Читать книгу Comanchen Mond Band 3 - G. D. Brademann - Страница 11

4. Kapitel

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Die Decken reichten aus, um damit einen gemütlichen Platz für die kommenden Nächte zu schaffen. Summer-Rain richtete ihr Lager in einer höhlenartigen Nische zwischen den Felsen ein.

Black-Fire, der sich den Anschein gab, sie nicht zu bemerken, graste in der Nähe. Morgen in aller Frühe würde sie damit beginnen, ihn an einen Rohlederriemen zu gewöhnen, dann an einen geflochtenen Halfter. Brennholz lag vor der Nische aufgestapelt, und sie hatten Wasser vom nahen Wasserfall im Überfluss. Storm-Rider war auf die Jagd gegangen, um für sie beide Wild zu schießen. Natürlich würde er ihr auch bei der Arbeit mit Black-Fire helfen.

Es war bereits Nacht, da erschien er mit einer kleinen Antilope – genug Nahrung für die nächsten Tage. Sie ging ihm entgegen, leichtfüßig und so jung.

Wie er sie auf sich zukommen sah, hielt er Summer-Wind an und glitt von dessen Rücken. Er wartete nicht, bis sie bei ihm war, sagte einfach, was ihm in diesem Augenblick über die Zunge kam. „Das Gras singt, wenn deine Füße es berühren, und der Wind hält den Atem an. Komm zu mir, meine Schöne, ich will dieses Lied wieder und wieder hören – immer. Es bleibt in meinem Herzen, wie viele Winter ich auch noch leben werde. Du bist bei mir – du, meine Liebe, mein Leben.“

Summer-Rain blieb stehen – das hatte sie nicht erwartet, nicht von ihm, der sich bisher mit Worten über Liebe sehr, sehr zurückgehalten hatte. Doch sie wusste, dass er es genau so meinte. Wortlos, denn sie fand keine Worte, nahm sie ihm die Jagdbeute ab. Kurz streifte seine Hand ihre Schulter, und ihre Blicke fanden zueinander. Nebeneinander kletterten sie über einen der Felsensteine in den Rückzugsort von Black-Fire – der jetzt ihr Mustang war.

Das Feuer, kurz zuvor von ihr angezündet, warf zuckende Schatten; über ihnen wölbte sich der Sternenhimmel. So saßen sie dicht beieinander und teilten sich das Essen. Summer-Rain hatte noch immer nichts auf seine Worte von vorhin erwidert, sie nur tief in sich verschlossen – wie ein kostbares Geschenk, das sie betrachten konnte, immer wenn ihr danach war. Storm-Rider erwartete auch keine Antwort. Zufrieden kaute er an dem von ihr zubereiteten Wildbret. Von ihrem Platz aus konnten sie den Mustang im hellen Licht des Mondes stehen sehen. Schon eine ganze Weile dachte Storm-Rider über die spannende Frage nach, was wohl das verwischte weiße Gesprenkel auf dem Hinterteil und den Flanken Black-Fires verursacht haben könnte. Es sähe aus wie Asche, die jemand von einem ausgegangenen Feuer darübergepustet hatte, behauptete er hartnäckig. Summer-Rain dagegen war der Meinung, Schnee treffe es besser.

„Schneeflocken, die vom Himmel fallen und dann auf warmer Haut schmelzen“, flüsterte er leise, über ihren Einfall nachdenkend.

Summer-Rain schaute ihn mit staunend aufgerissenen Augen an. So viel in Worten ausgedrückte Gefühle war sie aus seinem Mund nicht gewohnt. Da fiel ihr die Blume wieder ein – damals, als sie an diesem einen Morgen ohne ihn aufgewacht war.

Er legte sein angebissenes Stück Fleisch zur Seite, wischte sich über den Mund und zog sie zu sich heran. „Schneeflocken, die auf dein Haar gefallen sind“, sagte er, mit seinen Lippen ihre Wange berührend. „Ich erinnere mich.“ Sacht zeichnete er mit einem Finger die Konturen ihres Gesichts nach; doch er war noch nicht fertig. „So hast du ausgesehen, meine Summer-Rain“, flüsterte er leise, „damals, als du in den Norden aufgebrochen bist.“

Sie merkte, wie er ihr eine Haarsträhne zurückstrich, und spürte ein Prickeln auf ihrer Haut. Mit geschlossenen Augen erinnerte sie sich: „Storm-Rider, du hast mir das Herz zerbrochen – ein zweites Mal, wenn das überhaupt geht, denn damals war es das bereits.“ Sie wandte ihm das Gesicht zu, da sah er im herunterbrennenden Feuer den feuchten Schimmer in ihren Augen.

„Sag so was nicht, Kleines. Du hast mich zurückgewiesen, da konnte ich machen, was ich wollte. Auch wenn ich damals angeboten hätte, mit dir zusammen in den Norden zu reiten, hättest du wahrscheinlich nur gelacht.“

Ja, das stimmte wohl; er hatte ja recht. „Ich wollte dich vergessen“, flüsterte sie in die Kuhle an seinem Hals. „Aber das ging nicht. Nicht an diesem Tag und auch nicht später – es hat mich zerrissen.“

Mit Daumen und Zeigefinger bog er ihr Kinn zu sich hoch; er griff ziemlich hart zu. „Wir haben beide viel zu viel Zeit vergeudet“, stellte er fest, und sein Druck verstärkte sich. Er wusste es, aber er ließ nicht los. „Ich war verloren, damals. Und ohne das Zutun von Gray-Wolfs klugen Gedanken wäre ich es auch heute noch.“ Jetzt ließ er los und starrte in die langsam herunterbrennenden Flammen. Auf seiner Stirn bildeten sich zwei tiefe Furchen. Ihr fragender Blick ließ es ihn ihr erzählen. Endlich erfuhr sie, weshalb er statt Gray-Wolf damals zu diesem Kundschafterritt erschienen war. Sie beide mussten Gray-Wolf unendlich dankbar sein.

„Und er hat es für alle Beteiligten so geschickt aussehen lassen, warum ich mit dir auf Kundschaft reiten musste. Nicht einmal deine Großmutter dachte sich etwas dabei.“

Daraufhin schwiegen beide. Auf diesem Kundschafterritt war viel geschehen. Storm-Rider wandte sich nach dem Mustang um. Als ob der es spüren konnte, hob er den Kopf in ihre Richtung.

„Du wirst nicht lange mit ihm brauchen.“ Er nickte zu Black-Fire hinüber. „Schau, er ist neugierig darauf, was wir beide bald tun werden.“ Leise lachend beugte er sich vor. „He, du Herumtreiber, ich möchte wetten, dieses Band war es, ihr rotes Band – du und ich, wir beide sind ihr verfallen.“ Auf einmal erschien es zwischen seinen Fingern. Etwas zerschlissen zwar, aber sie erkannte es sofort.

Erstaunt fragte sie sich, wie er es an sich gebracht haben konnte. Mit einem Lächeln hielt er es hoch. „Light-Cloud hat keine Verwendung dafür“, meinte er leichthin – als ob das als Erklärung reichte.

„Gib es her“, fordernd streckte sie eine Hand aus. Storm-Rider grinste nur und schwenkte es hin und her. „Es ist ein Pfand, du kannst es ja heute Nacht einlösen.“

Summer-Rain lachte und schob einen Ast weiter in die Flammen hinein. „Wenn Black-Fire mich auf sich reiten lässt, werde ich das Blockhaus von John Black besuchen“, sagte sie, in ein anderes Thema wechselnd. „Das wird mir helfen, mich von ihm zu verabschieden“, setzte sie erklärend hinzu. Sie hatte den Namen nur geflüstert, kaum dass er über ihre Lippen kam.

„Dein Großvater“, verbesserte Storm-Rider laut und deutlich. „Er ist dein Großvater. Das ist alles schon sehr seltsam, musst du zugeben. Aber ich bin froh, dass es ist wie es ist. Wer hätte gedacht, dass ich einmal die Tochter einer Cheyenne und Enkelin eines weißen Mannes lieben würde?“ Sein Blick wurde weich.

Sie schloss die Augen und spürte seine Hand unter ihrem Hirschlederkleid. Mit geschickten Fingern fand er, wonach er suchte. Sein Mund glitt an ihrem Hals entlang weiter nach unten – noch weiter.

„Es ist einen ganzen langen Tag her, seit wir das hier das letzte Mal getan haben, Mädchen – Comes-Through-The-Summer-Rain“, flüsterte er an ihrem warmen Schenkel.

Sie lachte und drückte seinen Kopf fester in ihr Fleisch. „Dafür hast du aber nichts vergessen – Mann, der durch den Sturm reitet.“

„Durch deinen Sturm, Liebste.“

Stille – doch sie spürte, wie er nickte.

Der Mond brauchte lange, um hinter der nächsten Wolke hervorzukommen. Dann aber stand er hell und klar am Nachthimmel.

Ein Mond, so rund und vollkommen, wie nur ein Comanchenmond sein konnte.

Comanchen Mond Band 3

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