dass es jetzt genug war.
„Ich meine, … dass ich nicht glaube, dass dein Dorf schuldig ist“, fuhr sie fort.
„Das sah vorhin aber ganz anders aus“, stellte ich pampig fest, noch nicht bereit locker zu lassen. Für diesen Kommentar erntete ich einen weiteren böses Blick von Neys, ignorierte diesen aber.
„Ja, ich weiß. Ich habe so ein impulsives Talent, dass mich selbst gerne in solche Situationen hinein katapultiere“, sagte sie entschuldigend.
„Tut mir auch leid … ich wollte dich auch nicht anschreien. Manchmal sehe ich vor lauter Wasser den See nicht mehr“, grummelte ich verlegen und starrte auf den Boden. Auch ich kann mich nicht immer besinnen, besonders nicht bei so einer emotionalen Sachen. Dann blickte ich auf und lächelte das Mädchen versöhnend an.
„Wie heißt du eigentlich? Und was ist mit deinem Dorf passiert?“, fragte Neys, als er merkte, dass sich die größte Spannung zwischen uns gelegt hatte.
„Ich heiße Nina … ich bin deswegen aus meinem Dorf gegangen, weil ich eben nicht glaube, dass dein Dorf schuld hat“, meinte Nina schon viel ruhiger. „Es ist nur so, mein Dorf liegt in einem inaktiven Vulkan und auf einmal kam ein Regenschauer, von so heftigem Ausmaß, dass sich das Wasser im Vulkan sammelte und alles überschwemmte … für viele kam die Hilfe zu spät. Selbst mein Vater entkam nur knapp dem Tod“, flüsterte Nina. Ihr saß wohl der Schock immer noch genauso tief in den Knochen, wie auch bei Neys und mir.
„Das ist ja schrecklich … aber du musst mir glauben, wir haben nichts getan“, versuchte ich mich, meine Familie und unser Dorf zu verteidigen und legte meine Hand auf ihren Arm. Das Mädchen schluckte kurz, nickte dann und fragte plötzlich gut gelaunt: „Und wie heißt ihr eigentlich?“
„Ich heiße Fiona und das neben mir ist Neys. Das Drachenmädchen ist Tandora, und dieser Waschbär ist mein süßer Begleiter Blinky.“
Nina verbeugte sich kurz theatralisch und grinste uns an. Keine Befangenheit, Trauer oder Wut lag mehr in ihrem Blick. Als ob sie das alles einfach abgeschaltet hatte. Seltsames Mädchen. Ich wusste nicht, wie sie das schaffte, aber ich ließ mich von ihrer guten Laune mitreißen. Als sie fragte, wohin wir unterwegs waren, erzählten wir ihr von unserem Plan.
„Zum Schattenberg?“, staunte Nina nicht schlecht und plötzlich platze es aus ihr heraus: „Darf ich mit?“
Neys und ich tauschten kurz miteinander Blicke aus, bevor wir, wie aus einem Munde antworteten: „Natürlich!“ Nina wirkte glücklich und erleichtert. Sie war eine außerordentlich lebhafte und temperamentvolle Person, die sich scheinbar nicht zu lange mit trüben Gedanken befasste. Mit ihr würde unsere Reise deutlich humorvoller werden, das wusste ich jetzt schon. Die Nacht würde nicht mehr lange dauern, weswegen wir uns dazu entschlossen, uns noch etwas schlafen zu legen. Wir betteten uns in das weiche Gras und keinen Augenblick später schliefen wir ein. Kurz bevor der Schleier des Schlafes, sich ganz auf mich legte, lächelte ich. Ab jetzt waren wir also zu dritt. Drei so unterschiedliche Personen und doch alle mit dem gleichen Ziel vor Augen.
Das könnte spannend werden.