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-Kapitel 6- Der Wolf, das Alphatier und seine Führungsqualitäten
ОглавлениеIch gebe zu, Wölfe sind für mich etwas sehr faszinierendes. Nicht nur weil unsere Hunde alle von Wölfen abstammen, sondern weil sie immer wieder in der Vergangenheit falsch interpretiert wurden, was auch dazu führte, dass sie aus unseren Wäldern verbannt und beinahe ausgerottet wurden. Die Meinung, dass jeder Hund vom Wolf abstammt, teilt sich zwar heute noch, aber Forscher haben herausgefunden, dass am Anfang der Domestizierung des Wolfes zum Hund, viele Kreuzungen stattgefunden haben. Jedoch hat sich der Wolf als Stammvater des Hundes durchgesetzt.
Der Hund sieht uns Menschen und unsere Familien ebenfalls als Rudel oder Meute an. Das Oberhaupt der Familie ist immer der, der charakteristisch gesehen, die Führungsqualität besitzt, und für sich und seine Familie für den Zusammenhalt, und die Sicherheit innerhalb des Clans sorgt. Ein gutes Alphatier ist gesund, und stark. Das sind wichtige Komponenten, um seinen Status aufrecht erhalten zu können. Mit der Stärke ist nicht unbedingt die körperliche Kraft gemeint, sondern die psychische Stärke. Sind wir selbst diszipliniert, können wir diese Eigenschaft auch weitergeben. Wenn wir auf uns selbst acht geben, dann tun wir das unweigerlich auch für unser Umfeld. Und zu diesem Umfeld gehört zu aller erst unsere Familie, unsere Meute.
Doch dies sollte ich erst noch lernen. Ich muss dazu noch erwähnen, dass ich single bin, und mit meiner Katie eine schöne Zweizimmerwohnung in Hard bewohne. Meine Meute besteht also nur aus Katie und mir selbst.
Im Jahr 2011 rutschte ich in ein Burn out hinein, da ich zu viel arbeitete, zu wenig schlief, und vor meinen eigentlichen Problemen davon lief. Nach zwei nervlichen Zusammenbrüchen glaubte ich vor den Trümmern meines Lebens zu stehen. Ich ging in eine 2 jährige Auszeit, die geprägt war von vielen Therapie Sitzungen, und aufarbeiten von früh kindlichen Traumatisierungen. Katie war immer an meiner Seite. Erst heute ist mir bewusst, dass auch sie unter meinem Burn out gelitten hat. Damals war sie einfach nur ein Ruhepol für mich. Für die Menschen, die Katie kennen, glauben mir das wahrscheinlich nicht. Denn nach außen zeigte sich meine Hündin immer sehr lebhaft, und eher unruhig. Jedoch wenn ich mit ihr alleine war, war und ist sie immer noch die Ruhe in sich. Ohne sie hätte ich diese Zeit nicht überstanden. Da bin ich mir absolut sicher. Nach meiner Auszeit versuchte ich mich als Webdesignerin auf selbstständiger Basis.
Eine Zeit lang ging es ganz gut, aber ich fiel wieder in mein altes Verhaltensmuster hinein, und überschritt meine eigenen Grenzen. Im Jahr 2013 lernte ich bei einer Betriebsbesichtigung eine faszinierende und sehr interessante Frau kennen. Sie ist eine selbstständige Mental Trainerin, die schon in vielen renommierten Unternehmen und Konzernen Führungskräfte und Mitarbeiter coachte. Von dem Augenblick unseres ersten Treffens hatte sich mein Leben verändert. Das wiederum wirkte sich auch auf Katie aus.
Ich nahm erst ein paar Coaching Stunden bei Anja Hampel. Von Energie voll getankt, und neuem Mut in meinem Herzen, konnte ich das Ruder noch herum reißen, und einen neuen Weg gehen. Bei ihr kam ich zu der Erkenntnis, dass ich ein wertvoller Mensch bin, und dass ich selbst mit mir wertschätzend umgehen lernen musste. Diese Erkenntnis stärkte meinen Charakter, und auf einmal lösten sich viele Probleme wie von selbst. Heute bin ich sehr froh darüber, und aus einer Klientin/ Coach Beziehung wurde eine wunderbare Freundschaft.
Dass ich mich verändert hatte, war bei Katie auch wiederum deutlich zu sehen. In meiner tiefsten und schlimmsten Phase der Depressionen, entfernte sie sich von mir. Sie hatte eher die Tendenz weg zu laufen, wenn wir unsere Gassi Runden machten. Die Schleppleine war also wieder angesagt. Aber dennoch ließ sie mich nie aus den Augen. Auf ihre Art und Weise half sie mir, mir selbst zu helfen. An ein Training mit Katie war in dieser Zeit nicht zu denken. Das wäre auch eher kontraproduktiv gewesen, da ich ihr immer mehr die Gelegenheit gegeben hätte, ihre Fähigkeiten als Clown zu perfektionieren.
Also ließ ich sie Trainingstechnisch stehen, und kümmerte mich um meine eigenen Schwachstellen. Irgendwie hatte ich dabei auch Angst, dass ich nie wieder mit Katie an einem Turnier teilnehmen könnte. Eigentlich liebe ich diese Turnieratmosphäre, und diesen Nervenkitzel, der sich manchmal wie kleine elektrische Stöße anfühlt. Man weiß nie was auf einen zu kommt. Das macht die ganze Sache auch sehr spannend.
Als ich selbst wieder soweit hergestellt war, dank psychologischer Hilfe durch Anja, fing ich wieder in kleinen Schritten an mit Katie zu trainieren. Vor dem ersten Training nach dieser langen Pause, war ich so nervös, so dass ich an diesem Tag beinahe im 15 Minuten Takt die Toilette auf suchen musste. Wir machten die ersten Schritte auf dem Platz, und siehe da, Katie war voll und ganz bei mir. Sie führte alle Übungen mit einer großen Freude, ja beinahe mit innigster Leidenschaft aus. Meine Euphorie darüber konnte ich kaum in Zaum halten, so sehr berührte mich das ganze Geschehen. Dieses erfolgreiche Training brauchte ich um neue Kraft zu schöpfen, um mit Katie weiter arbeiten zu können.
Inspiriert von diesem Neustart, trainierte ich wieder öfter mit ihr. Katie hatte wieder Spass an der Arbeit, und zeigte sich von ihrer besten Seite. Von da an nahm ich mir vor, meine Sorgen ernst zu nehmen, und sie nicht achtlos zu verdrängen. Denn meine Sorgen spiegelten sich in Katie´s Verhalten wieder. Durch diese Tatsache zwang mich Katie immer wieder, mir selbst gewisse Fragen zu stellen, wenn etwas nicht so klappte wie es sollte. So gesehen, war Katie meine Seelenwächterin. Denn in die Rolle des Pausenclowns schlüpfte sie nie aus Boshaftigkeit, nein, sondern weil sie keine andere Wahl hatte. Dieses Clownhafte Verhalten ihrerseits, war ein Beweis dafür, dass sie ihre Unsicherheit überspielte.
Als ich etwas darüber nachdachte, kam ich zu dem Ergebnis, dass Katie eigentlich nur das tat, was ich ihr vorgelebt hatte. Auch ich neige dazu, meine Unsicherheiten mit Witz zu überspielen. Diese Einsicht lieferte mir wiederum der Beweis, dass mich mein Hund sehr gut studiert hat. Mir wurde wiederum klar, dass ich diesem Hundemädel einfach nichts vormachen konnte.