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Das Verhältnis des M. psoas zum M. gluteus maximuss
ОглавлениеDer M. psoas und der M. gluteus maximus gelten herkömmlicherweise als Antagonisten: der M. gluteus maximus streckt die Hüfte, der M. psoas beugt sie. Ähnlich dachte man, dass der M. psoas das Becken in die Rotation nach vorne (üblicherweise als Beckenkippung nach vorne bezeichnet) und der M. gluteus maximus es in die Rotation nach hinten (oder in die Beckenkippung nach hinten) zieht. Neuere Nachweise ergeben jedoch, dass diese Muskeln ein eher synergistisches als antagonistisches Verhältnis zueinander haben.
Der M. gluteus maximus entspringt proximal am lateralen Anteil von Darmbeinkamm und Kreuzbein (Sakrum). Diese Ursprünge gehen in die hintere Faszie über, die das Kreuzbein und den M. multifidus bedeckt. Die Gesäßfaszie grenzt auch an die thorakolumbale Faszie, wodurch sie den M. gluteus maximus funktionell mit dem M. latissimus dorsi der Gegenseite verbindet. Auf diese myofasziale Verbindung wird unter mehreren Namen Bezug genommen wie hintere schräge Kette (Osar 2012), hintere schräge Schlinge (Lee 2012) oder hintere funktionelle Linie (Myers 2014) (siehe Abb. unten).
Die oberflächlichen Fasern des M. gluteus maximus setzen am iliotibialen Band und an der Tuberositas glutealis an (hinterer Anteil des Femur), während die tieferen Fasern der Gesäßmuskeln nur an der Tuberositas glutealis ansetzen. Die tieferen unteren Fasern des M. gluteus maximus entspringen am unteren Kreuzbein und am Steißbein. Diese Muskelfasern kreuzen das Iliosakralgelenk und setzen direkt seitlich an der hinteren oberen Spina iliaca an. Ihre Faszien verbinden sich mit dem Ligamentum sacrotuberale und der Faszie der tiefen intrinsischen Hüftmuskeln.
Während die oberflächlichen Fasern des M. gluteus maximus primär die Aufgabe der Hüftstreckung und Beckenstabilisierung übernehmen, ziehen die tieferen unteren Fasern dieses Muskels den Hüftkopf in der Gelenkpfanne nach hinten (Gibbons 2005ab, Gibbons 2007). Die tieferen Fasern des M. gluteus maximus sind funktionelle Synergisten des M. psoas bei der Zentrierung des Hüftkopfes innerhalb der Gelenkpfanne. Eine ideale Koaktivierung dieser beiden Muskeln liefert die optimale Kompression, um den Hüftkopf während der Hüftbewegung und daher auch während der Bewegung der unteren Extremität zu stabilisieren.
Zur Verbesserung der Hüftfunktion und Vorbeugung von Impingement-Syndromen der Hüfte ist ein Training zur Verbesserung der Synergie zwischen dem M. psoas und dem M. gluteus maximus unverzichtbar. In späteren Kapiteln sind Übungsstrategien zum Training dieser Synergie enthalten.