Читать книгу Voodoo, Hoodoo & Santería – Band 1 Afro-brasilianisch-karibisch-amerikanischen Religionen, das Santería-System & Orishas - Frater LYSIR - Страница 11

Palo

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Die nächste Religion, die ich hier im Zusammenhang mit „Voodoo“ betiteln will, trägt den Namen „Palo“ - doch wenn man es sich genau anschaut, dann ist „Palo“ auch wieder nur eine Sammelbezeichnung, sodass hier verschiedene religiöse Strömungen tituliert werden, die sich auf Zentralafrika und auch auf Westafrika beziehen. Manchmal wird statt „Palo“ auch „Las Reglas de Congo“ als Bezeichnung benutzt, sodass hier einfach angedeutet wird, dass es eine ursprüngliche Religion ist, die ihre Wurzeln im Kongobecken besitzt, eigentlich in Zentralafrika, sich jedoch entlang des Kongos manifestiert hat, und somit auch bis nach Westafrika gedrungen ist.

Wenn man dann etwas tief vergraben will, dann findet man die Bezeichnungen verschiedener Religionen, die unter den Begriffen, Briyumba (bzw. Brillumba), „Bukongo“, „Kimbisa“, „Mayombe“ (oder auch „Mallombe“ bzw. „Mayumbe“) und Monte bekannt sind. Die Ursprünge dieser verschiedenen Religionen, liegen wieder sehr klar in Westafrika, speziell in einem Gebiet, welches sich auf die Westküste Afrikas bezieht, dort wo die Mündung des Kongos ist. Gut, manchmal ist auch der gesamte Kongo als Ursprung definiert, wobei die Länge des Kongos, mit über 4800 km nicht zu verkennen ist, sodass hier sehr viele Länder, sehr viele Kulturen und sehr viele Stämme im Einzugsgebiet dieses Flusses existierten und immer noch existieren. So gibt es hier sehr viele verschiedene spirituelle Glaubenssysteme, Rituale, Verehrungen und Maximen, sodass man hier nicht alles über einen Kamm scheren kann. Wenn man jedoch einen primären und knallroten Faden suchen und finden will, dann findet man diesen in Bezug auf die Praktiken, die heutzutage mit dem Voodoo assoziiert werden. In einigen der Religionen, geht es darum, dass es auch wieder eine primäre Schöpfergottheit gibt, mit der aber eigentlich nicht gearbeitet wird, da diese, im energetischen Sinne, viel zu hochschwingend ist, und man sie sowieso nicht erreichen kann, bzw. diese Gottheit überhaupt kein großes Interesse daran hat, sich mit den Menschen direkt abzugeben. Hier wird das Prinzip „Nzambi Mpungu“ thematisiert, wobei hier natürlich noch etliche andere Namen existieren, wobei ich über dieses Prinzip in der Religion „Candomblé“ schon einiges beschrieben habe. So gibt es in diesem Kontext natürlich auch in der Religion Palo verschiedene andere Gruppierungen, die aber in diesem Kontext auch wieder sehr eng mit den Gruppierungen in der Religion Candomblé verflochten sind. So gibt es in diesem Kontext natürlich auch wieder bewusst vollzogene Invokationen, sodass die Geister und die Götter die Gläubigen erfüllen und „reiten“ können, wodurch eben Heilungsrituale, Hilfestellungen im Leben, Glück und Erfolg und alles, was man sich sonst noch so wünscht, ermöglicht werden soll. In der Religion Palo geht es auch noch mal sehr deutlich darum, dass hier so genannte Priester, Heiler, Schamanen oder auch eben Priesterärzte eine besondere Rolle übernehmen, die in diesem Kontext als „Nganga“ bezeichnet werden, und eigentlich die klassischen Priester sind, sodass hier einmal Vermittlungen stattfinden, aber auch Invokationen bzw. Evokationen angeleitet werden. Ein wichtiger Glaubenssatz besteht darin, dass die Nganga Portale und Tore öffnen können, sodass die Geister, die Götter und natürlich auch die Verstorbenen, also die Ahnen, in die diesseitige Welt eindringen können.

Der Glaube besagt, dass der Kosmos in zwei Ebenen unterteilt ist, also zwei Existenzen oder zwei Welten besitzt, wobei es einmal die Welt der Lebenden ist (die dann Nza Yayi genannt wird) und einmal die Welt der Toten (die dann Nsi a Bafwa genannt wird). Beide Existenzen, beide Welten werden durch einen Fluss, durch einen Strom, durch ein Gewässer getrennt, sodass es nicht ohne weiteres möglich ist, diese Welten kreuz und quer zu betreten. Dennoch ist es so, dass man in seiner Existenz diese Welten in einem ewigen Kreislauf immer wieder durchquert. Wenn man so will, dann kann man hier das Prinzip der Reinkarnation sehen, wobei es in diesem Fall kein Paradies und keine Erlösung gibt, sondern einfach eine Unendlichkeit der Existenz, sodass man mal im Diesseits existiert, und dann wieder im Jenseits. Wie auch in der Religion Candomblé so ist es in der Religion Palo selbstverständlich, dass man mit verschiedenen Geistern und Göttern arbeitet, die hier auch wieder als Nkisi / Nkishi (aber auch Minkisi oder Zinkisi) bezeichnet werden. So wird auch hier der Glaube angenommen, dass das Schöpfungsprinzip eine absolute omnipotente Macht darstellt, die kleineren Götter, die Geister, die Nkisi / Nkishi, jedoch alle ihre Spezialitäten haben/hatten, ihre speziellen Arbeitsgebiete, sodass man eben nicht jeden Nkisi / Nkishi mit allen erdenklichen Wünschen, Aufträgen, Arbeiten behelligen bzw. darum bitten kann. Hierdurch entstand eben eine komplexe Religion, die an einen Polytheismus erinnert. Wichtig ist, dass hier der Priester, der Heiler, der Schamane primär darum gebeten wird, eine Kontaktierung zu bewirken, sodass hier also eine weitere Instanz eingeflochten wurde, bzw. es wurde reflektiert, dass man, wenn man mit den verschiedenen Geistern, Gottheiten, Energien und Ahnen arbeiten will, einen entsprechenden energetischen und geistigen Stand besitzen muss, sodass man eben auch wirklich eine Brücke über den „Strom der Existenz“ bauen kann, um beide Ebenen miteinander zu verknüpfen. Die eigentlichen magischen Arbeiten sind jedoch wieder sehr ähnlich, sodass man auch hier immer wieder Heilungsrituale findet, Glücksrituale, Liebesrituale und andere rituelle Ideen, die das profane Leben der Gläubigen vereinfachen sollen. Gerade der energetische Schutz, sodass man eben nicht verflucht wird, dass man kein gepachtetes Pech erhält, ist in diesem Kontext sehr wichtig. Da die Invokation auch immer sehr wichtig ist, werden in diesem Kontext natürlich auch manchmal die Nkisi / Nkishi direkt eingeladen, um die jeweiligen Wünsche zu erfüllen. Hierbei spalten sich aber manchmal die religiösen Meinungen, denn es wird davon ausgegangen, dass die Nkisi / Nkishi nicht nur materielle Opfergaben verlangen, wie zum Beispiel Tabak, Alkohol, Speisen, Getränke oder Blumen, sondern auch energetische Opfer, sodass manchmal davon gesprochen wird, dass Seelenessenzen den Menschen entnommen werden, um die Nkisi / Nkishi zufriedenzustellen.

Hierbei muss man aber auch wieder reflektieren, dass die Nkisi / Nkishi auch als Bezeichnung für Fetische, religiöse Hüllen oder andere magische Gegenstände verwendet werden, sodass hier auch eine Unterscheidung getroffen wird, dass die eigentlichen Geister, die Entitäten der anderen Ebene, die Bezeichnung Kimpungulu (Plural; „Mpungu“ als Singular), da diese eben die heiligen Gegenstände, die Gefäße, die Fetische, die Nkisi / Nkishi bewohnen, und als Portale in das Diesseits nutzen. Die Priester, die Schamanen, die Nganga haben in diesem Kontext natürlich auch wieder ihre sehr speziellen und individuellen Nkisi / Nkishi, sodass auch hier der Glaube existiert, dass die Kimpungulu auch sehr spezielle Nkisi / Nkishi bewohnen, sodass man sagen kann, dass jeder Nganga mit einem signifikanten Mpungu arbeitet, sodass man hier eine echte Arbeitsbeziehung, eine echte Gemeinschaft erkennen kann. Manchmal wird aber auch davon ausgegangen, dass die heiligen Objekte, die Fetische, die Nkisi / Nkishi nicht von den Kimpungulu bewohnt werden, sondern von den Essenzen der Verstorbenen, also von den Geistern der Menschen, wobei es hier in diesem Kontext nicht direkt die Ahnen sind, sondern eher „fremde Geister“. Diese werden als Nfumbe bezeichnet, sodass man auch hier wieder eine enge Zusammenarbeit bewirken kann, wenn der Schamane, der Nganga dies wünscht und forciert. Die wichtigsten Sachen sind in diesem Kontext natürlich die Invokation, wobei neben der Invokation auch immer die Trance und die Ekstase zu nennen sind. Trance und Ekstase werden auch hier wieder durch wilde Trommelrhythmen und durch Tänze erreicht, wobei auch spezielle Begleitungen und sehr grelle Farben verwendet werden, um der Religion einen besonderen Ausdruck zu verleihen. Doch es werden nicht nur die Trommeln geschlagen, nein es werden auch andere, Instrumente gespielt, wobei hier Hölzer aufeinandergeschlagen werden, um einen besonderen Ton zu erlangen, genauso wie Metalle aufeinandergeschlagen werden (hier werden dann aber auch wirklich alltägliche Gegenstände wie zum Beispiel Sparten, Hacken oder Ähnliches verwendet) um einen besonderen Rhythmus und Klang zu erzeugen. Selbst Kuhglocken werden verwendet, um in den Ritualen besondere Töne zu erzeugen.

Wie bei allen Glaubenssystemen der afro-brasilianisch-karibisch-amerikanischen Religionen gibt es hier natürlich sehr deutlich einen Synkretismus mit dem Katholizismus. So gibt es hier natürlich sehr wilde Vermischung, und die katholische Kirche, bzw. der katholische Glaube, findet es nicht amüsant, wenn die entsprechenden Rituale – die dann natürlich als heidnische Rituale tituliert sind – zelebriert werden. Da es auch immer wieder um divinatorische Arbeiten geht, sodass man in seine Zukunft schauen kann, wird auch dies auf das Schärfste kritisiert.

Die divinatorischen Arbeiten sind so konzipiert, dass man entweder in eine Wasserschüssel schaut, um dort die Zukunft zu sehen (also das klassische Scrying, oder eben auch die klassische Spiegelschau), doch manchmal werden auch Kuhhörner bzw. Hörner von anderen Nutztieren auf das Genaueste betrachtet, wobei diese manchmal auch im Spiegel betrachtet werden, um hier entsprechende Merkmale zu finden, die dann gedeutet werden. Da in der Religion Palo die gleichen Götter verwendet werden, wie in der Religion Candomblé will ich hier natürlich nicht eine erneute Aufzählung abdrucken, doch es sei der Hinweis gegeben, dass man sich im Kapitel „Candomblé“ die entsprechenden Informationen holen kann.

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Voodoo, Hoodoo & Santería – Band 1 Afro-brasilianisch-karibisch-amerikanischen Religionen, das Santería-System & Orishas

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