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Candomblé

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Die nächste Religion, die in der alphabetischen Reihenfolge benannt wird, ist die Religion „Candomblé“. Auch hierbei handelt es sich um eine Religion, die in Brasilien zelebriert wird, die aber natürlich auch wieder ihre Wurzeln in Afrika hat. Die Wurzeln des Candomblé kann man heutzutage in Westafrika finden, speziell in den Regionen Nigeria und Benin. So ist hier also Voodoo allgegenwärtig, auch wenn es heutzutage nicht eins zu eins verglichen wird. Doch in der Religion des Candomblé ist der Austausch mit den Göttern absolut essenziell. Dieser Austausch wird auch wieder durch ekstatische Tänze, wilde Trommelrhythmen und ein freies energetisches agieren im rhythmischen Tanz praktiziert. Da es hier also aktiv auch um eine Verehrung von anderen Göttern geht, wird die Religion Candomblé von der katholischen Kirche sehr kritisch gesehen. Man könnte auch sagen, dass Candomblé von der katholischen Kirche diskriminiert wird, da hier auch aktive Prozessionen stattfinden, die die religiösen Handlungen des Candomblé verhöhnen. Primär geht es darum, dass die Götter des Candomblé einfach nur als Fantasiegebilde, als böse Geister oder, wenn man es eben streng katholisch auslegen möchte, als Dämonen deklariert werden. In diesem Kontext wäre es der katholischen Kirche sicherlich lieber, wenn die Menschen, die Candomblé praktizieren schwarze Gewänder tragen würden, und nicht, wie‘s Tradition ist, schneeweiße Gewänder. Die Farbe Weiß steht in Zusammenhang der Religion Candomblé als eine Farbe der Verbindung. Die Verbindung gilt unter den Menschen, die Verbindung gilt aber auch zu den Göttern, wobei man hier sagen kann, dass die Religion des Candomblé primär 16 Hauptgottheiten zählt. Bei 16 Hauptgottheiten ist es logisch, dass die katholische Kirche hier eine „Vielgötterrei“ sieht, welche natürlich verboten ist. Gut, von offizieller Seite der katholischen Kirche heißt es dann natürlich, dass mittlerweile die Religionsfreiheit akzeptiert wird, sodass hier selbstverständlich keine Diskriminierungen mehr forciert werden. Wenn man jedoch mit Angehörigen der Religion spricht, ist es nicht wirklich überraschend, dass in Brasilien die Anhänger des Candomblé von vielen katholischen Christen immer noch sehr misstrauisch beäugt und zum Teil auch beleidigt und angegriffen werden. Ein Verbot und eine Verfolgung der Religion gibt es zwar nicht mehr, doch überall, wo verschiedene Menschen mit verschiedenen Religionen aufeinanderstoßen, ist ein religiöser Streit schnell vorhanden. Zum Glück wird versucht, hier auch einen aktiven Kompromiss zu finden, sodass die Religion des „Umbanda“ erschaffen wurde, die auf der einen Seite Einflüsse des Katholizismus besitzt, auf der anderen Seite aber auch Einflüsse des Candomblé.

In diesem Kontext kann man von einem Synkretismus sprechen, also von einer Vermischung verschiedener Religionen, die auch eine Vermischung von philosophischen Lehren impliziert. Doch dies wird in den Kreisen der Menschen, die Umbanda praktizieren, ungern so gesehen. Dies mag aber auch daran liegen, dass sich die verschiedenen Religionen immer wieder durchmischt haben, alleine dadurch, dass sich die verschiedenen Menschen untereinander verbrüdert, gepaart und somit auch vermischt haben.

Wenn man sich dann aber Candomblé in Bezug auf das klassische Voodoo anschaut, dann findet man sehr viele Parallelen, sodass auch hier die Götter bzw. „die Heiligen“ von den Menschen Besitz ergreifen können, sodass also hier eine aktive Invokation durchgeführt wird. Hierdurch sehen sich die praktizierenden Menschen auch als „erleuchtete Geister“, da sie es vermögen, mit den Energien des Kosmos, mit den Energien der Natur, mit den Energien der verschiedenen Entitäten einen engen Kontakt aufzubauen, wodurch ein energetischer Austausch ermöglicht wird. Doch wenn es 16 Hauptgottheiten gibt, welche sind es dann? Nun, in diesem Kontext muss man erst einmal wieder über verschiedene Energieklassen sprechen, sodass hier die Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas betitelt werden müssen. Dann gibt es noch die Nkisi / Nkishi (aber auch Minkisi oder Zinkisi), welche auf der einen Seite eigenständige Entitäten bzw. Geister sind, auf der anderen Seite aber auch Objekte bzw. Gefäße, die die Geister beinhalten können. Hier wäre also eine Hexenflasche bzw. eine Voodooflasche bzw. eine Dschinnflasche mit der Vokabel „Nkisi / Nkishi“ zu betiteln. Dann sind da noch das Ashé, bzw. die Ashé zu benennen, wobei es sich hierbei auch wieder um universelle Lebensenergien handelt, die primär im sichtbaren Bereich wirken, was also wiederum bedeutet, dass diese Energien die materiellen Lebewesen beseelen, sodass Tiere, Bäume, Menschen und eigentlich alles was irgendwie materiell ist, die Essenz eines Ashé besitzt. Die Ashé (die man im Übrigen auch mit folgenden Schreibweisen findet Àşe, Aché, Axé) sind in diesem Kontext also beseelen der Energien, die die Eigenarten der materiellen Dinge bewirken. In der Santería-Religion existiert dieser Begriff auch, wobei es hier eine universelle Energie handelt, die unpersonifiziert zu deuten ist. Doch auch die „Vodum/Vodun/Vodon“, oder besser gesagt die Geister des Voodoo, die Loas/Iwas, werden im Zusammenhang der Religion Candomblé benannt und thematisiert. Wichtig ist hierbei, dass es ausführende Energien sind, dass es auf der einen Seite Geister oder Naturwesen sind, die keinen reinen Gottesstatus haben, was auch wieder eine klare Verbindung zum Voodoo zeigt, wo es auch eine oberste Gottheit gibt, mit der aber eigentlich nicht gearbeitet wird, da sie zu weit von den Menschen entfernt ist.

Im Voodoo ist es der „gute Gott“, der den Namen „Bondieu“ trägt, und im Candomblé (wie auch in Santería) ist es der Gott „Olorun“ (oder auch Olódùmarè / Olodumaré, Odumare, Olófi). Doch diesen spricht man eigentlich kaum an, da er zu viel zu tun hat, und eigentlich auch nicht gestört werden soll, wobei er zusammen mit den Verstorbenen, speziell mit den Ahnen, die in diesem Kontext den Titel „égún“ oder auch „Egungun“ tragen, im Himmel agiert (in der energetischen Ebene, die den Namen Òrun trägt), sodass er von den Menschen auch überhaupt nicht kontaktiert werden kann. Im Glauben des Candomblé wissen nur die Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas (hier sind es die beiden Prinzipien Obatala und Eshu; einmal das Prinzip, welches den Menschen erschaffen hat, und einmal das Prinzip, welches über alle Grenzen, Kreuzungen und Zugänge wacht [also hier eine klare Verbindung zu Papa Legba im klassischen Voodoo besitzt]), wo sich der oberste Gott Olorun auffällt und wie man ihn kontaktieren kann. Wenn man also wirklich mit Olorun kommunizieren will – warum auch immer – muss man zwingend die Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas (speziell also Obatala und/oder Eshu) fragen und bitten, ob eine Kontaktierung möglich sein wird. Man wird also hier kein großes Glück haben, wenn man versucht, direkt mit dem Schöpfungsprinzip zu arbeiten. Dennoch ist es möglich. In jeder Religion wird man immer wieder Prinzipien finden, die die Kluft der verschiedenen Ebenen überwinden können. In diesem Kontext sind es Menschen, die sich aktiv mit der Magie befassen, die aktiv Nkisi / Nkishi (aber auch Minkisi oder Zinkisi) erschaffen, um hier entsprechende materielle Anker für die Geister der anderen Ebenen zu kreieren. Diese Menschen heißen Banganga (Plural; Singular ist es Nganga), die eben als Magier, Hexen, Schamanen, Heiler, Wahrsager, Lebensberater oder eben Vermittler agieren, sodass hier nicht nur Exorzismen und Heilarbeiten ausgeführt werden, sondern auch ein enger Kontakt zu den Geistern (den Bakisi) erschaffen wird, um Verbindungen zum jenseits zu kreieren.

Man sieht also, dass die Religion Candomblé sehr viele magische Bestandteile besitzt, auch wenn es hier primär „nur“ 16 Gottheiten gibt, die ich im Folgenden kurz betiteln will, wobei ich auch hier wieder bewusst eine alphabetische Aufzählung wähle, sodass hier keine hierarchischen Eigenschaften deklariert werden. Doch bevor nun diese 16ner Aufzählung kommt, will ich „das Schöpfungsprinzip“ kurz beleuchten, welches im Kontext der 16 Gottheiten nicht in der „klassischen Aufzählung“ vorkommt!

Nzambi (oder auch Nzambi Mpungu, Zambi, Zambiapungo, Zambiapongo, Zambiampungo, Zambiapombo, Zambiapongo, Zambiapunga, Zambiumpungo, Zambiupongo, Zamiapombo, Zamunipongo oder Zamuripongo) ist das Schöpfungsprinzip schlechthin. Nzambi ist eines der höchsten Schöpfungsprinzipien überhaupt und eigentlich gleichzusetzen mit dem Gott Olórun (Olodumare), sodass es hier um die eigentliche Erschaffung des Daseins geht, wodurch Nzambi einfach als Schöpfungsgott verstanden werden muss. Manchmal wird Nzambi speziell mit dem Regen und mit der Gesundheit des Menschen in Verbindung gebracht, wobei primär aber der Mythos des Schöpfungsgottes im Vordergrund steht.

Im Folgenden kommen dann jetzt die 16 Gottheiten, die man aber im Endeffekt auch wieder weiter aufteilen kann, da es hier auch um Familien (bzw. Familiengruppen), Kategorisierungen, Eigenschaften und Zugehörigkeiten geht.

Aluvaiá (andere Namen lauten Bombo Njila, Mavambo, Maviletango, Mujilo, Njila, Nzila, Pambu Njila oder auch Vangira) ist ein Prinzip der Kommunikation, der Vermittlung und der Diplomatie. Aluvaiá gilt als Vermittler zwischen den gläubigen Menschen und den anderen Geistern, den anderen „Nkisi“. Aluvaiá steht weiterhin für eine energetische Reinigung und auch für den energetischen / magischen Schutz des eigenen Hauses.

Angorô (andere Namen lauten Angolo, Angoroméa, Hongolô, Hongoloméa, Nzázi, Nzingalumbóndu, Kongolo oder auch Ongolô) ist ein Prinzip der Fruchtbarkeit, da hier das Wetter „gemacht“ wird, speziell Regen, sodass bei der Anwesenheit von Angorô auch immer ein Regenbogen gegenwärtig ist. Angorô wird aber auch als ein Verbindungsprinzip zwischen Erde und Himmel gesehen (hier als Darstellung einer „Zweiköpfigen Schlange“), wobei es hierbei auch „Streit“ geben kann, wenn die Geister des Himmels und der Erde aufeinanderstoßen.

Gongobira ist ein Prinzip der Jagd. Ob zu Lande oder zu Wasser ist hierbei egal. Gongobira steht für eine gute und erfolgreiche Jagd, sodass man mit der Hilfe dieses Prinzips sehr gute „Jagdergebnisse“ erzielen kann.

Kaitumbá ist ein Prinzip des Meeres, sodass hier der Schutz für Seefahrer bedeutend ist, aber auch ein erfolgreicher Fischfang. Gleichzeitig ist Kaitumbá aber auch ein Prinzip, welches die Ertrunkenen in die nächste Ebene begleitet.

Katendê ist ein Prinzip, welches die Heileigenschaften aller Pflanzen lehren kann, wobei Katendê auch die Heilwirkungen der Pflanzen selbst beeinflussen, bzw. verändern kann, sodass man mit der Hilfe von Katendê eine stärkere oder auch eine schwächere phytologische bzw. pharmakologische Wirkung erzielen kann.

Kaviungo (andere Namen lauten Kavúngu, Nzumbarandá, Karamôsi oder Karamose) ist das Prinzip des Lebens und das Prinzip des Todes. Kaviungo gibt das Leben, doch Kaviungo kann das Leben auch wieder nehmen. In diesem Kontext ist Kaviungo aber auch wiederum ein Seelenbegleiter und kann auch Initiationen bewirken, da auch der mystische Tod, der Mors Mystica in die Aufgabengebiete des Kaviungo fällt.

Kisimbi (andere Namen lauten Kisimby, Samba, Dandalunda oder Ndanda-Lün / Ndandalunda) ist ein Prinzip der Fruchtbarkeit, wird aber auch als „Große Mutter“ angesehen, sodass hier Kisimbi natürlich einen besonderen Stellenwert besitzt. Ferner ist Kisimbi das Herrschaftsprinzip der Seen und der Flüsse, wobei hier natürlich auch wieder der Aspekt der Fruchtbarkeit, durch die Gewässer, im Vordergrund steht.

Kitembo (andere Namen lauten Kitémbu) ist ein Prinzip des Wetters und der Jahreszeiten, sodass Kitembo nicht nur für Regen und für die daraus resultierende Fruchtbarkeit steht, sondern für alle Arten des Wetters. Spannend ist hier auch der Umstand, dass Kitembo auch für Jahreszeiten verantwortlich ist. Für Jahreszeiten? Aha! Die Länder Ghana, Togo, Benin, Nigeria, Kamerun, Kongo etc. sind doch sehr deutlich in der Nähe des Äquators, sodass man hier im europäischen Sinne KEINE Jahreszeiten hat. Man hat zwar Temperaturschwankungen, die aber nicht als europäischen Sommer / Winter durchgehen würden. Auch die Niederschlagsmengen sind hier eher gleichbleibend, sodass man in diesem Kontext nicht auf die „Jahreszeiten“ aus europäischer Sicht pochen sollte.

Lembá Dilê (andere Namen lauten Caçumbecá, Caçumbenca, Cacute, Cambaranguanje, Canzanza, Cassuté, Catamba, Ganga Zumba, Gonganiumbanda, Gongapemba, Lembadilê, Lembafuranga, Lembarenganga, Limbafurama, Nsumbu, Ntoto, Zamafurama oder auch Zamafuramo) ist ein Prinzip, welches sich auf die Kreation der Welt versteht, sodass hier eine Verbindung zu den klassischen fünf Elementen existiert, sodass die Natur geformt wird. Gleichzeitig ist es aber auch ein Prinzip der Fruchtbarkeit, so wie es auch eine Energie ist, die für Frieden steht und als Orakel agiert, sodass Lembá Dilê den Beinamen „Vater aller Anfragen“ trägt, auch wenn andere Quellen berichten, dass Lembá Dilê als weibliche Energie wahrgenommen wird.

Loango (ein anderer Name lautet Luango oder Zaze) ist ein Prinzip der Gerichtsbarkeit, sodass Loango Urteile aller Art spricht und fällt, wobei es hier primär um die Urteile Menschen gegenüber geht.

Matamba (andere Namen lauten Bamburucenda oder auch Nunvurusemavula) ist ein Prinzip des Krieges, ein Prinzip der Stürme und Orkane, aber auch ein Prinzip, welches den Toten bzw. den Seelen befiehlt. Hierbei geht es speziell um die Nvumbe, also um den Geist der Toten, sodass man hier die Essenzen der Verstorbenen regelrecht „an die Hand nehmen kann“, sodass auf der einen Seite eine Trauerzeremonie abgehalten wird, auf der anderen Seite aber die Toten auch in die nächste Emanation geführt werden. Statt Nvumbe kann man auch Begriffe wie Vumbe, Vume, Nvumbe, Nvumbi verwenden.

Mutalambô (andere Namen lauten Kabyle, Ngúnzu, Mutacalambô, Mutaculambô, Mutalombô, Burunguro, Congombira, Gongobira, Telekumpénsu oder Congobila) ist ein Prinzip, welches in Wäldern oder auch in den Bergen lebt, für üppige, wertvolle und reichhaltige Nahrung steht, sodass auch hier wieder das Prinzip der Fruchtbarkeit verstanden werden muss. Wenn man so will, dann steht Mutalambô aber auch für den Schutz von Mutter Natur, sodass der Mensch in diesem Kontext nicht zu räuberisch agieren darf.

Nkosi Mukumbe (andere Namen lauten Roxo Mukumbi, Hoji Mukumbi, Kaiángo, Panzu oder auch Xauê) ist ein Prinzip, welches sich primär auf die Straßen der jeweiligen Länder bezieht, sodass es hier also um den Schutz der Reisenden geht, gleichzeitig aber auch um ein Gefahrenpotenzial, dass die Straßen nicht ungefährlich sind.

Doch auch die Landwirtschaft wird vom Prinzip Nkosi Mukumbe besonders berücksichtigt, sodass erneut die Fruchtbarkeit im Vordergrund steht. Doch auch die Energien des Konfliktes, der Auseinandersetzung des Krieges sind Nkosi Mukumbe zu eigen, wodurch auch wieder eine Verbindung zum Eisen und zur Schmiedekunst, also zur Waffenfertigung, geknüpft wird.

Wunje (andere Namen lauten Nvúnji) ist ein Prinzip, was für die Jugend steht, das junge Leben, für die Expansion, aber auch für die Ungebundenheit, für den Freigeist und für eine besondere Risikobereitschaft.

Zumbarandá ist ein Prinzip der Schöpfung, wobei auch hier wieder die Erde selbst geschaffen wurde, da Zumbarandá die Erde aus Ton und Wasser formte, wobei auch eigene Wesen, bzw. Menschen geformt worden, die dann im Dienste Zumbarandá standen, um entsprechende Arbeiten auszuführen.

Doch bei allen Göttern, bei allen Namen, bei allen Aufgaben und auch bei allen Bezeichnungen wird man sicherlich ohne weiteres nachvollziehen können, dass es hier deutlich mehr Prinzipien gibt, bzw. dass man immer wieder neuen Namen finden kann, da diese zum Teil lokal sehr verschieden sind, wodurch nur die eigentlichen göttlichen Aufgaben als Identifizierungsmerkmal zu verwenden sind. Ein weiterer Grund für diesen Umstand ist natürlich die Tatsache, dass durch die Verschleppung der Sklaven eben nicht alle Gottheiten „mitgenommen wurden“, sodass man erst einmal sagen kann, dass die Religion des Candomblé über eine Schöpfergottheit verfügt, und über 16 aktive Prinzipien, die für die verschiedenen Bereiche des Alltags verantwortlich sind. Auch dies ähnelt sehr stark dem klassischen Voodoo, genauso wie die Tatsache, dass während der verschiedenen Rituale die Geister, die Energien, die Entitäten, die Götter, die Menschen in Besitz nehmen können, sodass hier eine bewusste Besessenheit, eine bewusst herbeigeführte Invokation zu beobachten ist. Da auch hier wieder der Tanz ein sehr wichtiges Medium ist, wie auch andere ekstatische Bewegungen, sind die Energiesysteme in diesem Kontext sehr stark darauf geeicht, sich zu öffnen, wenn dann das Tagesbewusstsein nach hinten gedrängt wird, was eben durch den ekstatischen Tanz vollzogen wird. Weitere Verbindungen zum Voodoo sind darin zu sehen, dass die jeweiligen Gottheiten ihre ganz spezifischen Vorlieben haben, was man in Bezug auf Farben, Wochentage, Pflanzen, Tiere, Speisen und Getränke münzen kann.

Doch solche Zuordnungen findet man in sehr vielen magischen Breiten, wie auch Zuordnungen, die sich durch die Verschleppung von verschiedenen Kulturen etabliert haben. So ist auch die Religion Candomblé durch den Sklavenhandel aus Afrika herausgebracht worden, und auch wenn die Religion verboten war, wurde sie selbstverständlich im geheimen praktiziert. Man muss hierbei immer reflektieren, als was die Sklaven eingesetzt wurden, was bedeutet, dass zum Teil die Sklaven, die auf den Plantagen auf den Feldern arbeiten mussten, manchmal eine größere Freiheit untereinander hatten, als Haussklaven. Gleichzeitig kann es aber auch wieder so sein, dass die Sklaven, die zu Hausarbeiten verpflichtet wurden, wieder eine größere Bewegungsfreiheit hatten, da sie nicht permanent von Aufsehern beäugt wurden, sodass auch hier religiöse Ideen, Philosophien und Praktiken ausgetauscht werden konnten. Wenn man sich heutzutage die verschiedenen Klassifizierungen und Aufteilungen des Candomblé anschaut, dann ist die größere Population in den Städten zu finden. Manchmal ist es auch so, dass die verschiedenen Energien, aus verschiedenen Religionen, in der Religion Candomblé auftauchen, was wiederum bedeutet, dass hier keine haarscharfe Trennung vollzogen wird, da die Religionen untereinander nicht verfeindet sind. So findet man die Energien, die man mit der Bezeichnung „Òrìṣàs/Orishas/Orixás“ versehen kann, und die aus der Yoruba-Mythologie kommen, wo es das Schöpfungsprinzip Olorun gibt, welches die Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas geschaffen hat, auch in der Santería-Religion. Dann gibt es die „Voduns“, welche man eben in der klassischen „Voodooecke“ finden kann, bzw. in der Fon- oder Ewe-Mythologie, wobei hier die Voduns vom Schöpfungsprinzip Mawu erschaffen wurden, und letztlich auch die Nkisi / Nkishi (aber auch Minkisi Zinkisi manchmal auch Inkices), die man in der Bantu-Mythologie finden kann, welche von dem bereits benannten und beschriebenen obersten Schöpfungsgott Nzambi (oder auch Nzambi Mpungu, Zambi, Zambiapungo, Zambiapongo, Zambiampungo, Zambiapombo, Zambiapongo, Zambiapunga, Zambiumpungo, Zambiupongo, Zamiapombo, Zamunipongo oder Zamuripongo) erschaffen wurden. Die Religion des Candomblé besitzt hier also eine sehr hohe Flexibilität, wobei man hier dennoch differenzieren muss, dass nicht einfach alle Gottheiten, die irgendwann und irgendwie einmal in Afrika verehrt wurden, angenommen wurden. Es ist wichtig zu reflektieren, dass die verschiedenen Gottheiten auch mit den verschiedenen Stämmen bzw. Nationalitäten verknüpft sind, sodass auch hier entsprechende Unterschiede berücksichtigt werden müssen. Natürlich können einige der Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas mit den Voduns bzw. mit den Nkisi / Nkishi verglichen werden, doch genauso gibt es hier auch große Unterschiede.

Es geht hier speziell um die Persönlichkeiten, die Fähigkeiten und auch um energetische rituelle Präferenzen, sodass hier die jeweiligen Energien sehr spezifisch ausgewählt wurden, um die entsprechenden Phänomene zu erklären bzw. Wünsche zu erfüllen, die die Menschen haben. So ist natürlich auch wieder das Prinzip eines klassischen „Schutzengels“ oder auch eines „spirituellen Führers“, eines Guides, in der Religion Candomblé bekannt. Meist wird hier von den Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas ausgegangen, sodass man von sogenannten „Orixá-Paten“ sprechen kann, welche bei der Geburt von einem Priester (hier wird die Fachvokabel Babalorixá verwendet) bestimmt wird, bzw. übermittelt wird. In diesem Kontext werden manchmal andere Menschen als Gefäße der Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas verwendet, sodass in den Candomblé-Ritualen erneut Initiationen, Invokationen und magische Energiearbeiten stattfinden, wobei es manchmal aber auch so ist, dass hier „andere Dinge“ als Gefäße der Geister dienen, wie zum Beispiel besondere Bäume, an denen die Gläubigen sich versammeln und ihre Anbetung da bringen. Doch da die Christianisierung sich auch auf die Religion Candomblé bezieht, da gerade Candomblé sehr flexibel und ambivalent ist, ist es mittlerweile als normal zu betrachten, dass in den Tempeln auch Kreuze und Jesusdarstellungen zu finden sind. So werden zum Beispiel auch die Geister, die Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas sehr oft mit den klassischen Heiligen der christlichen Kirche verbunden bzw. gleichgesetzt, etwas was man auch wieder in Europa im Mittelalter fand, wo die jeweiligen Götter und Göttinnen der verschiedenen Panthea (egal, ob es nun um die Britischen Inseln, Westeuropa [was in der Literatur meistens als „die Kelten“ tituliert wird, wobei es hier sich eigentlich um eine Bezeichnung handelt, die von den Christen und auch von den Römern, von den Eroberern ersonnen wurden], Mitteleuropa, Osteuropa und Nordeuropa [auch hier wird gerne der Begriff „Germanen“ verwendet, der jedoch auch falsch ist, da es hierbei nicht DIE Germanen gab, sondern es waren alles Stammeskulturen, die auch untereinander große Unterschiede und Differenzen aufwiesen]) einfach durch die Heiligen der Kirche ersetzt wurden. Doch mehr über die Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas im eigenständigen Kapitel, welches die Bezeichnung „Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas, Irúnmólè, Ajogún und die Vielfalt der Energien“ trägt.

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Voodoo, Hoodoo & Santería – Band 1 Afro-brasilianisch-karibisch-amerikanischen Religionen, das Santería-System & Orishas

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