Читать книгу 0 oder 1 - Franziska Thiele - Страница 5

-Ich-

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Warum ich das alles darlege? Wahrscheinlich um mir selbst zu helfen. Ich stecke in einer Situation, die mir so festgefahren erscheint, dass es weder ein ein noch aus, weder ein vor noch zurück gibt. Ich weiß noch nicht einmal, ob dies irgend jemand lesen wird, da das geschriebene sich dem gedachten mehr und mehr angeglichen hat, bis es zu einem reinen Datensatz geworden ist. Es geht nichts mehr verloren, nicht wie es früher gemeint war, dass Gedanken, sobald sie gedacht sind, einfach ins nichts verschwinden. Das war nie so, bin ich der Meinung. Nur war es früher der allgemeinen Masse nicht möglich, auf all diese Gedanken zuzugreifen. Dabei lag es bereits einige Zeit vor ihnen, die Wissenschaft lag mit dem Fund der bestrittenen Quanten auf dem richtigen Weg: Informationen, zu denen auch die Gedanken gehören, sind kleinste Teilchen, so klein, dass sie keine Materie im ursprünglichen Sinne mehr darstellen. Was für uns, die wir uns täglich daran bedienen und auf deren Grundlagen wir das jetzige Leben aufgebaut haben, das allgegenwärtige und normalste ist, bedurfte eines jahrelangen Forschungsprozesses und vor allem: Wie alle umstrukturierenden, in das Denken eingreifenden Entdeckungen (Ich benutze ungern das Wort Erfindungen, denn das Meiste war bereits da, die ganze Zeit, nur haben wir es noch nicht herausgefunden), angefangen mit den Umwälzungen durch das Negieren der Religion bis hin zu den technischen Entwicklungen, die von der Dampflok zu Transportsystemen führten, der Telekommunikation, dem Internet bis zum jetzigen Zeitpunkt, in dem wir nur noch in einer virtuellen Welt leben. Nun, ich schreibe das also, um zurück zu mir zu kommen und darum geht es mir schließlich, denn noch immer gibt es das Gefühl des Ich-Seins und ich wollte lediglich versuchen, eine erweiterte Sichtweise zu schaffen. Ob das geschrieben ist oder in welcher Form auch immer es also mein Gehirn verlässt, das sei dahin gestellt. Es ist für niemanden bestimmten, kann es nicht sein, für alle und jeden zugänglich und nicht zugänglich zugleich, wie es für die meisten Daten gilt. Nur hilft es mir, wie wahrscheinlich jedem, in Angelegenheiten, die eigene Person betreffend Abstand zu erhalten, um so etwas wie eine objektive Sicht über meine Lage zu erhalten. Das fällt mir schwer, so lange habe ich nun gelebt, so viel gesehen, bin wie ein Fisch, der sich durch nichts von den anderen Fisches seines Schwarms unterscheidet, bin mit geschwommen, um nicht auszutrocknen, dort, wo sie uns das lebensnotwendige Wasser genommen haben. Ich habe den Wandel nicht nur mit bekommen, sondern habe selbst bewusst daran teilgenommen, zumindest am Anfang. Aber es war mehr eine Farce, denn mit oder ohne meinem zu tun, geplant war längst alles.

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