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Es ist acht Uhr morgens am nächsten Tag als Laura in ihren schwarzen Corsa steigt und Richtung Diadema fährt. Sie hat den Vermieter vom Mordopfer des Vortages Henrique Gomez vorher telefonisch über ihr Erscheinen informiert. Nach 20 Minuten kommt sie vor Gomez` geschlossenem Apartmenthochhaus an, in dem er in seiner Eigentumswohnung lebt. Sie wird bereits von ihm am Eingangstor erwartet.

„Guten Morgen, Frau … !“ wird sie von Gomez begrüßt.

„Frau Marques, Laura Marques, Kommissarin der Mordkommission IV der Polizei von São Paulo. Ich komme bezüglich des Mordfalls in ihrem vermieteten Haus in Jardim Miriam.“

„Ja, ich weiß. Die Nachbarschaft hat mich gestern schon informiert. Kommen Sie erst mal 'rein. Mein Apartment ist im vierten Stock. Dort können wir eine Tasse Kaffee zusammen trinken.“

„Nein danke, ich habe nicht so lange Zeit und will Ihnen nur kurz ein paar Fragen bezüglich des Mordes stellen“, entgegnet Laura.

„Schade, dann muss ich meinen Kaffee wohl allein trinken. Wissen Sie schon, wer der Mörder ist?“ will Gomez wissen.

„Nein, wir wissen bisher nur sehr wenig. Wir kennen bisher nur den Vornamen des Opfers, Mia. Sie als Vermieter müssten doch mehr über ihre Identität wissen?“

„Mehr als den Vornamen Mia kenne ich auch nicht. Ich habe nie nach einem Ausweis oder Pass von ihr verlangt. Ich weiß weder wie alt sie war, noch weiß ich, woher sie kam, bevor sie mein Haus mietete.“

„Kennen Sie die Bankverbindung des Opfers, mit der die monatliche Miete für das Haus in Jardim Miriam überwiesen wird?“

„Nein, auch da kann ich Ihnen leider nicht weiterhelfen. Die Miete wurde immer mit Bargeld beglichen. Ich habe sie an jedem ersten im Monat besucht, und sie hat mir das Geld in Cash ausgehändigt. Es gab nie Verzug. Sie konnte immer zahlen. Ein Traummieter für jeden Vermieter“, erklärt Gomez.

„Wie war das Verhältnis zu den Nachbarn? Gab es dort irgendwelche Probleme, die Ihnen bekannt sind?“

„Ich glaube, sie hatte wenig Kontakt zu den Leuten in Jardim Miriam. Sie hat mir nur erzählt, dass sie Pedro bedroht hat. Pedro hatte ein anderes Haus von mir in Jardim Miriam gemietet. Ich musste ihm den Mietvertrag kündigen, weil er seine Miete nicht zahlte und in meinem Haus mit Drogen gehandelt hat. Pedro hatte Mia verdächtigt, dass sie ihn bei mir verpfiffen hätte, was absolut an den Haaren herbeigezogen ist. Mia hat mit mir nie über Nachbarn oder ähnliches gesprochen. Eigentlich hat sie so gut wie gar nicht mit mir gesprochen. Sie hatte das Geld für die Miete immer genau abgezählt bereit und hat es mir in der Haustür überreicht. Ich war nie mit ihr im Haus“, berichtet Gomez.

„Das klingt interessant“, merkt Laura freudig an. „Sagen Sie mir alles, was Sie über diesen Pedro wissen. Wie hat er Mia bedroht? Ist er schon vorher anderweitig aufgefallen? Wo wohnt er derzeit?“

„Sein Name ist Pedro Garcia. Er wohnt schon seit Ewigkeiten in Jardim Miriam. Seit ein paar Jahren hat er mit Drogen zu tun. Das hat ihn aus der Bahn geworfen. Derzeit hat er keine Wohnung, so viel ich weiß. Er ist obdachlos und lebt wohl irgendwie auf der Straße. Ich glaube, er hat Mia nur verbal bedroht. Ich kenne die Geschichte auch nur von ihr. Sie erzählte es mir nur kurz, als ich das letzte Mal die Miete abholte. Es schien mir nicht, dass sie besonders ängstlich bezüglich dieser Bedrohung war.“

„Was hat eigentlich Mia beruflich gemacht? Wo kam das Geld her, was sie Ihnen jeden Monat bezahlt hat?“ fragt Laura.

„Das kann ich Ihnen nicht sagen“, antwortet Gomez achselzuckend. „Für mich war nur entscheidend, dass das Geld immer da war. Woher es kam, war Mias Privatsache, die nur sie und niemand sonst etwas anging.“

„Danke, das war es auch erst einmal“, beendet Laura die Befragung. „Wenn Ihnen noch etwas einfällt rufen Sie mich an. Hier ist meine Telefonnummer.“ Sie überreicht Gomez ihre Visitenkarte und geht zu ihrem Auto. In einer dreiviertel Stunde soll schon die außerordentliche Konferenz in Charlys Büro beginnen. Normalerweise findet diese Konferenz nur von Montag bis Freitag statt, aber aufgrund des aktuellen Falls findet sie diese Woche auch am Samstag statt. Laura ruft mit ihrem Mobiltelefon im Präsidium an, informiert Charly, dass sie gerade erst in Diadema losfährt und sich eventuell etwas verspätet.

Es ist kurz nach 10 Uhr als Laura im Präsidium ankommt. Janaina, Naomi und Charly sitzen schon am Konferenztisch in dessen Büro und trinken Kaffee. Laura tritt ein, entschuldigt sich für ihre Verspätung, setzt sich zu ihnen an den Tisch und schenkt sich ebenfalls eine Tasse Kaffee ein. Dann ergreift Charly das Wort:

„Guten Morgen zusammen! Bevor wir zu unserem aktuellen Fall kommen, habe ich noch eine erfreuliche Nachricht für Euch. Der Polizeipräsident hat mir gestern Nachmittag lobend mitgeteilt, dass unsere Einheit eine hervorragende Arbeit in den letzten Wochen und Monaten geleistet hat, weil wir überdurchschnittlich viele Fälle aufgeklärt haben beziehungsweise sehr viele Straftäter verhaftet haben, und somit unsere Stadt São Paulo für seine Bürgerinnen und Bürger sicherer gemacht haben. Als spezielle Belohnung und Anerkennung für diese außergewöhnliche Leistung bekommt jede von Euch eine Eintrittskarte für das Eröffnungsspiel der Fußballweltmeisterschaft im neuen Stadion.“ Die drei Frauen springen auf, umarmen sich vor Freude und jede gibt Charly einen Kuss auf die Backe. Sie sind alle drei große Fußballfans besonders vom Club SC Corinthians Paulista und waren schon oft gemeinsam bei Heimspielen im Stadion Pacaembu. Charly mag am liebsten SE Palmeiras, den größten Lokalrivalen von Corinthians. Er ist einmal gemeinsam mit seinen drei Mitarbeiterinnen bei einem Derby zwischen Corinthians und Palmeiras im Stadion Morumbi gewesen. Während des Spiels ist es zum Streit über eine fragwürdige Schiedsrichterentscheidung zwischen den Frauen und ihrem Chef gekommen, und alle sind so emotional aufgewühlt gewesen, dass sie auch im Dienst zwei Wochen lang nicht miteinander geredet haben. Seitdem ist Charly nicht mehr zu einem Fußballspiel gegangen.

„So Kolleginnen“, versucht Charly die Frauen zu beruhigen. „Kommt wieder 'runter ! Ich hoffe, dass Ihr beim Spiel unserer brasilianischen Selecao gegen Kroatien auch so euphorisch seit und die Mannschaft anfeuert. Lasst uns jetzt über unseren aktuellen Fall reden. Die Kriminaltechnik hat uns den Bericht vorgelegt. Der Tod trat zwischen zwei und vier Uhr morgens ein. Das Opfer wurde mit fünf Schlägen auf den Kopf ermordet. Die Tatwaffe war ein stumpfer Gegenstand, möglicherweise ein Baseballschläger oder etwas ähnliches. Es gibt keinerlei Anzeichen für eine Vergewaltigung oder eine sexuell motivierte Straftat. Leider sind am Tatort keine Fingerabdrücke oder sonstige Spuren entdeckt wurden. Das deutet darauf hin, dass der Mord geplant war, und der Täter Handschuhe getragen hat. Ihr habt ja gestern Abend und heute morgen schon verschiedene Leute befragt. Lasst uns jetzt 'mal zusammentragen, was Ihr an Erkenntnissen gewonnen habt. Janaina fang Du bitte an und erzähle uns, was Du herausbekommen hast!“

„Ich war in der Bar an der Avenida Cupece“, beginnt Janaina zu berichten. „Dort habe ich einen Mann kennengelernt, der aktuelle Fotos vom Opfer geschossen hat, die er mir auf einer Speicherkarte überreicht hat. Dadurch haben wir die Möglichkeit eine öffentliche Fahndung einzuleiten, um einiges über das Leben von dieser Mia zu erfahren.“

„Danke Janaina, gib' die Speicherkarte an unsere IT-Abteilung weiter.“ Dann wendet sich Charly zu Naomi: „Mach' Du bitte weiter!“

„Ja, ich habe schon einen möglichen Verdächtigen“, startet Naomi ihre Rede. „Er heißt Pedro und soll Frauen im Stadtteil belästigt haben. Wie mir zwei junge Frauen erzählt haben, ist er auf Drogen, deshalb wurde er aus seinem Miethaus 'rausgeworfen wurden. Derzeit ist er obdachlos. Wir sollten diesen Pedro dringend zur Fahndung ausschreiben!“

„Wie heißt der Typ?“ unterbricht Laura. „Pedro? Der Vermieter von Mia Henrique Gomez hat mir erzählt, dass Mia von einem Pedro Garcia bedroht wurde. Er hatte ebenfalls ein Haus von Gomez gemietet und Mia beschuldigt, dass sie an seinem Rausschmiss schuld sei. Ich glaube auch, dass dieser Kerl dringend zur Fahndung ausgeschrieben werden sollte.“

„Was wissen wir bis jetzt alles über diesen Pedro?“ fragt Charly. „Hat er irgendwelche Vorstrafen?“

„Nein“, antwortet Naomi. „Ich habe schon im System nachgeschaut. Es gibt keine Vorstrafen, aber es gibt einige Beschwerden bei der Polizeidirektion in Jardim Miriam bezüglich der Belästigungen. Ich habe schon mit den Kollegen vor Ort telefoniert, sie sagten, dass sie versucht haben, den Konflikt zwischen Pedro und den Frauen, die sich beschwert haben, zu deeskalieren und das sei ihnen auch gelungen.“

„Ok, dann rufe ich die Kollegen nochmal an und teile ihnen mit, dass dieser Pedro zur Fahndung ausgeschrieben ist. Ob wir mit dieser Fahndung an die Öffentlichkeit gehen, entscheidet der Staatsanwalt. Ihr fahrt nach Jardim Miriam und hört Euch um, ob dort jemand Hinweise geben kann, ob dieser Pedro irgendwelche Verwandte oder Bekannte hat, bei denen er untergekommen sein könnte, oder wo wir ihn sonst ausfindig machen können“, befiehlt Charly und steht von seinem Stuhl auf. Das ist das Zeichen, dass die Besprechung jetzt beendet ist. Naomi und Laura stehen ebenfalls auf und verlassen Charlys Büro. Janaina fährt mit ihrem Auto zum Ex-Haus von Pedro und danach will sie nochmal Jose besuchen, um ihn nach Bildern von Pedro zu fragen. Laura und Naomi nehmen Lauras Auto, um sich in der Bar und an der Bushaltestelle an der Avenida Cupece umzuhören.


Sampa Girls - Fußballfieber

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