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Oscar
Oscar. Seit Wochen wird wieder gemunkelt und spekuliert, wen sie dieses Jahr wohl für den weltweit bedeutendsten Filmpreis nominieren. Ist ja auch spannend: Welche Haupt- und Nebendarsteller, welche Regisseure, Kameraleute, Maskenbildner und Filmmusiker können sich demnächst eine der heiß begehrten, goldenen Statuen ins Regal stellen? Nun: Bald werden die potenziellen Kandidaten wieder bekannt gegeben.
Oscar. Also, ich hätte wirklich auch gern mal einen. Muss doch ein klasse Gefühl sein: Ich bin erwählt! Ich bin etwas Besonderes! Ich gehöre zur Elite! Einmal hören: »And the winner is …« Und dann: mein Name. Wahrscheinlich ist das eine der tiefsten menschlichen Sehnsüchte überhaupt, dieses Gefühl, beachtet, ausgezeichnet zu werden. Das Wissen: »Ich bin gut!« Na, zumindest halten mich alle dafür.
Die Logik des christlichen Glaubens sieht komischerweise völlig anders aus. Sie sagt: »Mensch, du bist ohnehin etwas Besonderes, weil es einen Gott gibt, der dich liebt und dich geschaffen hat.« Oder, um es anders auszudrücken: »Wenn du eine Auszeichnung brauchst, um dich gewollt zu fühlen, dann stimmt in deinem Leben etwas nicht.«
Würde Gott Oscars verleihen, dann würde er heute sagen: »Hey, nominiert seid ihr alle!« Und die Frage lautet nicht: »Wer gewinnt?«, sondern: »Holst du dir den Preis ab?« Zu Deutsch: Kannst du das glauben? Denn dann wirst du dich tatsächlich ausgezeichnet fühlen.
Trotzdem: Sollten Sie gerade überlegen, einen Oscar für Radiopfarrer zu stiften … Ich wäre da nicht abgeneigt …