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Der Glaube

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»Warum fühle ich mich manchmal, als sei ich in einer Hölle?«

»Weil du daran glaubst, in einer Hölle zu sein.«

»Bedeutet das, sie existiert nicht?«

»Doch. Und immer wenn du daran glaubst, befindest du dich in ihr. Du bist immer dort, wo dein Glaube ist.«

»Kann ich von der Hölle in den Himmel kommen?«

»Das weiß ich nicht. Es hängt davon ab, ob du den Himmel findest.«

»Wo kann ich ihn finden?«

»Himmel und Hölle liegen nur einen Glauben auseinander.«

Unsere Gedanken und Gefühle erschaffen unser Verhalten. Unser Verhalten erschafft unsere Realität. Kürzen wir diese Gleichung, erkennen wir: Unsere Gedanken und Gefühle erschaffen unsere Realität. Sie sind die schöpferische Kraft in uns. Die höchste schöpferische Kraft besitzt dabei unser Glaube, der sich aus unseren Glaubenssätzen zusammensetzt.

Glaubenssätze sind Annahmen, die wir als unumstößliche und einzige Wahrheit über uns und unsere Umwelt wahrnehmen. In ihrem Wesen drehen sich alle Glaubenssätze um: sein, haben, wollen, brauchen, müssen, dürfen oder können. Sie besitzen den höchsten transformativen Einfluss in unserem Leben. Ein Glaubenssatz entsteht durch einen wiederholten Gedanken verbunden mit einem intensiven Gefühl. Da bereits ein Paar aus Gedanke und Gefühl eine schöpferische Kraft enthält, besitzt ein Glaubenssatz demnach eine potenzierte Schöpferkraft.

Er ist ein zähes Bündel aus einem zahllos wiederholten Gedanken und intensiven Gefühlen, das als Vorlage für jede unserer Entscheidungen dient und so unser Leben bestimmt.

Jedes Paar aus Gedanke und Gefühl kann zu einem Glaubenssatz werden. Durch ausreichende Wiederholung eines Gedankens oder durch intensive Gefühle können wir an jede Vorstellung und an jede Bedeutung glauben.

Als wir eingeschult wurden, besaßen wir noch positive Vorstellungen von der Schule, denen wir positive Bedeutungen zugeordnet haben. Es war ein Ort, an dem wir neue Freunde finden und wertvolles Wissen lernen konnten. Doch mit jedem Schuljahr nahmen bei vielen die negativen Vorstellungen zu. Uns wurde vermittelt, wir müssten gut in der Schule sein, um einen angesehenen Beruf ausüben, ausreichend Geld verdienen und so ein befriedigendes Leben führen zu können. Mit der Wiederholung dieses Gedankens wurde auch das Gefühl der Angst größer, den fremden Vorstellungen von Lehrern, Eltern und der Gesellschaft nicht gerecht zu werden und unter dem Druck zu zerbrechen. Die Vorstellungen verwandelten sich zusammen mit ihren intensiven Bedeutungen zu einem Glauben, der sich mit jeder Wiederholung festigte. Je härter der Beton eines Glaubens wird, desto mehr Einfluss gewinnt er über unser Leben. So können Kinder bereits in jungen Jahren in ein bodenloses Loch blockierender Glaubenssätze fallen, wenn ihre Eltern ununterbrochen die Wichtigkeit der schulischen Ergebnisse wiederholen und die Angst vor dem Versagen schüren.

Die Wiederholung einer Vorstellung wird mit einer intensiven Bedeutung verknüpft und ergibt einen Glauben, der fortan als Basis für jede Entscheidung dient. Auf diese Weise entstehen alle Glaubenssätze. Ziehen die dünnen Fäden eines Paares aus Gedanke und Gefühl an einem robusten Tau eines gegenteiligen Glaubenssatzes, siegt der Glaubenssatz. Hinter ihm stehen eine hohe Anzahl gleicher Gedanken und mächtiger Gefühle, die seine Kraft in seiner Entstehung potenziert haben. Wie tief sich ein Glaubenssatz in uns verankert, entscheidet nicht seine Richtigkeit oder Falschheit, sondern seine Wiederholung und Intensität.

Die folgende Liste umfasst einige der weitverbreitetsten negativen Glaubenssätze, die unterbewusst nicht nur die Wahrnehmung, sondern auch unser Verhalten und damit die Gestaltung unserer Realität bestimmen.


Ich bin

ungenügend

unfähig

dumm

hässlich

erfolglos

arm

nicht liebenswert

schlechter als andere

wertlos

ein Opfer meiner Lebensumstände

Ich habe

Fehler

keinen Sinn im Leben


Ich brauche

einen Partner

Anerkennung

Geld

Befriedigung

Ich muss

fehlerlos sein

alle Erwartungen erfüllen

mehr und besser als der Durchschnitt sein

meinen Lebenssinn finden


Ich darf

nicht immer und überall Ich sein

keine Zeit verlieren


Ich kann

nicht meinen Seelenpartner finden

meine Wunden niemals schließen

meine Träume nicht realisieren

kein erfülltes Leben führen

Daraus leiten sich Kern-Glaubenssätze ab, wie:

Ich bin nicht liebenswert, weil ich Fehler habe.

Ich brauche in meinem Leben mehr, um glücklich zu sein.

Ich darf nicht Ich sein, weil ich alle Erwartungen an mich erfüllen muss, um geliebt zu werden.

Ich kann meine Träume nicht realisieren, weil ich ein Opfer meiner Lebensumstände bin.

Andere Menschen sind besser/schlechter als ich.

Glaubenssätze sind so gefährlich, weil sie im Unterbewusstsein entstehen und von dort aus operieren, während die schmerzhaften Gedanken und Gefühle, die sich aus ihnen entwickeln, im Bewusstsein wirken. Selbst wenn wir uns unserer Glaubenssätze bewusst werden, können sie trotzdem unterbewusst weiterwirken, weil sie sich weiterhin in unserem Unterbewusstsein befinden.

Negative Glaubenssätze entstehen durch unser Ego, das ein Teil von uns ist und sich nach Liebe sehnt. Mit jedem Glaubenssatz verfolgt unser Ego das Ziel, geliebt zu werden bzw. Leid zu vermeiden. Doch leider bergen alle negativen Glaubenssätze ein unheimlich destruktives Potenzial, das unser Leben schwerwiegend begrenzt und den engen Raum inmitten unserer Grenzen mit Schmerzen füllt. Sie wüten in jedem von uns und ergeben in ihrer Kombination einen tödlichen Cocktail, der unser gesamtes Leben vergiften kann. Nicht weil wir an sie glauben, sondern weil wir glauben, sie zu wissen. Um ihnen ihre Macht über uns zu nehmen, müssen wir unser »Wissen« infrage stellen, um es als Glaube zu enttarnen.

»Ich weiß nicht« wird zu einem essenziellen Grundsatz für ein grenzenloses Leben. Erst die Erkenntnis der Unkenntnis öffnet unsere Grenzen.

Aus einem Glauben entsteht ein Verhalten, mit dem wir unsere äußere Welt verändern. Diese Veränderung entspricht der Überzeugung, aus der unser Verhalten hervorgegangen ist und wirkt so als Bestätigung für unseren Glaubenssatz. Unser Glaubenssatz festigt sich, während sich unsere Realität immer weiter in seine Richtung bewegt.

Aus dem Glaubenssatz »Ich bin nicht liebenswert, weil ich Fehler habe« folgt häufig ein zurückhaltendes Verhalten. Wir sind unsicher und wollen unsere Fehler vermeiden. Folglich werden wir sie entweder ignorieren oder uns bemühen, sie zu verbergen. Ignorieren wir sie, sinken sie in den Schatten unseres Unterbewusstseins und können uns unbemerkt ein Leben lang begleiten. Verbergen wir sie, befinden sie sich im ununterbrochenen Licht unseres Bewusstseins, und die Angst vor ihnen steuert unser gesamtes Leben. Halten wir uns von anderen fern, halten jene sich auch von uns fern, und unser vom Glauben programmiertes Bewusstsein übersetzt die Reaktion in: »Die anderen halten sich von mir fern. Ich wusste es. Ich habe Fehler. Ich bin nicht liebenswert.« Unser destruktiver Glaube wird bestätigt, und der Kreislauf der selbsterfüllenden Prophezeiung dreht sich weiter.

Aus dem Glaubenssatz »Ich kann kein erfülltes Leben führen, weil ich ein Opfer meiner Lebensumstände bin« folgt häufig ein besonders passives Verhalten. Wir haben uns mit unseren Lebensumständen und unserer Ohnmacht abgefunden. Wir glauben, dass das Leben, wie wir es führen, unsere Bestimmung sein muss. Deswegen folgen wir dieser vermeintlichen Bestimmung, statt uns ihr zu widersetzen, um so weiteres Leid durch einen fruchtlosen Widerstand zu vermeiden. Wir werden von der Illusion eingenommen, dass andere Menschen, Ereignisse oder Umstände unser Leben kontrollieren würden. Wir fühlen uns als Spielball unseres Lebens, der von allen getreten wird und nur noch zusehen kann, in welche Richtung er fliegt. Falls wir die Kontrolle über unser Leben nicht selbst übernehmen, wird sie von unseren äußeren Umständen oder anderen Menschen übernommen. So erfüllt sich auch diese Prophezeiung, und wir werden tatsächlich zum vermeintlichen Opfer unserer Lebensumstände.

Da unser Verhalten unsere Realität erschafft, wird sie zu einem exakten Spiegelbild unserer Glaubenssätze. Von der Reaktion auf das Wetter bis hin zu der Gewohnheit, am Abend fernzusehen. Deswegen fällt es uns so schwer, uns zu verändern. Sportlicher zu sein, abzunehmen, mehr Liebe zu geben oder offener auf andere Menschen zuzugehen. Unser bewusstes »Ich will« steht im Gegensatz zu unserem unbewussten »Ich kann nicht«. Deswegen erschafft ein Lottogewinn noch kein Leben in Reichtum, ein neuer Partner noch kein Leben in Liebe und ein Blick in die Sterne noch kein Leben in Unendlichkeit. Der riesige Glaube »Ich kann nicht«, den wir unser gesamtes Leben bestärkt haben, steht dem winzigen Gedanken »Ich will« gegenüber, den wir unser gesamtes Leben geschwächt haben. Aus diesem Grund führen positives Denken, gefühllose Affirmationen und andere Methoden der Autosuggestion zu keiner nachhaltigen Veränderung, wenn sie nur an der Oberfläche eines Gedankens schwimmen, statt in die Tiefen des Glaubens zu tauchen.

Jeder Mensch wird in der Kenntnis seiner unantastbaren Vollkommenheit geboren, doch zur Unkenntnis darüber erzogen. Was wir verlieren, ist nicht unsere Vollkommenheit, sondern unseren Glauben daran. Doch wir können all unsere Zweifel ablegen und zurück zu unserer Quelle kehren. Wird unser Glaube grenzenlos, werden auch wir wieder grenzenlos. Diese Rückkehr erfordert, dass wir unsere destruktiven Glaubenssätze mit positiv ersetzen. Bringen wir »Ich will« in Einklang mit »Ich kann«, lösen sich die Grenzen unserer Realität auf. »Mein Glaube wird Wirklichkeit« wird zu dem entmystifizierten Zauberspruch, der unserem Leben eine unerschöpfliche Magie verleiht.

Richte dein gegenwärtiges Licht einmal in die dunklen Räume deiner schmerzhaften Erinnerungen, und reflektiere, wie häufig du wegen der oben genannten Glaubenssätze bereits eine Chance nicht genutzt hast. Wie häufig du in Wut ausgebrochen, in Verzweiflung gefallen oder in Trauer gesunken bist. Wie häufig du dich oder jemand anderen zu Unrecht verurteilt hast und in einen inneren oder äußeren Konflikt geraten bist.

Verweile für einen Moment in diesen Erinnerungen. Und jetzt trete aus ihnen heraus, und stelle dir vor, du würdest all diese Grenzen verlieren und wärst vollkommen frei.

Kannst du dir diese Wirklichkeit vorstellen?

Dann kannst du sie auch erschaffen.

Die Quelle in dir

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