Читать книгу Harry hardcore I - Der junge Heine - Freudhold Riesenharf - Страница 3
1: Hanni
ОглавлениеUnd der Sklave sprach: „Ich heiße
Mohamet, ich bin aus Jemen,
Und mein Stamm sind jene Asra,
Welche sterben, wenn sie lieben.“
Der Asra
Immer diese Träume. Immer suchen ihn diese erotischen Träume heim! Ich denke, Sie hegen kein banales Vorurteil gegen Träume; diese nächtlichen Erscheinungen haben wahrlich ebensoviel Realität wie jene roheren Gebilde des Tages, die wir mit Händen antasten können und woran wir uns nicht selten beschmutzen. Im Traum liegt er zusammen mit Betty irgendwo im sommerlichen Grün. Plötzlich spürt er eine große Süßigkeit. Die Süßigkeit gilt einer geliebten Frau. Aber nicht Betty, sondern einer anderen Frau. Die Süßigkeit ist gleichbedeutend mit Liebessehnsucht. Sehnsucht nach einer bestimmten Frau? Er weiß es nicht, er könnte es nicht sagen.
Da aber erscheint die Frau, vielleicht in Begleitung anderer. Er weiß nicht, wer sie ist, doch ist es die Frau seiner süßen Sehnsucht. Er steht auf und geht zu ihr hin, um sie zu begrüßen. Offenbar kennt er sie, denn es ist die Frau seiner Sehnsucht, und je näher er ihr kommt, desto stärker wird das Gefühl der Süßigkeit. Er spürt unendliche Zärtlichkeit für sie, doch spürt er eine Art Hemmung, wie wenn er einer anderen – Betty? Hanni? – treu bleiben müsste. Die Süßigkeit wird aber zu Zärtlichkeit. Sie wird so übermächtig, dass er sich ihrem Kopf nähert, so nah, dass er den Duft ihres Haares atmet. Die ganze Süßigkeit gilt ihr. Doch darf er sie nicht umarmen, sie ist ihm fremd und weiß vielleicht gar nichts von seiner Liebe; so streift er mit den Lippen nur leicht ihre Wangen, dann ihre Schläfe. Sie lässt es geschehen, das ist ein gutes Zeichen. Er sucht ihren Mund und streift ihn sacht, ganz sacht mit den Lippen, und sieht ihr zärtlich dabei in die Augen. Sicher schaut Betty von ihrem Platz aus zu, sie kennt die Frau nicht und nicht seine Beziehung zu ihr. Er müsste eigentlich ihr, Betty, – ihr, oder einer andern? – treu sein, kann es aber nicht, ihr nicht und auch nicht der andern, so sehr liebt er diese Frau. Die Fremde ist überrascht, als hätte sie nicht mit dergleichen gerechnet. Kennt sie ihn nicht? Wusste sie nicht, dass er so verliebt in sie ist?
Wie wird sie reagieren? Wird sie, wie durch seine Zärtlichkeit magisch bezwungen, ihn wieder lieben? Seine Lippen streifen über ihr Ohr den Nacken hinunter und legen sich auf die süße Beuge zwischen Nacken und Schulter. Dann hält er inne. Er muss. Auf den Mund darf er sie nicht küssen. Mehr kann er nicht tun. Sie muss merken, wie sehr er sie liebt. Ab jetzt hängt alles von ihr ab. Wird sie seiner Zärtlichkeit erliegen? In ihm ist unendliche Liebe für sie. Wird sie ihn wieder lieben? Ist dieselbe Süßigkeit, wie in ihm für sie, für ihn auch in ihr? Ist seine Süßigkeit auf sie übergeströmt? Hat er ihr seine Liebe eingeflößt? Davon hängt alles ab, denn Liebe ist, wenn das Fluidum unserer Zärtlichkeit so in den anderen überströmt, dass es dieselbe Zärtlichkeit, wie in uns für ihn, in ihm auch für uns erweckt. Wenn nicht, wird sie sich befremdet abwenden, entziehen, und ihrer Wege gehen. Wenn ja, wird sie bleiben und ihn lieben.
Er weiß nicht, wie es endet, denn er erwacht und die Frau und auch Betty sind verschwunden. Wer war sie? Er weiß es nicht. Die Frau war ein Traumgebilde, ein Hirngespinst, eine Projektion seiner Sehnsucht. Zuerst war da die Süßigkeit, die in ihm aufstieg wie eine Solfatare und ihn in alle Fasern seines Nervengewebes hinein erfüllte. Diese Süßigkeit war das Gefühl des Geschlechts: seine Sinnlichkeit. Seine Liebe.
Die Liebe? Was ist die Liebe?
Was Prügel sind, das weiß man schon; was aber die Liebe ist, das hat noch keiner herausgebracht. Einige Naturphilosophen haben behauptet, es sei eine Art Elektrizität. Das ist möglich; denn im Moment des Verliebens ist uns zumute, als habe ein elektrischer Strahl aus dem Auge der Geliebten plötzlich in unser Herz eingeschlagen. Ach! diese Blitze sind die verderblichsten, und wer gegen diese einen Ableiter erfindet, den will ich höher achten als Franklin. Gäbe es doch so kleine Blitzableiter, die man auf dem Herzen tragen könnte und woran eine Wetterstange wäre, die das schreckliche Feuer anderswohin zu leiten vermöchte! Er fürchtet aber, dem kleinen Amor könne man seine Pfeile nicht so leicht rauben wie dem Jupiter seinen Blitz und den Tyrannen ihr Zepter.
Außerdem wirkt nicht jede Liebe blitzartig; manchmal lauert sie wie eine Schlange unter Rosen und erspäht die erste Herzenslücke, um hineinzuschlüpfen; manchmal ist es nur ein Wort, ein Blick, die Erzählung einer unscheinbaren Handlung, was wie ein lichtes Samenkorn in unser Herz fällt, eine ganze Winterzeit ruhig darin liegt, bis der Frühling kommt und das kleine Samenkorn aufschießt zu einer flammenden Blume, deren Duft den Kopf betäubt. Dieselbe Sonne, die im Niltal Ägyptens Krokodilseier ausbrütet, kann zugleich zu Potsdam an der Havel die Liebessaat in einem jungen Herzen zur Vollreife bringen – dann gibt es Tränen in Ägypten und Potsdam.
Aber Tränen sind noch lange keine Erklärung – Was ist die Liebe? Hat keiner ihr Wesen ergründet? hat keiner das Rätsel gelöst? Vielleicht bringt solche Lösung größere Qual als das Rätsel selbst, und das Herz erschrickt und erstarrt darob wie beim Anblick der Medusa. Schlangen ringeln sich um das schreckliche Wort, das dieses Rätsel auflöst – Oh, er will dieses Auflösungswort niemals wissen, das brennende Elend in meinem Herzen ist mir immer noch lieber als kalte Erstarrung. Oh, sprecht es nicht aus, ihr gestorbenen Gestalten, die ihr schmerzlos wie Stein, aber auch gefühllos wie Stein durch die Rosengärten dieser Welt wandelt und mit bleichen Lippen auf den törichten Gesellen herablächelt, der den Duft der Rosen preist und über Dornen klagt!
Vermutlich kommt sein Traum daher, dass er an der Schwelle zur Geschlechtsreife steht, oder sie schon überschritt, und die Säfte der Liebe sich in ihm stauen. Denn auch die Liebe hat ihre Säfte. Die erotischen Elixiere rufen die Gedanken an die geliebte Frau und die Sehnsucht nach ihr hervor. Diese Sehnsucht ist die psychologische Folge eines physiologischen Vorgangs. Der süß gespannte Reiz, den er empfand, ist ein sexueller, der nach Ausgleich verlangt. Der Ausgleich ist die Befriedigung; und die Befriedigung ist eine sexuelle. Das weiß die Seele, und so kam es zur Projektion seiner Sinnlichkeit auf das Traumbild der Frau. Das meinte Spinoza: Die Liebe ist ein von der Vorstellung einer äußeren Ursache begleiteter Kitzel. Der ,Kitzel' – das sind unsere inneren Sinne; die äußere ,Ursache' – das ist das andere Geschlecht, auf das der Kitzel projiziert wird. Nicht die äußere Ursache ruft den Kitzel hervor, sondern der innere Kitzel die äußere Ursache.
Also nicht so ist es, dass wir uns in eine bestimmte Frau verlieben und sie unser sexuelles Verlangen weckt; sondern so, dass der angeborene Trieb psychologisch eine unbestimmte Sehnsucht weckt und wir nach einem Geschlechtspartner suchen, der uns gefällt. Haben wir ihn gefunden, hängen wir unser Verlangen an ihn und verlieben uns. So war es in seinem Traum: Die süße Sehnsucht nach der fremden Frau war die Wirkung seiner Sinnlichkeit. Die Frau, an die er sie hängte, war seine Liebe. Die Liebe ist die Projektion seiner Sinne. Sein Leben lang hat er solche Träume, noch bis zu Böses Geträume im Romanzero.
Seine erste Liebe ist Hanni. Klein, blond, lustig, sinnlich, mit dem goldgelben Schmelz der Dreizehnjährigen. Da ist er nicht älter als dreizehn oder vierzehn. In den Wangen hat sie ein Grübchen:
Dort jenes Grübchen wunderlieb
In wunderlieben Wangen.
Das ist die Grube, worein mich trieb
Wahnsinniges Verlangen.
Dort seh ich ein schönes Lockenhaar
Vom schönsten Köpfchen hangen;
Das sind die Netze wunderbar,
Womit mich der Böse gefangen.
Sie gehen beide in die Jugendgruppe der Gemeinde, die von dem katholischen Geistlichen Ägidius Schallmeyer geleitet wird. Einmal bei einem Ausflug mit der Gruppe beginnt es zu regnen, so dass er sie mit unter seinen Regenschirm nehmen darf. Sogar den Arm um ihre Schultern legen darf er. Er erinnert sich nicht, wohin der Weg ging, aber es ist einer der seligsten Augenblicke seines Lebens, als er im Regen mit ihr unter dem Schirm kauert und den Arm um sie legt, und er vergisst es nie im Leben. Es ist eine süße Lust der Seele. Er möchte sie gern küssen, aber eine jungfräuliche Scham hindert ihn. Er wartet darauf, dass sie ihm von sich aus entgegenkommt.
Sie kommt in die Gruppe zusammen mit ihrer Freundin Heidi, auf die sein Freund Christian spannt. Einmal holen sie sie beide mit ihren Laufrädern von ihrer Mittelschule ab. Harry findet es ganz in der Ordnung der Dinge, dass die Mädchen auf die Mittelschule gehen und sie beide aufs Lyzeum. Sie wohnt an einer äußerst belebten Straße in der Innenstadt im ersten Stock über einer Bank. Er möchte sie gern erobern. Manchmal steht er, auch wenn das nichts bringt, abends unter ihrem Haus und sieht zu der beleuchteten Wohnung hinauf, obwohl er nicht einmal weiß, welches ihr Zimmer ist.
Sie haben heut Abend Gesellschaft,
Und das Haus ist lichterfüllt.
Dort oben am hellen Fenster
Bewegt sich ein Schattenbild.
Du schaust mich nicht, im Dunkeln
Steh ich hier unten allein,
Noch weniger noch kannst du schauen
In mein dunkles Herz hinein.
Mein dunkles Herze liebt dich,
Es liebt dich und es bricht,
Und bricht und zuckt und verblutet,
Aber du siehst es nicht.
Vielleicht ist es vor allem ihre jungmädchenhafte Sinnlichkeit, die ihn anzieht, denn sie ist ein ungewöhnlich sinnliches Mädchen. Im Sommer sind sie einmal zu viert im Freibad am Düsselstrand, da sieht er ihren sexy Jungmädchenkörper im Badekostüm, wo er sie nicht anzufassen wagt. Er ist gehemmt, sie körperlich zu berühren, wenn sie nicht dieselben Gefühle für ihn hat wie er für sie. Nicht einmal Ich liebe dich kann er ihr sagen, solange nicht auch sie ihn liebt. Ist es männlicher Stolz, der ihn daran hindert? die heimliche Gewissheit, dass es sinnlos ist, solange sie ihm nicht entgegenkommt? oder eine innere Hemmung, sich ihr ganz hinzugeben? Er kann sich ihr nicht ganz hingeben, solange es keine völlige seelische Gemeinschaft ist.
Was ist die Liebe? Jetzt ist es ganz einfach: Seine Liebe ist Hanni. Die Frage ist aber: Wird dasselbe süße Verlangen, das er nach ihr hat, auch in sie für ihn überströmen?
Nein, es strömt nicht in sie über. Hanni kommt ihm nicht entgegen. Seine Zärtlichkeit für sie muss einseitig bleiben. Offenbar ist die Liebe nicht so symmetrisch, dass wir von dem, den wir lieben, immer auch wiedergeliebt werden. Das wird zur Grunderfahrung seines Lebens: Altes Stück: Sie war liebenswürdig, und er liebte sie; er aber war nicht liebenswürdig, und sie liebte ihn nicht. Nicht er ist es, an den sich Hannis Verlangen heftet. Die junge Hanni ist frühreif und hält es schon mit älteren Jungs. Er sieht sie wiederholt mit einem solchen im Gras an einem kleinen Hügel am Rande des Sommerbads, am Zaun in ziemlichem Abstand von der Menge, wie wenn sie absichtlich unter sich sein wollten. Er sieht sie so eng aneinander geschmiegt und poussierend, dass es eine Schande ist. Er wollte, er wäre der andre.
Madame, kennen Sie das alte Stück? Es ist ein ganz außerordentliches Stück, nur etwas zu sehr melancholisch. Ich hab mal die Hauptrolle darin gespielt, und da weinten alle Damen, nur eine einzige weinte nicht, nicht eine einzige Träne weinte sie, und das war eben die Pointe des Stücks, die eigentliche Katastrophe –
Madame! Das alte Stück ist eine Tragödie, obschon der Held darin weder ermordet wird, noch sich selbst ermordet. Die Augen der Heldin sind schön, sehr schön – Madame, riechen Sie nicht Veilchenduft? – sehr schön und doch so scharfgeschliffen, dass sie mir wie gläserne Dolche durch das Herz drangen und gewiss an meinem Rücken wieder herausguckten – aber ich starb doch nicht an diesen meuchelmörderischen Augen. Die Stimme der Heldin ist auch schön – Madame, hörten Sie nicht eben eine Nachtigall schlagen? – eine schöne, seidne Stimme, ein süßes Gespinst der sonnigsten Töne, und meine Seele ward darin verstrickt und würgte sich und quälte sich … –
Um die vierzehn geht etwas mit ihm vor, etwas höchst Seltsames und Bedenkliches, das ihn nicht mehr loslässt und zu einem Teil seines Daseins wird. Er sitzt mit aufgestellten Knien in dem hölzernen Zuber, in dem er am Wochenende badet, den ihm Betty hat einlaufen lassen, und beobachtet sein unter Wasser wie eine im Grund verankerte Alge zwischen den Beinen treibendes Geschlechtsteil. Apropos Geschlechtsteil, denkt er später so ähnlich wie Walser über Goethe in Karlsbad: Dass das Teil in der Sprache, in der das Leben doch erst zu sich selber kommt, nicht erscheinen darf, es sei denn lateinisch oder verballhornt, ist eine Schande. Sag ruhig: eine Kulturschande. Zu deren Überwindung hast du nichts getan. Das soll man ihm Heine, nicht vorwerfen können!
Er denkt an Hanni, die er beim Baden mit dem fremden Jungen sah. Da glimmt in seinen Lenden unter Wasser ein kleiner Reiz, ein kleines Flämmchen auf. Es ist nur eine winzige Regung, ein leichtes Jucken in seiner verankerten Alge, aber mit einer Art Lust, wie er sie seit seiner Kindheit kennt, nur auf einmal noch stärker. Er denkt an Hanni und ihre weibliche Sanduhrform, wie schön ihr jungmädchenhafter Bauch am Nabel sich rundet und unterm knappen Oberteil ihre jungen und doch schon gerundeten Brüste sich wölben – und wieder das Unterwasserflämmchen in seinen Lenden. Bestimmt haben ihre Eltern keinen blassen Schimmer davon, und dürfen es auch gar nicht haben, wie spärlich bekleidet und frei sie im Freibad ist. Das Unterteil ist so knapp, dass man deutlich die gewölbte Stelle in ihrem Schoß sieht, die man den Hügel der Venus, Mons veneris, Schamhügel nennt. Auch wenn es bei Hanni eher noch ein kleines Hügelchen ist. Als er klein war, stellte er sich vor, dass das weibliche Geschlecht auf der Kuppe dieses Hügels vorn unterhalb des Bauches sei, und brachte erst mit der Zeit heraus, dass es in Wahrheit ziemlich weit unterhalb davon, ganz am Fuße des Hühels mitten zwischen den Beinen liegt. Auf dem Mons pubis selber sprießt nur ihr flaumiges Schamhaar, jungfräulich schwarz oder dunkel wie bei ihm, vielleicht aber auch heller, da sie ja eine Blondine ist.
Bei dieser Vorstellung verstärkt sich das Jucken in seinem Schoß, so dass er unwillkürlich mit der Hand nach seinem treibenden Mannesteil greift. Sein flottierendes Mannesteil ist, da er jüdischen Stammes, beschnitten, so dass das Vorderteil: die Eichel, ohne Vorhaut frei wie ein Fischkopf im Wasser treibt. Es ist ein altehrwürdiger jüdischer Brauch, die so genannte Brit Mila, dass die Vorhaut des männlichen Gliedes entfernt werden muss. Das Gebot ist so stammeseigentümlich, dass es sogar von den meisten säkularen Juden befolgt wird. Die Brit Mila gilt als Aufnahme eines männlichen Nachkommen in den Bund, den bekanntlich Gott mit Abraham schloss: Das ist mein Bund zwischen mir und euch, so in der Genesis, samt deinen Nachkommen, den ihr halten sollt: Alles, was männlich ist unter euch, muss beschnitten werden. Am Fleisch eurer Vorhaut müsst ihr euch beschneiden lassen. Alle männlichen Kinder bei euch müssen, sobald sie acht Tage alt sind, beschnitten werden.
Lassen die Eltern ihren Sohn nicht auf diese Weise verstümmeln, ist dieser mit Erreichen der religiösen Volljährigkeit zum 13. Jahr gehalten, dies tunlichst selbst nachzuholen. Tut er das nicht, begeht er laut Schulchan Aruch jeden Tag eine Sünde. Die Beschneidung wird von einem Mohel, dem für Beschneidungen zuständigen Fachmann, getätigt.
Dem Anblick seiner flottierenden Alge kann er entnehmen, dass er an seinem achten Lebenstag verstümmelt wurde. Der Mohel schnitt ihm mit einem Skalpell rundum die Vorhaut ab. In Europa ist es Brauch, die über die Eichel vorgezogene überstehende Vorhaut mit einer Klemme zu fassen und vor der so geschützten Eichel durch einen Schnitt zu kappen. Häufig wird der zwischen dem Schnitt und dem Eichelkranz verbliebene Hautring zusätzlich gekürzt. Je nach Wunsch der Eltern oder Empfehlung des Mohel wird eine unterschiedliche Menge Haut stehen gelassen. Eine andere Version ist die freihändige zirkuläre Durchtrennung der Haut an zwei vorher markierten Stellen. Die Markierung legt fest, wie viel Haut abgetrennt wird und wie weit von der Eichel die verheilte Narbe dann liegt. Danach wird die Haut zwischen beiden ringförmigen Schnitten entfernt und die flankierenden Ränder zueinander geführt. Dies meist bei kurzer Vorhaut, die nicht weit genug vor die Glans gezogen werden kann. Die ganze Prozedur dauert zirka fünfzehn Minuten, das Ergebnis ein Leben lang. Die Wunde heilt normalerweise innerhalb zweier Wochen ab. Dass für drei Wochen nach dem Eingriff auf den Geschlechtsverkehr verzichtet werden soll, war bei Harry noch nicht relevant.
Manchmal kommt es nach der Brit Mila zu eitrigen Entzündungen des Penis. In ultraorthodoxen Gemeinden saugt der Mohel zum Abschluss das Blut von der Wunde mit dem Mund ab. Diese Praxis ist aber umstritten, da es dabei schon öfter zu einer Infektion mit nachweisbaren Hirnschäden und sogar Todesfällen kam.
Harry hat das eigentlich nie verstanden: Zuerst stattet Gott den Penis mit einer Vorhaut aus, dann will er sie plötzlich wieder retour haben. Angeblich ist es ein Merkmal des unerforschlichen Ratschlusses Jachwes, dass er für seinen mosaischen Bund die Vorhaut wehrloser Säuglinge einheimst. Was er wohl damit anfängt? Legt er ein naturkundliches Museum oder Naturalienkabinett an? Dass der junge Held David als Beweis seines Sieges über die Philister dem König Saul hundert Vorhäute der geschlagenen Mannen bringen sollte (– ein Kontingent, das er großzügig um hundert Prozent überschritt), mag ja noch gelten. Was aber beweist der Triumph Gottes über achttägige Säuglinge? Jener Priester vom Düsseldorfer Tempel war keineswegs so leibeskundig, wie er von sich behauptet, da Samsons Sohn Entzündung, Fieber und arge Schmerzen hat ausstehen müssen. Dass es nur eine der üblichen Dummheiten der Religion überhaupt ist, wird ihm erst später klar.
Die Christen haben am jüdischen Bund keinen Teil. Sie dürfen ihre Vorhaut behalten. Wäre er ein Christ, hätte er seine Vorhaut noch. Jetzt dagegen gibt es, wie den Geldadel und den Hautadel, so auch einen Vorhautadel: eben die Christen. Über die Insel Saint-Thomas, Heimat der jungen Kreolin Aurecia de Castro, schreibt er später an Cécile Heine: Wie Sie vielleicht wissen, herrscht dort ein greuliches Vorurteil gegen die Abkömmlinge von schwarzer Rasse. Der dortige weiße Hautadel verachtet die farbigen Menschen eben so sehr, wie unser deutscher Vorhautadel die Juden verachtet. Persönlich wäre es ihm lieber, er hätte seine Vorhaut noch, da dann die Eichel nicht immer so entblößt baumeln und sich an der Hose scheuern würde.
Nimmt man es ganz wörtlich, verdient seine Glans den Namen Eichel eigentlich gar nicht mehr so recht. Das männliche Organ ist nämlich nach der Frucht des Eichenbaums so benannt. Nun ist aber jede solche Nussfrucht der Eiche gewöhnlich in einen – ,Cupula' genannten – Fruchtbecher eingebettet. Wie im Sommer eine Kugel Eis in der Waffel. Die Cupula umschließt die Eichel meist bis zur Hälfte, so dass, wenn die männliche Glans von der Vorhaut halb bedeckt wird, so dass der Eichelkranz darunter verschwindet, es gerade so aussieht wie eine Eichel, die zur unteren Hälfte im Fruchtbecher liegt. Das gibt der Eichel ihren typischen Aspekt. Kommt aber nun, wie bei ihm, die Vorhaut abhanden, dann gibt es keinen solchen Fruchtbecher mehr. Dann ist die Eichel ohne Becher und Waffel und verliert ihr charakteristisches Profil. Sie ist dann aller schützenden Umhüllung beraubt und liegt wie als Schweinefutter verstreute Eicheln in der Gegend herum. Am ehesten erinnert sie dann noch, von unten vorn besehen, an einen Fischkopf mit Kiemen.
Inzwischen nach all der Zeit ist es egal, er hat sich an das ständige Scheuern gewöhnt. Im warmen Wasser ist es nicht unangenehm. Besonders, wenn seine Finger an die empfindliche Ausbuchtung vorn unterhalb der Kranzfurche mit dem Vorhautbändchen kommen, spürt er ein verstärktes Kribbeln. In einem Arztbuch seines Großvaters über Eheberatung hat er gelesen, dass bei der körperlichen Liebe die Frau, um das männliche Glied zu erregen, es besonders dort streicheln soll. So lernen die Ehefrauen aus dem Buch, was sie genau machen müssen. Das Buch hat sicherlich Recht, denn es ist genau die Stelle, woher das Jucken kommt und, wenn er daran rubbelt, sich spürbar verstärkt. Schon wird es zu einem warmen Prickeln. Jetzt ist sein Geschlecht im Bottich nicht mehr so schlaff, sondern ragt steil aufgerichtet aus dem Wasser. War das auch bei dem fremden Jungen so, der mit Hanni im Gras poussierte? Hatte auch er, als er so eng an ihr lag, einen Steifen?
Harry hält sein Glied steil über Wasser und betrachtet es von oben. Seine Glans hat die Form einer purpurroten glatten, nach unten zum Kranz hin ausladend geschwungenen Glocke mit einer spaltförmigen Öffnung an der Spitze, wie wenn die Glocke einen kleinen Sprung in der Haube hätte. Oder wie das Auge des einäugigen Riesen Polyphem. Die oberste Hautschicht der Glans ist sehr dünn, so dass selbst kleinste Reize spürbar sind. Bei einem Beschnittenen wie ihm, wo sie sich ständig mechanisch am Unterzeug scheuert, kommt es verglichen mit den Christen zu etwas stärkerer Verhornung der Haut. Er fragt sich, wieviel Empfindsamkeit ihm wohl durch die Beschneidung flöten ging. Wenn er die Penishaut am Schaft abwärts zieht, strafft sich auch die Oberfläche der Glans und wird glatt und glänzend wie ein Spiegel. Sie schillert dann wie eine metallene Glocke. Schillers Glocke. Oder wie eine dicke reife Kirsche.
Seine Lust nimmt zu. Da sieht er, wie aus dem Spalt an der Spitze gleich einer Träne aus einem Auge ein winziger Tropfen hervorzuquellen beginnt, offenbar als Folge seiner Erregung. Der Spalt überzieht sich zuerst mit einem flüssigen Film, der sich langsam von unten her aufbläht, durch die Oberflächenspannung zusammengehalten wird und seiner größeren Länge als Breite wegen zu einem ellipsoidischen Tropfen anschwillt. Frauen können das nicht sehen, weil sie keine solche Eichel haben. Eine Art Eichel vielleicht schon, aber keine Öffnung. Wenn er die Haut nach unten zieht, nimmt die Ausbeulung zu.
Je größer das Ellipsoid, desto wackeliger und schwankender wird es, so dass er, damit es nicht abrutscht, sein Glied möglichst still halten muss. Um den Tropfen nicht zu früh zu verlieren, hält er sein Genital direkt senkrecht und balanciert den Tropfen, der labil hin und her schwankt, genau auf der Spitze über dem Spalt. Er will sehen, wie der Tropfen dann, wenn er zu groß wird und sich nicht mehr halten kann, über den Penisschaft abläuft. Damit der Tropfen nicht nach vorn kippt, zwingt er sein Glied etwas nach hinten. Schließlich ist der Tropfen nicht mehr zu halten und beginnt in die richtige Richtung über die glockenförmige Fläche abzulaufen. Harry sieht zu, wie er eine schleimige Spur zieht, wie eine Schnecke, dabei aber laufend an Masse und Umfang verliert und also immer kleiner wird. Am unteren Rand der Glocke, dem so genannten Kranz, ist er schon so ausgedünnt, dass er es kaum noch über die Klippe schafft und in der Furche zwischen Glockenrand und Penisschaft versickert. Er kann also gar nicht mehr weiter den Schaft runter laufen. Sein Experiment ist versandet. Als er mit der Fingerkuppe die Spur über die Glockenfläche verreibt, fühlt es sich ölig an. Inzwischen beginnt auch schon der nächste Tropfen zu quellen.
Und Hanni? Hat sie es bei dem Geschmuse am Zaun auch so zwischen den Beinen gespürt? Frauen werden, wenn sie geschlechtlich erregt sind, angeblich feucht zwischen den Beinen. Ist Hanni feucht geworden? Sogar aus der Ferne war gut zu sehen, wie sie einander zugewandt lagen, von Harry aus er auf der rechten, sie auf der linken Seite, die Schenkel aneinander gepresst oder so ineinander verkeilt, so dass sie in ganzer Körperlänge, auch in der Mitte, Bauch an Bauch lagen und sie es wohl zu spüren kriegen musste. War das Glied des Jungen dabei genauso erregt wie das seine? Hatte er einen Ständer?
Er hält seinen Schaft zwischen Daumen und Fingern, reibt ihn auf und ab und spürt, wie er unter der Friktion immer fester und härter wird und das Lustgefühl zunimmt. Das hat er schon öfter gemacht, noch nie aber ist der Reiz so stark und zwingend gewesen. Auch ist die Eichel gewölbter als sonst und kommt zwischen seinen Fingern purpurrot und so gewölbt und geschwollen hervor wie das Horn eines Widders. Zum Glück lässt ihn Betty beim Baden in Ruhe, denn käme sie jetzt herein, müsste er peinlichst die Beine zusammenkneifen.
Hätte er auch so einen Steifen gehabt, wenn er mit Hanni im Gras herumpoussierte?
Und ob er das hätte, hat er ihn doch bei der bloßen Vorstellung schon! Was würde sie dazu sagen? Hätte er überhaupt die Chuzpe, es sie merken zu lassen? War das nicht recht schamlos und unverfroren? Was sagte sie zu dem anderen Jungen, wenn sie es merkte? Aber neben ihr im Freibad könnte er sein Glied, das in der engen Hose eingezwängt wäre, niemals so frei anfassen wie jetzt, also würde es auch nicht so steif und strotzend werden. Es wäre ja gar nicht auszuhalten, es so jucken zu spüren und es trotzdem nicht aus der Hose befreien zu dürfen. Wäre das überhaupt auszuhalten? Hat sie dem Schnösel erlaubt, sich an ihren weichen Schenkeln zu reiben? Die Widderhörner abzustoßen? Prüde ist sie ja nicht. Was würde sie ihm, Harry, sagen, wenn er so innig mit ihr verkeilt und seine Männlichkeit so erigiert wäre wie jetzt? So gierig erigiert? Wäre sie genauso erregt und feucht geworden? Oder ist es bei den Frauen anders?
Er stellt sich vor, wie sie dasselbe Kribbeln verspürt wie er. Sie darf sich im öffentlichen Bad aber nicht im Bikini befingern. Das muss auf Dauer auch für sie kaum auszuhalten sein. Außerdem darf ein Mädchen gar nicht so ungeniert mit einem Jungen in aller Öffentlichkeit schmusen.
Er ist in seinen Träumen jetzt an der Stelle des fremden Jungen und liegt genauso mit ihr an dem Hügel an der Umzäunung, den Arm um sie geschlungen, im Gras. Als sie seinen harten Muskel spürt, will sie ihn mit ihrem freien Arm von sich wegdrücken, oder tut wenigstens so, wie wenn sie ihn wegdrücken wollte; da er aber den Arm hinter ihrem Nacken hat und sie mit der gebogenen Hand an der Schulter niederhält, gelingt es ihr nicht. Er verstärkt seine Friktionen im Zuber und spürt, wie es seine Lust steigert. So hält er sie fest um die Schulter gefasst, währenddem er ihren süßen warmen Atem beim Küssen spürt. Sie atmet jetzt schwerer als sonst, fast muss sie die Lippen öffnen, um noch Luft zu bekommen. Woher soll er wissen, was sie fühlt, wenn sie es nicht sagt? Dürfte er mit der Hand in ihr Höschen langen, so würde er wissen, woran er ist, aber das geht ja nicht, sie liegen, wenn auch entlegen, öffentlich auf der Wiese am Düsselstrand, und die anderen Badenden, wenn auch auf Abstand gehalten, würden es mitkriegen.
Er stellt sich vor, wie er, sie immer noch niederpressend, ungeachtet ihres Protests seine Hand unter den Rand ihres Höschen in ihren Schoß schiebt, mit seinen Fingern über ihr blondes Schamhaar streicht, und mit den Fingern weiter nach unten, bis die Kuppen an die Feuchtigkeit zwischen den Beinen rühren. Wie aber, wenn es bloß die Feuchtigkeit ihrer Badehose ist, die noch nicht getrocknet ist? Ist es aber so ölig und glitschrig wie bei ihm, dann kommt es nicht von der Hose, dann kommt es von ihrer Muschi. Erst wenn er sie ganz scharf gemacht hätte und ihrer Geilheit absolut sicher wäre, würde er seine Hand wieder herausziehen und stattdessen sein eigenes drangsäliges Glied aus der Hose schnellen lassen und ihr seinen strotzenden Mannesstolz weisen. Würde sie da noch zurückschrecken, so geil wie sie selber schon ist? Vermutlich nicht, so frühreif und nicht prüde sie ja schon ist … –
Aber nein! das geht ja nicht! das geht auf gar keinen Fall! Den umliegenden Leuten würde das schamlose Tun trotz aller Entferntheit nicht entgehen, sie würden der Erregung öffentlichen Ärgernisses wegen die Badeaufsicht rufen, man würde sie ergreifen und des Bades verweisen, ihnen ein für allemal Lokalverbot erteilen und ihre Eltern in Kenntnis setzen. Ihre Schule würde informiert, und der Skandal wäre perfekt! … Aber könnte er, wenn das schon nicht geht, seine Liebste, so scharf und angespitzt sie schon ist, stattdessen nicht dazu überreden, ihm zu einem noch entlegeneren Ort hin zu folgen? Da hin, hinter das nahe Buschwerk am Düsselstrand, wo sie dem Blick der andern entzogen sind und sie niemand mehr sehen kann? Vielleicht würde, auch wenn er die Ausbeulung seiner Hose verbirgt, ihr plötzliches Verschwinden ein bisschen Aufsehen erregen; dann aber, wenn sie weg sind, folgt ihnen bestimmt niemand mehr, kümmert sich keiner mehr darum, wohin sie sind, und wird sie vergessen.
Komm, wir gehen hinter die Büsche, Hanni! flüstert er, während er sie noch immer festhält, heiser in seinen Zuber. Würde sie darauf eingehen? Kommst du? bittend.
Nein, du bist ja wohl verrückt! gespielt entrüstet.
Ach, komm doch! schmeichelnd.
Nein, du spinnst ja völlig! gespielt entrüstet.
Komm doch, ich liebe dich! drängend.
Nein …! gedehnt.
Aber natürlich würde sie bald nachgeben, so sehr sie ihn liebt und ihr Blut bereits aufgerührt ist. Also unauffällig aufgestanden und scheinheilig so getan, als wollten sie bloß zusammen ins Wasser, und ein Handtuch mitgenommen, als Unterlage, das Badezeug kann liegen bleiben! Dann verschwinden sie Hand in Hand zusammen hinter den Büschen und werfen sich, vor allen Blicken geschützt, auf das Handtuch ins Gras und haben ihre heiße Leidenschaft gleich wieder neu entfacht. Wie vorhin liegt sein Arm unter ihrem Nacken, sie liegen eng im Kuss aneinandergeschmiegt. Jetzt löst seine freie Hand den Träger ihres Bikini-BHs, ihre jungmädchenhaft knospenden Brüstchen springen weiß aus der übrigen Bräune hervor, und er wühlt mit seinem Gesicht darüber hin und nimmt sie zwischen die Lippen und kreist mit der Zunge um die Knospen und lutscht etwas daran. Dann gleitet seine Hand ganz ungestört unter den Rand ihres Höschens, über ihr gekräuseltes Schamhaar nach unten, und fühlt die eingekerbte Stelle zwischen den Beinen und mit den Fingern ihre ölige Feuchtigkeit. Jetzt hat er kaum mehr die Zeit, ihr sein schwellendes Glied zu zeigen, so ungestüm und drängend ist seine Begierde. Er streift ihr den Slip von den Hüften – sie hebt den Hintern etwas vom Handtuch ab – und sieht auf ihrem Mons veneris ihr blondes Schamhaar sich kräuseln. Als er seine Hose abstreift, springt sein Ding wie ein entlassener Zuchthäusler hervor. Sie nimmt, noch immer etwas schüchtern aber atemlos vor Erwartung, die Beine etwas auseinander, und ihr glänzend beperltes Geschlecht zeigt ihm, wie sehr sie selbst ihn begehrt. Ja, ihre jungfräuliche Vulva schillert ihm wie dunkelrosa Wetterleuchten entgegen. Ihre jungen Labia sind fleischig, zartrosa, und öffnen sich ihm wie der noch taubenetzte Kelch einer Blüte:
Sie sei eine Lotosblume,
Bildet die Liebste sich ein;
Doch er, der blasse Geselle,
Vermeint, der Mond zu sein.
Die Lotosblume erschließet
Ihr Kelchlein im Mondenlicht ...
Sein Ding prangt prall und strotzend über ihr. Atemlos vor Begierde wälzt er sich zwischen ihre geöffneten Schenkel und dringt behutsam umständlich in sie ein. Da sie so aufgeschlossen ist, fühlt er nur Schlüpfrigkeit, fast keine Reibung. Ein kleiner unterdrückter Schrei sagt ihm, er hat ihr Häutchen durchstoßen. Sie kümmert sich aber nicht weiter darum, sondern stellt die Knie auf und arbeitet ihm mit wippendem Schoß entgegen. Beide sind so erregt, dass sie gleichzeitig kommen. Verzückt stößt sie ihren Schoß gegen ihn, bäumt ekstatisch sich ihm entgegen, bebt krampfartig mit dem Körper und gibt ein unterdrücktes Stöhnen von sich. Genauso hat Harry es sich vorgestellt. Er spürt in seinem Zuber, wie ihn die Wellen einer Lust überspülen, wie er sie bisher nicht gekannt hat, so süß, so selig-süß. Es ist, als käme etwas auf ihn zu, als stünde etwas bevor, als müsse er sein Ding weiter heraus, hinein bewegen, bis auch dieses Unbekannte, diese Spitze und Klimax, diese äußerste Wollust noch gewesen. Er verstärkt den Druck seiner Finger, dann spürt er es von den innersten Behausungen seines Blutes her steigen, spürt, wie ihn ein Wirbelsturm urtümlicher Kräfte an den Fußsohlen reißt, zögert es noch einen Augenblick lang hinaus, aber Hanni bebt so frenetisch verzückt unter ihm, da geht es nicht mehr, da kann er es nicht länger mehr halten, und in süß-seliger Lust – oh, so süß, so süß! – entlädt er sich in eruptiven Schüben, ergießt sich konvulsivisch zwei-, dreimal in sie, verströmt sich in ihr – währenddes seine purpurne Eichel über den Wassern zerbirst und etwas, ein milchig-weißes Wasser, eine schleimige Masse – er weiß, das ist sein Samen – herausspritzt. Das schießt heiß hoch wie eine Solfatare, macht einen Bogen und fällt in den Bottich zurück, und verschwimmt schlierenartig unterm Wasserspiegel. Und er wie Goethe mit Ulrike am Sprudel, wortlos zusehend dem hochzuckenden Wasserstrahl, der ja nicht monoton immerfort gleich hochschießt, sondern er zuckt hoch, schießt hinauf, verhält sich eine Viertelsekunde, als hole er wieder Atem und Kraft, dann zuckt er, schießt wieder in die Höhe. Er hat in seinen Zuber gelaicht wie ein Frosch. Etwas davon verfängt sich klebrig im flaumigen Haar seines Unterschenkels, so dass er es mit der Bürste abschrubben muss ...
Er weiß, das ist sein Samen. Das ist sein erster Samenerguss, sein erster sexueller Höhepunkt – er kennt es so ähnlich von seinen Träumen her, aber da war es nicht so intensiv, und schon gar nicht so materiell. Da kam nichts aus ihm heraus, da war es innerlich in seinem Kopf und blieb trocken. Ist es das, was er schon als Kind seine ,große Freude' nannte, jetzt aber erstmals in dieser Form mit sichtbarem Ausfluss erlebt? Zweimal oder dreimal ergießt er sich so in die sich unter ihm bäumende Hanni und überströmt, während sie befriedigt zurückfällt, ihren jungfräulichen Schoß mit seinem Samen. Dann, entleert und ausgelaugt über ihr, nimmt er ihr liebes Gesicht, das jetzt ganz rot angelaufen ist, aber nicht von der Sonne, zwischen die Hände und küsst sie auf den erdbeerfarbenen Mund. Sie blickt ihm etwas vorwurfsvoll entgegen, dass er sie so verführt hat, dass sie ihn soviel hat machen lassen in den Büschen abseits von den anderen Leuten, sie, das vierzehnjährige jungfräuliche Flittchen, das jetzt keine Jungfrau mehr ist, ihn, den vierzehnjährigen Jungen, der jetzt kein Junge mehr ist, sondern ein Mann. Er spürt innerlich eine Art Dankbarkeit, dass sie ihn seine Mannbarkeit hat beweisen lassen. Er spürt sein Ding noch immer schlaff in ihr und zieht es mit einer Bewegung der Hüften heraus, sein von Sperma tropfendes Glied, jetzt aber zusammengeschrumpft wie ein Ballon, aus dem die Luft heraus ist. Und siehe! etwas von seinem weißlichen Saft fließt aus ihrer Scham, während ihre Labien sich wieder zusammenfalten wie das sich schließende Kelchlein der Lotosblume.
Dann springt sie hurtig auf die Füße, steht breitbeinig da und sieht zu, wie es ihr weißlich aus der Muschi tropft. Eine dicke zähe Schliere verfängt sich an den Labien, dünnt aus, Fäden ziehend, nach unten und läuft ihren schlanken Schenkel hinunter. Er zeigt Gegenwart des Geistes, nimmt das Handtuch oder ein Büschel Gras und wischt ihr damit den sämigen Tropfen ab. Fast glaubt er, als er die Innenseite ihres Schenkels küsst, den Geruch seines eigenen Spermas zu spüren. Sie sucht ihr geblümtes Höschen im Gras und streift es sich über, während er damit keine Eile hat und seinen Mannesstolz in der Sonne bräunt. Dann liegen sie eng umschlungen im Gras. Nach einer Weile kehren sie durch die Büsche ins Freie zurück, an ihren alten Platz im Bad, heimlich um sich blickend, ob man ihre verdächtige Abwesenheit nicht störend vermerkt hat. Aber niemand nimmt auch nur die geringste Notiz davon, niemandem ist es aufgefallen, dass er in der kurzen Zeit alle Seligkeit seiner Liebe genoss. Der andere Junge ist verschwunden, vermutlich aus frustriertem Ärger, nachdem er sie vergeblich an ihrem Platz gesucht hat … –
Von einer sonderbaren Müdigkeit, einer Art erhitzter Schläfrigkeit überfallen, sinkt er hintüber in seinen Zuber und versinkt fast in einen Schlummer.