Читать книгу Legende der Elemente - Eva Eccius - Страница 14

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Aufregung

Widerwillig wachte ich auf, als ein frecher Waschbär meinte, er müsste auf meinen Bauch hüpfen. Ich verkniff mir gerade noch ihn wegzustoßen und setzte ihn neben mich aufs Bett. Warum musste er immer so aktiv sein? Mein Blick fiel auf den zotteligen braunen Bären, der neben mir auf dem Bett saß. Er erinnerte mich an gestern, als Neys ihn für mich am Marktplatz geschossen hatte. Unweigerlich musste ich schmunzeln, denn er war so verlegen gewesen, als er ihn mir überreicht hatte. Es war eine Kleinigkeit, doch sie ließ mein Herz höher klopfen. Wieso freute ich mich so über einen Teddybären? Diese Frage konnte ich mir selbst beantworten: Weil es Neys war, der ihn mir geschenkt hatte. Neys war aber doch nur ein Freund aus Kindertagen und nicht mehr, glaubte ich.

Gestern war ein wunderbarer Tag gewesen und ein weiterer toller Tag würde auf uns warten. Da war ich mir sicher.

Als ich aufstand, bemerkte ich, dass meine Kleidung völlig verschmutzt und zerrissen war. Ich brauchte dringend ein neues Gewand und am besten auch eines für Nina und Neys. Wir konnten ja schließlich nicht ewig in den selben Sachen umherlaufen. Ich überlegte schnell, was wir brauchten. Wintersachen, ja Wintersachen durften wir diesmal auf keinen Fall vergessen. Schließlich wollten wir bald wieder aufbrechen, sobald sich Nina erholt hatte. Nach einem heißen Bad klopfte es wie gestern an die Tür.

„Fiona, schläfst du noch?“, fragte Neys mit gedämpfter Stimme.

Nur ungern zog ich meine schmutzigen Sachen wieder an und trat aus der Tür. Neys erblickte mich und erriete meine Gedanken: „Du siehst echt schlimm aus.“ Für diese freche Aussage bekam er einen freundlichen Stoß in die Seite. „Du siehst nicht besser aus“, merkte ich verschmitzt an.

„Ich sehe immer blendend aus“, meinte Neys keck.

„Wir besorgen uns neue Sachen, bevor wir Nina besuchen gehen“, beschloss ich schließlich, ohne auf ihn weiter einzugehen. Nach einem ausgiebigen Frühstück suchten wir einen Bekleidungsladen und wurden schnell fündig.

„Guten Morgen. Was darf es denn sein?“, begrüßte uns der Verkäufer höflich.

„Ich würde gerne meine Kleidung nähen und waschen lassen. In der Zwischenzeit, bräuchte ich bitte etwas Neues“, bat ich.

Der Verkäufer musterte verächtlich meine alten Sachen, aber ich wollte sie wirklich behalten. Es war schließlich mein Lieblingskleid und meine Lieblingshosen. Was praktischeres und schöneres besaß ich nicht. Der Verkäufer sagte dann aber freundlich: „Ja aber selbstverständlich, ich wüsste schon etwas für Sie.“ Sein Gesicht erhellte sich merklich, als er mir ein knielanges und tiefblaues Kleid entgegenstreckte.

„Nur ein Kleid?“, fragte ich verdutzt.

Neys bekam einen Lachanfall, ich blickte ihn strafend an, was ihn nur noch mehr zum Lachen brachte. Schließlich nahm ich widerstrebend das Kleid, nur um vorher dem Verkäufer zu versichern, dass es mir garantiert nicht stehen würde und zog mich schließlich hinter einem Vorhang um. Als ich wieder hervortrat, hörte Neys augenblicklich mit dem Lachen auf. Selbst der Verkäufer musterte mich anerkennend.

Das Kleid war eng anliegend, aber nicht unangenehm, da der fließende Stoff sich wie Wasser um meinen Körper legte. Es war schlicht gehalten, nur am Saum waren kleine hellblaue Perlen angenäht worden. Eigentlich mochte ich keine solchen Kleider. Ich empfand sie als unpraktisch und schon gar keine mit Glitzerperlen darauf. Aber ich musste zugeben, es stand mir.

„Wow“, war das einzige, was Neys von sich gab.

„Das steht Ihnen wirklich gut“, schwärmte der Verkäufer sichtlich überwältigt.

Mir schoss die Röte ins Gesicht. „Danke“, sagte ich kleinlaut. „Ich glaube, ich nehme es.“

„Es wäre ein Verbrechen, wenn Sie es nicht nehmen würden“, sinnierte der Verkäufer weiter.

Für Neys bekamen wir ebenfalls neue Kleidung, unter anderem eine schwarzgrau gestreifte Weste, die ihm wirklich gut stand. Als wir aus dem Laden traten, kam es mir vor, als drehten sich die Leute nach mir um. Anerkennende Blicke hafteten an mir. Auch wenn es mir schmeichelte, war es ungewohnt und ließ mich erröten. Neys war es sichtlich unangenehm, denn er trat von einem Fuß auf den anderen.

„Die Leute haben schon recht. Du siehst sehr schön aus“, murmelte er kleinlaut vor sich hin und wir beide erröteten. Schnell schritt ich voraus, aus Angst er könnte mein Herz laut schlagen hören. Als wir in die Straße des Arztes abbogen, lief uns schon die Frau der Praxis entgegen.

„Ihr beiden! Ich wollte euch gerade holen … eure Freundin …“, schnaufte die Frau schwer außer Atem, „Sie ist fortgelaufen! Sie ist weg … einfach weg!“

„Wie bitte?!“, entfuhr es mir. „Ich dachte, sie ist zu schwach?“

„Sie ist bestimmt noch schwach. Wir wissen nicht weiter. Wir haben überall nach ihr gesucht. Sie ist erst heute Morgen aufgewacht. Keiner der so etwas hinter sich hatte, sollte schon auf den Beinen sein“, versicherte uns die Frau besorgt.

„Wir werden sie suchen gehen“, beruhigte Neys die Frau aus dem Krankenhaus, die ihm dankbar zunickte.

„Nina, was machst du nur für Sachen“, murmelte ich besorgt. Zu dritt liefen wir die Straßen entlang, als ich abrupt stehen blieb. „Schaut einmal her“, sagte ich und zeigte auf ein Plakat. Auf diesem Aushang war ein Mann mit einem Bogen abgebildet und in großen Buchstaben stand: „Wettbewerb“.

„Könnte sie wirklich … ?“, fragte Neys schockiert.

„Es ist Nina. Und ja, sie würde“, sprach ich grinsend.

„Aber das Turnier ist doch nur für Männer. Sie wäre viel zu schwach, um auch nur zuzuschauen“, stellte die Frau kopfschüttelnd fest.

„So ist Nina. Bei ihr weiß man nie, was als Nächstes passiert“, meinte Neys schulterzuckend.

In diesem Moment war ich stolz und besorgt zugleich. Stolz, weil Nina sich niemals unterkriegen ließ, besorgt, weil die Frau Recht hatte. Ich hoffte bei allen vier Elementen, dass wir Nina noch rechtzeitig fanden, um sie von dieser absolut blöden Idee abzuhalten, bevor sie sich zu überanstrengte und einen erneuten Zusammenbruch erlitt. Doch zugleich war ich auch ein kleines bisschen wütend auf Nina, weil sie ihre Kräfte nicht schonte, die sie eigentlich für unsere gemeinsame Reise brauchte. Wir verweilten hier ohnehin schon viel zu lange. Wir konnten uns hier weitere Tage des Ausruhens nicht leisten.

Auch wenn ich gestehen muss, dass ich hier eigentlich gar nicht mehr weg wollte. Doch wer weiß, wie lange auch hier noch der Frieden herrschen würde. Unsere Dörfer verließen sich schließlich auf uns. Wir mussten denjenigen finden, der für dieses Chaos verantwortlich ist, bevor dieser noch mehr Schaden anrichten konnte und zwar schnell. Wenig Minuten später waren wir beim Turnier angelangt. Und wen sahen wir dort gerade beim Bogenschießen … ?

„Nina!“, schrie ich aus vollen Leibeskräften.

Unsere schlimmsten Befürchtungen bestätigten sich. Ich war mir sicher, dass sie mich gehört hatte. Doch sie ignoriert mich einfach. Ihre Konzentration war ganz auf das Ziel fixiert. In diesem Moment hätte ich ihr am liebsten den Hals umgedreht. Doch Nina traf von einer beachtlichen Weite direkt in die Mitte einer Melone, die in zwei Teilen auseinander zerbrach.

Sie atmete aus, drehte sich zu uns um und winkte uns fröhlich zu. Die Männer, die um sie herumstanden, blickten Nina wütend an. Manche beschimpften sie sogar, weil sie ein Mädchen war und das sie verschwinden sollte. Ich sah Nina im Gesicht an, wie sehr es sie schmerzte, doch ihr Blick wurde schlagartig anders, als ein Mann ihr den Bogen wegnehmen wollte. Sie funkelte ihn wütend an und ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Die Frau wollte gerade jemanden losschicken, um Nina zu holen, doch Neys hielt sie auf.

„Ich weiß, dass Nina noch nicht bei Kräften ist, aber es wäre jetzt nicht klug, sie davon abzuhalten.“ Neys hielt die Frau nur widerwillig zurück. Ja, Ninas Temperament wollte ich nicht erleben, wenn wir ihr etwas verbieten wollten.

Nina riss ihren Bogen wieder an sich, die Männer musterten sie und lachten sie aus. Auch aus der Ferne sah man, wie Nina vor Wut kochte. Diese Männer nahmen sie nicht ernst, lachten, zeigten auf sie, wollten sie stoppen. Die nächste Disziplin war, einen Apfel aus derselben Entfernung zu treffen.

Nina spannte ihren Bogen und schoss. Während der Pfeil sich vom Bogen löste und auf den Apfel zuschoss, zischte der Pfeil plötzlich rot an uns vorbei. Als würde er in Flammen stehen und traf den Apfel direkt in die Mitte. Der Apfel fiel zu Boden, wie ein verbranntes Stück Kohle. Leise pfiff Neys anerkennend durch seine Zähne. Auch die Krankenhaus-Helferin staunte nicht schlecht und sagte anerkennend: „Eure Freundin hat wahrlich Talent.“

Noch bevor ich oder einer der anderen begriffen, was hier gerade passiert war, stand Nina auch schon auf der Siegertreppe. Sie stand da und genoss den Applaus sichtlich. Die Männer die gegen sie verloren hatten, standen am Rande und schämten sich - zurecht, wie ich fand. Doch Nina winkte ihnen zu. Die Männer schluckten ihren hart erschütterten Stolz herunter und kamen zu ihr, um zu gratulieren. Einer trug Nina sogar auf den Schultern und sie lächelte wie ein Honigkuchenpferd.

Als Nina dann endlich bei uns war, umarmte ich sie. Neys klopfte Nina anerkennend auf die Schulter. Doch viel mehr interessierte er sich für ihren großen goldenen Pokal. Als sich die Aufregung gelöst hatte, die Menschenmenge sich zerstreute hatte und wir schließlich wieder unter uns waren, konnte ich meine Wut über ihr Verhalten nicht mehr länger im Zaum halten.

„Weißt du eigentlich, was du uns für einen Schrecken eingejagt hast, als du einfach abgehauen bist? Dir hätte, weiß das Wasser, alles zu stoßen können. Nina, du bist wirklich unverantwortlich!“, schrie ich sie an.

„Ich weiß. Doch ich konnte nicht anders. Bitte verzeiht mir“, sagte Nina schelmisch und strahlte kein bisschen Reue aus.

„Wann bist du aufgewacht?“, fragte Neys.

„Ich denke kurz vor der Morgendämmerung“, erwiderte Nina achselzuckend.

„Wie konntest du mitmachen? Das Turnier ist doch nur etwas für Männer. Außerdem solltest du im Bett bleiben und dich ausruhen“, sagte die Frau immer noch schockiert.

„Ich ließ nicht locker, bis sie mir erlaubten mitzumachen. Keiner dachte, dass ich eine ernsthafte Gefahr für sie sei. Außerdem durften immer schon Frauen mitmachen, aber es traute sich bis jetzt niemand. Vielleicht ändert sich das ja jetzt“, antwortete Nina strahlend.

„Ach Nina, du bist echt unmöglich. Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht.“ Mit gespielt entrüsteter Miene, schloss ich sie fest in eine Umarmung.

„Drei Sachen muss ich loswerden. Erstens …“, Nina schaute mich genauer an: „Du siehst sehr hübsch aus, das Kleid steht dir. Zweitens: Ich bin es! Nina, die niemals aufgibt und sich nicht aufhalten lässt. Und Drittens: Ich bin extrem müde.“ Mit letzter Kraft streckte sie, wie eine wahre Siegerin, den Pokal jubelnd dem Himmel entgegen. Als ich sie noch fragte, wie sie den Pfeil in Flammen stecken konnte, flüsterte sie mir ins Ohr: „Das ist meine Gabe.“ Ihre Gabe? Ich wollte sie noch mehr dazu fragen, aber angesichts ihres Triumphes und ihrer Erschöpfung, wollte ich es auf ein anderes Mal verschieben.

Eine ganze Woche verbrachten wir schon im Dorf der Weisen. Nina musste, nachdem sie das Turnier gewonnen hatte, wieder in ärztliche Betreuung. Aber ein netter Assistenzarzt kümmerte sich hingebungsvoll um sie und ihrem Temperament, sodass wir sie in besten Händen wussten. Es war hier wunderschön. Dennoch, als Nina aus dem Krankenhaus entlassen wurde, war es an der Zeit, weiterzuziehen. Doch zuerst wollten wir uns noch von Mira verabschieden, die uns gerettet hatte.

„Wo sollen wir sie suchen?“, fragte Nina.

„Ich habe wirklich keine Ahnung“, sagte ich leicht frustriert.

„Ich hätte da eine Idee: Wie wäre es, wenn wir uns einen Vogel ausborgen und das Dorf überfliegen? So können wir sie vielleicht von oben sehen“, schlug Neys vor.

Auch wenn der Gedanke sehr abwegig war, gönnten wir Neys diesen Flug, denn seine Augen leuchteten bei dem Gedanken. Das Glück war uns sehr gewogen, denn eine Frau am Landeplatz hatte einen Vogel für uns, der groß genug war, um uns alle zu tragen. Da Neys immer schon mit Wind und Fluggestalten zu tun hatte, übernahm er die Zügel.

Die Leute vom Dorf winkten uns zu, wenn sie uns über sich erblickten. Mittlerweile wusste jeder in der Stadt von den drei Neuen und ihren tierischen Begleitern. Doch von Mira fehlte jede Spur. Nicht einmal, der Schimmer ihrer violetten Haare verriet uns, wo sie sich aufhielt.

Es war wirklich frustrierend. Wir hätten doch am Boden bleiben und die Dorfbewohner nach Mira Fragen sollen. Wir wollten schon aufgeben, als wir auf einmal von oben etwas Wundervolles erblickten: Mitten im Dorf gab es einen Hügel und darauf stand ein prächtiges Gebäude. Zwar hatten wir es vom Boden aus schon bemerkt, aber anhand der hohen Steinmauern, wussten wir nicht was sich dahinter wirklich verbarg. Erst in den letzten Tagen hatten wir erfahren, dass es sich um einen alten Tempel handelte. Dass er aber so beeindruckend war, davon hatten wir keinen Schimmer. Jetzt wollten wir ihn erst Recht von Nahen begutachten.

Wir landeten vor den großen Toren der Mauer. Als wir gerade darauf zu gehen wollten, hielten uns zwei Wachen auf.

„Was wollt ihr hier?“, fragte einer der Männer bestimmt.

„Wir wollen uns den Tempel anschauen“, sagte ich irritiert.

Doch die Wachen quittierten es mit einem Lachen. „Ihr seid vielleicht witzig. In den Tempel kommt ihr jetzt nicht hinein. Also geht!“

Enttäuscht, dass wir Mira nicht gefunden hatten, brachten wir den Vogel zurück und wollten einen letzten Versuch starten und uns im Gasthaus nach ihr erkundigen. Wir bogen gerade in die Straße ein, als wir ein Mädchen erblickten, das von anderen Kindern umringt wurde. Sie zogen dem Mädchen an den Haaren und kniffen sie überall. Da ich nicht wegsehen konnte, ging ich geradewegs auf die Jungen zu.

„Hört auf damit!“, sagte ich laut und in meinem ernsthaftesten Tonfall. Doch die Kinder lachten mich nur aus und nahmen mich nicht ernst. Ich funkelte sie böse an: „Ich kann …“ Weiter kam ich nicht, denn Nina stellte sich zwischen mich und den Kindern und fing auf einmal an zu schreien. Noch nie hatte ich gehört, dass jemand so ausgeschimpft wurde. Es war beeindruckend. Die Gesichter der Jungs wurden bleich, zuerst wollten sie lässig etwas erwidern, doch Nina ließ sie erst gar nicht ausreden. Sie bekamen es dann schließlich doch mit der Angst zu tun und ergriffen die Flucht. Neys lehnte sich gegen eine Mauer und schaute dem Spektakel halb belustigt zu.

„Geht es dir gut?“, fragte ich das Mädchen.

Das Mädchen machte einen kleinen Knicks und sagte sanft: „Ich danke Euch vielmals. Wenn ich mich vorstellen darf, mein Name ist Missa und ich bin Euch zu tiefstem Dank verpflichtet.“

„Nicht so höflich, Kleine. Du bist ja noch keine acht Jahre alt. Da muss man es mit der Höflichkeit nicht so genau nehmen. Wir haben dir doch gern geholfen.“ Nina zwinkerte dem Mädchen aufmunternd zu.

Ich verpasste Nina einen leichten Stoß gegen die Rippen und flüsterte ihr zu: „Bring sie nicht durcheinander. Es ist schon in Ordnung so, dass Kinder in ihrem Alter bereits wissen, was Höflichkeit ist.“

Zum Glück hatte uns Missa nicht gehört und fuhr fort: „Ich bin wirklich noch keine acht Jahre alt. Ich bin sieben. Und Höflichkeit gehört zu meiner Erziehung.“ Das Mädchen lächelte uns freudig an. Sie erinnerte mich, mit ihrem aufrichtigen Lächeln sehr an meinen kleinen Bruder Sota. Als ich an ihn dachte, versetzte es mir einen Stich in der Herzgegend. Wir sehr mir mein kleiner Bruder und seine nörgelnde Art fehlte. Nina konnte nur noch verdutzt den Kopf schütteln.

„Darf ich fragen, wer ihr seid?“, fragte das Mädchen schüchtern und ihr Blick schweifte Richtung Neys.

„Ja, aber natürlich“, sagte ich und stellte uns nach der Reihe vor.

„Es ist eine Freude, euch kennenzulernen. Da ihr mir geholfen habt, ist es meine Pflicht, euch zum Abendessen einzuladen. Bitte seid meine Gäste.“

Nina verdrehte abermals die Augen. Da wir aber den ganzen Tag über noch nichts gegessen hatten, nahmen wir die Einladung dankend an. Missa ging Hand in Hand zwischen Nina und mir. Während wir so gingen, hüpfte sie hin und her, wie ein kleines Kind. Wenigstens diese Unbeschwertheit hatte sie sich behalten. Während sie hüpfte, flogen ihre geflochtenen, violetten Zöpfe mit, und ihr niedliches rosarotes Kleid schwang fröhlich umher.

„Warum wurdest du denn von den Jungs gehänselt?“, fragte ich sie.

„Ach, so genau weiß ich das nie. Die machen das einfach. Aber nächstes Mal hole ich meinen großen Bruder, wenn ihr gerade nicht da seid“, meinte sie und lächelte uns bewundernd zu.

Es war bereits Abend geworden. Trotz der Kuppel, die um das Dorf gebaut wurde und vor dem Schnee schützte, waren Sterne am Himmel zu entdecken und ich verspürte einen Hauch von Wind. Doch wie war das möglich?

„Du hast einen Bruder?“, fragte Nina nach und riss mich aus meinen Gedanken.

„Ich habe sogar drei Brüder. Aber ich bin nicht das einzige Mädchen, denn ich habe auch eine ganz liebe, große Schwester, die mir immer zur Seite steht.“ Ihre Augen glänzten bei ihrer Erzählung.

„Oho, drei Brüder. Bist du die Jüngste?“, hakte Nina nach.

„Nein nicht ganz. Einer meiner Brüder ist erst drei Jahre alt. Aber dann komme ich“, stellte Missa klar. „So, hier sind wir.“

Sie blieb abrupt stehen. Ich hatte, durch das Gespräch mit ihr, nicht auf den Weg geachtet. Doch als ich aufblickte war mir klar, wo wir waren.

„Hier wohne ich. Das ist mein Zuhause. Man sagt auch: Der Tempel der tausend Geheimnisse.“

Legende der Elemente

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