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Cornflakes

Das Weltfrühstück

Wer heute Cornflakes isst, denkt wohl kaum noch an sein Seelenheil. Doch am Beginn der gerösteten Maisflocken stand die Idee, den Körper für die Wiederkehr des Messias rein zu halten ...

Es wird viel von der Globalisierung gesprochen, selbst bezüglich der Essgewohnheiten. Vorreiter hierbei sind schon seit Jahrzehnten die Cornflakes. In Millionen Haushalten rund um den Globus stehen auf den Frühstückstischen Schalen mit den in Milch getauchten getrockneten Maisflocken. Selbst die Astronauten der Mondfähre »Apollo 11« stärkten sich vor dem Landemanöver mit diesen »Zerealien« (abgeleitet von Ceres, der römischen Göttin des Ackerbaus).

Die Geschichte der Zerealien begann 1875 in dem kleinen Ort Battle Creek im US-Bundesstaat Michigan, als der frisch promovierte Arzt Dr. John Harvey Kellogg (1852–1943) seine Arbeit im puritanischen »Western Health Reform Institute« aufnahm. Die Stärkung und Heilung des kranken Organismus durch Gymnastik und vegetarische Ernährung sowie der Verzicht auf Alkohol, Kaffee, Tabak und Sex standen im Zentrum der Patientenbehandlung. Dr. Kellogg war ein gläubiger Adventist, der ein enthaltsames Leben als Vorbereitung auf die bevorstehende Wiederkehr des Messias predigte. 1880 wurde sein Bruder, Will Keith Kellogg (1860–1951), Geschäftsführer des Sanatoriums. Auf der Suche nach gesunder Kost für die Patienten entwickelten die Brüder zahlreiche neue Produkte, darunter einen Ersatzkaffee und eine fettarme Erdnussbutter.

1894 führten die beiden Brüder eine Versuchsreihe durch, um einen Ersatz für das harte Brot zu kreieren, das bis dahin im Sanatorium serviert wurde. Eines Abends blieb rein zufällig gekochter Weizen stehen. Am nächsten Morgen hatten die Kelloggs die geniale Idee, diesen Weizen durch Rollen zu drehen: Schön geformte Flocken (flakes) waren das Ergebnis, die nach anschließender Wärmetrocknung knusprig schmeckten. In den Speisesälen des Instituts wurden den Patienten umgehend diese Weizenflocken aufgetischt. Das Produkt kam so gut an, dass Will Keith Kellogg am 16. Februar 1906 mit einer Handvoll Angestellter die »Battle Creek Toastet Corn Flake Company« gründete. Bereits ein Jahr später stellten 300 Mitarbeiter täglich 4000 Schachteln Cornflakes her. Doch die steigende Nachfrage führte das Unternehmen an die Grenzen seiner Kapazität. Diesen Umstand nahm Kellogg zum Anlass für eine legendäre Anzeigenkampagne, in der er auf seine Lieferengpässe aufmerksam machte: »Für dreißig Tage bitte keine Cornflakes mehr essen!« Die Nachfrage stieg nun erst recht; 1909 überstieg die tägliche Produktion die magische Grenze von 100 000 Packungen.

»Für dreißig Tage bitte keine Cornflakes mehr essen!«

Werbeanzeige von Will Keith Kellogg

Maßgeblich für den Erfolg des in atemberaubender Geschwindigkeit wachsenden Unternehmens waren die kreativen Werbekampagnen. Das Unternehmen war so fest davon überzeugt, dass der Name seines Gründers die Produkte verkaufe, dass die Packungen eine Faksimileunterschrift von W. K. Kellogg erhielten – mit durchschlagendem Erfolg.

»Qualität für eine gesündere Welt ... «

1914 nahm die internationale Expansion des Hauses ihren Anfang, als der Zerealienproduzent den kanadischen Markt eroberte. Zehn Jahre später eröffnete Kellogg im australischen Sydney die erste ausländische Produktionsstätte. 1938 ging dann ein englisches Fertigungswerk in Manchester in Betrieb. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg folgten Produktionsstätten in Mexiko, Indien und China sowie eine erhebliche Ausweitung der Produktpalette. Heute stellen rund 14 500 Mitarbeiter die Getreideprodukte her, die in mehr als 160 Staaten der Erde verkauft werden. Der Umsatz beträgt jährlich an die zehn Milliarden US-Dollar.

In Deutschland begann das Knuspern mit Kellogg’s Ende der 1920er-Jahre. Am 20. Juni 1929 erschien die erste Anzeige für dieses Produkt in der berühmten Familienzeitschrift »Die Gartenlaube«. Hier wurden die Flocken als »Götterspeise mit köstlichem Wohlgeschmack« offeriert. Bis 1961 erfolgte die Abwicklung des Geschäfts durch verschiedene Importeure und Vertriebspartner. 1962 erwarb die »Kellogg Company« Anteile an der »Reis und Handels AG« in Bremen, die nun für die deutsche Distribution zuständig war. 1963 erfolgte dann die Gründung der »Kellogg Deutschland GmbH«.

Heute kennen 97 von 100 Bundesbürgern die Marke »Kellogg’s«, und in einem Viertel aller Haushalte steht morgens mindestens eine Kelloggpackung auf dem Frühstückstisch. Täglich verlassen eine Million Haushaltspackungen Bremen.

Heute kennen 97 von 100 Bundesbürgern die Marke »Kellogg’s«, und in einem Viertel aller Haushalte steht morgens mindestens eine Kelloggpackung auf dem Frühstückstisch.

Selbstverständlich wird auch in der Hansestadt, nunmehr allerdings mit modernsten technischen Fertigungsverfahren, der Firmenklassiker, die »Kellogg’s Corn Flakes«, nach dem Originalrezept gefertigt. Von 140 Tagen Sonnenschein verwöhnt, reift der Mais auf weiten, zumeist US-amerikanischen oder argentinischen Feldern. Die Verarbeitung beginnt mit dem behutsamen Entfernen der Schale und des Keimlings. So aufbereitet heißt das Maiskorn »Grit«. Den Maisgrits werden nun natürliche Geschmacksstoffe wie Salz, Malz und Zucker beigegeben. Die Mischung wird unter Dampfdruck gegart; anschließend wird in einem Trockenvorgang Feuchtigkeit reduziert. Die aufbereiteten Grits laufen sodann durch Walzen – die typischen Flocken entstehen. Unter Heißluft werden diese frisch geröstet, verpackt und schließlich aromaversiegelt. In den bekannten Faltschachteln gelangt das Produkt dann auf den Frühstückstisch. Die Verpackung enthält übrigens ausführliche Nährwertinformationen, ganz im Sinne der Firmenphilosophie von Will Keith Kellogg: »Qualität für eine gesündere Welt ...«

Harry D. Schurdel

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