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Was ist geschlechtlicher Biologismus?

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Es gibt verschiedene Möglichkeiten, geschlechtliche Aspekte mit Biologismus zu verknüpfen, also bestimmte Schlüsse zu ziehen und daraus Aussagen zu formulieren. Beispielsweise werden vermeintlich geschlechtliche Verhaltensweisen und Stereotype naturalisiert. Ihnen wird also ein Status von Normalität unterstellt, der sich von einem bestimmten Geschlecht ableitet. Derartige Vergeschlechtlichungen von Verhaltensweisen werden weitestgehend auch von cis Feminismen zu Recht auf schärfste kritisiert. Aus solchen Stereotypen heraus werden bestehende Sexismen als gerechtfertigt dargestellt, da sie mit „biologischen Tatsachen“ *räusper* verbunden werden. Ein banales Beispiel wäre, dass Frauen aufgrund von vermeintlich geringeren Konzentrationen an Testosteron im Körper ein weniger ausgeprägtes Selbstbewusstsein und geringere Durchsetzungsfähigkeiten hätten. Eine derartige Argumentation würde wohl in der überwiegenden Zahl von Feminismen umgehend kritisiert werden. Der tatsächlich zugrunde liegende zweigeschlechtliche Biologismus, der argumentiert, Geschlechter von Körpern ablesen zu können, bleibt hierbei jedoch meist unangetastet. Verhaltensweisen zu biologisieren, beziehungsweise als natürlich zu erklären, ist weitestgehend verworfen und gilt als sexistisches Mittel der Einordnung von Menschen. Geschlechtlicher Binarismus, Gleichsetzung von Organen, Hormonen und Chromosomen mit Geschlechtern, wird dennoch weiterhin als Standard aufgefasst.

Damit komme ich auch zum Kernstück des geschlechtlichen Biologismus: Dem Schluss vom Körper auf das Geschlecht und davon wiederum auf bestimmte Verhaltensweisen.

Dass diese Ansichten allerdings unweigerlich Diskriminierung und Ausschlüsse mit sich bringen, wird zu oft ignoriert, vorsätzlich verfolgt oder auch für das eigene Empowerment in Kauf genommen. Selbst wenn dabei Mehrfachmarginalisierte unsichtbar gemacht werden. Deshalb möchte ich dazu auffordern, die bestehenden Biologismen bei sich selbst und in der Öffentlichkeit zu erkennen und zu kritisieren. Ich möchte den Anstoß dazu geben, den Schluss vom Körper auf das Geschlecht in allen möglichen Facetten zu unterlassen.

Statt also von bestimmten Organen auf ein Geschlecht zu schließen, kann jedes Körperteil und jedes vergeschlechtlichte Organ jedem Geschlecht zugehörig sein. Eine Frau kann ausgeprägte Brüste und einen Penis haben. Sie kann diese Organe haben und sie für sich völlig anders bezeichnen, weil bestehende vergeschlechtlichte Begriffe bei der Person teilweise schwere Dysphorie auslösen können. Ich möchte hier nicht jede mögliche Konstellation einzeln ausführen. Der Punkt ist, dass die Vergeschlechtlichung von Körpern und welche Schäden dies bei Menschen anrichten kann, in unseren Köpfen überdacht werden soll.

Um es abzukürzen:

Falsch: „Ah, dieser Körper weist diese und jene Organe auf, muss also weiblich sein.“

Richtig: „Diese Person teilte mir mit, dass they eine Frau ist. Their Körper ist also der einer Frau.“

Richtig +: „Ich schließe nicht von der Erscheinung von Personen auf deren Geschlecht und erwarte/verlange auch keinerlei Auskunft darüber von einer Person.“

Ganz nebenbei: Das Geschlecht einer Person zu vermuten und falsch zu liegen, ist eine Sache. Personen ein Geschlecht zuzuweisen und deren Willen nicht zu respektieren, ist Gewalt. Es läuft der geschlechtlichen Selbstbestimmung einer Person zuwider, wenn versucht wird, eigene diskriminierende Einstellungen und Überzeugungen als wichtiger zu betrachten. Glaubt mir, Transfeindlichkeit ist nicht kreativ und auch nicht edgy, sie reproduziert nur das bestehende binäre Geschlechtersystem.

Biologismus: Schluss vom Körper auf das Geschlecht, Abweichungen werden pathologisiert oder maximal als Identität/Empfinden eingestuft.

Ich: umgekehrte Herangehensweise → Wenn Person eine Frau, dann Körper einer Frau.

Trans. Frau. Sein.

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