Читать книгу Ein tödlicher Kuss - Fiona Grace, Фиона Грейс - Страница 5
KAPITEL ZWEI
Оглавление„Ist das alles?“, fragte Gina, die über Laceys Schulter auf den Schreibblock blickte, der vor ihr auf dem Schreibtisch lag und mit Notizen übersät war. „Dein großer Plan?“
Es war der Morgen nach dem feuchtfröhlichen Abend zuvor und die beiden Frauen waren im Antiquitätengeschäft und taten ihr Bestes, trotz ihres Katers den anhaltenden Strom von Kunden zu bedienen.
„Mein großer Plan“, bestätigte Lacey und tippte mit ihrem Stift auf die Seite. „Ich habe einen Batzen Geld aus dem Verkauf der Goldmünze beiseitegelegt, den ich in eine Auktion zum Thema Pferdesport investieren kann. Morgen werde ich eine Rundfahrt durch Dorset machen, um einige Gebisse, Zaumzeug, Steigbügel und Sporen in einem Laden in Bournemouth zu besorgen, dann will zu einem spezialisierten Ledergeschäft in Poole, um einige Sandwich-Koffer, Feldflaschen und Flachmänner zu kaufen und schließlich zu diesem niedlichen kleinen Laden in Weymouth, wo Drucke und Kunstwerke verkauft werden.“
„Mooth.“
„Was?“
„Es wird ‚mooth‘ ausgesprochen, nicht ‚mouth‘. Way-mooth. Das doppelte O ist dasselbe wie in ‚book‘ oder ‚hook‘ oder – “
„Ich hab's kapiert, ich hab's kapiert!“, unterbrach Lacey sie, obwohl ihr sehr wohl bewusst war, dass sie Ginas Korrektur bald vergessen und geistesabwesend wieder zu einer phonetischen Aussprache zurückkehren würde. Die korrekte Aussprache englischer Ortsnamen gehörte nicht zu ihren Stärken. Aber fairerweise musste man sagen, dass sie wirklich eine verrückte Schreibweise hatten! Leicester? Versucht es doch mal mit Lester! Worcestershire? Wooster-shear! Wenn man die Regeln kannte, schien es ziemlich einfach zu sein, aber die Logik war in sich zusammengefallen, als Lacey selbstbewusst Cirencester „Sernster“ ausgesprochen hatte, nur um festzustellen, dass sie auf die einzige Ausnahme von der Regel gestoßen war, die tatsächlich „Siren-sester“ ausgesprochen wurde.
„Nun, klingt ganz so, als hättest du alles genau geplant“, sagte Gina mit einem Seufzer. „Und Bournemouth ist herrlich im Sommer. Es gibt dort einen schönen Sandstrand. Einen Pier. Lange Spaziergänge an den Klippen entlang. Chester wird es lieben.“
Lacey entging der traurige Unterton nicht. Gina hasste es, allein im Laden zu bleiben, wenn Lacey sich mit Chester auf Abenteuer begab. Lacey fühlte sich deswegen immer schuldig. Sie musste sich dann immer daran erinnern, dass sie die Chefin und Gina ihre Angestellte war, und dass es vollkommen normal war, dass sie andere Dinge zu tun hatte, als hinter der Kasse zu stehen und Regale einzuräumen.
„Ich werde nicht einmal einen ganzen Tag weg sein“, sagte Lacey zu ihr. „Dann werden alle helfenden Hände gebraucht werden, um den Auktionssaal vorzubereiten. Aber während ich weg bin, habe ich eine ganz besondere Aufgabe für dich.“ Diese Technik hatte Lacey gelernt, nachdem sie einen Tag mit ihrem achtjährigen Neffen Frankie in Dover verbracht hatte – immer, wenn er abgelenkt werden sollte, hatte sie ihm einfach eine „sehr wichtige“ Aufgabe gegeben.
„Ach ja?“, fragte Gina neugierig und fiel sofort auf den Köder herein.
Lacey schmunzelte. „Du musst die Wilfordshire Weekly anrufen und die Anzeige aufgeben.“
Gina schnitt eine Grimasse. „Ist das alles?“
„UND“, fügte Lacey hinzu, die blitzschnell nachdachte, „du musst … ein Plakat entwerfen! Ja. Das ist es. Du musst ein Plakat für das Schwarze Brett der Gemeinde entwerfen und es drucken lassen.“
Eigentlich hatte sie gar nicht vorgehabt, Plakate für die Auktion zu drucken, sondern gehofft, dass eine Anzeige in der Wilfordshire Weekly ausreichen würde, gefolgt von Laufkundschaft und Mundpropaganda, aber nun, da sie sich die Idee aus den Fingern gesogen hatte, fand sie sie richtig gut. Das Lodge B&B, das ihrer Freundin Suzy gehörte, war dank gezielter Plakatkampagnen immer ausgebucht.
„Das Plakat entwerfen, hm?“, sagte Gina und blickte interessiert drein. „Was halten wir davon, Boo?“ Sie blickte auf ihren Welpen herab. Boudica jaulte zustimmend. Dann wandte sich Gina wieder Lacey zu. „Abgemacht.“
„Großartig!“, sagte Lacey. „Ich werde morgen früh aufbrechen, wir haben also noch den ganzen Sonntag, um das mit dem Auktionssaal zu regeln. Glaubst du, dass du die Plakate bis dahin fertig hast?“
„Gar kein Problem“, sagte Gina, die bereits Feuer und Flamme für die Aufgabe war.
„Und vergiss nicht, dass es um Pferde geht. Also achte darauf, dass irgendwo ein Pferd drauf ist. Du musst nicht das Rad neu erfinden.“
„Klar, ich kümmere mich darum“, sagte Gina und machte eine scheuchende Handbewegung.
Lacey war sich nicht ganz sicher, ob es eine gute Idee war, der etwas schrulligen Gina die Verantwortung für das Plakat zu überlassen, aber es würde sie zumindest auf Trab halten. Und sie war fein raus und konnte den ganzen Tag in Dorset auf Schatzsuche gehen. Wie aufregend!
„Glaubst du, Tom würde mit mir mitkommen wollen?“, sagte Lacey. „Nachdem Dover so eine Katastrophe war, könnte Dorset vielleicht eine gute Möglichkeit sein, es noch einmal zu versuchen.“
„Frag ihn doch, was er davon hält“, sagte Gina.
Lacey blickte auf, als die Glocke über der Tür läutete und Tom auf sie zugestürmt kam. Lacey war überrascht, ihn so kurz vor Mittag zu sehen, da er zu dieser Zeit immer am meisten zu tun hatte. Vielleicht war er gekommen, um sich dafür zu entschuldigen, dass er sie gestern Abend sitzen gelassen hatte.
„Was machst du denn hier?“, fragte Lacey und Vorfreude stieg in ihr auf.
„Ich brauche etwas Kleingeld“, sagte Tom und winkte ihr mit einer Handvoll Zwanzig-Pfund-Noten zu, während er ohne anzuhalten direkt an ihr vorbei ging und sich sofort daran machte, Münzen aus ihrer Kasse auszuzählen. „Touristen zahlen immer mit Scheinen. Ist dir das auch schon aufgefallen?“
Das war es, aber darum ging es jetzt nicht. „Ich dachte, du wärst hier, um dich zu entschuldigen“, sagte sie enttäuscht.
Tom hörte nur mit halbem Ohr zu, während er das Wechselgeld auszählte. „Entschuldigen? Wofür willst du dich entschuldigen?“
„Nicht ich. Du! Du hast mich gestern Abend versetzt.“
Toms Kopf schoss noch oben und er hörte sofort mit dem Zählen auf. „Oh! Ach, Lacey, natürlich. Es tut mir so leid!“ Er ließ den Münzstapel liegen und wandte seine Aufmerksamkeit endlich ihr zu. Zärtlich streichelte er ihren Arm. „Es tut mir wirklich leid, dass ich dir abgesagt habe.“
„Was war denn los?“, fragte Lacey. Diese Unzuverlässigkeit sah Tom gar nicht ähnlich.
„Ach, nichts Besonderes, nur die Arbeit“, erwiderte er. „Ich hatte eine Braut, die unter Tränen ihre Hochzeitstorte absagen musste, weil ihr Vater mit Verdacht auf einen Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert worden ist. Da der Zuckerguss schon fast fertig war, habe ich die Torte in Stücke geschnitten und sie so verkauft, um meinen Verlust zu begrenzen. Das Problem war nur, dass die Braut ein paar Stunden später nochmal angerufen hat, um mir mitzuteilen, dass die Hochzeit nun doch stattfinden würde, weil es ihrem Vater gut ging; es war nur eine Magenverstimmung! Also musste ich nochmal eine neue Torte backen.“
„Nun ja, so sehr ich mich für die Braut und ihren verdauungstechnisch angeschlagenen Vater freue“, sagte Lacey, „für mich war es wirklich scheiße.“
„Ich weiß“, sagte Tom und streichelte zärtlich ihre Wange. „Ich hab's verstanden. Ich mache es wieder gut, das verspreche ich. Wir müssen nur noch eine verrückte Woche überstehen, dann kann endlich wieder Normalität einkehren.“
Lacey konnte ihm nicht mehr böse sein. Er war eindeutig gestresst. Normalerweise machte Tom die hektische Arbeit in der Konditorei Spaß, aber im Moment schien er fix und fertig zu sein.
„Das Pferde-Fest hält dich ganz schön auf Trab, hm?“, fragte Lacey.
Tom nickte. „Heute Morgen ist ein Kind in die Schaufensterauslage geklettert und hat das Macaron-Rennpferd umgestoßen, das ich für das Fest gemacht habe. Ich habe den ganzen Vormittag versucht, es wiederaufzubauen, aber es war die ganze Zeit so viel los, dass ich noch keine Gelegenheit dazu hatte.“
Lacey spähte durch das Fenster über die Straße zu Toms berühmter Macaron-Auslage. Da stand ein kopfloses Pferd. Sie konnte sich das Lachen nicht verkneifen. „Ach du liebe Zeit.“
Gina brach in schallendes Gelächter aus. „Sieht aus, als wäre die Mafia da dran gewesen.“
„Ja, den habe ich schon mal gehört“, sagte Tom müde. „Mindestens fünf Mal. Weil jeder zweite Kunde irgendeinen Witz darüber macht.“ Mit einer dümmlich verstellten Stimme sagte er: „Jemand sollte Sie bei der RSPCA melden. Konditorei? Ich dachte, das hier sei eine Metzgerei. Und so weiter.“
Dann fing er wieder an, sein Wechselgeld auszuzählen.
Lacey lehnte sich mit dem Rücken an die Theke und beobachtete ihn. „Wahrscheinlich ist jetzt gerade kein guter Zeitpunkt, dich zu fragen, ob du morgen einen Tagesausflug machen willst.“
Tom blickte auf und verzog gequält das Gesicht. „Morgen?“
„Ich werde für das Festival noch einmal eine Themenauktion veranstalten“, erklärte sie. „Ich will die Lager in Dorset abklappern.“
„Noch eine Auktion?“, sagte Tom lächelnd. „Das ist großartig. Und ich wünschte, ich könnte, aber meine Lebkuchenpferde backen sich nicht von selbst.“
„Das ist okay“, sagte Lacey, der es jedoch nicht gelang, ihre Enttäuschung zu verbergen. „Chester kann mich begleiten.“
Chesters Ohren zuckten, als er seinen Namen hörte.
„Es tut mir leid, Lacey“, sagte Tom aufrichtig. „Wenn das Festival vorbei ist, können wir so viele Tagesausflüge nach Dorset machen, wie du willst.“
Daran hatte Lacey so ihre Zweifel. Bis Tom ein paar anständige Mitarbeiter einstellte, würde es immer etwas geben, das seine ganze Aufmerksamkeit beanspruchte.
„Hey, ich habe eine Idee“, sagte Tom plötzlich und schnipste mit den Fingern. „Warum nimmst du nicht meinen Lieferwagen? Dann hast du mehr Platz für deine ganzen Einkäufe.“
Hoffnungsvoll lächelte er sie an. Es war offensichtlich, dass er helfen wollte, aber sein Lieferwagen war Laceys Meinung nach kein geeigneter Ersatz dafür, Zeit mit ihm zu verbringen.
„Brauchst du ihn nicht?“, fragte sie.
Tom schüttelte den Kopf und kramte in seiner Tasche nach den Schlüsseln. „Er gehört ganz dir“, sagte er. „Bring ihn einfach nur in einem Stück zurück. Ich sollte lieber zurück in die Konditorei gehen und mich um das kopflose Pferd kümmern.“
Schnell gab er Lacey einen Schmatzer, ehe er davoneilte, wobei das Kleingeld in seinen Taschen klimperte.
Lacey stand da, die Schlüssel des Lieferwagens in der Hand, und fühlte sich ein wenig wie ein Kind, das mit dem Auto ihrer Eltern abgespeist worden war. Die ganze Begegnung hatte sich äußerst enttäuschend angefühlt, aber Lacey beschloss, sich nicht weiter damit zu beschäftigen. Morgen würde sie sich auf ein neues Abenteuer begeben, und wer wusste, was für aufregende Schätze sie finden würde?