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Kapitel 6

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»Wie sollen wir verfahren?«, fragte der Mann, dem an beiden Händen die kleinen Finger fehlten, als er sah, dass der Mann mit der auffälligen Narbe auf der linken Wange den Bericht ausgelesen hatte.

Der Angesprochene legte die mehrseitige Abschrift des Abhörprotokolls auf den Tisch ab, bevor er sich dem Mann zuwandte. Nach einer kurzen Pausen fing er an zu lächeln. »Dass Melissas Mutter dieser Sommer von dem Hotel in Köln erzählt hat, ist unerfreulich.« Er lehnte sich nachdenklich in seinen Arbeitsstuhl aus schwarzem Leder zurück. Sein Gesichtsausdruck verriet nicht, was in ihm vorging. Langsam drehte er sich auf seinem Stuhl seinem Mitarbeiter zu. »Ich fang an diese ehemalige Kommissarin wohlwollend wahrzunehmen, soweit man das bei dieser Menschenrasse überhaupt kann. Sie ist genau das Gewürz, das dieses Spiel mit den Minderwertigen vor der totalen Langeweile bewahrt. Wir stehen ohnehin vor dem Durchbruch. Lass uns also etwas spielen, damit wir beim Untergang dieses Menschenpacks wenigstens einen gewissen Unterhaltungswert haben. Bringe dich morgen früh um 9 Uhr in der Nähe der Psychotante in Position. Sollte diese Kommissarin tatsächlich direkt einen Termin bekommen, dann erledige das Problem auf die übliche Weise.«

Der Mann mit den fehlenden kleinen Fingern hatte sich wortlos umgedreht, als der Mann mit der Narbe wieder das Wort ergriff. »Halt, warte. Mache es nicht ganz auf die übliche Weise. Ich gebe dir noch etwas mit: Solltest du alles wie gewohnt erledigen müssen, dann dekoriere die Leiche der Psychologin für Minderwertige auffällig damit. Ich will der Kommissarin ein paar Brotkrumen hinschmeißen, um das Spiel zu würzen. Wenn du gehst, dann lasse außerdem die Tür zur Praxis einen Spalt offen. Ich glaube kaum, dass die Rollstuhl-Kommissarin die Tür aufbricht, wenn ihr niemand öffnet.« Langsam erhob er sich und ging zu einem Regal, in dem die unterschiedlichsten Gesteinsproben akkurat sortiert auslagen. Mit Bedacht suchte er drei Steine aus und reichte sie dem Mann ohne kleine Finger.

Kopfschüttelnd nahm er sie entgegen. Er schaute auf die Steine, als er sagte: »Du weißt, dass Peter deine Spielereien aus Langeweile hasst.«

»Ich weiß, dass unser Führer es hasst.« Nach einer kurzen Pause fügte der Narbengesichtige hinzu: »Peter ist halt der geniale Wissenschaftler, während ich nur der geniale Stratege beim Aufräumen bin. Peter findet dabei die Anerkennung für seine Arbeit auf der ganzen Welt. Er begrenzt sich ja auch nicht auf unsere Sippe. Und ich suche ja nicht die Anerkennung der ganzen Welt, sondern bei jeder Operation immer nur die von einer einzigen der minderwertigen Kreaturen. Und nachdem ich dann in ihren Augen die Anerkennung für mein dunkles Wirken eingeheimst habe, beseitige ich auch immer meinen neugewonnenen Fan. Ich bin in keiner Social Media Gruppe des Packs da draußen, und selbst unsere Leute gehen mir am liebsten aus dem Weg. Also erspar mir irgendwelche Kommentare und Hinweise von Peter dem Großen. Ich habe diese Kommissarin im Ruhestand als meinen zukünftigen Fan auserkoren. Leg ihr die Brotkrumen hin. Ich will sie zu mir locken und ihr Gesicht sehen, wenn ich ihr die Wahrheit und nichts als die Wahrheit ins Gesicht klatsche. Ich werde ihr damit sogar ein Geschenk machen. Ihre körperliche Minderwertigkeit durch ihre Krankheit wird in den letzten Minuten ihres Lebens durch die Erkenntnis in den Hintergrund treten, dass das Menschenpack da draußen insgesamt nur eine minderwertige Fehlentwicklung im Stammbaum des Homo Sapiens ist. Und vielleicht wird sie bei ihrem letzten Atemzug nicht nur Dankbarkeit für die Erlösung von ihrem eigenen Schicksal empfinden, sondern froh sein, dass wir alle Menschen erlösen.« In Gedanken versunken strich er sich sanft über die Gesichtsnarbe. »Apropos Erlösung, besuche vor der Psychotante noch Melissas Mutter.«

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