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1. Gemeinschaft als Basis für das Leben

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Unser menschliches Leben ist auf Gemeinschaft hin angelegt. Diese Erkenntnis bedarf keiner Rechtfertigung, unsere Erfahrung lehrt uns das. So ist unsere Mitgliedschaft in einer menschlichen Gemeinschaft wohl das erste und wichtigste Gut des Lebens, das wir miteinander teilen. Sei es unsere eigene Herkunft, sei es unsere Sprache, seien es unsere Lebenseinstellungen und die darin enthaltenen Wertvorstellungen: Jeder Mensch findet das Gut seines Lebens immer schon in einer personalen Verbundenheit vor. Diese personale Verbundenheit bildet das Rückgrat für alles weitere Leben und Denken. Darum kann die menschliche Gemeinschaft als Grunddatum für unser Leben ausgemacht werden. Dieses Grunddatum bestimmt und begleitet alles menschliche Denken und Handeln. Menschen begegnen einander nur gerecht in menschlicher Gemeinschaft. Menschliche Gemeinschaft aber ist Personengemeinschaft.

Und so ist auch ethisches Denken ohne diese Bezugnahme auf die Personengemeinschaft nicht denkbar. Sei es die Gemeinschaft zwischen Mann und Frau, sei es die Gemeinschaft der Familie, des Dorfes, der Stadt, des Landes, sei es die Gemeinschaft des Berufes, oder sei es die Gemeinschaft der Religion: Immer ist es die Personengemeinschaft der Menschen im Denken und Handeln, die all dieses begleitet. Und wenn Aristoteles davon redet, dass der Mensch ein Gemeinschaftswesen ist, wenn Jesus Christus darüber hinaus immer wieder vom Reich Gottes spricht, zu dem die Menschen berufen sind, dann greifen beide eben diese menschliche Grundgegebenheit auf: Der Mensch ist auf Gemeinschaft hin angelegt. Gemeinschaft ist somit eine Verbindung von Personen, die in lebendigen sozialen Beziehungen miteinander verbunden sind. Diese Gemeinschaft von Personen eröffnet den Raum zur verlässlichen Lebensgestaltung, in dem Fragen der Zugehörigkeit und der Herrschaftsverhältnisse wechselseitig bedacht und geklärt werden. Darum ist menschliche Gemeinschaft die Basis für unser Leben.

Von dieser menschlichen Grundgegebenheit ist auch keine Organisation, keine Institution und auch kein Unternehmen ausgenommen. All diese sind und bleiben Gemeinschaften von Personen und unterliegen darum unabweislich dem menschlichen Bedürfnis nach Verständigung, Gespräch, Absprachen und Orientierung. Der Wege und Modalitäten freilich, wie diese Gemeinschaft gestaltet, belebt und gelebt wird, sind gar viele.

Jede Gemeinschaft aber, wenn sie Bestand haben soll, bedarf hierzu gemeinschaftlich gewonnener und gepflegter Überzeugungen, die den Grundfragen des Menschen nach Sinn des Lebens und darum auch nach dem Sinn der Arbeit eine verlässliche Erkenntnis gewähren. Die wohl älteste Pflege solcher Überzeugungen wurde seit jeher in der Religion geübt. Die konkrete gesellschaftliche Ausdrucksform hierfür ist in Europa die Institution der Kirche, die unserem modernen Staat sowohl zeitlich als auch gedanklich vorausgeht. Darum ist unser moderner Staat nur dann lebensfähig, wenn er sich weiterhin eingebunden weiß in die geschichtlich überlieferten und zugleich kritisch reflektierten Gewissheiten der eigenen Herkunft. Jeder Staat, jede Gesellschaft, jede Gemeinschaft bedarf deshalb immer notwendig der Orientierung im Denken. Und dieses Denken muss die eigene Herkunft klären. Dies gilt entsprechend für jede gesellschaftliche Aktionsform wie Institutionen oder auch Unternehmen. Ein konkretes Ergebnis solcher gemeinschaftlicher Erschließungen ist die politische Gestaltung unserer Gesellschaft, die sich darum - zur Erhaltung und Bewahrung ihrer selbst - Regeln des geordneten Miteinanders gegeben hat und gibt. Daraus erwuchs dann unser demokratisches Staatswesen mit seinen Institutionen, Gesetzen und seiner Verfassung. Dem allen aber liegt als Wurzelgrund immer die Gemeinschaft von Personen zugrunde, die ihrerseits nicht in dem Staatswesen aufgeht, sondern an diesem über ihre Herkunft in Wechselseitigkeit teilhat. Daraus entspringen dann ethische Handlungsmaximen, die sowohl von der Gemeinschaft, der Gesellschaft, von der Ökonomie, von der Kirche als auch vom Staatswesen in einem lebendigen Geschehen miteinander bedacht werden.

Erst auf dem Hintergrund dieses lebendigen Wechselspiels finden alle Personengemeinschaften wie Familien, Vereine, Organisationen, Institutionen oder auch Unternehmen ihren Platz innerhalb einer Gesellschaft. Darum ist keine Familie, kein Unternehmen, keine Gemeinschaft, keine Gesellschaft, kein Staatswesen eine stehende, starre Erscheinung, sondern das genaue Gegenteil: eine fließende, bewegliche und darum immer auch eine unverfügbare Größe. Diese bewegliche Gestalt von Gesellschaften, Gemeinschaften, Organisationen, Institutionen und auch Unternehmen rührt daher, dass diese elementar und wesentlich von Menschen geprägt und geleitet wird. Und Menschen sind zeit ihres Lebens in lebendiger Bewegung, weil sie eben als Denkende, Sprechende und Handelnde in der Gesellschaft, Gemeinschaft und im Unternehmen anwesend sind. Handeln vollzieht sich daher niemals in einem geschichtslosen oder geschichtsneutralen Raum, sondern ist immer eingebunden in und rückgebunden an einen Kanon von geschichtlich gewachsenen Überzeugungen und Einsichten. Handeln ist daher immer auch herkunftsorientiert und gemeinschaftsbezogen. Handeln hat daher immer auch die Seite der persönlichen Verantwortung.

Denken und Führen

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