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Prolog
ОглавлениеIch nehme an, fast jeder hat schon mal den Spruch gehört: Sei vorsichtig, was du dir wünschst, es könnte in Erfüllung gehen!
Ich habe keine Ahnung, wer das gesagt haben mag. Auf jeden Fall ist es ein Scheiß-Spruch. Warum? Ein wenig Geduld, ich komme noch drauf zu sprechen.
Von klein auf habe ich immer eine große Phantasie gehabt. Ich habe wie die meisten Kinder Comics und Romane gelesen und ich habe mir wie die meisten Kinder gewünscht, ein Superheld zu sein. Sie auch? Na also!
Ich habe allerdings schon als Kind erkannt, dass die meisten Superhelden Schwächen hatten. Superman zum Beispiel wurde durch Kryptonit so schwach wie meine Tante Hedwig - vielleicht nicht so weinerlich und er erzählte dann auch nicht immer von seinen Krankheiten, aber immerhin schwach.
Batman war auch nie in der Lage, eine Falle zu erkennen oder wer es ehrlich mit ihm meinte und wer nicht.
Allen Superhelden fehlte die Fähigkeit, ihre Freunde zu erkennen oder die Pläne ihrer Feinde rechtzeitig aufdecken zu können. Ich habe früh für mich entschieden, was die ultimative Superkraft war, die Superkraft, die ich gerne gehabt hätte: Gedankenlesen!
Schon in der Schule habe ich mir immer vorgestellt, wie toll es wäre, die Antworten auf Fragen der Lehrer aus ihren Gedanken schon zu kennen. Eine Eins nach der anderen, klar. Aber noch toller wäre gewesen, hätte ich herausfinden können, wer damals Erich den Hundehaufen in den Schulranzen praktiziert hatte. Alle hatten Lutzi in Verdacht. Lutzi hieß eigentlich Lucia Carbonieri, war die Tochter des Besitzers einer Eisdiele - und dick wie ein kleines Ferkel. Es war Erich gewesen, der den Spitznamen Lutzi-Wutzi erfand und ihn ihr immer wieder nachrief. Sie war unstrittig unsere Verdächtige Nummer Eins, aber halt eben nur eine Verdächtige. Es konnte ihr nie nachgewiesen werden und die Ermittlungen seitens der Schule - eingeschaltet durch Erichs aufgebrachte Eltern - verliefen kläglich im Sande.
Mit der besagten Superkraft wäre es ein Leichtes gewesen, den Täter - oder wohl eher die Täterin - herauszufinden.
Die Fähigkeit des Gedankenlesens zu besitzen, war seit dieser Zeit mein größter Wunsch. Er dominierte mein weiteres Leben und immer wieder kam ich in Situationen, in denen ich die Fähigkeit schmerzlich vermisste.
Bis zu meinem Unfall vor sieben Monaten.
Was sich dadurch geändert hat? Gedulden Sie sich einen Moment, ich komme gleich darauf zu sprechen.