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-Kapitel 1- Körpersprache erkennen, hilft einander zu verstehen
ОглавлениеMinutenlang starrt mich Katie an. Sie steht vor mir, und ich würde vieles darum geben, wenn ich wüsste was sie in diesem Augenblick gerade denkt. Denn eines ist klar, sie führt was im Schilde. Ich gehe einen Schritt zurück, mein Blick ist immer noch bei ihr. Ihre Ohren gehen hoch, und jeder Muskel in ihrem Körper ist angespannt. Vorsichtig, und ohne hastige Bewegungen erkunde ich die Gegend, und halte Ausschau nach dem Objekt ihrer Begierde.
Und da, plötzlich springt eine getigerte Katze direkt neben mir aus dem Gebüsch, und schon war es geschehen. Mit vollem Elan und Entschlossenheit die Beute zu fassen, jagt Katie der Katze hinterher. Wie der Blitz rast sie an mir vorbei, immer die Beute im Visier und ohne Rücksicht auf Verluste. Gerade noch kann ich mein Knie in Sicherheit bringen, in dem ich mit einem Satz zur Seite springe.
Die leidenschaftliche Jägerin ist eine 9jährige Hündin mit einem geschmeidigen und zierlichen Körperbau. Mit einem Lebendgewicht von 20 kg ist es ihr möglich eine atemberaubende Geschwindigkeit zu erreichen, welche ich noch nicht zu messen vermochte. Sie ist eine wunderschöne, aber auch sehr prikäre Mischung aus einem Appenzeller Sennenhund und einem bayrischen Gebirgsschweißhund. Auf der einen Seite ist der Appenzeller Sennenhund ein Trieb-, Hüte-, Wach-, Haus und Hofhund, wobei dieser heute mehr als Familienhund gehalten wird. Er gilt als leicht misstrauisch Fremden gegenüber, was bei Katie absolut zutrifft.
Auf der anderen Seite steckt in ihr auch der bayrische Gebirgsschweißhund, welcher von den Leit- und Schweißhunden bzw. von den Bracken abstammt. Er ist sehr beweglich, und hat einen sehr muskulösen Körperbau. Alle Leit- und Schweißhunde stammen von den Urjagdhunden ab. Alle reinen Bracken haben feinste Nase auf Spur und Fährte, und einen lockeren Fährtenlaut beim jagen. Die Rasse des bayrischen Gebirgsschweißhundes wird meist für die Nachsuche auf der Jagd eingesetzt, und ausschließlich nur für die Jäger und die Jagd gezüchtet. Nun, manchmal passieren eben "Unfälle", und zwei nicht für die Zucht bestimmte Tiere verpaaren sich. So war es wohl auch bei den Eltern meiner Katie. Der Vater war ein reinrassiger bayrischer Gebirgsschweißhund, und die Mutter eine Appenzeller Sennenhündin.
Die Mischung nenne ich deshalb prekär, da der Treibhund sowie der Jagdhund aufeinander trafen. Und beides ist in meiner Katie vereint.
Ein paar Meter hinter mir steht ein Baum, den die Katze blitzschnell und gekonnt erklimmt , um ihr Leben in Sicherheit zu bringen. Doch Katie gibt nicht auf. Sie bellt aufgeregt die auf dem Baum sitzende Katze an, in der Hoffnung dass sie ihre Beute doch noch zur weiteren Jagd auffordern kann.
Weder ein Pfiff, noch ein energisches Rufen führen dazu, dass Katie ihren Traum von der Beute aufgibt, und zu mir zurück kommt. Genervt gehe ich zu ihr hin, und beende das Szenario, in dem ich sie an die Leine nehme, und mit ihr weg gehe. Erst als die Katze und der Baum außer Sichtweite sind, hört sie auf zu bellen, und geht wieder ruhig neben mir her, als wäre nichts gewesen. Mittlerweile hab auch ich mich wieder beruhigt. Nun werden sie sich fragen, was ich während dieser Jagd gemacht habe. Ich bin ehrlich zu Ihnen. Ich tat nichts, außer beobachten. Jegliches hinterher rufen hätte zu keinem Erfolg geführt, da ihre Gehörgänge für meine Kommandos geschlossen waren. Eine Kommunikation war in dieser Situation schlichtweg unmöglich.
Die eben beschriebene Szene spielte sich vor ca. 8 Jahren ab. Katie war damals knapp ein Jahr alt. Vor ihrer Zeit hatte ich bereits zwei Hunde, und im Grunde war mir daher die Situation nicht neu. Der Jagdtrieb ist ein angeborener Instinkt des besten Freundes des Menschen. Sehr oft wurde ich schon gefragt, wie man dem Hund das jagen abgewöhnen kann. Darauf lautet meine Antwort immer. Gar nicht. Ein angeborenes Verhalten bzw. Trieb ist tief verankert, und wird immer von Generation zu Generation weitergegeben, und dient der Arterhaltung.
Was bedeutet das für uns Menschen? Wir müssen lernen unsere Hunde anhand der Körpersprache zu lesen. Das heißt, wir müssen zu Beobachtern werden. Wie in einem Wolfsrudel, kündigt auch der Hund seine Handlung an.
Wenn ein Welpe in sein neues zuhause einzieht, untersucht er sein Umfeld auf das genaueste. Sehr schnell findet er durch Beobachtungen heraus, wie sein Herrchen oder Frauchen funktioniert. Meist nach ein paar Tagen kennt der Hund seinen Menschen sehr gut. Auch wenn ihm manche Körperhaltungen des Menschen spanisch vorkommen, speichert er diese in Verbindung mit einer anderen Handlung, und ist dann in der Lage diese Information immer wieder abzurufen, oder gar nachzuahmen. Ja, Hunde können nachahmen. Hierzu möchte ich gern eine Geschichte aus meiner Erfahrung erzählen.