Читать книгу Ein kleiner Androide - F. Schütz - Страница 10
6. In der Wildnis
ОглавлениеSobald die Waldlichtung aus der Sicht verschwand, drehte Robin ab, fand die kreuzende Straße und wanderte gen Süden. Er konnte nicht schnell genug vordringen, da nach einer guten Strecke seit dem ersten Aufladen die dürren Abschnitte kamen. Um die Akkus am Leben zu erhalten, musste Robin lange liegen. Kein Mensch hätte solche Wanderung ausgehalten: Eine Strecke gehen, stundenlang liegen, weiter laufen und in der Nacht sitzen. Robin hat durch die Beobachtung herausgefunden, dass am Rücken etwas mehr Solarzellen gab, weil er nach dem Liegen auf dem Bauch eine Meile mehr marschieren konnte. Seitdem streckte er sich stets auf solche Weise aus, um ein bisschen mehr Sonnenenergie zu tanken.
Die Annahme, dass der Weg bis zum Ziel führe, trog. Nach etwa hundert Meilen drehte die Straße nach Süd-West, Robin verließ sie umgehend. Die Lage wurde ein wenig bequemer durch den Zonenwechsel: Der bewaldeten folgte die steppenartige Zone. Die Steppe war leichter zu durchqueren und um die Sonne zu bekommen, brauchte man die Lichtungen nicht zu suchen. Aber das Ödland hatte ihre Tücken. Nach einem kurzen Gewitter brach Feuer aus, das der Wind in einem breiten Streifen weitertrieb. Mit der äußersten Kraftanstrengung gelang es dem kleinen Roboter, dem Inferno zu entkommen. Andermal wurde er von einer riesigen Herde Hornviehs fast zertrampelt. Robin rettete sich hinter einen einsamen Felsbrocken, welchen er mit der Mühe erreichte.
Was ihn ungemein beschäftigte, war das Fehlen der jeglichen Anzeichen der Zivilisation. Es gab sehr viele Begriffe in der Sprache, die darauf hinwiesen. Wenn auch so wenige Menschen verblieben sind, waren es früher Milliarden gewesen. Wo sind die Ruinen der Städte, kleinen und großen, die Überbleibsel der Dörfer, die verfallenen Farmen und die heruntergekommenen Betriebe? Die Frage klärte sich demnächst.
Die Luft wurde trockener, die Sonne immer beißender, die Gegend sah nach einer Halbwüste aus. Dann wurde es bergig. Als Robin ein verstecktes Tal erreichte, stieß er beinahe mit einem Trupp Roboter zusammen. Sie landeten mehrere Helikopter, auch sehr große darunter. Das schwere Baugerät wurde rege entladen und die Arbeit lief an. Die Aktion galt einem kleinen Häuschen, das sich in der Nähe eines Felsens unmerklich machte. In einigen Stunden wurde die Hütte zersägt, unter Kontrolle abgebrannt, zu Staub zerrieben, in Steine zerschlagen, auf einen Haufen gelegt, mit dem Mutterboden bedeckt und bepflanzt. Die verschiedenen Metallstücke wurden gesondert in die Container zum Mitnehmen gesammelt. Fertig, die Helikopter hoben an und verschwanden. Nichts mehr erinnerte an eine dereinst bewohnte Stätte, die Natur pur war wiederhergestellt.
Langsam näherte sich Robin der unauffälligen Stelle. Eine Unausgeglichenheit bemächtigte sich seiner. Die emsige, gleichgültige Geschäftigkeit und die fehlende Wertschätzung der menschlichen Wohnstätte klärten ihn auf. Sogar die Erinnerung wollte man nicht haben! Zum ersten Mal dämmerte es ihm, dass eine dunkle Macht das Geschehen steuert und das den verbliebenen Menschen die Gefahr droht. In ganz anderem Licht erschien ihm die – ohne Zweifel – Märe vom Verhüten vor traumatischen Erkenntnissen. Niedergeschlagen machte er sich auf den weiteren Weg.
Nach mehreren Tagen spürte Robin, dass die Luft feuchter wurde. Seine Berechnungen zeigten, dass die tausend Meilen bald um sind. Allerdings war es kaum zu erwarten, dass die Basis direkt südlich lag. Er entschied sich, einen Zickzack-Kurs anzulegen. Aber rechts oder links anfangen? »Die meisten Menschen sind rechtshändig, gehe ich der Mehrheit nach.« Jetzt schritt Robin sich etwas westlich haltend, weiter. Die ausgeklügelte Strategie konnte er sich allerdings aussparen, die Basis lag tatsächlich im Süden, etwa 1050 Meilen von dem Ausgangspunkt entfernt. Sein Ziel erkannte Robin an mannigfaltigen Bäumen, die mit in allen Farben leuchtenden Früchten bedeckt waren, unzähligen Treibhäusern und sehr vielen Gebäuden.