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Mein Sohn, der Atheist!

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Mitten in dieser Phase passierte eine total verrückte Geschichte. Wir wurden als Familie eingeladen, in einem christlichen Camp Englisch zu unterrichten und Musik zu machen.

Lukas hatte die Chance, parallel auf dem Gelände bei einer Cowboy- und Indianer-Freizeit mitzumachen. Wir wohnten in Bad Segeberg, dem Zentrum der Karl-May-Festspiele, haben Freunde in Kanada, die Indianer sind. Warum also nicht?!

An einem Abend, als ich auf der Bühne stand und mit all diesen christlichen Teenagern Lobpreis machte, war ich mal wieder total frustriert. Worship kann manchmal so unglaublich unecht sein. Wir singen Texte von totaler Hingabe, die wir eigentlich gar nicht meinen. Wir singen, als ob wir ganz genau wüssten, dass Gott immer da ist, immer hilft, immer unser Steuermann und Lebenslenker und natürlich unser bester Freund ist; und wenn wir dann zurück im wahren Leben sind, leben wir ganz anders; so häufig jedenfalls, wie ich Jesus ignoriere, ist der Satz vom „besten Freund“ oft nur ein leeres Versprechen.

Und dann erzählte ich von meinem Sohn, dem kleinen Atheisten, der sich nicht zufriedengeben will mit oberflächlichen Wahrheiten, der kritisch ist und sich auf die Suche macht, bis er Gott wirklich begegnet. Von dem ich so viel lerne.

Meine Frau sagt mir immer, ich denke zu viel und soll einfach singen, aber ich kann so was nicht, war wieder frustriert und hielt eine brennende Rede: „Warum schluckt ihr all diese platten christlichen Wahrheiten? Genügt euch das? Hat hier keiner Zweifel, dass all das, was wir hier besingen und erzählen, wirklich wahr ist?“ Und dann erzählte ich die Story von meinem Sohn, dem kleinen Atheisten, der sich nicht zufriedengeben will mit oberflächlichen Wahrheiten, der kritisch ist und sich auf die Suche macht, bis er Gott wirklich begegnet. Von dem ich so viel lerne. Und wie man in so einer Phase des Unglaubens fast mehr lernt über Gott als in Zeiten, wo man alles ohne Vorbehalte für voll nehmen kann.

Ich dachte anschließend eigentlich, ich hätte mein Anliegen ganz gut erklärt, aber dann kam der letzte Tag. Wir waren gerade beim Packen und wollten Lukas von den Cowboys und Indianern befreien, als zwei Bibelschüler – der eine trug sein Cowboykostüm sogar noch – mich sprechen wollten.

Ich kann den Bekehrungseifer der beiden Cowboys ja verstehen. Ich war früher selbst jemand, der solche „Skalps“ gesammelt hat.

„Hallo, wir haben gerade das Cowboycamp geleitet!“ Echt? Ich hatte schon befürchtet, ihr jungen Leute lauft jetzt alle so rum! „Bist du der Vater von Lukas, der denkt, dass sein Sohn ein Atheist wäre?“ Wie antwortet man jetzt auf so eine Frage? „Ja, ich bin Lukas‘ Vater, und prinzipiell habe ich das gesagt, obwohl es so formuliert jetzt etwas platt rüberkommt … “ „Aha!“, sagte der Cowboy und grinste dabei stolz. „Wir wollten dir nämlich erzählen, dass dein Sohn kein Atheist mehr ist. Wir haben ihm gestern Abend den Weg der Erlösung erklärt, und Lukas hat mit uns gebetet und den Herrn Jesus in sein Herz aufgenommen!“ Na, was sagst du jetzt?, schienen die Gesichter der beiden zu sagen. „Wir dachten nur, es wäre wichtig, dass wir dir das persönlich sagen, dass Lukas jetzt ein Gläubiger ist!“

Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Muss ich jetzt „Danke“ sagen? Viel lieber wollte ich den beiden grinsenden Gesichtern eine reinhauen. Aber ich hab mich dann doch höflich bedankt. Ich kann den Bekehrungseifer der beiden Cowboys ja verstehen. Ich war früher selbst jemand, der solche „Skalps“ gesammelt hat.

Ich war natürlich gespannt auf das, was Lukas mir darüber erzählen würde. Er meinte dann nur, dass er seine Bekehrung schon irgendwie so gemeint hätte, aber vor allem hätte er seine Campbetreuer nicht enttäuschen wollen. Sicher wäre er sich wegen der Gottsache jedenfalls immer noch nicht, und wir sollten unbedingt weiter anklopfen.

Also würde sie weitergehen, unsere Suche nach einem Gott, den man erleben kann, der mehr ist als ein paar geistliche Glaubenssätze in einem Bekehrungsgebet, die man einmal im Leben nachgesprochen haben sollte.

Mama, wir sind dann mal Gott suchen!

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