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7.

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Die Vorgänge in der Bucht waren inzwischen auch mit bloßem Auge zu erkennen. Eins der vier größeren Boote, die offenbar voll beladen waren, hatten die Piraten in Stücke geschossen und versenkt. Auch einige massiv gebaute Steinhäuser, die dicht am Ufer standen, waren von den Kanonenkugeln schwer beschädigt worden.

In der Deckung der Häuser hatte sich eine Anzahl Dorfbewohner verschanzt und feuerte zeitweise mit Musketen auf das fremde Schiff, das in die Bucht gesegelt war und mit den Dorfbewohnern Katz und Maus zu spielen schien.

Die Inder wußten wohl, daß sie mit ihren einfachen Waffen nichts gegen die Piraten ausrichten konnten, so lange diese ihr Schiff nicht verließen und auf Distanz blieben. Doch sie waren fest entschlossen – und sei es durch sinnlose Musketenschüsse –, ihre Verteidigungsbereitschaft zu demonstrieren.

Die Schnapphähne hingegen schienen sich absichtlich Zeit zu lassen.

„Die haben längst bemerkt, daß sie keine große Gegenwehr zu erwarten haben“, bemerkte Ben Brighton. „Sie begnügen sich damit, die Dorfbewohner durch gelegentliche Kanonenschüsse und entsprechende Treffer zu zermürben. Wenn der hoffnungslose Widerstand schließlich aufgegeben wird und die Leute in die Wälder und Plantagen fliehen, gehen sie an Land, um das Dorf zu plündern.“

„Diese Schlafmützen haben uns doch tatsächlich noch nicht bemerkt“, sagte Hasard. „Ich finde, wir sollten ihnen endlich zeigen, daß sie nicht allein auf der Welt sind. Zumindest müssen wir sie – solange wir noch nicht auf Schußweite heran sind – davon abhalten, noch weiteres Unheil da drüben anzurichten.“

Ben nickte. „Das wird auch die verängstigten Dorfbewohner beruhigen. Die Männer hinter den Häusern haben uns natürlich längst gesichtet. Vermutlich nehmen sie an, daß wir den Piraten Verstärkung bringen. Es wird ihnen guttun, wenn sie feststellen, daß das Gegenteil der Fall ist.“

Hasard hob die Hand.

„Al“, rief er. „Unsere Begrüßung ist fällig.“

„Aye, Sir.“ Der schwarzhaarige Stückmeister grinste.

Wenige Augenblicke später brüllte eins der Backbordgeschütze auf. Die schwere Eisenkugel riß eine hohe Fontäne aus dem silbrig schimmernden Wasser.

Der Schuß blieb nicht ohne Wirkung. Auf der „Madre de Deus“ entstand augenblicklich Wuhling. Laute Kommandos wechselten mit wütenden Flüchen. Die Kerle rannten plötzlich wie Ameisen durcheinander.

Das wiederum lag nicht nur an dem unerwarteten Auftauchen der Schebecke, sondern auch an der äußerst ungünstigen Gefechtsposition der Galeone.

Die Meuterer waren nämlich in die Bucht gesegelt, um dort den Dorfbewohnern ihre Backbordseite zu präsentieren. Die Arwenacks aber blieben ein Stück außerhalb der Bucht, so daß sie die breite Einfahrt weitgehend unter Kontrolle halten konnten. Wer also in die Bucht hinein oder aus ihr heraus wollte, mußte sich notgedrungen mit ihnen anlegen.

So gesehen, saß die „Madre de Deus“ in einer Falle. Trotzdem wollte Jorge Alameda, ihr neuer „Kapitän“, die Bucht unbedingt verlassen, solange sich die Schebecke noch an der linken Seite der Buchteinfahrt bewegte.

Die Arwenacks lachten.

„Die Burschen wollen tatsächlich ein Wettsegeln veranstalten, Sir!“ rief Edwin Carberry. „Das erinnert mich an ein gewisses kleines Rennen auf der Themse, als sich so ein Hochwohlgeborener mal wieder eine Abfuhr holen wollte.“

Es war von vornherein klar, daß die Galeone mit der Schnelligkeit der Schebecke nicht konkurrieren konnte. Eine Konfrontation der beiden Schiffe würde sich deshalb kaum vermeiden lassen.

Miguel de Pereira und Rafael Cegos waren gegen ihren Willen von Hasard auf die Kuhl geschickt worden. Der Seewolf wollte verhindern, daß die beiden schon von weitem von den Meuterern erkannt wurden.

Die Schnapphähne würden nur noch angriffslustiger und mordgieriger werden, wenn sie erfuhren, daß de Pereira und Cegos noch am Leben waren und womöglich schon bald versuchen würden, jedes erreichbare portugiesische Schiff auf die Jagd nach der „Madre de Deus“ zu schicken.

Außerdem hatte Hasard de Pereira noch einmal unmißverständlich klargemacht, daß er nicht beabsichtigte, sich in die Angelegenheiten der Portugiesen einzumischen. De Pereira würde in Bombay sicherlich genug Landsleute antreffen, die bereit wären, ihn bei seinem Rachefeldzug zu unterstützen.

Auf der „Madre de Deus“ hatte man inzwischen auch noch den letzten Fetzen Tuch gesetzt. Auf dem Achterdeck stand ein hochgewachsener, kräftiger Mann mit dunklem Bart und brüllte pausenlos seine Anweisungen. Laut de Pereira handelte es sich um Jorge Alameda, den Schiffszimmermann.

Die Galeone, die in panischer Eile der offenen See zustrebte, bot der rasch heransegelnden Schebecke die Steuerbordseite dar. Die geöffneten Stückpforten und die Mündungen der Kanonen hoben sich nur undeutlich von der schwarzen Bordwand ab.

„Wenn die Großmutter des Teufels wirklich über einen Nachttopf verfügte, dann muß er so aussehen wie dieses Schiff“, meinte Edwin Carberry, der an einer der achteren Drehbassen auf Station war. „Außen mit schwarzem Pech gepönt und inwendig nichts als ein Haufen – nun ja, Unrat.“

Die Nervosität der portugiesischen Schnapphähne war unverkennbar. Einerseits zeigte sie sich durch die anhaltende Wuhling, andererseits durch eine Überreaktion. Statt den richtigen Zeitpunkt für den Einsatz der Geschütze abzuwarten, gab Alameda viel zu früh den Feuerbefehl. Seine Kerle gehorchten nur zu gern, weil das Krachen der Schüsse die offenbar vorhandene Spannung etwas abzubauen schien.

Im Handumdrehen blitzten auf den Decks der Galeone Musketenschüsse auf. Diesen folgten Feuerzungen, die grell aus den Rohren einiger Culverinen hervorstachen. Das Wummern der Schüsse dröhnte wie ein Monsungewitter über die Bucht. Wolken aus grauschwarzem Pulverdampf sorgten zeitweise für schlechte Sicht.

Doch die Schüsse lagen allesamt zu kurz und ließen lediglich das Wasser aufspritzen. Entweder war das Ganze als eine Art Imponiergehabe aufzufassen, oder die Portugiesen hatten in der allgemeinen Aufregung die Schußweite falsch eingeschätzt.

Die Seewölfe ließen sich nicht zu voreiligen Reaktionen hinreißen. Für sie war der richtige Zeitpunkt erst gekommen, wenn die Galeone versuchte, aus der Bucht zu schlüpfen. Die Meuterer feuerten jedenfalls schon vorher aus allen Rohren, um den für sie so wichtigen Durchbruch um jeden Preis zu schaffen.

Das war ein großer Fehler!

Noch während die Portugiesen in fieberhafter Eile damit begannen, die leergefeuerten Geschütze der Steuerbordseite nachzuladen, ließ Hasard hart nach Steuerbord abfallen, wodurch die Schebecke innerhalb kürzester Zeit auf Parallelkurs zur „Madre de Deus“ kam.

Jetzt hob er erneut die Hand.

„Al – Feuer frei für die ersten drei Backbordgeschütze und die vorderen Drehbassen!“

Die Mannen an den Culverinen hatten bereits mit brennenden Lunten auf den Befehl gewartet und preßten das züngelnde Feuer sofort auf die Zündkanäle. Gleich darauf stießen die Kanonen ihre Ladungen mit einem infernalischen Krachen zu der Galeone hinüber.

Das häßliche Geräusch von zersplitterndem Holz bildete gewissermaßen das Echo. Da der Wind die Schwaden des Pulverqualms rasch auseinanderriß, konnten die Arwenacks die Auswirkungen der Schüsse genau mitverfolgen.

Ein Meistertreffer, der die Handschrift Al Conroys trug, hatte der Galeone den Besanmast abgeknickt und über Bord gefegt. Im Schanzkleid der Kuhl klaffte ein riesiges Loch; ein weiteres – zwar kleiner, aber gefährlicher – saß genau in der Wasserlinie. Das Schiff zog ohne Zweifel Wasser.

„Hoffentlich sind hinter diesem Loch nicht gerade die Bordjuwelen versteckt!“ röhrte der Profos grinsend. „Die Senhores werden wohl oder übel lenzen müssen.“

„Das ist wenigstens eine ehrliche Arbeit“, sagte Ben Brighton, „ehrlicher, als fremde Dörfer zu überfallen.“

Die Schebecke glitt schnell an der Galeone vorbei und fiel hart nach Steuerbord ab. Dadurch gelangte sie in einen Winkel, der für die Kanonen der „Madre de Deus“ sehr ungünstig war. Zwar krachten die Steuerbordgeschütze der Portugiesen noch einmal, aber das war eher eine blindwütige Reaktion als ein sinnvoller Angriff.

Entsprechend groß war auch das zornige Gebrüll der Meuterer, die inzwischen bemerkt hatten, daß ihr Schiff leckte. Allein dadurch hatten sie zunächst mal alle Hände voll zu tun.

Als Schiffszimmermann erkannte Jorge Alameda sofort, daß im Augenblick nur zwei Dinge wichtig für das Schiff waren – zum einen die Flucht vor dieser schnellen englischen Schebecke und zum anderen die Reparatur der Schäden.

Vor allem mußte das Leck an der Wasserlinie so rasch wie möglich abgedichtet werden. Dabei konnten sie noch froh sein, daß die Engländer außer einer Drehbasse nur drei Culverinen auf sie abgefeuert hatten. Nicht auszudenken, was im Falle einer vollen Breitseite passiert wäre.

Er erklärte seinen Kumpanen sofort, daß es bei dem derzeitigen Zustand ihres Schiffes zu riskant wäre, das Gefecht fortzusetzen, ja, daß man sogar froh sein müsse, wenn die Engländer von einer Verfolgung absehen würden.

Während die Schebecke eine Wende fuhr, um notfalls ein zweites Mal zuzuschlagen, nahm die „Madre de Deus“ schleunigst Kurs auf die offene See.

Die Schnapphähne ahnten nicht, daß die Besatzung der Schebecke nur deshalb von einer Verfolgung absah, weil sie dem Schiff Miguel de Pereiras nicht noch mehr gezackte Löcher verpassen wollten.

Seewölfe Paket 34

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