Читать книгу Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane - Frank Callahan - Страница 111

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Es ist Mittag, als Helen in die Stadt kommt. Sie betritt das Office, ohne anzuklopfen.

Rower, der seinem Geschäft zur Zeit überhaupt nicht mehr nachgeht, hebt den Kopf und schaut ihr entgegen.

Helen schiebt die Tür zu.

„Was wollen Sie?“, knurrt er.

Helen blickt durch die Stäbe auf Roger.

Sie geht auf das Gitter zu, ohne den Schreiner zu beachten. „Roger“, sagt sie.

„Ja.“ Er steht langsam auf und kommt ihr entgegen, bis er nicht mehr weiterkann.

„Nicht wahr, Roger, du hast es nicht getan?“, fragt sie.

Er schüttelt den Kopf.

„Nein, Helen. Wie sollte ich Matt umbringen, wo er mir geholfen hat.“

„Ich habe es gewusst. Nicht nur wegen Matt, Roger, überhaupt...“

Rower steht auf und kommt näher.

„Was denken Sie sich eigentlich dabei, Miss Pegg?“, fragt er. „Sie greifen in ein schwebendes Verfahren ein.“

Helen wendet sich ihm zu.

„Und Sie wollen einen Unschuldigen umbringen, Mister Rower.“

„Ich habe bereits einen Mann nach Silver City geschickt, der den Richter verständigt. Es wird alles nach Recht und Gesetz zugehen, Freilich kann ihn das auch nicht vor dem Galgen retten.“

Helen schaut wieder auf Roger.

„Wenn es überhaupt eine Gerechtigkeit in diesem Land gibt, werden sie dir nichts tun, Roger!“

Er lächelt, obwohl ihm nicht danach zumute ist, weil er findet, dass sie eine sehr naive Meinung von den Dingen hat, die sich manche Leute ausbrüten.

„Sicher, Helen“, erwidert er. „Der Richter wird die Wahrheit herausfinden.“

Als sie längst wieder gegangen ist, steht er immer noch am Gitter.

„Die Wahrheit haben wir längst herausgefunden“, hört er den Schreiner sagen „Und du wirst sehen, dass der Richter genau unserer Meinung ist, weil es keine andere geben kann.“

Es ist dunkel geworden. Bankier Washburn sitzt über ein Buch gebeugt, in das er mit kratzender Feder schreibt. Er zuckt zusammen, als ein Luftzug seinen Nacken streift. Er hört ein Geräusch, und gleich darauf sagt eine Stimme:

„Wenn du dich bewegst, bist du für den Rest deines Lebens ein toter Mann. Nur die Finger darfst du heben. Schön langsam!“

Washburn ist bleich geworden. Schweiß bricht ihm auf der Stirn aus allen Poren. Seine Hände gehen wie von Schnüren gezogen in die Höhe.

„Wunderbar“, meldet sich die Stimme wieder, die ihm nähergekommen ist. „Bleib so brav. Wir wollen nichts als das Geld deiner Kunden. Wo ist der Schlüssel zum Tresor?“

Washburn schluckt. Er ist unfähig, etwas zu sagen, weil ihm die Angst im Hals sitzt.

„Ich rede mit dir“, knurrt die Stimme. „Wenn ich den Schlüssel selbst suchen muss, werde ich wütend. Weiß der Teufel, was dann passiert. Also ..?“

„In der Schublade.“

„Dann steh' t auf!“

Washburn erhebt sich mit zitternden Knien. Er wendet sich halb zur Seite und sieht einen stoppelbärtigen, abgerissenen Mann, den er niemals zuvor zu Gesicht bekam. An der Tür steht ein zweiter Kerl, der ganz ähnlich aussieht. Beide haben Colts in den Händen, und Washburn weiß, dass diese Waffen besser gepflegt sind, als die dazugehörigen Männer.

„Noch einen Schritt nach links“, sagt der Mann vor ihm fast gemütlich. „Los, beweg dich!“

Washburn tritt zurück. Der Kerl öffnet die Schublade und zieht einen kleinen Schlüssel heraus.

„Der?“

„Ja“, haucht der Bankier.

„Gut. Geh vor mir her. Gus, bring die Lampe mit, wir werden sie brauchen.“

Gus nimmt die Lampe vom Schreibtisch. Er geht hinter Washburn auf eine Tür zu, die zum Kassenraum der Bank führt.

Der Bankier geht bis zum Panzerschrank in der Ecke neben dem Fenster. Er will hinausblicken, aber Gus stößt ihm den Lauf des Revolvers zwischen die Rippen.

„Wir machen das ganz allein“, knurrt er drohend. „Die da draußen brauchen wir nicht.“

„Hier hast du den Schlüssel“, meint der andere. „Schließ den Laden auf!“

Washburn nimmt den Schlüssel. Fast wäre er ihm aus den klebrigen Fingern gefallen.

„Habt ihr euren Mörder schon gehenkt?“, erkundigt sich Gus grinsend.

Washburn schaut ihn verblüfft an.

„Ach so. Du dachtest, wir wüssten das nicht, wie? Wir wissen alles, was in Collins passiert. Nun schließ endlich auf!“

Washburn schiebt den Schlüssel ins Schloss, dreht ihn herum und bewegt dann das mit Messing überzogene Handrad.

Mit einem saugenden Geräusch öffnet sich die schwere Tür.

„Gus, einen Postsack. Unter der Theke müssen welche liegen.“

Gus stellt die Lampe auf den Panzerschrank und geht auf die Theke zu.

In diesem Moment greift der Bankier in die Tasche, weil er glaubt, der andere würde auf das Geld starren. Seinen Irrtum bemerkt er erst, als ein brennender Hieb ihn trifft, der ihn gegen die Wand schleudert und dort zu Boden schickt.

„Blöder Kerl“, knurrt der Bandit.

Gus bringt den Sack, in den sie alles schieben, was sich an Geld im Panzerschrank befindet.

Washburn versucht auf die Beine zu kommen und schaut auf seinen Colt-Derringer, der auf dem Boden liegt.

„Ich wollte wissen, ob ihr den Mörder Berton Keefes schon am Halse hochgezogen habt?“, meint Gus. „Willst du nicht antworten?“

„Wir warten auf den Richter“, sagt der Bankier schwach.

„Warum denn das?“

„Weil wir mehr Gerechtigkeitssinn haben als ihr.“

„Ach so“, grinst Gus. „Wunderbar, wie du das gesagt hast. Tally, was machen wir nun mit ihm? Er schlägt Krach, ehe wir das gebrauchen können.“

„Ja. Ich werde das erledigen. Aber so, dass es eine Weile anhält.“ Tally schnürt den Sack zu und wirft ihn auf die Schulter. Als er auf die Tür zugeht, hört er hinter sich ein hallendes Geräusch, und dann noch einen dumpfen Laut.

„Alles klar“, sagt Gus. „Wenn ich gewusst hätte, wie leicht das ist, hätten wir es schon früher gemacht.“

Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane

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