Читать книгу Teenager mit Liebe und Logik erziehen - Foster Cline - Страница 26

Eltern als Berater

Оглавление

Wenn Kinder in die Pubertät hineinwachsen, ist es für viele Eltern verständlicherweise schwierig, von der Rolle des Leitenden oder gar des wohlwollenden Diktators in die Rolle des Beraters zu wechseln.

Einer der größten Übergänge ist der von der „Du“-Sprache zur „Ich“-Sprache. Eltern, die zu Beratern geworden sind, erkennen, dass es nicht mehr hilfreich ist, „Du“-Botschaften zu senden, wie z. B. „Du solltest jetzt besser deine Hausaufgaben machen.“ Stattdessen verwenden effektive Berater-Eltern „Ich“-Botschaften, die ihre eigenen Verwunderungen, Überlegungen und möglichen Vermutungen zum Ausdruck bringen:

• „Ich frage mich, ob dir der Abi-Abschluss nicht wichtig ist.“

• „Ich frage mich, ob du dich über die Entscheidungen, die du triffst, ärgerst.“

• „Es interessiert mich, aus welchen Gefühlen heraus du zu deinen Entscheidungen kommst.“

Solcherart Bemerkungen sind etwas ganz anderes als: „Das solltest du diese Woche noch erledigen, wenn du eine Note für diese Arbeit haben willst.“

Leider sind jedoch einige Eltern von Teenagern immer noch im Bestimmer- statt im Beratermodus. Werden sie mit den Fehlern ihres Kindes konfrontiert, senden sie die Botschaft: „Was soll ich jetzt tun, um dein Problem zu lösen?“ Bedauerlicherweise übernehmen Eltern, die leiten wollen, die Verantwortung für den Teenager, was dem Teen­ager die Verantwortung für sein eigenes Problem entzieht.

Berater stellen auch eine Menge Fragen. Fragen, die Neugier und Interesse zeigen, sind mächtige Werkzeuge, die man bei Jugendlichen einsetzen kann. Befehle und Forderungen funktionieren oft gar nicht. Nachdenkliche, neugierige Fragen zwingen zum Nachdenken und führen oft dazu, dass Jugendliche neue und spannende Antworten finden, die ohne die Frage nie entstanden wären.

Die meisten Therapeuten verlassen sich in erster Linie auf Fragen. Man sagt oft, dass Seelsorger gute Antworten und Therapeuten gute Fragen haben. Und was glauben Sie, was die meisten Menschen schätzen? Wahrscheinlich die Fragen. Sie zahlen sicherlich mehr für einen guten Therapeuten als für einen guten Seelsorger.

Fragen führen dazu, dass Ihr Teenager nachdenkt und Lösungen überlegt. Forderungen, Belehrungen, Ultimaten und geäußerte Bedenken eher nicht. Es ist allzu leicht für einen Teenager, einer besorgten Mutter einfach zu sagen: „Mach dir keine Sorgen, Mama“, während er selbst überhaupt nicht über die Gefahren der Situation nachdenkt. Aber wenn eine Mutter sich laut fragt: „Was wirst du tun, wenn die Polizei in Jeanettes Hause kommt und die Eltern sind nicht da und es gibt Minderjährige, die Alkohol getrunken haben?“, muss sich der Teenager plötzlich eine Antwort einfallen lassen.

Fragen, die mit Bitterkeit und anklagend gestellt werden, sind unwirksam. Wenn Teenager das Gefühl haben, dass sie angeklagt werden, verweigern sie die Aussage und halten den Mund. Aber wenn Fragen mit Neugier und ehrlichem Interesse gestellt werden, öffnen sich die meisten Teenager.

Fast jede Aussage kann in eine Frage verwandelt werden. Hier sind einige Tipps, wie Sie als beratender Elternteil erfolgreich Fragen einsetzen können:

• Sagen Sie Ihrem Kind nicht, was Sie erwarten. Fragen Sie: „Was erwarte ich von dir?“ Besprechen Sie es. Nicht: „Ich erwarte, dass du dich verhältst wie …“, sondern: „Schatz, wie erwarte ich wohl, dass du damit umgehst?“

• Nicht: „Ich will nicht, dass du Freunde zu Besuch hast, wenn ich nicht da bin“, sondern: „Wenn du Freunde zu Besuch hättest, wenn ich nicht da bin, und es würde anschließend etwas fehlen, wer wäre dann schuld daran? Wie würdest du dafür bezahlen?“

• Erwarten Sie keine Antworten auf Fragen, wenn Ihr Teenager gerade mitten in seiner Wut oder seinem Schmerz steckt. Dann ist es am besten, sich Luft zu verschaffen, Liebe und hohe Erwartungen auszudrücken und später auf das Thema zurückzukommen.

• Wenn ein Teenager nicht antwortet und der Erwachsene weitere Fragen stellt, gibt dies dem Kind die Kontrolle über die Situation. Wenn Ihr Kind sich weigert zu antworten, machen Sie nicht den Fehler, eine Antwort zu verlangen. Anstatt eine weitere Frage zu stellen, sagen Sie einfach: „Ich kann verstehen, warum das so schwer zu beantworten ist. Vielleicht willst du ja darüber nachdenken und später darüber reden.“

Es besteht ein himmelweiter Unterschied zwischen einem kontrollierenden, fordernden Elternteil und einem einfühlsamen, beratenden Elternteil. Teenager brauchen Eltern, die sie beraten und gleichzeitig Einfühlungsvermögen zeigen und Konsequenzen zulassen. Typischerweise reagieren Teenager auf Befehle und Bestrafungen mit Verantwortungslosigkeit, Widerstand und Rebellion. Wir können jedoch auch von rebellischen Teenagern erwarten, dass sie sich an bestimmte Erwartungen in unserem Zuhause halten. Zum Beispiel können Eltern von ihren Teenagern erwarten,

• sich gegenüber allen Personen im Haus, einschließlich Gästen, respektvoll zu verhalten,

• keine Drogen ins Haus oder auf das Grundstück zu bringen,

• etwas zum Unterhalt des Haushalts beizutragen, indem sie Hausarbeiten erledigen,

• dass sie um Erlaubnis bitten, bevor sie die Kleidung eines anderen Familienmitglieds tragen oder das Familienfahrzeug benutzen.

Manche Erziehungsexperten nennen dies „Grenzen“. Der Klarheit halber bezeichnen wir sie als „Erwartungen“. Wenn nötig, können Eltern jüngere Kinder physisch begrenzen, aber es ist schwieriger, einen Jugendlichen oder einen anderen Erwachsenen so zu begrenzen, wie „Grenze“ auf die traditionelle Art und Weise verwendet wird: als eine Anweisung, die befolgt werden muss. Wir können jedoch Erwartungen äußern, und wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden, können wir Enttäuschung zeigen oder empfinden und dann auf eine Weise reagieren, die unseren eigenen Bedürfnissen gerecht wird.

Erwartungen sind am effektivsten, wenn sie nicht als Anweisungen gemacht werden, sondern wenn sie mit Fragen ausgelotet werden, wie z. B.: „Was denkst du, wie wir reagieren würden, wenn wir Drogen in der Wohnung finden?“ oder: „Was denkst du, wie die Polizei reagieren würde, wenn wir ihr melden würden, dass es bei uns Drogen gibt?“

Teenager mit Liebe und Logik erziehen

Подняться наверх