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KAPITEL 3

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Sie brachten Kissinger in einen fensterlosen, verspiegelten Raum. In der Mitte stand ein Tisch, auf beiden Seiten je ein Stuhl. Die Beleuchtung war kaltes Neonlicht. Sie setzten ihn auf den von der Tür abgewandten Stuhl und verließen wortlos den Raum. Kurze Zeit später betrat ein Mann im Anzug den Raum. Er hatte einen Aktenkoffer dabei.

– „Lennart de Luca. Der berüchtigte, manche sagen legendäre Kissinger. Endlich treffen wir uns.“

– „Und Sie sind … wer genau?“

– „Nennen Sie mich Agent Smith.“

– „Aha. Witzig. Warum bin ich hier?“

– „Wir wissen beide, warum Sie hier sind, Kissinger.“

– „Ich habe keine Ahnung.“

– „Der Jackson-Hit.“

– „Der was? Das ist eine Verwechslung. Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.“

Welch interessante Wendung. Am Jackson-Hit war er tatsächlich nicht beteiligt gewesen und hatte ein wasserdichtes Alibi für den Zeitraum der Tat.

– „Ich dachte mir schon, dass Sie das sagen würden. Deshalb habe ich Ihnen etwas mitgebracht.“

„Agent Smith“ öffnete den Aktenkoffer und förderte ein extrem dünnes Notebook zutage. Er klappte es auf und stellte es so auf den Tisch, dass Kissinger den Bildschirm sehen konnte. Dann drückte er eine Taste.

Kissinger sah jemanden, der ihm zum Verwechseln ähnlich sah, auf dem Schirm.

Sein Oberkörper füllt den ganzen Bildschirm aus.

Schnitt.

Kissingers Gesicht ist zu sehen. Hochauflösend, sogar die Falten um Augen und Mund sind erkennbar.

Schnitt.

Er hat ein Gewehr mit Zielfernrohr im Anschlag, das rechte Auge geschlossen.

Bildschnitt.

Auf der darunterliegenden Straße hält ein Wagen. Jacksons Wagen.

Der Fahrer öffnet die hintere Tür.

Schnitt.

„Kissinger“ drückt zweimal ab. Mündungsfeuer.

Schnitt.

Jackson bricht getroffen zusammen. Seine Lakaien zücken panisch ihre Waffen und gehen in Deckung, so gut es geht. Sie suchen die Häuserfronten nach der Quelle der Schüsse ab.

Schnitt.

„Kissinger“ packt das Gewehr in eine Nylontasche und verlässt, ohne Zeit zu verlieren, das Zimmer.

So viel zum Thema Verwechslung.

Zwei HD-Kameras hatten die Szene AUS VERSCHIEDENEN BLICKWINKELN aufgezeichnet. Da wollte jemand einen absolut wasserdichten Beweis. Einen wasserdichten Beweis für eine Tat, die Kissinger nicht begangen hatte. Das war ihm gelungen. Was jetzt?

– „Was jetzt?“, fragte Kissinger sichtlich konsterniert.

– „Nichts jetzt. Sie sollten einfach nur unmissverständlich klargemacht bekommen, wie die Dinge liegen. Sie bekommen jetzt noch etwas Zeit, das Gesehene in seiner ganzen Tragweite zu verarbeiten. Dann unterhalten wir uns noch mal.“

– „Das ist Blödsinn. Was wollen Sie von mir? Der Film ist eine Fälschung, und das wissen Sie.“

– „Wir haben einen Zeugen, der die Echtheit des Videos unter Eid bestätigt hat.“

– „Zeuge? Was für ein Zeuge?“

– „Alles zu seiner Zeit. Goodbye, Kissinger.“, sprach Agent Smith, packte das Notebook wieder in den Aktenkoffer und verließ den Raum. Im Hinausgehen warf der Agent Kissinger einen vielsagenden Blick zu.

Zurück in seiner Zelle, hatte Kissinger allen Grund nachzudenken. Sie hatten ihn am Arsch, es ließ sich nicht treffender ausdrücken. Warum hatten sie bis dato kein Kapital aus ihrem Übergewicht geschlagen?

Jemand wollte Kissinger eins auswischen, und das war ihm gelungen, und die hirnlosen Bullen spielten brav mit. Die Tatsache, dass sie das Gesetz brachen, indem sie ihn nicht telefonieren ließen, bedeutete nichts Gutes. Auf der anderen Seite war er nicht bedroht und auch nicht schlecht behandelt worden. Was bedeutete, dass sie etwas von ihm wollten. Sie wussten, wer er war, kannten sogar seinen Spitznamen. Entweder sollte er einen Auftrag für sie erledigen oder jemanden verraten. Scheiße – so oder so. Wenigstens würde endlich etwas passieren.

Alles war besser als die momentane Situation. Eingesperrt, verloren, weit weg von zu Hause.

Stranger in a strange land.

Die bleierne Müdigkeit kehrte zurück. Die Zeitspannen, in denen Kissinger in der Lage war, aktiv zu sein, wurden immer kürzer.

Er musste fit bleiben.

Es fiel ihm immer schwerer, etwas dafür zu tun.

Wie Ein Licht Im Dunkeln

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