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ОглавлениеDer Tagliamento
Den Alpenfluss Tagliamento kenne ich schon viele Jahre und jedes Mal, wenn wir die Brücken im Kanaltal überquerten, bewunderte ich die ausgedehnten Kiesflächen mit dem kleinen türkisfarbenen Gewässer.
Diesmal jedoch machten wir halt am malerischen Städtchen Venzone. Die 1976 von einem Erdbeben fast völlig zerstörte Altstadt faszinierte uns sehr. Selbst der Dom, die Brücken und alle Türme der Stadtmauern brachen in sich zusammen und wurden später detailgerecht wiederaufgebaut. Die gepflasterten Gassen, die Straßencafés, der weite, offene Municipio mit seinem gotischen Palazzo und das lebendige Markttreiben bildeten eine reizvolle Kulisse.
Wir verließen Venzone und fuhren auf die andere Seite des Tagliamentos. Entlang des etwa zwei Kilometer breiten Flusses entdeckten wir eine wahre Schatzkammer der Natur. Auf der Suche nach Nahrung unternehmen dort unzählige Arten von Tieren ihren Streifzug. Wir stiegen in das erstaunlich kalte, kristallklare Wasser und ließen unsere nackten Fußsohlen vom Kies massieren. Trotz massiver Hitze schafften wir es nicht das eiskalte Wasser auf unseren Körpern zu lassen.
Wir schlängelten uns den Tagliamento entlang, bis wir schließlich in Braulins landeten, den Naturfluss wieder überquerten und nach Gemona del Friuli kamen.
Auch der Hauptort des Tagliamento am Fuß des Monte Cuarnan wurde komplett vom verheerenden Erdbeben zerstört. In der historischen Oberstadt gingen wir die gepflasterte Via Giuseppe unter schattigen Arkadengängen hinauf. Wir passierten nette Antiquitätengeschäfte, bis wir den Dom mit seiner prachtvollen Fassade erreichten. Immer wieder sahen wir Tafeln, Bilder und traurige Fotos von der Verwüstung. Schweigend stiegen wir den Weg zum eingerüsteten Kastell hinauf und blickten mit Ehrfurcht auf die neu aufgebaute Stadt.
Der Hunger trieb uns nach Tarcento - in die ausgezeichnete Osteria di Villafreddo. Versteckt zwischen den Bäumen auf einem Hügel genossen wir einen wunderbaren Abend.
Am nächsten Morgen fuhren wir über Buia nach Cimano, überquerten den Tagliamento und besuchten den traumhaft schönen Lago di Cornino, der in einem Naturschutzgebiet liegt. Das klare Wasser schimmerte in Blau- und Grüntönen. Wir umwanderten den See auf einem schmalen Weg zwischen Bäumen und Felsen. Unzählige Vogelarten, vor allem Geier, kreisten um den See und begleiteten uns bei unserem Spaziergang. Die Temperatur des Sees ist eher kühl, daher konnten wir auch nur wenige Lebewesen im Wasser erkennen. Wir setzten uns auf einen Felsen und bestaunten die malerische Landschaft, die Flora und Fauna um uns herum.
Unsere Reise führte uns weiter entlang des Tagliamentos nach San Daniele di Friuli, die bekannte Schinkenstadt. Das kleine Städtchen liegt eingebettet in einer traumhaften Hügellandschaft und bietet außer Schinkenspezialitäten viel Geschichte, Kunst und Tradition. Wir schlenderten durch die hübschen Gassen, verkosteten den köstlichen Schinken und genossen ein Glas Prosecco.
Weiter am türkisgrünen Fluss entlang erreichten wir die Kunststadt Spilimbergo, die Heimat des Mosaiks. Die kleine, wunderschöne Fußgängerzone mit charmanten Läden und Lokalen führte uns direkt zum Dom. Der Palazzo Dipindo mit den beeindruckenden Freskomalereien und das Schloss Spilimbergo sind absolut sehenswert. Im Ristorante La Torre zeigte der Küchenchef seine Kreativität und überzeugte uns mit seiner Liebe zum Kochen.
Einmal noch besuchten wir den König der Alpenflüsse, den Tagliamento, der so viele Geheimnisse birgt und der letzte Wildfluss Europas ist. Wir ließen uns weitertreiben, bis wir an der Adria landeten.