Читать книгу Hüter des Multiversums - F.G. WERTHEIMER - Страница 9
Das pulsierende Leben
ОглавлениеDie erste Woche war rasch vergangen und Phil saß als Einziger in der Schulbibliothek. Er kratzte sich am Kopf und studierte ein Kapitel über Kreuzritter. Langsam, aber stetig nahm er hastige Schritte wahr. Phil kratzte sich nochmal, betrachtete aber diesmal den Eingang. Leichtes Kichern vermischte sich mit dem zügigen Gang. Dieses leichte Kichern kam Phil vertraut vor. Als sie am Eingang stehen blieben, begann er zu lächeln. Tiffany und Isabelle grinsten ihn an. Er hatte sie in Spanisch kennengelernt. Tiffany mit ihrem braunen und Isabelle mit ihrem platinblonden Haar hatten in jeglicher Hinsicht das Aussehen von Models. Sie bewegten sich auch wie welche. „Hi, Phil“, grüßte Tiffany. „Hi, Phil“, wiederholte Isabelle. Beide setzten sich auf eine grazile Weise, die Phil für einen kleinen Moment nicht an Valerie denken ließ. „Hi. Na, wie geht es meinem inoffiziellen Fanclub?“ Beide lachten auf und tätschelten ihre modischen Taschen. „Uns geht's prima. Wie geht’s dir?“ Isabelles Fröhlichkeit blendete fast so sehr, wie es die Sonne tat. „Ganz gut, ganz gut. Ich werde noch heute einiges für die nächste Woche tun.“
„Oh, er ist so schlau. Er beginnt schon in der ersten Woche mit dem Lernen“, sagte Tiffany und blickte Isabelle begeistert an, die den gleichen Gesichtsausdruck hatte, „Er lernt und lernt und lernt.“ Sie zupfte ihr rotes, schulterloses Top und las die Überschrift der aufgeschlagenen Seite. „Und was machst du am Wochenende? Du arbeitest doch nicht noch immer bei dieser Pizzeria, oder?“, fragte Isabelle, die dabei ihr dunkelblaues Top prüfend betrachtete. „Natürlich arbeite ich noch immer dort. Es macht mir Spaß und ich verdiene gutes Geld“, er hielt inne und fuhr fort, „Und was macht ihr dieses Wochenende? Lasst mich raten. Ihr werdet wieder auf einer tollen Party sein, stimmt’s?" Sie wirbelten die Hände hoch und strahlten vor lauter Aufregung. „Ja! Wir sind auf Michaels Party eingeladen. Sie findet bei ihm auf seinem Anwesen statt. Er ist so cool. Isabelle hat seinen Swimmingpool schon ausprobiert, den Tenniscourt, das Gästehaus mit den vielen Zimmern aber noch nicht. Was noch?” Phil interessierte nicht wirklich, was der Typ, der Valerie nicht verdiente, besaß. Er gab sich freundlich und hörte aufmerksam zu. „Vergiss nicht den weinroten Mustang. Gott, der sieht so sahnig aus!“, unterbrach sie Isabelle, „Valerie hat wirklich Schwein, in diesem Wagen mitfahren zu können.“ Beide seufzten. In Phils Geist klatschte das Adjektiv auf die Liste mit allen anderen, die in seiner Gegenwart mit dem Mustang von Michael erwähnt worden waren. „Und was ist mit Valerie? Wird sie auch dabei sein?“
„Na klar. Er ist ihr Freund. Was denkst du denn?“, antwortete Tiffany glucksend. Die Blondine ließ sich davon anstecken. „Genau, ihr Freund. Dumme Frage. Entschuldige.“
„Kein Problem, Phil. Wir sehen uns“, sagte die Redegewandtere, „Komm Isabelle, wir müssen uns beeilen. Sie warten schon draußen mit den Schlitten auf uns.“ Sie half ihr beim Aufstehen. Sie schoben die Stühle zurück und verabschiedeten sich. Phil ließ es sich nicht nehmen und sah ihrem Gang hinterher. Auch ihre Schritte verschmolzen mit den anderen.
Sein leerer Magen knurrte und verlangte nach einem Abendessen, nun brach auch er auf, packte seine Sachen und ging aus der Schulbibliothek. Aus den Klassenzimmern strömten die Teenager. Einige gingen zügig zum Ausgang, andere schlenderten dorthin und blieben hier und da kurz stehen, um mit anderen zu plaudern. Ein Paar schubste Phil, während der Typ seine Geliebte hochhielt und sie sich im Kreis drehten. Sie waren dermaßen ineinander verschossen, dass sie ihn gar nicht bemerkten. Jubelschreie, Albereien und Witze hallten durch die Räume. Phil wich vielen aus und erreichte durch ein zickzackartiges Manöver mit einzelnen Stopps den Ausgang. Dort angekommen, hielt er die Tür auf. Nur die wenigsten bedankten sich. Er ließ die Türklinge aus und ging die Stufen flink hinunter. Nun war er auf dem großen Schulgelände, auf dem er noch vor einigen Stunden wie ein Besessener getänzelt hatte. Warme Brisen wehten an seinem karierten blauweißen Hemd, als er auf den Schulbus zusteuerte, der sich am vorderen Ende befand und in dem schon einige saßen. Die Sonne durchflutete nach wie vor das Schulgelände in goldgelbem Licht.
Phil stand vor dem Schulbus und blickte zum Parkplatz hinüber, auf dem sich ein beträchtlicher Haufen versammelt hatte. Sie stiegen in die Autos. Darunter befanden sich Sportwägen, Pickups und Cabriolets. Die beiden Models waren zu sehen, die beeindruckt vor Michaels Mustang standen und mit ihm plauderten. Wie weggetreten saß Valerie auf dem Beifahrersitz. Nachdem alle eingestiegen waren, rollte einer nach dem anderen auf die Straße. Der Rest jubelte oder winkte ihnen nach. Tiffany und Isabelle, die in eines der Cabriolets eingestiegen waren, entdeckten Phil. Sie formten das weltbekannte Rockzeichen und riefen ihm etwas zu. Anfangs verstand er sie nicht, aber bei längerem Hinhören verstand er sie doch. „Lass es dieses Wochenende rocken, Phil! Lass es endlich rocken!“ Was sie damit meinten, war ihm unklar. Lange dauerte es nicht und Michael fuhr mit der Hand über Valeries Schulter an dem Schulbus vorbei. Dieser Anblick entfachte die Eifersucht in ihm erneut und bestimmte die Laune bis nach Hause.