Читать книгу Krimi Jahresband 2020 - 11 Spannungsromane in einem Band! - Frank Rehfeld - Страница 18

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Der Blonde ließ die Tür zu Randy Torturros Büro zur Seite fliegen.

Keuchend hielt er inne.

Ein Bodyguard im dunklen Maßanzug wirbelte herum, richtete den kurzen Lauf einer MPi vom Typ Uzi auf den Eindringling.

Der Blonde erstarrte zur Salzsäule.

"Mr. Torturro, ich brauche Ihre Hilfe!", brachte er dann heraus.

Schweiß perlte von Stuart Normans großporiger Stirn.

Das Gesicht des Blonden war bleich.

Seine Garderobe machte einen ramponierten Eindruck, das Hemd an der Schulter zerrissen, darunter wurde eine Abschürfung sichtbar. Das Hemd trug er über der Hose, es reichte ihm eine Handbreit über das Gesäß.

Der Griff einer Waffe drückte sich durch den Stoff ab. Der Bodyguard sah das sofort, schnellte vor und riss sie an sich.

"Merken Sie eigentlich gar nicht, wie ungelegen Sie kommen, Stu?" Ray Torturros hagere Gestalt saß hinter einem unglaublich protzigen Schreibtisch. Der Sessel, in dem er sich zurückgelehnt hatte war gewaltig. Auf den ausladenden Armstützen saßen zwei Girls in den knappen Kostümen, wie sie die Bedienungen im NIGHT FEVER trugen.

Torturros Nachtclub befand sich ein Stock tiefer.

Die Girls wirkten wie erstarrt.

Torturro tätschelte einer von ihnen mit einem überlegenen Lächeln den Hintern.

"Beschäftigt euch ein bisschen. Hier wird's jetzt unangenehm!"

Die beiden huschten an Stuart Norman und dem Bodyguard vorbei. Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss.

Torturro öffnete eine Schublade seines Schreibtischs. Eine Pistole mit Schalldämpfer lag dort griffbereit, daneben eine Kiste mit Havannas.

Torturro griff zu den Havannas, warf eine davon zu Norman hinüber.

"Fang!", rief er. "Und dann sieh besser zu, dass deine Temperamentsschaltung einen Gang runterfährt, damit du wieder klar denken kannst, Stu!"

Stuart Norman fing die Zigarre sicher auf.

Torturro machte ein Zeichen zu dem Bodyguard mit der Uzi, woraufhin dieser sich zur Seite bewegte. Er bezog in etwas entspanterer Haltung Posten neben der Tür.

"Komm setz' dich", sagte Torturro und deutete auf den Platz vor dem Schreibtisch. Genüsslich steckte er sich dann die Havanna an.

Er blies Norman den Rauch ins Gesicht.

"Hören Sie, ich sitze in der Klemme."

"Ich habe von deinem Missgeschick gehört, Stu. Traurig, aber..."

"Sie müssen dafür sorgen, dass ich untertauchen kann!"

Torturro lachte eisig.

"Muss ich das?", echote er. "Stu, war ich nicht immer gut zu dir? Habe ich nicht immer die Hand über dich gehalten, wenn du zu dämlich warst, dir dein Koks bei einem Dealer zu besorgen, der dich nicht an die Cops verpfeift? Habe ich nicht immer jeden Anwalt bezahlt, den du gebraucht hast?"

"Mr. Torturro..."

"Nein, jetzt hörst du mir zu, Stu!", unterbrach Torturro den Blonden hart. Eine weitere Rauchschwade zog in Richtung von Stuart Normans Gesicht. "Ich habe ein ziemlich hässliches Bild von dir in den Lokalnachrichten im Fernsehen gesehen! So wie ich das sehe, hast du keine Chance, Stu."

Norman sah Torturro ernüchtert an.

"Sie lassen mich fallen?"

"Ich schütze mich selbst!", erwiderte Torturro kalt.

Er lachte höhnisch auf.

Norman schnellte hoch.

"Was heißt das konkret?", fragte Norman.

Der Bodyguard an der Tür lud die Uzi mit einem 'Ratsch'

durch, der Blonde erstarrte. Langsam ließ er sich dann in den Sessel zurücksinken.

"Ich werde auspacken, wenn der FBI mich in die Finger kriegt. Und dafür, dass das nicht passiert, müssen Sie sorgen, Torturro!"

"Okay, okay!" Torturro hob beschwichtigend die Hände.

Seine eisgrauen Augen musterten den Blonden eingehend. Dann wandte Torturro kurz den Blick zu seinem Bodyguard.

"Entspann dich, Terry!", wies er ihn an. "Ich komme hier schon zurecht!"

"Wie Sie meinen, Boss!", murmelte der Angesprochene.

"Lass uns in Ruhe über alles reden", wandte Torturro sich dann wieder dem blonden Stuart Norman zu. "Vielleicht kommen wir doch noch auf einen Nenner." Seine Hand schnellte vor, griff nach dem Feuerzeug und hielt es Norman hin. Die Flamme blitzte hoch.

Norman zögerte, dann hob er die Havanna, die Torturro ihm gegeben hatte an und hielt sie schließlich in die Flamme.

"Vor dem FBI brauchst du dir keine Sorgen zu machen, Stu", sagte Torturro. "Und Fehler machen wir alle."

"Allerdings."

"Was ist mit Larry?"

"Den habe ich erledigt, bevor er reden konnte."

"Ich habe dich wohl doch falsch eingeschätzt, Stu. Du bist wirklich loyal."

"Das sollten Sie nie vergessen, Mr. Torturro! Nie!", knurrte der Blonde düster. Er lehnte sich zurück, zog an der Havanna, die rot aufglühte. Stuart Norman atmete tief durch durch, zog noch einmal. "Ich brauche neue Papiere und...

Geld!"

"Sicher."

"Was...ist..."

Der Blonde sprach schleppend.

Seine Augen weiteten sich.

Er stierte Torturro ungläubig an. Seine Muskeln spannten sich, krampften regelrecht zusammen, dann sank er reglos in den Sessel.

Torturro lächelte zynisch.

"Das wäre erledigt!"

Der Bodyguard trat herbei, nahm dem toten Norman die brennende Zigarre aus der Hand und drückte sie in den Aschenbecher. "Sie sollten die präparierten Havannas deutlicher markieren, sonst verwechseln Sie sie eines Tage mit denen, die Sie selbst nehmen, Boss!"

In diesem Moment schrillte das Telefon auf Torturros Schreibtisch.

Torturro nahm ab.

Am anderen Ende der Leitung meldete sich eine Frauenstimme.

Sie brauchte nicht ihren Namen zu sagen.

Torturro hätte sie unter Millionen wiedererkannt.

Ihr dunkles Timbre hatte etwas Unverwechselbares.

"Der Ernstfall ist eingetreten", sagte sie.

"Sie sprechen von Vandermoore?"

"Ich erwarte, dass Sie die Sache in Ordnung bringen, Ray!"

"Selbstverständlich."

"Gehen Sie augenblicklich zu Tambrini, dem Frisör in der Mott-Street. Er wird Ihnen alle nötigen Instruktionen geben!"

"Okay", murmelte Ray Torturro. Auf der anderen Seite machte es 'klick!'. Das Gespräch war zu Ende. Torturro fluchte innerlich. Eigentlich hatte er im Moment genug eigene Probleme. Er wandte sich den Bodyguard und deutete dann auf Stuart Normans Leichnam. "Sorg dafür, dass der hier diskret verschwindet!"

Krimi Jahresband 2020 - 11 Spannungsromane in einem Band!

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