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Vorwort

Prof. Dr. Thomas Schreckenbach

Mühltal, 26. Januar 2006

„Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen können nicht wachsen ohne das Bewusstsein davon, wer wir sind und woher wir kommen.“

Johannes Rau, Berliner Rede, 12. Mai 2004

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Worte von Johannes Rau sind einer Rede als Bundespräsident entnommen, in der er sich mit den Voraussetzungen für die Gestaltung unserer Zukunft in Zeiten der gesellschaftlichen Verunsicherung befasst. Er erinnert in seinen Ausführungen die Hörer und Leser an die elementaren Grundwerte Vertrauen und Verantwortung, da ohne sie die notwendigen Veränderungen nicht gemeistert werden können. Eine Rede, die Mut macht.

Die gesellschaftlichen Herausforderungen, vor denen unser Land steht und der hierdurch ausgelöste Veränderungsdruck sind unvermindert Teil unserer täglichen Wirklichkeit. Mit ihnen steigt das Bedürfnis nach Rat, der in Seminaren, Workshops und in der Literatur im Überfluss geboten wird. Wer auch immer einen Ratgeber kauft, sucht nicht nur praktische Hilfe, sondern auch Orientierung und Rückhalt. Sie halten hier ein Buch in der Hand, das ich Ihnen ans Herz legen möchte, denn es bietet Ihnen genau dieses an. Es kann Ihnen helfen, etwas wieder zu entdecken, was in Ihnen verborgen ist und für Sie zu einer Quelle von Kraft und Energie werden kann.

Das Buch von Friedemann Richert ist ein Ratgeber, allerdings keiner dieser vielen, die mit verlockend einfachen Ratschlägen schnelle Hilfe versprechen. Auch ein ungeduldiger Leser kann es genießen, wenn er in den zentralen Kapiteln verweilt und die Denkanstöße mit auf den Weg nimmt. Für die Umsetzung dessen was, was das Buch erreichen möchte, benötigt der Leser jedoch Muße. Nur so wird man offen für die Impulse, die wir durch die Rückbesinnung auf unsere ethischen Grundwerte erhalten, auf das, wer wir sind und woher wir kommen.

Dieses Buch ist der Beginn einer Reise des Nachdenkens. In der besonnenen Rückschau auf unsere ureigensten Überzeugungen und Haltungen will Friedemann Richert Sie zu dem hinführen, was uns den Umgang mit uns selbst und mit anderen Menschen anregend und erfüllt erscheinen lässt; es geht um die Werte, die Sie leiten. Für die von Ihnen, die Verantwortung für andere Menschen in Wirtschaft, Politik oder in Schule und Hochschule haben, kann und soll es Anregung geben, über Ihre Rolle als Vorbild nachzudenken.

Komplexe und sich rasch verändernde Welten wie unsere gegenwärtige fordern dem Menschen ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und Standfestigkeit ab. Die Frage nach dem, was uns im Innersten zusammenhält, wird in diesen lauten Zeiten kaum mehr hörbar. Umso schwerer fällt es daher, eine Antwort auf sie zu finden. Wirtschaftliche Unsicherheit, Restrukturierung unserer Sozialsysteme, Sorge um den Arbeitsplatz und die Zukunftssicherung für die nachwachsende Generation: das sind die Probleme, die wir in der abstrakten politischen Sprache gut von uns fern halten können; dennoch betreffen sie uns und die, die nach uns kommen.

Eine Welt, die sich schnell verändert, verlangt vom Menschen, dass er sich schnell für oder gegen etwas entscheidet. Die meisten Entscheidungen benötigen aber Zeit, die wir nicht haben. Ein zum Aktionismus gesteigerter Pragmatismus kann zwar oberflächlich beruhigen, aber er macht unfrei; Veränderungsmanagement, Zeitplanung und Problemlösungstechniken mögen helfen. Im Blick auf das, was Ihnen dieses Buch anbietet, sind sie aber nur Kosmetik an den Symptomen.

Friedemann Richert beschreitet den Weg des Nachdenkens aus der Sicht eines evangelischen Pfarrers, der die vielfältigen Wünsche, Hoffnungen, Sorgen und Nöte der Menschen täglich erlebt. Er weiß aus persönlicher Erfahrung, was das gegenwärtige Leben heute dem Menschen abverlangt: die Last der Schnelligkeit, die Vereinsamung von Randgruppen unserer Gesellschaft, die Einsamkeit der Verantwortlichen, der konturenlose Pluralismus. All das löst eine Sehnsucht nach Orientierung und verlässlichen, bleibenden Werten aus. Diese Sehnsucht kann gestillt werden, wenn man sich auf den Weg macht. In seinen Worten: Zu einem wahrhaftigen und gestimmten Leben in christlicher Klarheit.

Indem Friedemann Richert uns in diesem Buch an unser Christ-Sein erinnert, macht er den Blick frei für das, was uns alle kulturell von Geburt an prägt, was aber in den Hintergrund getreten ist, ins Verborgene.

Diese Erinnerung an uns selbst wird umso dringender, als wir uns in Zeiten der Globalisierung, in denen religiöser Fundamentalismus zu einem prägenden Moment wird, über das Christ-Sein zugleich als Individuum und als verantwortlich handelnde Person in unserer Gesellschaft definieren können. Der gedankliche Weg, auf den Friedemann Richert uns mitnimmt, ist ein christlicher. Richert beschreitet ihn jedoch als einen universellen Weg, der auch für die Menschen nachvollziehbar ist, die sich nicht als aktives Mitglied einer christlichen Kirche verstehen.

„Es liegt an jedem von uns, dieses Land, unser Land, jeden Tag ein Stück besser und menschenfreundlicher zu machen“ (J. Rau).

Die Voraussetzungen zum verantwortungsvollen Handeln und damit zum Glücklich-Sein haben die, die sich an sich erinnern und sich auf ihre Herkunft besinnen.

In diesem Sinn soll dieses Buch Ihr Wegweiser und Wegbegleiter sein.

Danksagung

Dieses Buch wäre ohne die Begegnung mit Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. Thomas Schreckenbach nicht entstanden. Als langjähriger, persönlich haftender Gesellschafter der Merck KGaA in Darmstadt reflektierte er mit mir immer wieder in gewinnender Art den Handlungszusammenhang von Ethik und Führung. Ein Ergebnis dieser Überlegungen war die gemeinsame Durchführung von mehreren Ethikseminaren für Führungskräfte der Merck KGaA in den Jahren 2003 und 2004. Als geistiger Gesprächspartner und Freund ermunterte mich daraufhin Thomas Schreckenbach, die darin entwickelten Gedanken einem größeren Publikum vorzustellen. Das Ergebnis hält nun der geneigte Leser als Buch in seinen Händen. Deswegen gilt Thomas Schreckenbach mein herzlicher Dank.

Die Wissenschaftliche Buchgesellschaft hat dieses Buch in ihr Verlagsprogramm aufgenommen. Dass das so kam, verdanke ich dem geschäftsführenden Direktor der WBG, Herrn Andreas Auth, und vor allem dem Lektor für Theologie und Philosophie der WBG, Herrn Dr. Bernd Villhauer. Letzterer hat durch seine sachkundigen Anregungen wesentlich zur Gestalt dieses Buches beigetragen. Dass er dies stets in Freundlichkeit und gedanklicher Aufgeschlossenheit getan hat, danke ich ihm.

Die Erstellung der Druckvorlage hat Herr Joachim Schmucker aus Sindelfingen übernommen. Ohne seine ausgewiesenen EDV-Kenntnisse wäre mir das allein nicht möglich gewesen. Ihm schulde ich meinen freundschaftlichen Dank.

Geistige Arbeit braucht Ruhe und Aufmerksamkeit. In der gesamten Zeit des Denkens und Schreibens hat mir meine Frau diese stets vom Herzen zukommen lassen und es mir hierdurch ermöglicht, neben meinem beruflichen Alltag dieses Buch zu schreiben. Dafür möchte ich mich bei ihr vom Herzen bedanken.

All unser Denken bedarf immer der Anleitung und Führung. Andernfalls droht die Gefahr, sich im Denken zu verlieren. Deswegen möchte ich meinem alten Griechischlehrer, Herrn Dr. Günter Vogel aus Nürnberg, für seine nunmehr weit zurückliegende gedankliche Unterweisung in die altgriechische Denkwelt danken. Herr Vogel hat zudem dankenswerterweise den Text des Buches Korrektur gelesen.

Die weitestreichende Orientierung im Denken verdanke ich freilich meinem Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Joachim Track, bis zum Jahr 2005 Ordinarius für systematische Theologie und Philosophie an der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau, nunmehr in Hannover lebend. Mein eigenständiges Denken zu fördern, hat er in vielen guten Jahren des gemeinsamen Nachdenkens aufs Beste verstanden. So ist er mir zum geistigen Freund geworden, dem ich vom Herzen dieses Buch, für meinen Teil gesprochen, widmen will.

Sindelfingen, im Frühjahr 2006

Friedemann Richert

Denken und Führen

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