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Die Verwandlung
II

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Als er dies alles in größter Eile überlegte, gerade schlug der Wecker dreiviertel sieben. Dann klopfte die Mutter vorsichtig an die Tür am Kopfende seines Bettes.

«Gregor«, rief die Mutter,»es ist dreiviertel sieben. Willst du nicht wegfahren?«

Die sanfte Stimme! Gregor erschrak, als er seine antwortende Stimme hörte. Das war unverkennbar seine frühere Stimme, in die sich aber ein schmerzliches Piepsen mischte. Gregor wollte ausführlich antworten und alles erklären. Aber sagte er bei diesen Umständen[22]:

«Ja, ja, danke, Mutter, ich stehe schon auf.«

Die Mutter beruhigte sich mit dieser Erklärung und schlürfte davon. Aber durch das kleine Gespräch sahen die anderen Familienmitglieder, dass Gregor noch zu Hause war. Schon klopfte an der einen Seitentür der Vater, schwach, aber mit der Faust.

«Gregor, Gregor«, rief er,»was ist denn?«

Und nach einer kleinen Weile[23] mahnte der Vater nochmals mit tieferer Stimme:

«Gregor! Gregor!«

An der anderen Seitentür aber klagte leise die Schwester:

«Gregor? Ist dir nicht wohl?[24] Brauchst du etwas?«

Nach beiden Seiten hin antwortete Gregor:

«Ich bin schon fertig«.

Er bemühte sich, seiner Stimme alles Auffallende zu nehmen. Der Vater kehrte auch zu seinem Frühstück zurück. Aber die Schwester flüsterte:

«Gregor, mach auf, ich beschwöre dich!«

Gregor aber dachte gar nicht daran aufzumachen. Zuerst wollte er ruhig und ungestört aufstehen, sich anziehen und frühstücken, und dann das Weitere überlegen. Denn, das merkte er, im Bett wird er mit dem Nachdenken zu keinem vernünftigen Ende kommen. Er erinnerte sich, schon oft im Bett irgendeinen durch ungeschicktes Liegen erzeugten, leichten Schmerz empfunden zu haben. Aber der sich beim Aufstehen als reine Einbildung herausstellte. Er war gespannt, dass die Veränderung der Stimme nichts anderes war, als der Vorbote einer tüchtigen Verkühlung, einer Berufskrankheit der Reisenden, daran zweifelte er nicht.

Die Decke abzuwerfen war ganz einfach. Er brauchte sich nur ein wenig aufzublasen. Sie fiel von selbst. Aber weiterhin wurde es schwierig, besonders weil er so ungemein breit war. Er braucht Arme und Hände, um sich aufzurichten. Statt dessen aber hatte er nur die vielen Beinchen, die in der verschiedensten Bewegung waren. Und konnte er die nicht beherrschen. Wollte er eines einmal einknicken, so war es das erste, dass es sich streckte[25]. Und gelang es ihm endlich, mit diesem Bein das auszuführen, was er wollte, so arbeiteten inzwischen alle anderen, in schmerzlicher Aufregung.

«Nur sich nicht im Bett aufhalten«, sagte sich Gregor.

Zuerst wollte er mit dem unteren Teil seines Körpers aus dem Bett hinauskommen. Aber dieser untere Teil, den er noch nicht gesehen hatte, erwies sich als zu schwer beweglich. Es ging so langsam. Als er schließlich, fast wild, mit gesammelter Kraft, ohne Rücksicht sich vorwärtsstieß, hatte er die Richtung falsch gewählt. Und schlug er an den unteren Bettpfosten heftig an. Der brennende Schmerz, den er empfand, belehrte ihn, dass gerade der untere Teil seines Körpers vielleicht der empfindlichste war.

Er versuchte es daher, zuerst den Oberkörper aus dem Bett zu bekommen. Er drehte vorsichtig den Kopf dem Bettrand zu. Dies gelang auch leicht[26]. Trotz ihrer Breite und Schwere folgte schließlich die Körpermasse langsam der Wendung des Kopfes. Aber als er den Kopf endlich außerhalb des Bettes in der freien Luft hielt, bekam er Angst, weiter auf diese Weise vorzurücken. Wenn er sich schließlich so fallen ließ, musste geradezu ein Wunder geschehen, wenn der Kopf nicht verletzt werden sollte. Und die Besinnung durfte er gerade jetzt um keinen Preis[27] verlieren. Er wollte lieber im Bett bleiben.

Aber als er wieder so dalag wie früher, und wieder seine Beinchen womöglich noch ärger gegeneinander kämpfen sah und keine Möglichkeit fand, in diese Willkür Ruhe und Ordnung zu bringen, sagte er sich wieder:

«Ich kann im Bett nicht bleiben! Gibt es die kleinste Hoffnung, mich vom Bett zu befreien?«

Gleichzeitig aber vergaß er nicht, dass viel besser als verzweifelte Entschlüsse ruhige und ruhigste Überlegung ist. In solchen Augenblicken richtete er die Augen scharf auf das Fenster. Aber leider war aus dem Anblick des Morgennebels[28], der sogar die andere Seite der engen Straße verhüllte, wenig Zuversicht und Munterkeit zu holen.

«Schon sieben Uhr«, sagte er sich,»schon sieben Uhr und noch immer ein solcher Nebel.«

Und ein Weilchen lang lag er ruhig mit schwachem Atem.

22

bei diesen Umständen – в этих условиях

23

nach einer kleinen Weile – через несколько мгновений

24

Ist dir nicht wohl? – Тебе нездоровится?

25

so war es das erste, dass es sich streckte – так она первым делом вытягивалась

26

Dies gelang auch leicht. – Это легко удалось.

27

um keinen Preis – ни в коем случае

28

aus dem Anblick des Morgennebels – из вида утреннего тумана

Превращение / Die Verwandlung. Уровень 3

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