Читать книгу Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane - Frank Callahan - Страница 31
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ОглавлениеWer konnte schon sagen, woran es wohl liegen mochte, dass unter den Männern in „Howie Samsons Long Branch Saloon“ nicht so recht Stimmung aufkommen wollte.
An dem Whisky, den Samson ausschenkte, lag es bestimmt nicht, denn der war vorzüglich. Eher schon konnte man dem gelackten Spieler mit dandyhaftem Gehabe die Schuld daran geben, der den Einheimischen mit seiner Fingerfertigkeit das Geld dollarweise aus den Taschen zog –oder man schob es einfach auf die Hitze.
Eigentlich hatte Nelson nicht lange bleiben wollen, nur für ein Glas. Aber dann kam ein zweites und ein drittes, und er saß immer noch mit Connally an der Theke.
„Sie sind Cowboy, nicht wahr?“, fragte Nelson, und sein Gegenüber bestätigte.
„Ja, richtig!“ Er lachte. „Nicht zu übersehen, was! Ich habe schon auf vielen Ranches gearbeitet, einmal war ich sogar Vormann!“ Connallys meergrüne Augen verengten sich für einen Moment. Ein Schatten fiel kurzzeitig über sein Gesicht, das ansonsten eher offen und freundlich war. „Auch so eine traurige Geschichte! Eine große Gesellschaft kaufte die Ranch, auf der ich Vormann war, auf und legte sie mit mehreren anderen zusammen. Da wurde ich überflüssig!“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich war ohnehin nie besonders sesshaft. Immer wieder mal was Neues! Ich glaube, das brauche ich!“ Er kippte sein Glas herunter und bestellte auf Nelsons Rechnung einen weiteren Whisky. „Ich war in Texas“, fuhr er fort und schluckte. „Und in Wyoming! Ich habe Abilene und Wichita erlebt, damals, in der großen Zeit…“
„Sie reden wie ein alter Mann, Jim!“, meinte Nelson.
Connally zuckte mit den Schultern.
„So ähnlich komme ich mir auch manchmal vor!“, meinte er, schüttelte dann aber energisch den Kopf. „Nein, vielleicht ist das nicht der richtige Ausdruck … Manchmal fühle ich mich, als wäre ich von einer Art, die allmählich ausstirbt und deren Zeit zu Ende geht! Die Zeit des Rinderreichs und der freien Weide ist schon so gut wie vorbei, Jesse! Überall werden Zäune gezogen, Eisenbahnen gebaut, unzählige landhungrige Siedler strömen heran –nicht zu vergessen diese verdammten Schafzüchter! In wenigen Jahrzehnten wird man dieses Land nicht wiedererkennen!“
„Da wir gerade bei Schafzüchtern sind …“, meinte Nelson, „Sie haben vorhin einem von ihnen die Geldbörse gerettet!“
Connally zog zunächst die Augenbrauen zusammen, starrte Nelson einen Moment lang an, als wäre er ein exotisches Tier, und lachte dann lauthals, wobei er mit der flachen Hand auf den Schanktisch schlug, so dass der Whisky aus den Gläsern spritzte.
„Es ist nicht zu fassen!“, rief er. „Es ist einfach nicht zu fassen!“
„Sie können es jetzt nicht mehr rückgängig machen, Jim!“
Connally winkte ab, und nachdem er sich von seinem Lachanfall wieder erholt hatte, meinte er: „Das möchte ich auch gar nicht! Wenn ich Ihnen nicht die Geldbörse gerettete hätte, hätten Sie mich wohl kaum zum Whisky einladen können!“