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Erst bei Sturm zeigt sich der wahre Kapitän

Es war ein herrlicher Morgen. Freunde besuchten uns in Grado und wir beschlossen eine Bootstour zu machen. Also schnell die Badesachen eingepackt und los ging es Richtung Hafen. Ein letzter Blick aufs Handy, um den Wetterbericht zu checken. Nachmittags Gewitter und starker Wind. Charly fragte ein paar Gradeser nach der Wetterlage und sie meinten, es gäbe kein Problem. Bis zum frühen Abend dürfte es keinen Regen geben.

Die Fahrt auf dem offenen Meer war herrlich. Eine sanfte Meeresbrise streifte unsere Haut, der Geruch salziger Luft und die Kulisse von Lignano machten uns alle glücklich. Charly erhöhte die Geschwindigkeit und Christoph unterdrückte seinen Glückschrei nicht und rief: „Yeah, yeah, yeah.“

In der Nähe einer Sandbank stoppte Charly das Boot und auf „Los“, sprangen wir alle in das wunderbar erfrischende Wasser und hatten jede Menge Spaß. Der Korken des Proseccos knallte laut, wir prosteten auf den herrlichen Tag, plauderten über nette Erinnerungen und ließen uns von der Sonne trocknen. Unser Boot begann mehr und mehr zu schaukeln und Kapitän Charly blickte in alle Himmelsrichtungen. Über Lignano zogen schwarze Regenwolken auf und wir beschlossen, so schnell wie möglich unseren Badeplatz zu verlassen. Der Wind wurde immer stärker und uns blieb nur die Möglichkeit zur nächst gelegen Insel, Porto Buso, zu fahren. Der Wind blies um unsere Ohren, das Boot schaukelte und so eine wetterfeste Regenjacke wäre genau das richtige gewesen. Aber nachdem wir keine echten Bootsfahrer sind, befanden sich in unserer Tasche nur Badesachen, Sonnenmilch und Prosecco

Endlich waren wir in Porto Buso angekommen, aber Charly fand natürlich keinen Anlegeplatz und so mussten wir uns an ein parkendes Boot anhängen. Offensichtlich erging es vielen anderen ebenso wie uns. In diesem kleinen malerischen Fischerdörfchen befindet sich eine äußerst nette Trattoria „ai ciodi“. Die ersten großen Regentropfen erreichten uns bereits und wir rannten in die Trattoria, öffneten die Tür und sahen dort außer Menschen glatt noch mehr Menschen. An der Bar ergatterten wir ein Plätzchen und wir stärkten uns erst einmal mit einem guten Gläschen … dann noch einem … und dann noch einem … es regnete in Strömen.

Zum Glück tauschte eine Gruppe freundlicher Italiener mit uns den Platz und wir genossen herrliches Fischcarpaccio, Pasta di Mare, gegrillten Steinbutt, und um das Thema Hunger und Durst brauchten wir uns von da an keine Sorgen mehr zu machen.

Unsere gute Laune war in der Tat im ganzen Lokal spürbar. Charly erkannte auf einem der Bilder im Gastraum Kaiser Franz Josef, der Grado 1892 zur Kurund Badestadt ernannte. Er sagte zur Kellnerin: „Questo è (das ist) Kaiser Franz Josef, io sono (ich bin) Kaiser Karl.“ Max sagte: „e io sono (und ich bin) Kaiser Maximilian“, worauf die Kellnerin herzlich zu lachen begann. Auf ihr „e tu?“ (und du), antwortete ich ohne zu zögern: „Sissi!“ Das ganze Lokal lachte. Charly und Max griffen beide in ihre Tasche, zogen den Ausweis heraus und zeigten ihn der Kellnerin. Zum Beweis, dass ihre Nachnamen tatsächlich „Kaiser“ lauteten. Der Gesichtsausdruck der jungen Frau wurde plötzlich ernst, und sie sagte: „La prossima bottiglia va la casa“ (die nächste Flasche geht aufs Haus).

Das Wetter hatte sich ein wenig beruhigt und wir mussten ans Nach-Hause-fahren denken. Zum Glück hatte unser Kapitän noch einen klaren Kopf, und so stiegen wir sommerlich bekleidet auf unser nasses Boot, um den Weg Richtung Grado über die Lagune einzuschlagen. Der Wind blies, hohe Wellen spritzten aufs Boot und das kalte Wasser durchnässte uns bis in die kleinste Pore.

Charly steuerte das Boot trotz des heftigen Sturms wie ein alter Seebär und so erreichten wir gesund und unfallfrei den Hafen von Grado. Die Touristen schauten uns komisch an und die Gradeser lachten als wir durchnässt durch Grado gingen. Gerade so, als hätten wir just ein Rendezvous mit dem Meer gehabt.


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