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9.

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Sein Sohn hatte den Kontakt vor sechs Jahren abgebrochen. Damals war er 13. Jungs in der Pubertät, das war eine üble Sache, sogar, wenn die Familie intakt war. Bei Scheidungskindern wurde alles noch komplizierter. In seinem Fall kam hinzu, dass seine Ex, davon war er überzeugt, den Jungen gegen ihn aufhetzte, ihm den Kontakt mit dem Vater vergällte. Jakob hatte die Vater-Wochenenden boykottiert, und er, der Erzeuger dieses widerwilligen Kindes, hatte sich gefügt. War ja auch bequem gewesen.

Dennoch hatte es ihn gewurmt, so vollkommen abgeschrieben zu sein. Doch seit Jakob 18 geworden war, hatte sich dieser wieder für seinen Vater interessiert, und sie hatten sich einige Male getroffen. Nun gut, nicht allzu oft, vier Mal im vergangenen Jahr. Meist am Abend in einer Kneipe. Entweder in Bamberg oder auf dem Land, im Sommer auf einem der vielen Bierkeller, und einmal hatten sie sogar einen Spaziergang in der Fränkischen Schweiz gemacht und anschließend in Ebermannstadt in einem Lokal, das als Geheimtipp gehandelt wurde, gegessen. Seitdem machte er sich Hoffnungen, dass er im Lauf der Zeit mit seinem Sohn eine annähernd normale Beziehung pflegen könnte. Seit einigen Wochen fragte er sich, ob er Jakob erzählen sollte, dass er im Sommer ein Geschwisterchen bekäme. Noch zögerte er. Natürlich würde Jakob diese Neuigkeit brühwarm seiner Mutter weitererzählen. Die würde erneut durchdrehen vor Eifersucht. Wie er das alles satt hatte. Vielleicht war es besser, wenn er seinem Sohn nichts erzählte. Natürlich sprachen sich die Dinge herum, seine Ex würde früher oder später sowieso erfahren, dass er erneut Vater wurde. Bamberg war ein Nest, jeder kannte jeden. Zu gegebener Zeit erführe er wiederum von dem Gift, das die Frau, die er einst geheiratet hatte, in anderer Leute Ohren träufelte.

Doch jetzt hatte er andere Sorgen.

Ihm brummte der Kopf. Draußen brach der Frühling los. Die Hecke trug weiße Häubchen. Schlehen und Weißdorn explodierten förmlich, und aus der Wiese spitzten Krokusse. Nur der Wald oberhalb des Hangs wirkte weiterhin winterlich und abweisend. Der Wald. Der Wald. Mein Gott.

Er rieb sich das Gesicht. Damit würde er leben müssen. Und wie er gedachte zu leben! Und zwar nicht im Knast. Sondern mit Nadja und dem kleinen Hosenscheißer, der in ein paar Monaten zur Welt käme und im dann blühenden Garten in einer Wiege schliefe. So stellte er sich das vor. Und vorher hatte er Nadja ein gemütliches Osterfest versprochen, zu Hause, sie war ja schon so unbeweglich mit dem dicken Bauch. Trotzdem schmückte sie eifrig Haus und Garten. All diese Osterhasen und Eier und sonstiges Zeug lagen ihm nicht so, aber Nadja hatte Spaß dran.

Jetzt jedoch musste er herausfinden, ob seine Ex Bescheid wusste. Dazu blieb ihm Jakob als einziger Informant. Er würde sich mit dem Jungen treffen. Die ehemaligen Freunde hatte er seit Jahren nicht mehr gesehen, hatte die Beziehungen lange vor der Sache mit Monika auf Eis gelegt.

Es war besser so.

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