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Ankunft auf dem Lande

Während der ganzen Fahrt saß Markus stillschweigend mit eingezogenem Kopf auf der Rückbank. Er starrte aus dem Fenster auf die an ihm vorüberziehende Landschaft. Die halbstündige Fahrt, in der sie mehrere kleine, verträumte Ortschaften durchquerten, verging ihm viel zu schnell.

Und dann bog das Auto auch schon in die Einfahrt des großelterlichen Anwesens ein.

Nur schwer konnte Markus seine aufsteigenden Tränen zurückhalten. Er musste einige Male schlucken und tief durchatmen, dann hatte er sich wieder einigermaßen im Griff. Sein Opa stand schon in der Zufahrt und es dauerte nicht lange, da kam auch Oma aus der Haustüre getreten und begrüßte ihn herzlichst und liebevoll.

Ja, Oma, die wusste immer gleich, wie man Markus’ verwundete Seele heilen konnte. Und auch Opa setzte sein verschmitztes Lächeln auf und zwinkerte Markus aufmunternd zu.

Plötzlich – ganz unverhofft und stürmisch – kam ein mittelgroßes, schwarz-weiß geflecktes Etwas mit fliegenden, zotteligen Ohren in wildem Sprint auf ihn zugerannt.

Das war Basti in all seiner Größe und Schönheit.

Nur Opas etwas scharfer Pfiff stoppte ihn und verhinderte damit einen Zusammenprall zwischen den beiden.

Markus war für einen Moment ein wenig erschrocken und wich einen Schritt zurück. Darauf erfolgte eine so liebevolle und stürmische Begrüßung, wie man sie nur von einem Hund erwarten konnte.

Markus’ negative Einstellung gegenüber dem Land begann stückweise zu bröckeln und er vermochte auch schon wieder ein wenig zu lächeln, selbst wenn es noch etwas gequält aussah.

Oma hatte schon auf der von Rosen umrankten und von Efeu überdachten Veranda einen einladenden Kaffeetisch gedeckt, der Markus’ Augen zum Glänzen brachte. Oma kannte seine Vorliebe für Apfelkuchen, und ganz besonders für ihren.

Nebenbei erwähnt: Omas Apfelkuchen war mit Abstand der allerallerallerbeste!

Alle Anwesenden kamen gerne der Aufforderung, am Tisch Platz zu nehmen, nach, und sofort entstand eine ungezwungene, lebhafte Unterhaltung. Markus verputzte gleich zwei mittelgroße Portionen des herrlichen Gebäcks, begleitet von einem großen Becher leckerem Kakao, der natürlich auch von Oma speziell für ihn zubereitet war.

Niemand von den Erwachsenen, außer Opa, bemerkte, dass sich das wuschelige Wollknäuel namens Basti neben Markus niedergelassen hatte. Voller Aufmerksamkeit beobachtete er jede seiner Bewegungen und wachte achtsam über ihn.

Als Markus seine Hand nach ihm ausstreckte, wurde diese mit liebevollster Hingabe von Basti zuerst beschnuppert und dann abgeleckt.

Markus’ Seelenzustand war schon fast wieder im Gleichgewicht. Aber nur fast.

Nachdem die Erwachsenen über zwei Stunden angeregt miteinander geplaudert hatten, verabschiedeten sich Markus’ Eltern und vergaßen natürlich nicht, ihn zu ermahnen, den Weisungen der Großeltern Folge zu leisten, und überhaupt, er solle ganz einfach gehorchen.

Bei diesen Worten verfinsterte sich Markus’ Gesichtsausdruck aufs Neue. Erst als das Auto der Eltern in der Kurve der Einfahrt nicht mehr zu sehen war, hellte sich sein Gesicht wieder auf.

Oma räumte sorgsam den Kaffeetisch ab und verschwand dann in ihrer Küche.

Opa sah Markus wohlwollend an und versicherte ihm, dass Markus der Aufenthalt auf dem Land bestimmt gefallen werde.

Er zog ihn an sich heran und drückte ihn liebevoll.

Wieder musste Markus einige Male schlucken.

Zum Glück kam Oma just in diesem Moment aus dem Haus, um Markus mitzuteilen, dass es an der Zeit wäre, das Zimmer im Hause zu beziehen, welches die nächsten Wochen seine Bleibe sein würde.

Mit schleppendem Gang schlurfte Markus hinter seiner Großmutter ins Haus und folgte ihr über eine schmale Treppe hinauf ins Dachgeschoss.

Als Oma die Tür zu einem Raum geöffnet hatte, staunte Markus nicht schlecht. Ein großes, sonnendurchflutetes Zimmer bot sich seinen Augen dar. Zweckmäßig ausgestattet, aber überaus freundlich und behaglich. Seine zwei Koffer und der Karton standen bereits da und Oma begann auch schon seine Kleider im Wandschrank zu verstauen.

Mit einem Seitenblick auf den Karton, der Markus’ Spielzeug enthielt, meinte sie, dass dies seine Aufgabe wäre. Er könne sich aber Zeit lassen, all diese Dinge auszupacken. Wer weiß, meinte sie ganz nebenbei, ob er überhaupt Zeit finden würde, sich mit diesen Sachen zu beschäftigen.

Omas letzten Satz hatte Markus gar nicht mehr so richtig vernommen, denn langsam erfasste ihn eine Müdigkeit, gegen die er sich eigentlich innerlich wehrte. So folgte er Oma nach unten in die urgemütliche Wohnküche.

Opa war auch schon da. Er machte Markus den Vorschlag, ihn vor dem Zubettgehen noch durch den Garten, rund ums Haus und zum Hühnerstall zu begleiten, natürlich gefolgt von Basti, ihrem Beschützer.

Begeistert stimmte ihm Markus zu, seine Müdigkeit schien wie verflogen, und die beiden machten sich auf den Weg und schlenderten gemütlich über das Anwesen.

Vorbei an Omas Gemüse- und Kräutergarten und den dunkelrot leuchtenden reifen Erdbeeren.

Omas bunte und üppige Blumenrabatten säumten den Weg bis zum hinteren Teil des Gartens. Alles stand in voller Blüte und ein unbeschreiblicher, herrlich süßer Duft drang in Markus’ Nase. Markus holte tief Luft. So einen intensiven Wohlgeruch hatte er noch nie wahrgenommen.

Auch kleine, noch unreife Früchte konnte er an den verschiedenen Obstbäumen entdecken.

Dann standen sie vor dem Hühnerstall, Opas ganzer Stolz! Basti war schon vorausgelaufen und inspizierte die Einzäunung um das Gehege.

Seiner Meinung nach schien alles in Ordnung zu sein.

Opa erklärte Markus mit wenigen Worten, warum es ihm so wichtig gewesen war, einen Hühnerstall zu errichten. Wenn er jeden Morgen die Hühner füttere und die frisch gelegten Eier einsammle, würde immer ein Frühstücksei für ihn dabei sein, versprach er ihm. Für Markus war das ein großer Ansporn. So würde auch das lästige Aufstehen wesentlich leichter sein. Opa versäumte nicht, Markus noch darauf hinzuweisen, dass eine der Hennen – Ilse – etwas schwierig wäre, besonders wenn man ihr am Morgen das Ei aus dem Nest nehmen wollte. Hier galt es also aufzupassen!

Plötzlich spürte Markus wieder seine Müdigkeit, und so gingen sie den gleichen Weg, den sie gekommen waren, zurück zum Haus.

Oma wartete schon auf sie. Und nach einem kurzen – nach einem sehr kurzen – Aufenthalt im Badezimmer fiel Markus müde ins Bett und schlief sofort ein.

Schon früh am Morgen wurde er durch einen Sonnenstrahl, der seinen Weg durch das Dachfenster direkt auf Markus’ Gesicht fand, geweckt. Gleich darauf hörte er Oskars lauten, kräftigen Weckruf.

So schnell war er noch nie aus dem Bett gekommen.

Unten in der Küche hörte er schon seine Großmutter werken. Er begrüßte sie mit einer stürmischen Umarmung und einem dicken Schmatz auf die Wange.

Er berichtete ihr, dass er super geschlafen habe und dass er sich auch schon auf ihr gutes Frühstück freue. Oma drückte ihren Enkel liebevoll und schickte ihn ins Badezimmer, wo er sich auch dieses Mal nicht allzu lange aufhielt. Ein Korb und ein Behälter mit Körnern für die Hühner standen schon auf dem Küchentisch.

Markus schnappte beides und rannte hinaus Richtung Hühnerstall.

Mit lautem Gegacker wurde er von dem Federvieh begrüßt. Nach dem Ausstreuen des mitgebrachten Futters betrat er das Hühnerhaus und holte sich die Eier aus den einzelnen Nestern. Auf dem letzten, dem fünften, saß Ilse, das Zwerghühnchen.

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