Читать книгу Gefangen - Unter Wasser und Beton - Frank Hille - Страница 10

Donnerstag, 22. Oktober 1942, früh, Stadtrand Lille

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Seit vier Uhr saß der Gefreite Weber vor seinem Sichtgerät der Freya. Die Antenne der Radarstation drehte sich monoton und einschläfernd. Ihm war langweilig. Manchmal verfluchte er seinen Posten. Aber allemal besser, als sich in Russland die Knochen zerschießen zu lassen kam es ihm dann in den Sinn. Der Roman, in dem er gelesen hatte, war in seinem Tornister verschwunden, denn Lesen war ausdrücklich untersagt. Einmal hatte ihn der Feldwebel erwischt und mächtig zusammen geschissen. Die Strafe bestand dann darin, die Wege zwischen den Baracken vom Unkraut zu befreien und dem Feldwebel einen kleinen Vorgarten anzulegen. Dieser sadistische Hund dachte er sich. In der Ausbildung hatte er ihn so geschunden, dass er nachts im Bett in das Kissen heulte. Abiturienten waren dem Feldwebel immer suspekt, weil aus seiner Sicht verweichlicht. Also musste man den Spunden erst einmal beibringen, was von einem richtigen Soldaten der deutschen Wehrmacht erwartet wurde.

Weber blickte in Intervallen auf den Schirm. Alles ruhig heute. Die Augen fielen ihm zu. Mit einem Ruck richtete er sich auf, denn er glaubte ein Geräusch gehört zu haben. Alles blieb still. Aus den Augenwinkeln schielte er auf den Schirm und sah die ersten Echos.

Ohne jegliche Aufregung griff er zum Feldtelefon und als er am anderen Ende eine Stimme hörte meldete er routiniert:

„Ziele in zirka 130 Kilometer Entfernung. Generalkurs Südost.“

Gefangen - Unter Wasser und Beton

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