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Chronologie

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25. Februar 1956:

Nikita Chruschtschow verurteilt beim XX. Parteitag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion die brutalen Säuberungen, Massendeportationen und Hinrichtungen ohne Gerichtsverfahren unter Stalin.

Herbst 1956:

Beim VIII. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas wird jegliche Bezugnahme auf die Mao-Zedong-Ideen aus den Parteistatuten gestrichen und der Personenkult verurteilt.

Winter 1956 bis Frühling 1957:

Gegen den Willen der meisten Mitglieder der Parteiführung fördert Mao mit der „Hundert-Blumen-Kampagne“ ein offeneres politisches Klima. Im ganzen Land kommt es zu Demonstrationen, Protesten und Streiks.

Sommer 1957:

Die Kampagne erweist sich als kontraproduktiv, die als wachsende Kritik sogar den Herrschaftsanspruch der Partei infrage stellt. Mao vollzieht eine Kehrtwende und bezeichnet die Kritiker als „schlechte Elemente“, die beabsichtigten, die Partei zu zerstören. Er betraut Deng Xiaoping mit einer „Kampagne gegen rechts“, die zur Verfolgung von einer halben Million Menschen führt. Die Partei schließt sich hinter ihrem Vorsitzenden zusammen, der wenige Monate später den „Großen Sprung nach vorn“ ins Rollen bringt.

1958–1961:

Während des „Großen Sprungs nach vorn“ wird die Landbevölkerung in riesigen Kollektiven, sogenannten Volkskommunen, zusammengetrieben. In den darauffolgenden Jahren sterben zehn Millionen Menschen an Folter, Erschöpfung, Krankheit und Hunger.

Januar 1962:

Bei einer Versammlung Tausender Parteikader in Beijing bezeichnet Liu Shaoqi die Hungersnot als eine von Menschen verursachte Katastrophe. Die Unterstützung für Mao erreicht ein Rekordtief.

Sommer 1962:

Mao verurteilt die Aufteilung kollektiven Landbesitzes und propagiert die Parole „Den Klassenkampf nie vergessen!“.

Herbst 1962:

Eine „Sozialistische Erziehungskampagne“ wird vorbereitet, um die Menschen über die Vorzüge des Sozialismus aufzuklären und um scharf gegen ökonomische Aktivitäten außerhalb der Planwirtschaft vorzugehen.

1963–1964:

Liu Shaoqi unterstützt die „Sozialistische Erziehungskampagne“ und schickt seine Frau Wang Guangmei aufs Land, um eine Arbeitsgruppe zu leiten. Ganze Provinzen werden beschuldigt, den „kapitalistischen Weg“ eingeschlagen zu haben. Mehr als fünf Millionen Parteimitglieder werden bestraft.

16. Oktober 1964:

China testet seine erste Atombombe.

Oktober bis November 1964:

In Moskau wird Chruschtschow durch einen unblutigen Putsch abgesetzt. Bei einem Empfang im Kreml einige Wochen später gibt ein betrunkener sowjetischer Minister einer Delegation unter Führung von Premierminister Zhou Enlai den Rat, Mao loszuwerden.

Januar 1965:

Mao lässt die Richtlinien der „Sozialistischen Erziehungskampagne“ umschreiben. Damit zielt er auf „Machthaber innerhalb der Partei, die den kapitalistischen Weg einschlagen“.

10. November 1965:

Yao Wenyuan veröffentlicht einen Aufsatz, in dem er behauptet, das Theaterstück „Die Entlassung des Hai Rui“ aus der Feder des berühmten Historikers und stellvertretenden Bürgermeisters von Beijing, Wu Han, kritisiere indirekt den „Großen Sprung nach vorn“.

8.–15. Dezember 1965:

Auf Lin Biaos Rat entlässt Mao Luo Ruiqing als Stabschef der Armee.

7. Mai 1966:

Mao schreibt einen Brief an Lin Biao, mit dem Entwurf einer utopischen Vision von militärischer Organisation und politischer Indoktrination, in der Armee und Volk zunehmend miteinander verschmelzen. Dieser Brief wird später als „Direktive vom 7. Mai“ bekannt.

4.–27. Mai 1966:

Peng Zhen, Bürgermeister von Beijing und Vorgesetzter Wu Hans, sowie Luo Ruiqing, Lu Dingyi und Yang Shangkun werden Verbrechen gegen die Partei vorgeworfen. Ein innerparteiliches Dokument, „Mitteilung vom 16. Mai“ genannt, beschuldigt „Repräsentanten der Bourgeoisie“, in die Reihen der Partei und in den Staat eingedrungen zu sein.

25. Mai 1966:

Nie Yuanzi hängt in der Peking-Universität eine Wandzeitung auf und beschuldigt deren Leitung, sie seien „ein Haufen revisionistischer Elemente vom Schlage Chruschtschows“.

28. Mai 1966:

Gründung der „Gruppe Kulturrevolution des Zentralkomitees (ZK)“ unter Leitung von Chen Boda. Dazu gehören Madame Mao (Jiang Qing), Kang Sheng, Yao Wenyuan und Zhang Chunqiao.

1. Juni 1966:

Renmin Ribao agitiert die Nation: „Alle Monster und Dämonen wegfegen!“ Im ganzen Land wird der Schulunterricht ausgesetzt.

Juni bis Juli 1966:

Liu Shaoqi und Deng Xiaoping schicken Arbeitsgruppen in die Sekundar- und Hochschulen, um die Kulturrevolution anzuleiten. Bald geraten sie mit einigen der kritischeren Studenten aneinander, die daraufhin als „Rechtsabweichler“ denunziert werden.

16. Juli 1966:

Mao schwimmt im Yangzi, um seine Entschlossenheit, die Kulturrevolution durchzuführen, zu signalisieren.

1. August 1966:

Mao unterstützt in einem Brief eine Studentengruppe, die sich, inspiriert von der „Direktive vom 7. Mai“, Rote Garden nennen und die geloben, diejenigen zu bekämpfen, die ein Komplott schmieden, um das Land zum Kapitalismus zurückzuführen. In ganz China gründen Schüler und Studenten Einheiten von Roten Garden, die Menschen mit einem schlechten Klassenhintergrund angreifen.

5. August 1966:

Renmin Ribao veröffentlicht Maos eigene Wandzeitung mit dem Titel „ Die Hauptquartiere bombardieren“. Mao beschuldigt „führende Genossen“, die Arbeitsgruppen losgeschickt hatten, den „reaktionären Standpunkt der Bourgeoisie“ eingenommen und eine Herrschaft des „weißen Terrors“ organisiert zu haben. Überall werden zuvor als „Rechtsabweichler“ bezeichnete Studenten rehabilitiert.

12. August 1966:

Auf einem Plenum des Zentralkomitees löst Lin Biao Liu Shaoqi als stellvertretenden Parteivorsitzenden ab.

18. August 1966:

Mao heißt eine Million Studenten auf dem Tian’anmen-Platz willkommen. Er trägt eine Militäruniform mit einer Armbinde der Roten Garden. Während der folgenden Monate nimmt Mao in Beijing Paraden von insgesamt zwölf Millionen Rotgardisten ab.

23. August 1966:

Renmin Ribao lobt die Gewalt der Roten Garden und ihre Kampagne, alle Relikte der alten Gesellschaft zu zerstören.

5. September 1966:

Rote Garden erhalten kostenlosen Transport und freie Unterkunft. Viele kommen nach Beijing, um am Vorsitzenden vorbeizumarschieren. Andere reisen durchs Land, um revolutionäre Netzwerke zu gründen und attackierten lokale Parteifunktionäre als „Machthaber, die einen kapitalistischen Weg verfolgen“.

3. Oktober 1966:

Von Rotgardisten belagerte Parteiorganisationen bitten die Parteiführung um Hilfe, doch statt sie zu unterstützen, veröffentlicht die Parteizeitung Hongqi, die Rote Fahne, herausgegeben von Chen Boda, einen Leitartikel, der „konterrevolutionäre Revisionisten“ anprangert, die innerhalb der Reihen der Partei einer „bourgeois-reaktionären Linie“ folgen.

1. November 1966:

Ein weiterer Leitartikel in der Hongqi beschuldigt führende Parteimitglieder „die Massen zu behandeln, als seien sie unwissend und unfähig“, das einfache Volk werden gegen Parteifunktionäre aufgehetzt und dazu ermutigt, Rebellenorganisationen zu gründen.

26. Dezember 1966:

Madame Mao trifft Vertreter einer neu gegründeten landesweiten Allianz von Zeitarbeitern und verlangt, alle seit Beginn der Kulturrevolution aufgrund ihrer Kritik an der Parteiführung Entlassenen sollten wieder eingestellt werden. An diesem Abend, es ist sein dreiundsiebzigster Geburtstag, bringt der Vorsitzende einen Trinkspruch aus, in dem er „die Entwicklung eines landesweiten Bürgerkriegs“ willkommen heißt.

6. Januar 1967:

Eine Million rebellierende Arbeiter entreißen dem städtischen Parteikomitee in Shanghai die Macht, was später als „Januarsturm“ bezeichnet werden wird. Der Vorsitzende ermuntert die Rebellen, auch anderenorts die „Macht zu ergreifen“.

23. Januar 1967:

Die Armee erhält den Befehl, die „revolutionären Massen“ zu unterstützen.

11. und 16. Februar 1967:

Bei einem Treffen der zentralen Führung unter dem Vorsitz von Zhou Enlai, greifen mehrere altgediente Marschälle Mitglieder der „Gruppe Kulturrevolution des ZK“ an. Mao verurteilt sie umgehend und veranlasst eine noch umfassendere Machtverschiebung hin zu Lin Biao und der „Gruppe Kulturrevolution des ZK“.

6. April 1967:

In einigen Landesteilen unterstützt die Armee, trotz des Befehls, der „proletarischen Linken“ beizustehen, stattdessen die Führungskader. Am 6. April verbieten neue Direktiven der Armee, auf Rebellen zu schießen, Massenorganisationen aufzulösen oder für Überfälle auf Militärkommandos Vergeltung zu üben.

Mai 1967:

Landesweit kommt es zwischen Splittergrupen zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, an denen häufig das Militär beteiligt ist.

20. Juli 1967:

In Wuhan entführen Soldaten vor Ort zwei Gesandte der „Gruppe Kulturrevolution des ZK“, denen vorgeworfen wird, sie favorisierten bei ihrer Vermittlung eine der sich dort bekämpfenden Rebellengruppen. Lin Biao stellt den Vorfall als Meuterei des regionalen Militärkommandeurs dar und drängt den Vorsitzenden, der sich auf einem Geheimbesuch in der Stadt befindet, sofort nach Shanghai abzureisen.

25. Juli 1967:

Nach ihrer Rückkehr werden die in Wuhan festgenommenen Mitglieder der „Gruppe Kulturrevolution des ZK“ in Beijing begrüßt. Der Vorfall wird als „konterrevolutionäre Revolte“ verurteilt. Lin Biao nutzt die Gelegenheit, um seinen Einfluss auf die Armee auszuweiten.

1. August 1967:

Ein Leitartikel in der Hongqi lobt Lin Biao als den treusten Anhänger des Vorsitzenden und verlangt, „Machthaber, die einen kapitalistischen Weg gehen“ aus der Armee zu entfernen. Während des Sommers kommt es zunehmend landesweit zu bewaffneten Konflikten zwischen verschiedenen Splittergruppen.

22. August 1967:

Eine Rebellengruppierung beim Außenministerium, die Zhou Enlai kritisch gegenübersteht, setzt die Britische Botschaft in Beijing in Brand.

30. August 1967:

Der Vorsitzende zügelt die Gewalt und lässt mehrere Mitglieder der „Gruppe Kulturrevolution des ZK“ verhaften. Einige Tage später wird es Massenorganisationen erneut verboten, Waffen des Militärs zu beschlagnahmen.

September 1967:

Während einer dreimonatigen Reise durchs Land fordert Mao eine „Große Allianz“ aller revolutionären Kräfte.

22. März 1968:

Lin Biao weitet seinen Einfluss auf die Armee aus, indem er mehrere Militärführer verhaften lässt.

27. Juli 1968:

Ein Propagandatrupp für Mao-Zedong-Ideen wird zur Tsinghua-Universität geschickt. Das bedeutet das Ende der Roten Garden, die unter Kontrolle gebracht und diszipliniert werden.

7. September 1968:

Nachdem Revolutionskomitees in allen Provinzen und größeren Städten gegründet worden sind, verkündet Zhou Enlai einen umfassenden Sieg.

Sommer 1968 bis Herbst 1969:

Die neuen Revolutionskomitees nutzen eine Kampagne zur Säuberung der Klassenreihen, um ihre Feinde als „Spione“ und „Verräter“ anzuprangern.

22. Dezember 1968:

Renmin Ribao veröffentlicht eine Direktive des Vorsitzenden, in der für die Schüler und Studenten in den Städten die Umerziehung auf dem Land angeordnet wird. Zwischen 1968 und 1980 werden ungefähr 17 Millionen Schüler und Studenten aus den Städten verbannt werden.

März 1969:

Wochen vor dem IX. Parteitag kommt es am Fluss Ussuri zu einem Zusammenstoß zwischen chinesischen und sowjetischen Truppen. Lin Biao nutzt diesen Vorfall zur weiteren Militarisierung des Landes.

April 1969:

Beim IX. Parteitag wird Lin Biao zum Nachfolger Maos designiert.

Februar bis November 1970:

Zwei sich überschneidende Kampagnen, „Ein Schlag, drei Anti“ genannt, nehmen „konterrevolutionäre Aktivitäten“ und „wirtschaftliche Übel“ ins Visier. Jeder fünfzigste Bürger ist davon betroffen, eine massive Einschüchterung der Bevölkerung ist die Folge.

Sommer 1970:

Mao nutzt eine Debatte über das Präsidentenamt, um Lina Biaos Loyalität zu hinterfragen.

April 1971:

Der Vorsitzende lädt das Tischtennisteam der USA zu einem Besuch in China ein.

Sommer 1971:

Der Vorsitzende reist durch den Süden des Landes und schwächt dabei Lin Biaos Position, ohne überhaupt seinen Namen zu erwähnen.

12. September 1971:

Mao kehrt nach Beijing zurück. Kurz nach Mitternacht besteigen Lin Biao, seine Frau und sein Sohn eilig ein Flugzeug außerhalb des Seebads Beidaihe. Das Flugzeug stürzt in der Mongolei ab, alle an Bord kommen ums Leben.

21.–28. Februar 1972:

Präsident Nixon besucht China.

August 1972:

Das Militär kehrt in die Kasernen zurück. Während der folgenden Monate werden viele Regierungsbeamte und Parteikader rehabilitiert.

November 1973 bis Januar 1974:

Madame Mao, Zhang Chunqiao, Wang Hongwen und Yao Wenyuan schließen sich gegen Zhou Enlai zusammen und werden bald als „Viererbande“ bezeichnet. Eine landesweite gegen Zhou gerichtete Kampagne wird gestartet.

April 1974:

Der vom Vorsitzenden beförderte Deng Xiaoping leitet die chinesische Delegation bei den Vereinten Nationen.

Januar 1975:

Mit Zustimmung des Vorsitzenden initiiert Zhou Enlai das Programm der „Vier Modernisierungen“, um Chinas Landwirtschaft, Industrie, nationale Verteidigung sowie Wissenschaft und Technik zu reformieren.

November 1975 bis Januar 1976:

Mao befürchtet, Deng Xiaoping werde sein Vermächtnis zugrunde richten. Deng wird bei mehreren Parteitreffen angegriffen und verliert die meisten seiner offiziellen Ämter.

Januar 1976:

Premierminister Zhou Enlai stirbt.

4.–5. April 1976:

Eine Welle öffentlicher Unterstützung für Zhou Enlai kulminiert in einer gewaltigen Demonstration auf dem Tian’anmen-Platz, die von Polizei und Armee brutal niedergeschlagen wird.

9. September 1976:

Mao Zedong stirbt.

Mao und seine verlorenen Kinder

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