Читать книгу Trans. Frau. Sein. - Felicia Ewert - Страница 9

Was bitte sind Cissexismus, Transfeindlichkeit und Transmisogynie?

Оглавление

Transfeindlichkeit bezeichnet zunächst einmal die vielschichtigen Formen des Ausschlusses von trans Personen, der Gewalt ihnen gegenüber und auch ihre Einstufung als Fehler oder Abweichung. Vielschichtig auch deshalb, weil sich diese Feindlichkeit auf unterschiedlichste Weisen in sprachlicher und physischer Gewalt zeigen kann. Auch wenn eine Differenzierung zur Analyse unbedingt erforderlich ist, darf keineswegs in „harmlos“ oder „weniger diskriminierend“ unterteilt werden. Transfeindlichkeit umfasst somit alle Begebenheiten, in den trans Personen Ausschluss und Gewalt erfahren. Zur genaueren Bestimmung und Definition dient der Begriff Cissexismus. Dieser kehrt die Problematik um und zeigt, wo die Diskriminierung ihren Ursprung hat. Sie nimmt somit die Verantwortung von trans Personen weg und weist diese cis Personen zu. Daher wäre auch der Begriff der Cisnormativität oder geschlechtlicher Biologismus denkbar. Cisnormativität, ähnlich der Heteronormativität, geht davon aus, dass alle Personen cis seien. Selbst wenn dem Großteil der Bevölkerung nicht einmal die Bedeutung dieses Begriffes geläufig ist. Daraus ergibt sich ein Othering-Prozess, der trans Personen als Abweichung vom gesetzten Normalzustand definiert. Sie gelten hiernach als eine Art Ausnahme oder gar Fehler. Das Wort Cissexismus ist natürlich angelehnt an den Begriff Sexismus. Sexismus beruft sich auf die fälschliche Herleitung von bestimmten Charaktereigenschaften, Interessen, Fähigkeiten etc. aufgrund des Geschlechts. Cissexismus greift grundlegender und leitet aus Organen, Hormonen und Chromosomen bestimmte Geschlechter ab. Im Einzelfall kann diese Zuweisung auch noch detaillierter erfolgen, ich werde später darauf eingehen. Der Kern des Cissexismus ist somit die Herleitung eines bestimmten Geschlechts, indem dieses einem Körper aufgrund vermeintlicher Eindeutigkeit zugewiesen wird. Hieraus werden dann Einschlüsse und Ausschlüsse formuliert, die einer geschlechtlichen Selbstbestimmung von Menschen zuwiderlaufen. Anders ausgedrückt wird ein Körper betrachtet und ihm aufgrund von Cissexismus ein bestimmtes Geschlecht zugewiesen. Umgekehrt wird das Vorhandensein oder nicht Vorhandensein bestimmter Organe mit einem Geschlecht verknüpft. So gilt die universelle, jedoch cissexistische Annahme, dass eine Person mit Vulvina eine Frau zu sein hat und eine Person mit Penis ein Mann sein müsse. Ich kann dir im Namen von trans Personen garantieren, dass dies nicht der Fall ist und du unabhängig vom Status von Reproduktions- und/oder Ausscheidungsorganen, oder salopp ausgedrückt „Intimbausätzen“, dein selbstbestimmtes Geschlecht innehaben kannst. Dass weiterführende Faktoren wie geschlechtliche Vorstellungen, Wahrnehmung in der Öffentlichkeit und rechtliche Aspekte existieren, steht auf einem anderen Blatt.

Echt!

Wozu ist nun noch der Begriff der Transmisogynie erforderlich, wenn doch mit den vorangegangen prinzipiell alles geklärt ist? Transmisogynie soll auf die spezielle Form von Feindlichkeit gegenüber trans Weiblichkeiten, trans Frauen, Femmes, enby Personen aufmerksam machen (vgl. Serano 2007: 14; 140). Er soll die Verwobenheiten (Intersektionen) von Transfeindlichkeit und Misogynie aufzeigen. Die Geschichte der Transfeindlichkeit zeigt, dass sich Hass und Verachtung vorwiegend gegen trans weibliche Menschen entlädt. Der Kern ist somit die Ablehnung, Abwertung und der Hass auf Femininität beziehungsweise Weiblichkeit, wie auch immer sich diese äußert. Dieser Zustand und die Tatsache, als z.B. trans Frau nicht heute mal Sexismus und morgen mal Transfeindlichkeit zu erleben, macht eine besondere Benennung erforderlich. Es soll hiermit ebenso auf speziellere Ausschlüsse verwiesen werden, die trans weibliche Personen treffen, wohingegen trans männliche Personen mitunter unbeachtet bleiben. Beispielweise werden trans Frauen oftmals gezielt aus feministischen Räumen ausgeschlossen, weil sie als Männer betrachtet und misgendert werden. Dass dies für trans männliche Personen mitunter nur ein scheinbarer Vorteil ist, erläutere ich im späteren Verlauf des Buches.

Kurz: Cissexismus teilt Menschen in zwei Geschlechter ein, die vermeintlich biologisch exakt von einander zu trennen seien. Diese Einteilung erfolgt per Zirkelschluss „Körper = Geschlecht“ und umgekehrt. Hierbei schließt Cissexismus Personen von einem geschlechtlichen Label aus und zwingt gleichzeitig Menschen unter ein Label, dem sie überhaupt nicht angehören.

Trans. Frau. Sein.

Подняться наверх