Читать книгу Wenn du zerbrichst - Franziska Wild - Страница 5

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12. 09. 2001: Es war der Tag meiner Einschulung. Ein grausamer Tag. Ich wurde an einer hohen Privatschule eingeschrieben, auf der man normalerweise eine Wartezeit von 5 Jahren hat. Meine Oma, konnte da was deichseln. Auf jeden Fall, war es ein grausamer Tag. Alle Kinder hatten ihre Gesamte Verwandtschaft dabei und ich kam mit meiner Oma und meiner Mum.

Meine Mutter hatte selbst diese Schule besucht. Nicht so sehr erfolgreich, wie meine Oma es sich gewünscht hätte, aber sie hatte ihren Abschluss.

Wir gingen in ein Klassenzimmer, das im untersten von 6 Fluren war.

Dort war eine Frau, die angezogen war, wie ein höheres Tier beim Bundestag, und begrüßte meine Mum mit “Karo, lange nicht gesehen, wie geht es dir? Das ist doch wohl nicht deine Schwester oder?”

“Nein meine Tochter!” sagte meine Mutter und die Lehrerin lachte amüsiert bis sie begriff, dass es kein Scherz war.

“Um Himmels willen Karo, ist das dein Ernst? Du hast doch selbst erst vor 7 Jahren deinen Abschluss hier gemacht. Du willst mir doch nicht erzählen, dass du ein sechsjähriges Kind hast? Oder doch!?” sagte sie zweifelnd.

“Natürlich, aber was tut das denn zur Sache Fräulein Ramstett, sie ist jetzt eine Ihrer Schülerinnen und damit aus. Es tut doch nichts zur Sache wie alt ich bin. Ich liebe sie genau so, als wäre ich 37 Jahre alt.” sagte meine Mama bestimmt.

Trotzdem tat sie mir damit keinen großen gefallen, wann immer Fräulein Ramstett im Unterricht eine wirklich schwere Frage für uns hatte, stellte sie sie mir. Sie konnte mich nicht ausstehen.

Immer wenn ich richtig antwortete, ignorierte sie das und wenn ich falsch antwortete, schob sie es auf die, mir von meiner Mutter vererbten, Gene.

Es war grausam in den ersten vier Schuljahren. Meine Mutter war häufiger in der Sprechstunde als sonst ein Elternteil und jedes Mal, wenn Fräulein Ramstett ihr von meinem Unterrichtsverhalten berichtete, gab sie an, dass ich schlecht wäre, unkonzentriert, und für mein Alter nicht auf dem passenden Allgemeinwissensstand. Meine Mutter wusste natürlich, dass sie log und ich, wenn man mir die Chance dazu gab mein Wissen zu verbreiten und mich zu artikulieren, ich das auch tat, aber sie wurde von dieser unfähigen Lehrerin immer wieder vor den Bug gestoßen. Wenn sie zum Beispiel behauptete, dass meine Mutter unfähig wäre ein Kind zu erziehen.

Juni 2004: “Diese Frau, weiß nicht mit wem sie sich angelegt hat!” schrie meine Oma aus der Küche, als einmal wieder ein Elterngespräch in der Schule stattgefunden hatte.

“Was glaubt die wer sie ist, dass sie meine Enkelin so unfair behandelt. Nur weil du schon mit 17 Mutter werden musstest gibt ihr das noch lange nicht das Recht, Marie so zu behandeln! Die Kleine kann schließlich nichts für deine Unvernunft.”

“Merkst du eigentlich dass du keinen Deut besser bist!? Du bist doch diejenige, die es die ganze Zeit ausspricht, sicher war es nicht vernünftig, mit 17 schwanger zu werden, aber ich bereue es keinen verdammten Tag lang. Hör also auf, die ganze Zeit darauf herumzuhacken, du warst auch nicht viel besser!” schrie meine Mama zurück.

“Willst du damit sagen ich war dir eine schlechte Mutter?!” fragte meine Oma sehr laut.

“Nein! Oder willst du sagen ich bin eine schlechte Mutter? Das bin ich nicht. Ich bin eine junge Mama, aber ich bin eine gute Mutter! Eine viel bessere Mutter als du es je warst du karriereverliebte, emotionslose, steinkalte, Ziege!! Ich bin wenigstens für mein Kind da! Ich bin da und nicht den ganzen Tag in der Arbeit und die ganze Nacht feiern. Und du wunderst dich wirklich, warum ich den Poolboy, und den Gärtner und deiner Meinung nach auch noch den Butler gevögelt habe. Gott was glaubst du warum? Sicher nicht weil ich nicht genug emotionale Zuneigung bekommen habe, oder weil mir niemals zugehört wurde, wenn ich etwas zu sagen hatte. Nein. Sicher weil ich eine so tolle und liebevolle Kindheit bei meinem Kindermädchen hatte!!”

Schrie meine Mama zurück.

Dann hörte ich es klatschen, sehr laut. Meine Mama stürmte, sich die Wange haltend, aus der Küche zu mir ins Wohnzimmer und packte mich in den Landrover. Dann verschwand sie noch einmal im Haus, und kam mit zwei vollen Koffern wieder heraus.

Wir fuhren weg. Ich wusste lange nicht wohin, bis ich die Wälder und Seen um uns herum als die erkannte, die rund um Mamas Campingfelsen lagen.

Sie fuhr da immer hin und schlug ihr Zelt auf, wenn sie damals als Teenager ärger mit ihrer Mama gehabt hatte.

“Mama, warum hat Oma dich geschlagen?” fragte ich, denn immerhin war ich nicht blöd.

“Schätzchen Oma hat mich nicht geschlagen. Wie kommst du nur auf so was?” fragte meine Mama nervös lachend.

“Weil du einen Handabdruck auf der Backe hast und es vorhin so geklatscht hat. Mama warum hat Oma dich geschlagen.” fragte eine verwirrte Neunjährige.

“Weißt du Schätzchen, Mama hatte keine sehr schöne Kindheit. Meine Mama, war nicht so viel zu Hause, wie ich es bin. Sie war immer Arbeiten und ich war immer alleine. Und deine Oma hat viele gemeine Dinge zu mir gesagt, weil ich damals, eben nicht nur einen Freund hatte.” erklärte sie mit Tränen in den Augen.

“Aber warum hattest du denn mehr als einen Freund?” fragte ich vorsichtig.

“Na ja weißt du, wenn man niemanden hat, der einem zuhört und einen lieb hat, dann sucht man sich irgendwann ganz viele Menschen, von denen man denkt, dass sie einen lieb haben. Und das fühlt sich dann irgendwie richtig an und gut. Deine Oma sagt deswegen sehr gemeine Dinge zu mir und glaubt, dass ich das alles gemacht habe, um sie zu ärgern. Weißt du und weil ich dann auch gemeine Sachen zu ihr gesagt habe, hat sie mich geschlagen. Aber das ist nicht so schlimm Schätzchen. Das ist zwar nicht in Ordnung, aber das war nicht so schlimm.” sie war ziemlich gefasst.

Sie erklärte mir das, wie man es eben einer Neunjährigen erklärte, die verwirrt war und herausgefunden hatte, dass in ihrer Familie etwas schief läuft.

Ich blickte aus dem Fenster des Wagens und dachte nach.

Warum nur stritten meine Oma und meine Mama immer so viel. Ich hatte sie doch beide lieb, und wenn sie sich stritten machte mir das Angst.

Ein neunjähriges Mädchen mit Verlustängsten, wurde gerade von seiner Mutter ans andere Ende des Landes gebracht, damit sie Abstand gewinnen konnte.

Abstand von dem Betrug, durch ihren Ex-Freund, Abstand von den ewigen Vorwürfen ihrer Mutter und Abstand von der Realität, die sie immer wieder einholte.

Wie sollte ich es auch verstehen, dass sie ein Problem hatte, für das ich nichts konnte und bei dem ich ihr nicht helfen konnte?

Ich sah nur von der Rückbank aus, Tropfen über ihre Wangen laufen und dachte es wäre der Regen, der durch eine undichte Stelle im Autodach kam.

Als wir an dem Campingplatz ankamen, waren die Wolken verschwunden und der Himmel wieder blau.

Der kleine See und der niedliche Wasserfall an dem Felsen, fesselten meine Aufmerksamkeit.

Meiner Mutter war das ganze Recht, so konnte sie in Ruhe den Pavillon aufstellen, und die Schlafsäcke und Luftmatratzen in das große Acht-Mann-Zelt packen.

Ich spielte im Schlamm und am See mit den vielen Fischen und versuchte sie zu fangen.

Ich erwischte keinen, aber das fand ich nicht schlimm, schon das hinter ihnen her springen, machte mehr Spaß als einen zu erwischen.

Ich tat so als wäre ich eine Raubkatze und sprang immer wieder in meinem rosa Kleid in den See.

Dann klingelte das Handy meiner Mama und sie ging schnell ran.

“Nein!! Vergiss es. Das ist nicht dein ernst Mann!!? Du hast dich die letzten vier Jahre auch nicht für sie interessiert! Nein!! Nicht einmal mehr Karten hast du geschrieben. Überlege dir gut, ob du das tust. Ich werde dich anzeigen. Hörst du?”

Dann legte sie auf.

Ich machte mir nichts weiter daraus. Meine Mama telefonierte häufig mit Menschen die sie beschimpfte.

“Mariechen! Komm her Schätzchen, wir essen!” rief sie.

Ich kletterte aus dem See und rannte, so gut es in einem nassen Kleid eben ging, zum Lagerfeuer.

“Mama, wer war das eben? War das Oma?” fragte ich neugierig.

“Ja.. Ja natürlich Schätzchen, das war Oma.” Antwortete sie, erfreut über meine gute Ausredenvorlage.

Sie reichte mir eines der gebratenen Käsesandwiches und biss dann auch schnell in Ihres.

Wir blieben zwei Wochen auf dem Campingplatz. Auf der Privatschule, konnte man seine Ferien so legen wie man wollte und so, legte meine Mama meine nächsten Ferien eben auf diese zwei Wochen.

Sogar Kobold freute sich, wieder nach Hause zu fahren, nachdem auch mir die Lust, am Zelten endgültig vergangen war.

Mein mittlerweile ausgewachsener Hund, sprang auf die Rückbank unseres Landrovers, und legte sich in den Fußraum direkt neben meine Füße.

Bald waren ich und er eingeschlafen und unser Schnarchen, erfüllte den überladenen Innenraum des Landrovers.

Wir fuhren lange vor uns hin, in Richtung zu Hause.

Keiner von uns ahnte, dass diese Autofahrt, alles verändern würde.

Wir waren auf er Autobahn in der Nähe, von Mamas Lieblingsraststätte und wir wollten hineinfahren.

Meine Mama blinkte und ohne sich umzusehen, fuhr sie rechts ab.

In dieser Sekunde, raste ein Geisterfahrer auf unserer Spur, direkt auf uns zu.

Ich schrie und plärrte, aber dafür war es schon zu spät. Der Kleinbus raste in uns hinein.

Glas splitterte, Kobold jaulte und die Koffer schepperten aus dem Kofferraumfenster auf die Straße.

Mein Sicherungsgurt schnitt mir furchtbar in die Brust und ich spürte einen stechenden Schmerz.

Danach, kann ich mich an nichts mehr erinnern, ich muss wohl ohnmächtig geworden sein.

Das nächste was ich weiß, war dass ich die Augen, in einem schneeweißen Zimmer aufschlug, und keine Ahnung hatte, wo ich war.

Wenn du zerbrichst

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