Читать книгу Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane - Frank Callahan - Страница 113

39

Оглавление

Dallas ist aus dem leeren Saloon gekommen. Hier und da sieht sie Lichtschein hinter einem Fenster, und manchmal ist der Schatten einer Frau zu sehen. Dallas geht zum Mietstall hinüber. Suchend blickt sie umher.

Der Stallmann ist nicht zu sehen. Er scheint mit den anderen geritten zu sein.

Dallas sattelt selbst ihre Schimmelstute und führt sie hinaus. Sie läuft zum Office und tritt ein.

Washburn sitzt am Schreibtisch und hat den Kopf gehoben. Vor ihm liegt sein Gewehr.

„Ah, Dallas“, murmelt er.

„Ja“, sagt sie und schaut zu Roger in die Zelle, der ebenfalls den Kopf gehoben hat.

Washburn greift nach dem Gewehr.

„Was ist?“, fragt er argwöhnisch. „Was wollen Sie hier?“

Dallas tritt näher an den Schreibtisch heran. Direkt vor ihr liegt der Schlüssel für die Zellentür.

„Ich kündige“, sagt sie.

„Kündigen?“

„Ja, ich habe mir überlegt, dass Collins auch keine gute Stadt ist. Womöglich gibt es keine gute Stadt. Aber vielleicht finde ich doch noch eine.“

„So, keine gute Stadt also. Und warum nicht?“

„Das wissen Sie doch, weil Sie meine Meinung kennen. Er ist kein Mörder.“

„Aha. Und warum behaupten Sie nicht, Andy Keefe wäre auch kein Mörder? Nicht wahr, er ist doch unschuldig? Sie waren sehr gut mit ihm bekannt.“

„Doch, Andy ist ein Mörder. Ja, ich war mehr als bekannt mit ihm. Sie werden das wohl nicht verstehen, weil Sie niemals auf der Stufe gestanden haben wie ich. Geben Sie mir meinen Lohn?“

„Jetzt?“

„Ja, jetzt. Ich reite gleich fort.“

„In der Nacht? Allein?“

„Ich bin schon oft nachts geritten und war fast immer allein.“

„Aber ich kann jetzt nicht weggehen“, murmelt der Bankier unsicher und schielt auf den Gefangenen.

In diesem Moment greift Dallas nach dem Schlüssel und wirft ihn mit einer ruckartigen Handbewegung durch die Gitterstäbe hindurch.

Washburn fährt hoch und herum. Alles Blut scheint aus seinem Kopf gewichen zu sein.

„Lassen Sie ihn liegen, Keefe!“, kreischt er. „Wenn Sie ihn anrühren, schieße ich!“

Dallas will nach dem Lauf des Gewehres greifen, aber Washburn stößt sie zurück.

Sie taumelt bis an die Wand, greift in die Tasche und bringt eine schmale, einschüssige Pistole zum Vorschein.

„Wenn Sie schießen, Washburn, schieße ich auch“, sagt sie leise aber scharf. „Ich hoffe, Sie trauen meinem Wort! Roger, nimm den Schlüssel!“

Roger bückt sich langsam. Er sieht, wie es im Gesicht des Bankiers arbeitet, und er denkt daran, dass sein gutes Verhältnis zu manchen Menschen ihm jetzt zum zweiten mal innerhalb weniger Tage aus der Klemme hilft.

Er spürt das kalte Eisen und sieht in die drohende, schwarz gähnende Mündung.

„Ich schieße!“, schreit der Bankier.

„Ich auch, Washburn“, sagt Dallas. „Komm, Roger, er hängt zu sehr am Leben, als dass er es wagen würde“

Roger nähert sich der Gittertür, greift hindurch und schiebt den Schlüssel von außen ins Schloss.

„Ich schieße!“, kreischt der Bankier wieder.

Der Schlüssel dreht sich. Roger weiß, dass er mit seinem Leben spielt. Aber was wird sein, wenn er in der Zelle bleibt?

Die Tür schwingt nach außen.

„Legen Sie das Gewehr auf den Schreibtisch!“, meint Dallas. „Sind Sie kein Narr, Washburn. Niemand kann Ihnen helfen, wenn Sie tot sind!“

Washburn rührt sich nicht. Er hat den Finger immer noch am Abzug.

Roger geht auf ihn zu. Das letzte Stück springt er.

Da kracht der Schuss. Die Feuerzunge leckt ihm entgegen, und die Kugel streift an seiner Hüfte entlang.

Da kann er den Lauf fassen und schleudert ihn zur Seite.

Washburn fällt in den Armstuhl hinter dem Schreibtisch zurück.

Dallas senkt die einschüssige Pistole. Es glitzert auf ihrer Stirn.

„Danke, Dallas“, sagt Roger. Er zieht den Bankier hoch und schiebt ihn zu der Zelle, in die er ihn sperrt. Den Schlüssel legt er auf den Schreibtisch. Mit Dallas geht er hinaus. Hinter manchem Fenster brennt immer noch Licht. Aber es zeigt sich niemand.

„Warum hast du es getan?“, fragt er das Mädchen leise, das neben ihm steht.

„Ich weiß nicht. Vielleicht, weil ich sowieso fort reite. Vielleicht aber auch, weil du Andy gewarnt hast. Er taugt nichts, und ich weiß es. Trotzdem wollte ich, dass er ihnen entkommt. Hast du mich damals verstanden?“

„Ja, Dallas. Ich kann mir schon denken, wie das ist. Ich wünsche dir Glück.“

Sie hält ihm die Hand hin. Es ist eine kleine, feste Hand, in die er einschlägt. Und er muss jetzt wieder daran denken, dass er sich doch sehr in ihr getäuscht hat.

Hinter sich im Office hört er den Bankier etwas schreien. Es weht an seinen Ohren vorbei.

„Im Mietstall habe ich dein Pferd gesehen“, sagt Dallas und zieht die Hand aus der seinen. „Was wirst du nun tun? Die wirklichen Mörder suchen?“

„Ja, vielleicht.“

„Und wo?“

„Ich weiß einen Canyon, der zu ihnen führen muss. Zu den Rinderdieben und Bankräubern, denn es kommt kaum vor, dass sich zwei Banden in der gleichen Gegend aufhalten. Sie würden sich wie Feuer und Wasser bekämpfen.“

„Du weißt den Weg?“

„Ich glaube. Ich wurde einmal beschossen. Es muss der Weg sein.“

Dallas steigt zur Fahrbahn hinunter und macht die Zügel von der blank gewetzten Holmstange los.

„Cheerio, Roger! Und wenn du Andy irgendwann noch einmal siehst, so sage ihm, dass er ein Narr war, der alles verkehrt machte.“

Er blickt ihr nach, wie sie langsam die Straße hinunterreitet, bis sie verschwindet.

Hinter ihm schreit der Bankier wieder. Und vielleicht haben die Frauen in den Häusern jetzt die Gewehre durchgeladen.

Roger überquert die Fahrbahn. Niemand kommt, der ihn aufhalten will. Als er mit seinem Pferd die Straße betritt, ist immer noch niemand da. Er steigt auf und reitet fort. Der Hufschlag hallt von den Hauswänden wider, als wäre es eine tote Stadt.

Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane

Подняться наверх