Читать книгу Jäger des verlorenen Zeitgeists - Frank Jöricke - Страница 30
ОглавлениеDavon können heutige Stars nur träumen. Angelina Jolie war mal eine unbekannte Schauspielerin, die für Durchgeknallt einen Oscar gewann. Und sie war die Frau, die aus der Computerspielfigur Lara Croft einen weiblichen Indiana Jones machte. Heute ist Angelina Jolie nur noch Teil von „Brangelina“ und ein Kinderjunkie, dessen Adoptionssucht ziemlich durchgeknallt wirkt. Auch Brad Pitt, der andere Teil von „Brangelina“, wird weniger als seriöser Schauspieler denn als Darsteller einer Dokusoap wahrgenommen, in der Jennifer Aniston – überzeugend schmollend – den Part der Sitzengelassenen verkörpert.
Was für die Filmbranche gilt, trifft auch auf die Musikbranche zu. Der Weg in die Schlagzeilen führt über die Klatschpresse. Was die Medien interessiert, sind nicht kreative Höhenflüge, sondern private Abstürze. Manchmal reichen auch Gerüchte, um einen Künstler zu erledigen. Doch die Opfer sind nicht nur die Stars, die plötzlich als Sonderling oder Charakterschwein dastehen, sondern auch wir, die Zuhörer und Zuschauer. Wer einmal – den Paparazzi sei Dank – Einblicke in Michael Jacksons Neverland-Ranch erhalten hatte, konnte danach nicht mehr unbefangen Thriller hören.
Und dass The Tourist, der erste Hollywoodfilm von Florian Henckel von Donnersmarck, am ersten Wochenende nur rund 200.000 Besucher anlockte, liegt auch an Angelina Jolie. Wir wissen zu viel über ihr Leben, als dass wir ihr die Filmrollen noch glauben würden. Die Illusionsmaschine funktioniert nicht mehr. Das Wesen auf der Leinwand, das ist keine geheimnisvolle Agentin, sondern die Frau, die demnächst Brad Pitt heiratet. Nachzulesen in Bunte.
Zeitgeistentdeckung Nr. 7:
Der Preis der Informationsgesellschaft: Wir wissen alles über unsere Stars. Aber wollen wir wirklich alles wissen?