Читать книгу Voodoo, Hoodoo & Santería – Band 1 Afro-brasilianisch-karibisch-amerikanischen Religionen, das Santería-System & Orishas - Frater LYSIR - Страница 13

Umbanda

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Die nächste Religion, die ich vorstellen und beleuchten will, trägt den Namen „Umbanda“. Umbanda? Moment mal, da wurde doch schon etwas darüber geschrieben, oder? Ja klar! Im Kapitel über die Religion „Candomblé“, oder? Ja! Stimmt! Doch ich will hier noch einmal die Religion Umbanda direkt beleuchten, denn auch wenn es hier einen sehr klaren und starken Synkretismus mit dem Katholizismus gibt, ist es eine eigenständige Religion. Hierbei besitzt dieser Religion sehr starke mystische und spirituelle Bereiche, was eigentlich ein Widerspruch ist, wenn man den starken Synkretismus mit dem katholischen Glauben berücksichtigt. Primär wird Umbanda in den Ländern Uruguay, Argentinien und Brasilien gelebt, wobei es hier natürlich auch in den anderen südamerikanischen, mittelamerikanischen und karibischen Ländern immer wieder Fraktionen gibt, die Umbanda als Religion verstehen und leben. Ein essenzieller Punkt in Umbanda ist der Kontakt zu anderen Geistwesen, was ein erneuter Widerspruch ist, wenn es um einen starken Synkretismus mit dem Katholizismus geht. Natürlich werden auch in der katholischen Kirche entsprechende Geistwesen angesprochen, doch hier ist es eigentlich primär Gott, maximal irgendwelche Engel, die aber definitiv nicht als „Geistwesen“ deklariert und beschrieben werden. Der Kontakt mit diesen Geistwesen würde im westlichen Kontext, und mit Vokabeln der heutigen Zeit einfach mit klassischen Channelings beschrieben werden, wobei hier nicht nur Botschaften verbal übermittelt werden, sondern auch bewusste Invokationen bzw. Besessenheiten forciert werden, sodass die jeweiligen Geister die Körper der Gläubigen übernehmen.

Hierbei gibt es verschiedene Rituale, die in diesem Kontext aber auch wieder von der katholischen Kirche mehr als nur kritisch gesehen werden. Daher muss man sagen, dass Umbanda zwar Einflüsse des katholischen Glaubens hat, wobei hier der Synkretismus aber relativ zurückhaltend ist. Doch „Relativ“ ist eine Begrifflichkeit, die eben relativ ist, da in Umbanda auch sehr eng mit Mutter Maria agiert wird. Wenn man dann aber wieder sieht, dass auch divinatorische Arbeiten gemacht werden, genauso wie Opferzeremonien, wobei auch hier Blumen geopfert werden, dann ist dies wieder mit dem katholischen Glauben nicht ganz im Kontext 1:1 übereinander zu bringen. Die verschiedenen Opferzeremonien beziehen sich dann aber natürlich auch auf spezifische Geistwesen, wobei man hier klar von Göttinnen spricht bzw. von Göttern. Und vielleicht ist dies eines der großen Gründe, warum die Religion Umbanda eine sehr große Anhängerschar hat. Auf der einen Seite werden strikte religiöse Maßstäbe eingehalten und erfüllt, auf der anderen Seite existiert aber auch eine spirituelle und auch magische Offenheit, welche man in Europa ohne weiteres findet, da hier mittlerweile die Beeinflussung der Kirche zurückgegangen ist, zumindest in Deutschland. Wenn man es vielleicht auf die Spitze treiben will, dann könnte man die Religion Umbanda zum Glück mit anderen Naturreligionen gleichsetzen, wo es auch eben um Götter und Göttinnen geht, da auch hier entsprechende Rituale existieren, genauso wie spezifische Divinationsarbeiten. Gott und Göttin sind in diesem Kontext aber nicht direkt afrikanische Elemente, auch wenn es hier verschiedene Götter gibt, werden zum Beispiel die Loas/Iwas im haitianischen Voodoo bzw. Vodun/Vodon im (west)afrikanischen Voodoo bzw. die Orishas in der Santería-Religion anders bewertet, sodass hier die Vokabeln „Götter“ bzw. „Göttinnen“ nicht verwendet werden. Doch der spiritistische Einfluss, also der primäre Kontakt zu verstorbenen, zu den eigenen Ahnen, zu den Verwandten steht auch in der Religion Umbanda in einem klassischen Mittelpunkt. Da aber in Umbanda auch sehr viele europäische Blickwinkel, Philosophien, Maximen und magische Ideen adaptiert und aufgegriffen wurden, ist es nicht überraschend, dass man, wenn man exakt hinschaut, hermetische und auch kabbalistische Elemente findet. Doch es wäre zu viel, wenn man sagt das Umbanda kabbalistisch und hermetisch arbeitet. Wie jede Religion, hat natürlich auch Umbanda spezifische Fachvokabeln, die erklärt werden müssen. So gibt es zum Beispiel Entitäten, die mit der Bezeichnung „Caboclas“ bzw. „Caboclos“ betitelt werden, wobei hier Caboclos männliche Schwingungen besitzen und Caboclas weibliche Schwingungen.

Gleichzeitig sind diese Vokabeln aber auch feststehende Begriffe, die auf „Mischwesen“ hindeuten, wobei der Ursprung eher einen rassistischen Grundgedanken hat, da man so Menschen bezeichnet hat, die aus einer Verbindung aus Europäern und indigenen Bevölkerungsteilen entstanden sind. Gut, in Europa hat man diese Menschen einfach „Bastarde“ genannt, „Mischlinge“ oder andere Schimpfwörter verwendet. In Südamerika waren es eben die Caboclas, wobei hiermit auch eine ganz klare Negativierung vollzogen wurde, da Menschen, die als Caboclas betitelt wurden, meistens kein hohes Vertrauen genießen durften. Sie wurden als Verräter, falsche Charaktere und Verleumder tituliert, sodass hier natürlich ein sehr negativer Touch entsteht, bzw. entstanden ist. Eine weitere Vokabel, die in der Religion Umbanda vorkommt, lautet Erês. Wenn man so will, sind es auf der einen Seite die Nachfahren, die Kinder von Geistern, auf der anderen Seite ist es aber auch eine Sichtweise, eine Maxime, die man so deklarieren kann, dass man unvoreingenommen die Welt betrachtet, aus den Augen von Kindern. Daher ist es ein wichtiger Umstand, dass man sich selbst mit den Erês verbindet, bzw. sich die Grundschwingungen der Erês aneignet, da man hierdurch die Emotionen und auch die Mentalität eines Kindes erfahren kann, wodurch eben die erwünschte Unvoreingenommenheit, die Neutralität, die Neugier, der Wissensdurst eines Kindes eingenommen bzw. verkörpert werden kann. Die grundsätzliche Vokabel „Erê“ stammt natürlich wieder aus dem Yoruba, und wenn man hier eine mögliche Übersetzung sucht, dann könnte man sagen, dass diese Vokabel für „Belohnung“ steht, wobei auch sehr gerne davon gesprochen wird, dass hier der Grundgedanke von Spiel und Spaß existiert, sodass hier eben nicht zu viel deduktiv gedacht wird, sondern einfach seiner (kindlichen) Natur die Freiheit gegeben wird, die sie benötigt. So muss man also hier unterscheiden, dass es auf der einen Seite um autarke Entitäten geht, die eben als Erês deklariert werden, gleichzeitig aber auch eine Maxime beschrieben wird, eine Grundstellung, die eben eine Offenheit, eine Fröhlichkeit, eine Unvoreingenommenheit deklariert. Wenn man hier jedoch wirklich davon ausgeht, dass diese Entitäten einen kindlichen Charakter haben, dann sollte man auf jeden Fall aufpassen. Man sollte aufpassen? Warum? Nun, es ist korrekt, dass Kinder neugierig, fröhlich, offen und auch unvoreingenommen agieren können – sie können, müssen aber nicht. Genauso gut ist es möglich, dass Kinder eine Brutalität und eine Kaltschnäuzigkeit an den Tag legen, wo man ganz klar sagen muss, dass sie ein Produkt von verkorksten Beziehungen sind, von Umständen, die das eigentliche Kindsein zerstört haben, dennoch immer noch als Kinder zu sehen sind.

Dies ist jedoch im Falle der Religion Umbanda nicht so gemeint, denn hier geht es wirklich darum, dass eine Freundlichkeit, eine Offenheit, eine Unvoreingenommenheit und eine Fröhlichkeit an den Tag gelegt werden, sodass diese Entitäten sehr friedvoll, neugierig, schelmisch und auch irgendwie verrückt sind. Es wird davon ausgegangen, dass die Erês niemals inkarniert waren, da sie mit den menschlichen und materiellen Vorstellungen meistens nichts anzufangen wissen. Doch auch dies ist ein großes Problem, wenn man sich solche Energien in das eigene Energiesystem holt, ihnen seinen physischen Körper überlässt, denn dieser besitzt ganz deutliche Beschränkungen. So kann der Mensch seinen Kopf eben nicht um 360° drehen, so besitzt der Mensch eben keine Kugelgelenke in Armen und Beinen, sodass hier extreme Verrenkungen gemacht werden können. Wenn aber die Erês kein Konzept davon haben, was es bedeutet, körperlich zu sein, dann ist es möglich, dass hier der Mensch Bewegungen ausführt, die entgegengesetzt der eigenen Physis laufen. Und ja, dies ist möglich, und ja, hier können auch physische Verletzungen übrigbleiben. Doch da die Vokabel „Erê“ aus dem Yoruba kommt, dürfte es klar sein, dass die Erês auch irgendetwas mit den Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas zu tun haben, jene Entitäten, Geistwesen, Energien die in sehr vielen afro-brasilianisch-karibisch-amerikanischen Religionen vorkommen. So sind die Erês als Vermittler, als Boten, als Herolde zu verstehen, die den Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas die Botschaften und Wünsche der Menschen überbringen. Doch auch hierbei muss man reflektieren, was passieren kann, wenn man einem kindlichen Charakter eine Botschaft übermittelt. Sie kann zu 100 % korrekt übermittelt werden, sie kann aber auch verdreht und verfälscht werden, ohne böse Absicht. Die Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas sind die Entitäten, die das Weltgeschehen beeinflussen, und die Erês sind die Entitäten, die dort agieren, wo es keine Überlagerung zwischen Mensch und Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas gibt, was man so deuten oder sich vorstellen kann, dass die Erês als Brückenbildner fungieren, sodass hier die verschiedenen Energieebenen verknüpft werden. Doch da die Erês wie Kommunikationshilfsmittel agieren, wird auch davon ausgegangen, dass die Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas, wenn diese in den Körpern von Erwachsenen stecken, und mit den Kindern der jeweiligen Menschen sprechen wollen, die Erês hinzu geholt werden, sodass diese den Kindern nonverbal, also rein energetisch, die Essenzen der verschiedenen Aussagen der Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas übermitteln können. Doch bei diesen ganzen Thematiken der Erês merkt man sehr deutlich, dass eine verklärte, spirituelle Sicht, die aktuell in Europa sehr stark vorhanden ist, sich auch Stück für Stück auf andere Religionen, speziell hier das Umbanda, abfärbt.

Hier sind die Erês glückliche Wesen, die Licht, Liebe, Glück verteilen, sodass alle anderen glücklich sind. Statt Erês könnte man vielleicht auch einfach „Glücksbärchen“ sagen, die eben auch alles mit ihren Regenbogenstrahlen reparieren können. Aha! So sind in den letzten Jahren immer mehr „Erês-Partys“ bzw. „Erês-Zusammenkünfte“ entstanden, wo wahrlich propagiert wird, dass sich die Teilnehmer auf eine tolle Erfahrung einrichten können, da man hier den Geist eines Kleinkindes induziert bekommt, sodass man gerne Süßigkeiten ist, seinen Greifreflex noch einmal neu erlebt, dass man Spielzeuge liebt, dass man an Schnuller oder auch an Fingern saugt, und dass man grundsätzlich ein absolut kindliches Verhalten an den Tag legt. Und dies zeugt dann von spiritueller Evolution? Oder ist es eher eine Flucht, eine Flucht aus dem Alltag, sodass man sich einfach wieder frei gehen lassen kann? Nun, dies muss jeder selbst wissen, dies muss jeder selbst bewerten, gerade dann, wenn es darum geht, dass hier wirklich propagiert wird, dass man endlich wieder in seinem Inneren den Geist eines Kleinkindes spürt, dass man sich an Spielzeug erfreut, dass man einen Schnuller haben will oder an den Fingern nuckelt. Wenn man dann aber auf rein energetischer Ebene mit den Erês zusammentrifft, dann besitzen sie zum Glück keine Eigenschaften, die man mit Kindern gleichsetzen kann, denn es sind Energien die ein materielles Leben, ein aufwachsen, ein kindliches Dasein, aus dem Blickwinkel des Menschen, überhaupt nicht kennen. Ja, es sind unvoreingenommene Wesen, es sind neugierige Wesen, die aber auch misstrauisch sein können, so wie sie auch ein gewisses Fluchtverhalten an den Tag legen, da hier eine energetische Unsicherheit klar und deutlich ausgesendet wird. Daher sind die Erês nicht als spirituelle Führer zu empfehlen, da sie nicht das Konzept einer Führung kennen bzw. verstehen. Sie können zwar das Konzept einer Vermittlung, einer Übersetzung, einer Überreichung akzeptieren und umsetzen, doch wenn man sich hier mit den Erês verbindet, sollte man einen starken Charakter, ein gesundes Selbstvertrauen und auch die Selbsterkenntnis besitzen, da man ansonsten ein chaotisches Energiesystem erhalten kann.

Doch so wie in allen afro-brasilianisch-karibisch-amerikanischen Religionen gibt es auch in Umbanda sehr viele Missverständnisse, Desinformationen und Irrtümer, was dazu führt, dass der Literatur blind vertraut wird, ohne auch nur auf die Idee zu kommen, eigene energetische Forschungen auszuführen.

Da man hier von Energien, Entitäten, Wesen, Schwingungen spricht, und diese sich eben auf der Astralebene primär aufhalten, wo Raum und Zeit keine Bedeutung haben, kann man, wenn man diese Fähigkeiten im eigenen System besitzt, auch Kontakt zu den Erês aufnehmen, wobei man hier nicht wortwörtlich erwarten sollte, dass man dann sofort eine Belohnung erhält, auch wenn dies die Übersetzung der Vokabel Erês ist. Man muss immer wieder reflektieren und begreifen, dass durch den Sklavenhandel eine Kultur und unendlich viele Menschen entwurzelt wurden, dass diese sich zum Teil neu erfinden mussten, geprägt von ihren Herren und Meistern, die in diesem Kontext eben christlich waren. Daher ist es ein logischer Schritt, dass in sehr vielen afro-brasilianisch-karibisch-amerikanischen Religionen ein Synkretismus vorhanden ist. Doch wenn man sich selbst neu erfinden muss, wenn das eigene Überleben davon abhängig ist, genauso wie das eigene religiöse Verständnis, dann würde man dies tun. Und genau dies haben die meisten afro-brasilianisch-karibisch-amerikanischen Religionen getan. Mittlerweile sind die verschiedenen Religion wieder so stark, dass sie sich selbstständig und autark behaupten können, und zwar so sehr, dass zum Teil ein echter Tourismusboom entstanden ist. Wie förderlich oder hinderlich dies ist, muss jeder selbst entscheiden. Wie schön es ist, wenn Horden von Touristen über Kultstätten herfallen, wenn man an Voodooritualen, an Santeríaritualen oder an anderen Ritualen teilnehmen kann, die man auch wieder unter der Überschrift afro-brasilianisch-karibisch-amerikanische Riten zusammenfassen kann, sei einfach mal in den Raum gestellt. Natürlich ist es spannend, gerade für die profanen Menschen aus Europa, Rituale zu sehen, wilde Rituale, von wilden Menschen. Doch es geht hier nur um eine Belustigung, um eine Showbefriedigung, um einen Erlebnisbericht, der dann zu Hause noch ein wenig mehr ausgeschmückt werden kann. Ja, man kann an echten und authentischen Ritualen teilnehmen, doch da muss man Glück haben, und ein paar Verbindungen knüpfen, sodass man in dieser Gemeinschaft auch eingeladen wird. Manchmal ist es hilfreich, wenn man dann seine eigenen rein energetischen Geistführer dabei hat, die in diesem Kontext auch einige Barrieren zur Seite schaufeln, sodass die verschiedenen Gemeinschaften klar und deutlich spüren, dass da kein Tourist existiert, sondern jemand, der auch in den anderen Sphären wandern kann.

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Voodoo, Hoodoo & Santería – Band 1 Afro-brasilianisch-karibisch-amerikanischen Religionen, das Santería-System & Orishas

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