Читать книгу Mama, wir sind dann mal Gott suchen! - Frank Bonkowski - Страница 11

Samstag, 8. März
50 Koffer nach Uganda

Оглавление

Nach fast genau 24 Stunden Bahnfahrt, Flugzeug und Busreise haben wir unser Ziel Kampala erreicht. Allerdings geht’s erst mal nicht ins Hotelzimmer – also keine Dusche, kein Bett, obwohl es jetzt genau das wäre, was ich unbedingt bräuchte. Auf dem Programm steht aber zunächst eine Jubiläumsparty in der Naomi-Froese-Schule, um die es bei unserem Einsatz hier hauptsächlich gehen wird. Die Schule ist gerade zehn Jahre alt geworden, und wir sind natürlich die Ehrengäste, wie fast überall, wo wir ab jetzt hinkommen. Was mir zuerst auff ällt: Sobald wir aus den alten Bussen steigen, sind wir von Kindern umringt. Ein paar ganz Mutige sind anscheinend von den anderen „bestochen“ worden und trauen sich, unsere weiße Haut anzufassen.

Irgendwann sitzen wir auf weißen Plastikstühlen – wie sooft in der nächsten Zeit –, um das Jubiläumsprogramm zu genießen. Wir werden in den nächsten Wochen ständig bei irgendwelchen Programmen dabei sein und meistens den Anfang und das Ende verpassen, weil noch andere Termine hinzukommen. Die Afrikaner haben einfach ein ganz anderes Zeitgefühl, und nie scheint jemand noch andere Termine zu haben oder nach Hause zu müssen, um sich auszuruhen. Jetzt sitzen wir also hier und genießen unsere ersten Eindrücke. Es werden viele Lieder gespielt, und die Gerüchte stimmen: Hier kann absolut jeder tanzen. Mir fällt auf, dass fast alle Kids die Mikrofone wie amerikanische Rapper halten. Die westliche Welt hat hier natürlich auch schon Einzug gehalten.

Das Essen ist auch eine spannende Angelegenheit: Erst werden uns mit Wasser in großen Kanistern die Hände gewaschen, dann werden wir von lächelnden, vor uns knienden Damen abgetrocknet. Das ist schon ein komisches Gefühl! Es folgen gekochte Bananen, Obst (das angeblich gefährlich ist, weil es andere Keime hat als die zu Hause), Hühnchen (ich passe, weil meine Schwester Sonja mich gewarnt hat), Reis und immer so weiter. Wir bekommen Gabeln, alle anderen essen mit der Hand. Das Händewaschen hatte also nicht nur metaphysisch-symbolische Bedeutung.

Nach dem Essen kommen ganz viele Reden. Die Afrikaner sind dankbar für die Naomi-Froese-Schule. Bildung ist hier absolut nichts Selbstverständliches. Ich erinnere mich an den Abend, als ich meine Tochter Jubilee mal ins Kino eingeladen habe, um zusammen „Die Päpstin“ zu sehen. Natürlich mit dem Hintergedanken, dass sie bestaunt, wie sehr Mädchen damals kämpfen mussten, um eine Schule besuchen zu dürfen. Ich weiß nicht, ob der Film meine Tochter tatsächlich dankbarer für ihre Hausaufgaben gemacht hat, aber ich weiß, dass sie zumindest von den negativen Umständen, den wenigen Bildungsangeboten, die es im Mittelalter für Frauen gab, beeindruckt war.

Hier in Afrika ist es auch nur für Kinder mit verhältnismäßig wohlhabenden Eltern möglich, eine Schule zu besuchen, und diese Freude, diesen Stolz, dazuzugehören, kannst du wirklich bei allen – Eltern, Lehrern, Schülern – spüren.

Fast jeder der locker 500 Leute, die hier rumsitzen, wird dann auch einzeln vorgestellt. Ein besonderer Höhepunkt ist erreicht, als wir der Schule ein Keyboard und ein paar der Gitarren übergeben, die meine Konfis gespendet haben, ebenso wie einen Haufen Fußbälle; jetzt kommt Stimmung auf.

Mein persönliches Highlight sind die vielen Kinder. Total lebendig, fröhlich und gleichzeitig absolut diszipliniert. Einfach schön! Irgendwann verlassen wir die Party, was der Stimmung aber keinen Abbruch zu tun scheint. Nach einem letzten spontanen Abendbrot im Hause der Missionare, in dem wir die kommende Zeit hier untergebracht sein werden, dem Aufhängen der Moskitonetze und Ohrstöpsel-Ausprobieren – falls einer meiner fünf Zimmerkollegen schnarcht – falle ich knappe 35 Stunden nach dem Aufstehen ins Koma!

Fazit des 1. Tages: Keine Ahnung, ob ich hier tatsächlich Gott finden werde. Keine Ahnung, ob ich hier irgendetwas Wertvolles, Gutes zurücklassen werde, obwohl ich das wirklich möchte. Aber schon nach den ersten Eindrücken ist mir klar, dass ich hier viel Gutes lernen werde.

Mama, wir sind dann mal Gott suchen!

Подняться наверх