Читать книгу Voodoo, Hoodoo & Santería – Band 1 Afro-brasilianisch-karibisch-amerikanischen Religionen, das Santería-System & Orishas - Frater LYSIR - Страница 14

Santería – Religion und Magie

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Gut, nach dem ich jetzt viele afro-brasilianisch-karibisch-amerikanische Religionen in einer Art „Kurzübersicht“ angeschnitten, beleuchtet und auch erklärt habe, will ich mich jetzt dem ersten „Großkapitel“ widmen, welches sich mit der Religion „Santería“ befasst! Santería! Es ist eine Religion, die primär in Kuba praktiziert wird, und die auch in Kuba entstanden ist. Santería wird sehr gerne mit Voodoo verglichen, wobei hier viele Menschen sofort graue Haare bekommen und schreien, dass Santería etwas ganz anderes ist, und wieder andere Menschen, bestätigen dies, da man doch sehr viele Parallelen findet. Ein anderer Name für diese Religion lautet „Palo Monte“, sodass man hier eine Verbindung zu der bereits vorgestellten Religion, bzw. zu dem jeweiligen Sammelbegriff „Palo“ knüpfen kann. Doch auch hier scheiden sich zum Teil schon die Geister, dass man eben Santería nicht mit „Palo Monte“ vergleichen kann, geschweige denn es als Synonym verwenden kann. Zugegeben, es ist nicht ganz einfach, hier eine klare Trennung zu machen, da es hier eben nicht so klare historische Belege gibt, die man fixiert irgendwo nachschauen kann. Auf der einen Seite ist Santería in Kuba entstanden, auf der anderen Seite ist diese Religion dennoch in Afrika beheimatet, zumindest der philosophische und auch magische Gedanke dieser Religion, sodass man auch hier wieder die Yorùbá -/Yoruba-Thematik ansprechen muss, was bedeutet, dass die Herkunft dieses Volksstammes, aus Westafrika kommt, speziell aus den Ländern Nigeria und Benin, letztlich kann man aber auch Togo, Ghana und die Elfenbeinküste nennen, bzw. Kamerun, Kongo und die Zentralafrikanische Republik. Wobei in diesem Bereich auch jetzt schon wieder der Volksstamm der Bantu (wobei es hier eigentlich ein Sammelbegriff ist, der über 400 verschiedene Ethnien beinhaltet, und nicht wirklich ein Volksstamm darstellt) genannt werden muss. Und hier liegt das Dilemma. Yorùbá und Bantu! Santería wird manchmal sehr deutlich dem Volksstamm der Yorùbá zugeordnet, dann manchmal aber auch dem Sammelbegriff bzw. den Ethnien, die man unter der Bezeichnung Bantu findet, und die sich eben auch im mittelafrikanischen Raum befinden. Und jetzt? Jetzt muss man für sich erst einmal verifizieren, ob es absolut wichtig ist, von welchem afrikanischen Volksstamm die Religion Santería letztlich abhängt bzw. aus welchem Volksstamm die Religion Santería entsprungen ist, da sie sich, wie schon erwähnt, letztlich auf Kuba manifestiert hat. Im Übrigen, der Begriff „Santería“ leitet sich aus dem spanischen ab, wo hier die Vokabel „Santos“ einfach mit „heilig“ übersetzt werden kann.

In diesem Kontext sieht man also, dass die spanische Sprache, und somit auch eine gewisse spanische Maxime, die Religion Santería geprägt hat, sodass man auch hier wieder den Katholizismus nennen muss, die Heiligen, die in der christlichen Kirche vertreten sind und einen daraus resultierenden Synkretismus, also eine religiöse Vermischung, von verschiedenen Maximen, Ideen, Philosophien und Glaubensparadigmen. Daher ist die Betitelung Santería nicht immer „gern gesehen“ bzw. „gern gehört“. Der Synkretismus ist in diesem Kontext sehr kontraproduktiv, sodass statt der Bezeichnung „Santería“ viele lieber / eher die Bezeichnung „Regla de Ocha“ oder auch „Lucumí Religion“ verwenden. Gleichzeitig muss man hier darauf Acht geben, dass es zu keinen Verwechslungen kommt, da Lucumi / Lukumí auch ein Dialekt des Yorùbá/Yoruba ist. Doch es sind nur Bezeichnungen, die dann wieder in den verschiedensten Ecken der Welt genannt werden. Die Bezeichnung „Regla de Ocha“ wird auch von vielen, vielen Menschen auf der ganzen Welt verwendet und somit auch praktiziert. Gut, im gleichen Atemzug wird es hier eher um eine afro-kubanische Religion gehen, die ihre Wurzeln im heutigen Nigeria und auch in Benin hat, doch könnte man dann auch wieder Voodoo sagen. Vielleicht ist das auch das große Problem, dass die klaren Grenzen, die man sich manchmal wünscht, um hier Einteilungen und Dispositionen zu kreieren, nicht wirklich klar sind. Es gibt bei den Religionen und gerade bei den magischen Praktiken KEINE klaren „Ländergrenzen“. Daher ist die Flexibilität sehr wichtig, wenn es darum geht, Santería zu verstehen.

Santería, eine Religion, die sehr flexibel ist, die sehr zeitgenössisch ist, die zwar literarisch sehr gerne auf einen uralten Mythos gemünzt wird, und auch hier ist es eigentlich irrelevant ob es nun um die Bantu oder um die Yorùbá geht, hierbei aber eine Moderne besitzt, die andere Religionen und auch magische Maximen nicht hat. Hierbei ist es immer sehr spannend, dass gesagt wird, dass die verschiedenen Ethnien, die Volksstämme (erneut ist es egal, ob es jetzt um die Bantu oder um die Yorùbá geht) vor weit über 5000 Jahren schon aktiv waren, und ihre Religion zelebrierten. Es geht immer wieder um verschiedene göttliche Prinzipien, es geht aber auch immer wieder um die Geister der anderen Welt, so wie es auch immer wieder um die Ahnen geht, auch wenn dies im Kontext der Religion Santería nicht so offensiv zelebriert wird, wie in anderen Religionen, die sich auch auf ihre afrikanischen Wurzeln beziehen. So gibt es auch hier wieder Unterschiede, wenn es darum geht, ob nun mit den Geistern/Energien/Göttern gearbeitet wird, die man Kimpungulu (Plural; „Mpungu“ als Singular) nennt, oder mit den Geistern/Energien/Göttern, die man Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas nennt.

Es ist typisch menschlich, dass irgendwelchen Energien, die selbst zwar eine Ich-Bewusstheit haben, jedoch keine verbale Sprache benutzen, menschliche Titel, Namen und Bezeichnungen gegeben werden, sodass man sich dann, als Mensch, herrlich daran hochziehen kann, bzw. sich auch aufregen kann, dass die Geister, die Energien, die Entitäten gefälligst so heißen, wie die jeweilige Kultur XY diese Energien betitelt. Dass es den Energien selbst vollkommen gleich ist, wird hierbei offensichtlich gerne vergessen. Entitäten sind Entitäten, Energien sind Energien, und wenn diese mit der Natur zusammenhängen, dann sind es erst einmal Naturenergien. Es ist absolut sekundär und unwichtig, ob man diese nun Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas, Kimpungulu bzw. Mpungu, Vodun / Loas / Iwas, Dschinns oder – um jetzt mal europäisch zu bleiben – Alben / Elfen / Álfar, Svartálfar / Zwerge / Dvergar / Dokkalfar, Jötnar / Riesen, Vættir, Dísen, Hamingjur, Idisi, Fylgjur, Wights, Huldrå / Hulder, Valkyrjar/Walküren Nornir/Nornen oder einfach Göttinnen und Götter nennt. Energien sind Energien! Für eine Interaktion, von Seiten der Menschen, die Linea denken und auch Linea agieren, ist es natürlich einfacher, hier spezifische Bezeichnungen zu haben, oder auch Rasseeinteilungen, Klassifizierungen, Hierarchien, Gliederungen und vor allen Dingen Sortierungen, sodass der Verstand, der Intellekt und auch das Tagesbewusstsein etwas zum Festhalten haben. Wenn man jedoch dann energetisch mit diesen Energien arbeitet, und seine eigene Bildsprache einmal durchdringt, sodass eben die klassischen Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas, Kimpungulu bzw. Mpungu, Vodun / Loas / Iwas eben keine Darstellung besitzen, dass man sie auf jeden Fall einer afrikanischen Herkunft zuordnet, dann sieht man einfach eine Energie - vielleicht als Schwingung, vielleicht als abstraktes Gebilde, vielleicht als humanoide Silhouette. All dies gilt es zu berücksichtigen, wenn man sich Religionen anschaut, die auch magische Gesichtspunkte besitzen.

Santería als Religion besitzt also eine unheimlich hohe Flexibilität, was bedeutet, dass Santería mit der Zeit geht. Dennoch darf man nicht vergessen, dass der katholische Glaube hier immer vorhanden ist. Jemand sagte einmal zu mir, auf Kuba sind 90 % der Bewohner katholisch, und 100 % Santería, wobei dies auch für Haiti gilt, sodass hier 90 % der Bewohner katholisch sind, und 100 % Voodoo / Vodou. Man wird in diesem Bereich immer einen sehr klaren sehr starken Synkretismus finden, sodass die magischen Praktiken, die Zeremonien, die Rituale, die aus dem verengten Blickwinkel der katholischen Kirche einfach nur „heidnisch“ sind, von den jeweiligen Volksgruppen zelebriert werden konnten. Letztlich ist es auch egal, wenn es um eine Religion geht, ob es nun den christlichen Schöpfergott gibt, oder den Schöpfergott, der im Kontext der Religion Santería den Namen „Olorun“ bzw. „Olódùmarè / Olodumaré“ bzw. „Odumare“ bzw. „Olófi“ trägt.

Wenn man sich dieses Prinzip näher anschaut, kann man sehr klare Verknüpfungen zur Dreifaltigkeit erkennen, wobei eine göttliche Trinität in gigantisch vielen Religionen existent ist. Diese göttliche oder auch schöpferische Trinität zeigt sich auch immer wieder in der Magie, sodass es hier wiederum ein sehr interessanter Umstand ist, dass der Schöpfungsgott „Olorun“ bzw. „Olódùmarè / Olodumaré“ auch in Aspekten agiert, die auf der einen Seite das Fundament der Schöpfung bilden, hier wird dann der Begriff/Name Olódùmarè / Olodumaré alleine verwendet, auf der anderen Seite aber auch die Schöpfung selbst, dann wird statt „Olorun“ eher die Bezeichnung „Olófi“ gewählt, und letztlich muss ja auch das Fundament und die Schöpfung irgendwo in einem Rahmen agieren, sodass man auch hier wieder den gesamten Kosmos versinnbildlichen kann, welcher dann wiederum durch „Olorun“ bzw. durch den Aspekt „Odumante Ízame“ in Aktion tritt. Manchmal wird hier auch ein weiterer Begriff bzw. Name mit eingeflochten, der „Baba Nkwa“ als schöpfendes Prinzip bzw. als Prinzip der Neuwerdung und auch des Lichtes verstanden wird.

Doch es ist natürlich nicht einfach, mit diesen Energien, mit diesem Schöpfungsprinzip, zu interagieren. Wie schon in der Religion Candomblé beschrieben, kann der normale Mensch nicht einfach mit Olorun in Kontakt treten, und macht dies auch nicht. So geht es auch in der Religion Santería darum, dass das Prinzip Olorun zu beschäftigt ist, da er letztlich den Kosmos kreiert, hier zusammen mit den Verstorbenen, speziell mit den Ahnen, die in diesem Kontext ja den Titel „Égún“ tragen, arbeitet, sodass die Schöpfung eben evolutionieren kann. Ob es nun im Glauben des Candomblé oder im Glauben von Santería beleuchtet wird, nur die Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas, erneut sind es hier wieder die beiden Prinzipien Obatala und Eshu; einmal das Prinzip, welches den Menschen erschaffen hat, und einmal das Prinzip, welches über alle Grenzen, Kreuzungen und Zugänge wacht, eine Verbindung zum obersten Schöpfungsprinzip „Olorun“ aufbauen können. Man hat also hier wieder die klassische Funktion von Botschaftern, also von Engeln. Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas oder Engel - es sind Energien, mit denen der Mensch interagieren kann. Hierbei ist es auch egal, ob man jetzt zu irgendwelchen Engeln eine Verbindung aufbauen will, oder zu den besagten Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas, denn dies kann man durch Rituale, Gebete, geistige Reisen (Meditationen und Astralreisen), Beschwörungen (hier ist jetzt also wieder die klassische Invokation, aber auch die Evokation gemeint, sodass man sich selbst in Ekstase versetzt, am besten durch Trommeln, Tanzen und dem Abschalten des inneren Zensors) und letztlich auch durch Fürbitten, Lobpreisungen oder Andachten ermöglichen.

Wie in allen Religionen, die irgendwelche spezifischen Rituale beinhalten, sodass man zu signifikanten Energien/Entitäten eine Verbindung aufbauen kann, geht es natürlich um die Erfüllung von Wünschen, um die Erfüllung der Wünsche von den jeweiligen Menschen. In diesem Zusammenhang geht es natürlich auch immer wieder um die Möglichkeit der Divination, um die Chance der Weissagung, sodass man erfährt, was die Zukunft bringt, ob man hier also spezifische Wünsche äußern muss, oder ob alles so läuft, wie es laufen soll. Natürlich hat auch Santería eine spezifische Divination, wobei in diesem Kontext auch wieder speziell die Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas kontaktiert und gefragt werden. Eigentlich kann dies jeder Mensch, doch auch, wenn Santería in diesem Kontext nicht wirklich eine sehr strenge Religion ist, gibt es dennoch klassische hierarchische Strukturen. Wie immer gilt in diesen hierarchischen Strukturen, dass die jeweiligen Menschen, die unterschiedliche Titel tragen, und sich diese auch hoffentlich erarbeitet haben, auch über besondere Fähigkeiten verfügen. Doch gerade in der magischen Szene sieht man, dass sich mehr Menschen mit sinnlosen Titeln schmücken, ihre Taten aber sehr deutlich zeigen, dass sie weder Wissen, geschweige Weisheit besitzen, und erst recht kein Kontakt zu anderen Ebenen. Wenn man aber im Bereich Santería eine divinatorische Arbeit bzw. eine direkte Kontaktierung mit den Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas ausführen will, ist es ratsam, dass diese Arbeit durch einen Santeras /Santeros (also einen klassischen Priester) ausgeführt wird. Oder, man will wirklich auf Nummer sichergehen, und wendet sich direkt an den „Vater der Geheimnisse“, der den Titel bzw. die Bezeichnung „Babaaláwo“ bzw. „Babalawo“ bzw. „Babalao“ oder auch „Babalaô“ trägt und sich speziell auf das Ifá bezieht. Man kann natürlich auch zu einer „Iyaláwo“ bzw. „Ìyánífá“, also zu dem weiblichen Pendant gehen, was dann eben „Mutter der Geheimnisse“ bedeutet. Das Ifá, bzw. das Ifá-Orakel ist hier ein sehr klassisches Divinationswerkzeug, welches aber im weiteren Verlauf und in einem eigenen Kapitel näher beleuchtet und auch erläutert wird. Männer! Frauen! Ist das nicht eigentlich egal? Nein, nicht ganz, gerade dann, wenn es um Ifá geht.

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