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3. Stränge des Schicksals

66 nach Christus - Sommer (20. September)

Imperium Romanum – Rom

An einem anderen Ort und unter ganz anderen Umständen suchten zwei Söhne ihren Vater auf.

Der Vater war einst ein großer, starker und mutiger Mann mit dem Namen Servius Versatius. Dann aber brach ihn die Bruderliebe.

Was die Söhne jetzt vor sich wahrnahmen, glich einem kümmerlichen Abbild des Mannes, dem sie einst bedingungslos gehorchten. Denn, was beide Söhne konnten, verdankten sie dem Vater!

Dieser, einst Trierarch im Handelsunternehmen der Versatius, steuerte das Schiff, mit dem dessen Vater seine Waren von und nach Rom transportierte. Der Handel der Versatius wuchs von Jahr zu Jahr.

Zur Familie der Versatius gehörten, neben dem Vater und der Mutter, drei Söhne.

Der ältere Bruder Proculus lernte den erfolgreichen Handel. Der mittlere Bruder, Servius, steuerte das Erste der eigenen Schiffe und nur der jüngste Bruder, Julius, schlug aus der Bahn.

Um einige Jahre jünger, das Aussehen des Vaters und der älteren Brüder vermissen lassend, war dieser dritte Bruder kleiner und auch hilfsbedürftiger. Weder in der gemeinsamen Kinderzeit, in ihrer Jugend und auch später nicht, interessierte Servius der jüngere Bruder.

Immer war es der Ältere, dem er nachstrebte, zu dem er aufschaute und so war auch ihm völlig gleichgültig, als dieser Jüngere das elterliche Haus verließ. Der Bruder hatte gerade kurz zuvor seine Toga Virilis erhalten.

Dieser jüngere Bruder Julius war über vier Jahre jünger als er selbst, während der ältere Bruder drei Jahre Vorsprung vor ihm aufbrachte. Die Differenz der Jahre förderte die Missachtung des Jüngsten, den sie oft hänselten, verspotteten, schlugen und auch verleumdeten.

Servius Versatius besaß keinerlei Bedenken zu seinem Verhalten und seine Zuneigung zu Julius, der sich später noch das Cognomen Amantius zulegte, wie ihm der Vater einmal erklärte, war arg beschränkt.

Zum Verhalten des älteren Bruder gegenüber Julius gab es seinerseits nur einen einzigen Unterschied. Ihm war dieser Bruder gleichgültig, während Proculus den Jüngeren wenigstens hasste.

Servius Versatius kannte die Gründe.

Der Kleinere war auf alle Fälle Mutters Liebling. Ihn störte dies nicht. Dann aber bevorzugte der Vater, auf seinen Reisen, stets die Begleitung von Julius, während der Ältere Proculus bei seinem Lehrherrn verblieb. Das verbitterte Proculus vor allem deshalb, weil dieser Bruder im Vater, im Gegensatz zu seinem Lehrherren, den besseren und mutigeren Händler erkannte.

Proculus wäre dem Vater weit williger gefolgt, als dem Stronzo von Lehrherren. Beim Vater hätte Proculus, so wie dieser selbst glaubte, weit mehr gelernt. Servius ertrug die Klagen des älteren Bruders, obwohl er ihm nicht zu helfen vermochte.

Er selbst schied von vorn herein in der Gunst von Vater und Mutter aus. Er war der Schatten seines älteren Bruders. Diesem rannte er vom ersten Tag des alleinigen Laufens nach, ihm stimmte er immer zu und für ihn log er und wenn es nötig war, betrog er auch.

Das hinderte die Mutter, ihm ihre Wärme zu bezeugen. Er spürte es und dankte ihr immer, wenn es dann, in den recht drastischen Augenblicken galt, dem Zorn des Vaters zu begegnen. Dann war die Mutter an seiner Seite. Sonst spürte er sie wenig.

Deshalb fiel ihm der Abschied aus dem Elternhaus nicht schwer, als er seine Zeit der Lehre antrat. Servius war sich bewusst, ein harter, aber gerechter Mann werden zu wollen und er wurde es. Er war auch hart gegen sich selbst.

Zum Einen zwang ihn der Dienst auf den Schiffen fremder Trierarchus dazu. Dort lernte er Unterordnung und Respekt. Sein Aufstieg begann beim Schiffsjungen und endete vorerst als Gubernator. Er war Rojer, Matrose und Segelmeister, Gehilfe des Gubernator und endete als Gubernator. Erst zu diesem Zeitpunkt kehrte er heim.

Er war Mitte Zwanzig und wusste mit sich nichts anzufangen.

Noch besaß der Vater kein eigenes Schiff, also ging er auf anderen Schiffen auf Fahrt. Irgendwann, in diesen Tagen, stieß er auf die Frau, die einmal die Mutter seiner Jungen werden sollte…

Dann nahm ihn der Vater eines Tages bei der Hand und schleppte ihn zum Portus Romae. Er zeigte ihm eine ärmliche Corbita, deren beste Tage längst vorüber waren. Gemeinsam gingen sie an Bord und besichtigten diese schwimmende Nussschale. Der Vater zeigte ihm mit Stolz seinen neuen Besitz und als sich Servius über das Alter und die Baufälligkeit abfällig äußerte, lernte er seinen Vater von einer neuen Seite kennen.

Es war nicht Zorn, was aus dem Vater sprach, sondern nur ein leises Bedauern. Es ging ihm mehr ins Herz und in seinen Verstand, als er jemals zugeben würde.

An diesem Tag erfuhr er, wie sein Vater das Erbe von dessen Vater übernahm und wie groß dieses war. Die Zahl der Münzen, die sein Vater einst erbte, gab er selbst jeden Monat für Wein und Öl aus.

Der Handel des Großvaters begann, nach dem dieser aus der Legion ausschied, nur langsam zu wachsen. Dennoch nahm sein Vater den Besitz an und mühte sich von diesem Tag an selbst ab.

Servius begriff an diesem einen Tag, dass sein Vater ein Recht auf seinen Stolz haben durfte, auch wenn es sehr mutig erschien, mit dieser Corbita das Mare Mediterraneum zu befahren.

Seine Liebe zu dieser Nussschale begann nur langsam zu wachsen, so wie seine Söhne… Bald liebte er das kleine Schiff, so wie seine Söhne.

Die Trennung von den Söhnen fiel ihm schwer, als sie, im entsprechenden Altersabstand, in die Lehre zu einem anderen Trierarch gingen.

Eines hatte er am Leid seines älteren Bruder begriffen. Mussten die ersten Jahre einer Lehre seiner Söhne auch in der Fremde beginnen, damit ein neu heranwachsender Trierarch die Härten dieses Lebens begreifen konnte, sollte der Abschluss dann aber auf dem eigenen Schiff und unter der Führung seiner eigenen Erfahrungen vollzogen werden.

Weil seine beiden Söhne im Alter drei Jahre Abstand aufwiesen, holte er den Älteren zu sich, als der Jüngere beim gleichen Trierarch zu lernen begann. Im Nachhinein war er glücklich über diesen Entschluss.

Seine Söhne verfügten über ein fast gleiches Maß an Können und Charakter. Was auch sollte dabei herauskommen, wenn beide seine Söhne waren und ihr Können bei gleichen Lehrern errangen?

Dann kam der Tag, wo sein Vater ihm die neue Corbita, fast doppelt so groß wie die Nussschale, übergab. Er ging von Bord der kleineren Corbita und überließ seinem älteren Sohn das in Ehren ergraute Gefährt.

Nur drei Jahre später verließ der ältere Sohn die Nussschale, um sie dem jüngeren Bruder zu überlassen. Sein Vater ließ sich eine weitere Corbita bauen und dort durfte dann sein älterer Sohn fortsetzen…

Servius Versatius war stolz und glücklich. Sein Reichtum nahm zu, denn jede Fahrt, auch die der Söhne, brachte ihm Gewinn.

Irgendwann in dieser Zeit bemerkte er erst kleinere Spannungen zwischen dem älteren Bruder und dem Vater. Proculus beschwerte sich bei ihm und er versuchte zu vermitteln. Dies aber brachte den Vater auf. Er erinnerte sich noch gut an des Vaters Warnung, die er aber verlachte.

„Höre Servius, dein älterer Bruder ist nicht so klug, wie ich mir wünsche. Er neigt zu unbedachten und risikoreichen Geschäften und wenn ich nicht hin und wieder eingreife, wirtschaftet er uns in den Ruin. Seine Klagen, er kommt doch zu dir um zu klagen, sind grundlos. Hüte dich vor deinem Bruder. Du hast zwei gute Söhne, die sich als Trierarch prächtig schlagen. Er aber nur zwei Taugenichtse, die unser Geld verprassen wollen…“

Damals stimmte er dem Vater nur in den zwei letzteren Warnungen, die Söhne betreffend, zu. Was den älteren Bruder anbetraf, glaubte er der Warnung nicht.

Die Mutter erkrankte und starb bald darauf. In der Zeit der Trauer drängte der ältere Bruder den Vater aus dem Geschäft.

Zuerst schien sich nichts zu verändern. Dann blieben ihre Schiffe öfter länger im Hafen. Den Bruder zur Rede gestellt, hörte er immer nur, dass Andere die Schuld trugen.

Der Vater verkümmerte langsam. Das Alter zerrte an ihm. Er schien aufzugeben.

Servius selbst war kein Händler. Die Schiffe, inzwischen sein Eigentum, zwangen ihn, wollte er sie behalten, zu Entscheidungen. Also begann er, sich selbst Ladungen zu beschaffen und zu transportieren. Seine inzwischen bedrohliche Lage entspannte sich. Die Söhne und er verfügten über ausreichend Aufträge, fuhren oft im Konvoi und er glaubte schon, sich befreit zu haben.

Doch dann kam das bittere Ende. Sein Vater starb.

Kurz darauf forderte der ältere Bruder die Übernahme von Waren und deren Transport nach Carthago Nova. Er habe einen Silbertransport von dort nach Rom und brauche die zwei größeren Corbita.

Servius lehnte ab.

Seine Söhne waren in den Gewässern zwischen den Inseln der Griechen und Kreta unterwegs. Wie sollte er diese dort erreichen? Gewiss würde noch ein Monat vergehen, bevor beide erneut in Ostia anlegen konnten. Er selbst könnte in drei Tagen segeln, versicherte er.

Der Bruder tobte und beschimpfte ihn. Es war ein sehr heftiger Streit, in dem auch er mit dem Älteren nicht glimpflich verfuhr und so steigerten sich beide in eine Auseinandersetzung, die kaum auf eine gemeinsame Zukunft hindeutete.

Die Warnung des Vaters war ein genauso strittiger Gegenstand, wie der Vorwurf des Bruders an Servius, zu dessen angeblicher Unfähigkeit und seinen Verrat an Vaters Tradition.

Servius war hinsichtlich der Kraft und der Klugheit dem Älteren ebenbürtig, so zumindest empfand er. Der Bruder dachte wohl nicht so…

Dann tauchte dieser verfluchte Rechtsverdreher auf, forderte Einsicht in Dokumente, die sein Erbe betrafen und verschwand, ohne jede Bemerkung. Den Besuch dieses Mannes vergaß er zu schnell.

Nur wenige Wochen später erhielt er die Aufforderung, in Rom vor Gericht zu erscheinen. Er wunderte sich, glaubte aber nicht ernsthaft an eine Gefahr.

Der Bruder verklagte ihn, einen Teil dessen Erbes an sich gerissen zu haben und forderte die Rückgabe dieses Besitzes und jeglichen Gewinns aus der Handelstätigkeit, wie auch seine Schiffe.

Das entscheidende aber war, dass der Bruder ihn derart überrumpelte, dass noch am gleichen Tag das Urteil verkündet wurde. Ihm blieb nicht einmal die Zeit, seine Urkunden vorzulegen und somit jedes Unheil abwenden zu können.

Innerhalb einer Woche war er seinen gesamten Besitz los. Der Bruder und seine Schergen nahmen ihm sein Eigentum und als seine Schiffe einliefen, wurden diese schon vor dem Hafen von Proculus aufgebracht und der an Bord befindliche Gewinn sowie die Waren beschlagnahmt.

Als mitteloser Mann war er sehr schnell auch nahezu rechtlos geworden. Zur Vertretung seiner Klage brauchte er einen versierten Anwalt. Doch genau diesen Mann zu finden, gelang ihm nicht. Wie auch, ohne den Besitz nur einer einzigen Münze…

In dieser Lage erkannte er, dass sein älterer Bruder nicht wegen ihres Streites aus Zorn handelte, sondern längst schon eine Absicht verfolgte und alle Möglichkeiten seiner Gegenwehr im Voraus bedachte. Proculus wartete nur auf den Tod des Vaters, um mit der Umsetzung seines Planes beginnen zu können.

Jeder Anwalt, den Servius anfragte, lehnte mit merkwürdigen Gründen ab und als er darüber nachdachte, gelangte er zu dem Schluss, dass der Anwalt, der ihn vertreten wollte, von seinem Bruder zerschmettert worden wäre. Proculus verstand es meisterhaft das Spinnennetz von Verpflichtungen und Beistand so zu knüpfen, dass dieses, nach dem Tod des Vaters, jeder Belastung standhielt.

Das Merkwürdige in den nachfolgenden Tagen war der Umstand, dass plötzlich der Anwalt des Bruders verstarb. Erst erkrankte dieser, dann starb der Mann und das Wort ‚Gift machte die Runde…

Sofort tauchte sein Bruder auf und beschuldigte ihn der Tat. Er brachte auch zu diesem Anlass gleich die Duumviri und deren Schergen mit. Diese wagten dann aber nicht, nach einer kurzen Handgreiflichkeit, ihn mitzunehmen. Zweifellos war es ein glücklicher Umstand, dass sich plötzlich Männer fanden, die seine Unschuld bezeugten und sich auch noch darüber hinaus gegen die Schergen wehrten. Die Aussagen der Zeugen waren zu eindeutig, als dass sein Bruder hätte die Anschuldigung aufrecht erhalten können.

Servius Versatius fühlte sich vom eigenen Bruder betrogen und verzweifelte. Die Söhne heuerten auf fremden Schiffen an und der Bruder besetzte seine durch Raub und Täuschung erlangten Schiffe mit anderen Trierarchus.

Doch genau in diesem Augenblick schien sich alles ins Gegenteil zu verkehren. Zuerst geschah nichts, außer dass er, mit seinem Weib, eine ärmliche Hütte am Rande von Ostia bezog.

In der Mitte des Monats Mai tauchte ein scheinbar Fremder bei ihm auf, den er längst vergessen hatte. Der Mann war ein Matrose und einst sein erster Schiffsjunge auf der Nussschale gewesen.

Dessen Bericht war von Merkwürdigkeiten durchdrungen, die ihn zweifeln ließen und dennoch, bedachte er den Beginn und das Ende der Reise seines früheren Schiffsjungen, eine Wahrheit zu verkünden schienen.

Hostus Frontalis, wie der Schiffsjunge hieß, neigte weder zur Lüge noch zur Täuschung. Wenn, wie dieser berichtete, er die Vorgänge um seine Brüder selbst beobachtet hatte, dann vom Trierarch der Corbita aufgefordert wurde, das Schiff zu verlassen und ihn aufzusuchen, sollten auch die Angaben zu den anderen, vom Trierarch auf die Reise geschickten Männern, stimmen.

Blieben diese aus, konnte es mehrere Gründe geben. Er war sich nicht sicher, dass auch die beiden anderen beauftragten Männer der Corbita das Ziel erreichen würden… Kam jedoch nur noch einer der Beiden bei ihm an und stimmte dessen Bericht mit dem von Frontalis überein, sollte er dem Gehörten Glauben schenken.

Es vergingen zwei Tage, bis ein weiterer Gast an seine Hütte klopfte.

Der Secretarius seines früheren Schiffes stand vor ihm und bat um Einlass. Geduldig hörte er der Schilderung zu, verglich und entschloss sich, nun den Männern zu glauben.

Nur der berichteten Ladung aus Bernstein und der Verpflichtung des Bruders zur Übergabe traute er nicht. Wie sollte er an diesen Besitz gelangen, wenn Proculus die Übergabe verweigerte? Zur Beauftragung eines Anwalts fehlten ihm die Mittel. Sein früherer Secretarius aber wusste Rat.

„Herr…“ sagte ihm der Mann, „… ich suchte, nach meiner doch recht schnellen Verabschiedung von der Corbita, deinen jüngeren Bruder noch in Cabillonum auf. Es war ein recht interessantes Gespräch, was wir führten und zum Schluss gab der Mann mir noch diesen Beutel.“ Novius Herenus zog einen Beutel aus seinem Gewand und stellte ihn auf den Tisch.

Servius Überraschung war grenzenlos. Vorsichtig öffnete er den Beutel und erblickte fast zwanzig Denare. Das schon allein war ein beträchtlicher Schatz. Sein ungläubiger Blick verwirrte Herenus.

„Herr, es ist wirklich von deinem Bruder! Ich soll dir sagen, dass er dir Glück wünscht und falls du mehr seiner Unterstützung benötigst, sollst du ihm einen Boten senden… Dann nannte er mir noch einen Geldwechsler in Ostia, von dem du noch mehr Denare bekommen könntest… Er aber glaubt, dass seine Empfehlung eines guten Anwalts, der dich auf jeden Fall vertreten wird, dir mehr Nutzen bringt… Ich kenne den Anwalt und wenn du einverstanden bist, werde ich diesen aufsuchen und ihm deinen und deines jüngeren Bruders Wunsch übermitteln. Dein Bruder ist sich sicher, dass der Anwalt dir in sehr kurzer Zeit die Hilfe bringt, mit der du niemals hättest rechnen können… “

Servius Versatius war ein beherrschter Mann. Ihn konnte das plötzlich eintretende Unglück nicht sofort niederwerfen und warum sollte ihn dann die Aussicht auf Erfolg zu Hoffnungen verleiten…

Er erklärte seine Überraschung, seine Freude und nahm den Beutel und des Bruders Angebot an. Herenus würde den Anwalt aufsuchen und diesen innerhalb der nächsten drei Tage angeschleppt bringen, so versprach dieser.

Servius war misstrauisch, doch der Secretarius zerstreute dessen Bedenken. „Herr, dein Bruder versicherte mir, dass der Anwalt zu dir geflogen käme… Dieser wäre ihm einmal etwas schuldig und zum Anderen wohl auch an der zukünftigen Verbindung, sowie an deines Bruders Wohlwollen interessiert…“

Servius nickte versonnen und erhob sich dann. Er dankte seinem neuen Freund und verabschiedete diesen mit der Aufforderung zur Rückkehr mit dem Anwalt.

Servius zog sich zurück. Bisher hatte er sein Weib aus allen Gesprächen ausgeschlossen und hielt dies, nach reiflicher Überlegung, aufrecht.

Eine sehr oberflächliche Erklärung über neue mögliche Freunde sollte ausreichen, die Neugier der Frau zu bedämpfen. Obwohl er sie liebte, wusste er auch über ihre kleinen Schwächen Bescheid, zu der vor allem Neugier und Geschwätzigkeit zählten…

Nun lebte er noch nicht so lange in dieser kümmerlichen Hütte, als das sein Weib ebensolche, gleich ihr neugierige Weiber hätte treffen können… Deshalb verwunderte ihn das Klopfen an der Tür, zumal dieses sehr leise und vorsichtig erklang.

Als er die Tür öffnete, stand kein Gast davor. Also trat er vor, öffnete die Tür weit und im gleichen Augenblick huschte ein Schatten an ihm vorbei. Er folgte dem Eindringling und weil die Tür dabei zuschlug, wandte sich der Fremde um. Hostus stand vor ihm.

„Herr, verzeih mein Eindringen… nur schien mir, das fremde Augen mich besser nicht sehen sollten…“

„Was meinst du, mein Junge?“ Servius konnte sich noch nicht so richtig daran gewöhnen, dass aus dem einstigen Burschen ein kräftiger und nicht so ganz unerfahrener Matrose geworden war.

„Um deine Hütte schleicht ein mir zweifelhafter Bursche herum… Ich habe ihn entdeckt, als ich dein Haus verließ. Erst folgte er mir. Weil ich das bemerkte, zeigte ich ihm eine falsche Bleibe und folgte dann ihm. Jetzt rennt er möglicherweise deinem letzten Gast nach, könnte aber auch in den Büschen hocken oder auch ein zweiter Mann beobachtet dich weiter… Mir schien, dass du davon wissen solltest…“

Natürlich, Hostus hatte recht! Er sollte seinem älteren Bruder gehörig misstrauen und vor allem jetzt, da sich eine Besserung seiner Lage andeutete.

In seinen Gedanken versinkend, begriff Servius endlich den Unterschied zwischen seinen Brüdern. Der Jüngere, ihm die Hand der Hilfe reichend, war zwar weit entfernt und dennoch nah bei ihm.

Wenn er auch vielleicht noch nicht an dessen brüderliche Liebe glauben mochte, blieb da noch die familiäre Treue.

Der Ältere aber beschloss nicht nur seinen Untergang, er setzte diesen auch in die Tat um. War es erst der schmierige Anwalt, dann das Gerichtsurteil, in der Folge seine finanzielle und gesellschaftliche Vernichtung, die Übernahme all seines Besitzes, tauchten doch dann auch noch die Schergen auf und bezichtigten ihn der Vergiftung des schmierigen Anwalts. Warum sollte dieser Bruder ihn dann nicht auch noch beobachten lassen?

Hostus stand noch immer verlegen vor ihm.

In diesem kurzen Augenblick reifte in Servius ein Entschluss.

Unternahm der von ihm bisher heiß geliebte ältere Bruder alles zur Vernichtung seiner Existenz, dann sollte er auch seine Rache fürchten…

Er fasste Hostus an der Schulter, starrte ihn an und fragte:

„Du hast mir bisher den Namen deines letzten Trierarch nicht genannt… Warum wählte er gerade dich aus?“

„Weil er dich und auch mich gut kennt… Und auch deine Söhne…“

„Du meinst, er bildete meine Söhne aus?“ Seine Frage wirkte zögerlich und das Nicken des Hostus bestätigte seine Erinnerung.

Mit einem Mal war ihm klar, was Proculus zum Verhängnis wurde…

In seiner Gier wählte Proculus einen der besten Trierarch für die Corbita und missachtete die Bande der Freundschaft zwischen Servius und diesem Mann, der einst auch seine Söhne ausbildete.

Servius begriff, dass sich wirkliche, familiäre Zuneigung genauso wenig kaufen ließ, wie wahre Freundschaft! Er musste schmunzeln und dies war für ihn, in der entstandenen Situation, schon fast wie ein schallendes Lachen.

Er nahm den verdutzten Hostus in die Arme, drückte ihn kräftig und flüsterte ihm zu „Wenn dieser Streich gelingt, hast du ein neues zu Hause, mein Junge! Beobachte den Kerl, doch lass ihn in Ruhe gewähren… Jetzt sind wir im Vorteil!“

Damals löschte er alle Lichter und schob Hostus dann ins Freie.

Zwei Tage später hörte er, im Portus Romae weilend, von der Ankunft seines ehemaligen Schiffes und suchte dieses auf.

Er hielt sich fernab der Corbita auf und glaubte sich unbeobachtet. Es war schon schmerzhaft, den Bruder von Bord seines Eigentums gehen zu sehen und wog er in diesem Moment zwischen seinen Brüdern ab, neigte sich die Wage seiner Zuneigung deutlich dem Jüngeren zu.

Servius war so in seine Gedanken versunken, dass er den sich langsam nähernden Mann nicht bemerkte und aufschreckte, als sich dessen schwere Hand auf seine Schulter senkte.

„Herr, bitte bleib sitzen und sieh dich auch nicht um. Proculus hat überall seine Spitzel und ich habe kein Verlangen nach der Spitze eines Dolches… Bestimmt hast du meine Stimme schon erkannt, Herr… Gib mir etwas Zeit, von dir zu weichen… Dann gehe in dein Zuhause und ich werde dir folgen… Dort wo du einst lebtest, fand ich dich nicht und so wartete ich beim Portus…“

„Ja, ich erkenne deine Stimme Numa Durio, mein treuer Segelmeister.“ flüsterte Servius. Der Angesprochenen verzog sich und Servius Versatius wartete, wie ihm geraten worden war. Dann schlenderte er an seiner Corbita vorbei, verließ den Portus und schritt in Richtung des Forums von Ostia.

Um den Ort seiner Wahl zu erreichen, musste er über den Tiberis. Ein Boot brachte ihn zum anderen Ufer. Auf dem Forum zögerte er, doch seinen Segelmeister konnte er nicht erblicken. Also umrundete er das Forum, bevor er den Weg zu seiner ärmlichen Hütte einschlug.

Doch in diesem Moment verwehrte ihm die Gestalt und Stimme des Segelmeisters die Fortsetzung seiner Schritte.

„Herr, ich grüße dich. Verzeih, wenn ein Teil meiner Höflichkeit verborgen bleibt. Ich bin zu sehr erschüttert, von deinem Anblick. Keiner von uns wusste bisher, von den Vorgängen, denen du Tribut zolltest. Auch musste ich dich etwas warten lassen, wollte ich doch sehen, wer dir folgte… “

„Es ist gut, einen ehrlichen Mann zu hören… Ich habe Verständnis für deine Überraschung und danke dir für dein Kommen…“

„Dann bin ich wohl nicht der Erste?“

„Nein, eigentlich bist du der Dritte…“

„Der Letzte also doch…“ knirschte die etwas eigenartig klingende Stimme neben Servius. Diese Stimme, tief und rauchig klingend, war Numas unverkennbares Zeichen.

Numa war nicht ganz so alt wie er selbst und dennoch verband sie beide eine langjährige Freundschaft, die in mancher Schlägerei in den Kneipen ferner Häfen geschmiedet wurde. Numa war groß wie er selbst, aber wesentlich breiter und seine Fäuste konnten eine Tischplatte mit nur einem Schlag zum Bersten bringen. Traf die Faust an einen Kopf, war es zumeist mit dem Beißen und Kauen vorbei…

Numa besaß noch zwei andere Vorteile. Er war auf eine gewisse Art klüger als nahezu alle übrigen Matrosen und Rojer. Außerdem war er im Grunde ein gütiger und zufriedener Mensch.

„Du musst nicht traurig sein…“ versuchte er den Großen zu besänftigen.

„Bin ich nicht, denn ich bringe dir etwas, worauf du kaum kommen würdest…“ brummte der Segelmeister.

„Du machst mich neugierig… Der Erste von euch brachte mir Hoffnung und ich bin mir sicher, dass er uns jetzt beobachtet und für meinen Schutz sorgt… Der Zweite brachte mir einen gefüllten Beutel…“

„Du meinst Hostus, Herr, und Herenus?“

Servius nickte nur und sie verstanden einander auch ohne Worte.

„Was bringst du?“

„Nicht mehr und nicht weniger als die Zuneigung der Männer deiner alten Mannschaft… Ich weiß zwar nicht, ob es alle von denen zurück bis Ostia schafften, ob der Eine oder Andere vielleicht auch schwimmen oder in einem anderen Hafen abheuern musste… Aber bevor ich von Bord ging, waren wir uns einig.“

„Dann erzähle auch du mir, was sich zutrug. Kenne ich alle eure Berichte, weiß ich mich besser gegen diesen niederträchtigen Bruder zu wehren.“

Also berichtete auch Numa Durio. Als er endete, besaß Servius nur noch eine einzige Frage.

„Wer, Numa, war dein letzter Trierarch?“

Der Name bestätigte die ganze Wahrheit und jetzt wusste Servius seinen Hass und seine Zuneigung endgültig neu zu ordnen.

Was in den nächsten Tagen geschah, führte für ihn und Proculus zu einer einschneidenden Veränderung.

Der von Novius Herenus gesuchte und gefundene Anwalt erschien bei ihm, hörte seine Absicht, vernahm die Zeugen, auch Männer der Mannschaft der Corbita und beantragte die erneute Aufnahme der damaligen Klage.

Das Urteil seiner Vernichtung wurde als ungültig erklärt. Zornige Duumviri, die sich von Proculus getäuscht sahen, nahmen die Suche nach dem Täter des unglücklich verschiedenen Anwalts auf und fanden den Mann, der dann auch noch zugab, dass Proculus ihn zur Tat gedrängt hatte.

Servius Versatius bekam nicht nur die ihm vom jüngeren Bruder vermachte Menge des Bernsteins, er erhielt auch seine Schiffe zurück und einen Schadenanteil, den Proculus zu begleichen verpflichtet war.

Am Ende war Proculus Besitz auf eine Winzigkeit zusammen geschmolzen, um den sich die beiden Söhne stritten. Proculus wurde für den in Auftrag gegebenen Mord und seine zahlreichen Verfehlungen als Geschäftsmann, den von ihm begangenen Betrug und die Lügen, zur Sklaverei verurteilt.

Diese Verurteilung und dessen Verkauf außerhalb Roms nahm noch einen Aspekt an, der Servius letztlich zwar betrübte, dann aber in eine Hochstimmung versetzte. Proculus verschwand als Sklave in einem der Silberbergwerke in der Nähe von Carthago Nova. Er wurde schneller dorthin verbracht, als Servius erwartet hätte.

Die Strafe und auch der Ort der Verbüßung waren einerseits für die Familie der Versatius ein massiver Schaden, der den Ruf seines Vaters fast vollkommen auslöschte. Wer wollte sich schon an Proculus Versatius erinnern, waren doch mit diesem Namen, auch die einstigen Verdienste seines Vaters verbunden…

Doch Servius Versatius, dem Trierarch, standen wieder alle Türen offen. Das Bemerkenswerte dabei war die Tatsache, dass seine Enteignung damals in nur wenigen Tagen vollzogen wurde, während seine Rehabilitierung länger als einen Monat dauerte. Trotzdem bewies der Vorgang, wie schnell Rom bei einer Enteignung und auch bei einer Korrektur gemachter Fehler vorgehen konnte…

Jetzt saßen seine beiden Söhne, noch immer in der ärmlichen Hütte, vor ihm am Tisch und er setzte sie von allen Vorgängen in Kenntnis.

Hatte er bisher entschieden geschwiegen, brodelte nun die ganze Wahrheit aus ihm heraus. Die Söhne hörten und staunten. Dieser Tag verging und auch der größte Teil des Nachfolgenden, bis der Vater sein Leid, sein Unglück, seine Zuversicht und Hoffnung auf die Söhne übertragen hatte.

Zuerst saßen diese schweigend und ungläubig vor ihm, dann jedoch entspannten sie sich. Sie hatten Fragen, viele Fragen und als alle eine Antwort gefunden hatten, gelangte der Vater an das Ende seiner Worte.

Sertor und Volero Versatius, die Söhne des Servius, verstanden nun das Schweigen des Vaters, seine Verbitterung und die plötzliche Armut.

Nun war es Servius ein Leichtes, die Söhne auf die neuerliche Veränderung vorzubereiten und dennoch wusste er, dass der ältere Sohn Sertor eine Verpflichtung übernehmen musste, die ihn wenig begeistern würde.

Diese letzte Forderung war eine Pflicht der Ehre. Er selbst war inzwischen schon so alt und durch die zurückliegenden Ereignisse geschwächt und verhärmt, dass er sich die Strapazen einer derartigen Reise nicht mehr zumuten wollte. Sein jüngerer Bruder Amantius würde seine Absicht auch so verstehen…

Servius lies das Schweigen der Besinnung gewähren. Dann raffte er sich hoch und forderte die Söhne zur Begleitung auf. Langsamen Schrittes ging er in die Richtung des Forums.

„Hört Beide zu und merkt euch, was ich verkünde. Meine Worte werden eure Zukunft bestimmen. Die Nussschale werden wir stilllegen.“

Er wartete auf Zustimmung. Die Söhne nickten nur.

„Jeder von euch erhält eine Corbita und wird als Trierarch auf unsere Schiffe zurückkehren. Ihr seid Beide tüchtige Männer und wisst euch zu behaupten. Der Gewinn, den ihr jährlich einbringt, gehört euch. Bis auf nur drei Teile von Hundert, die ihr mir zukommen lasst. Es ist also eure eigene Sache, für eure und auch meine gute Zukunft zu sorgen… Mutter und ich ziehen in eine neue Hütte, unmittelbar am Meer. Sie wird nicht groß sein, keinesfalls ein Palast werden, dafür aber unseren Ansprüchen genügen. Soweit dazu!“ Servius schwieg, jetzt folgte der Teil, der Widerspruch herausfordern dürfte.

„Allerdings stehen wir in einer Ehrenschuld, die du, Sertor, für uns alle abtragen wirst! Du bist der Ältere, deshalb du! Du wirst dich zu meinem jüngeren Bruder nach Germanien begeben und unsere Dankbarkeit überbringen! Dies ist ein Dienst an der Ehre unserer Familie!“ Servius schwieg und ging, in seinen langsamen Schritten, weiter.

Die Söhne aber verharrten. Er merkte, wie sie sich einander zuwandten. Worte hörte Servius nicht und umwenden wollte er sich nicht. Dann aber holten sie ihn ein und liefen wieder, im gleichen Schrittmaß, an seiner Seite.

„Vater, hast du dir das gut überlegt?“ fragte Volero.

„Das habe ich! Warum fragst gerade du, mein Sohn?“ Servius erwartete die Ablehnung des älteren Sohnes.

„Du hast sicher bedacht, dass Sertor ein Weib hat und auch bald einen Sohn haben wird, während ich…“ Volero zögerte.

„Du bietest dich an? Was ist mit dir, Sertor?“ fragte er verwundert, den älteren Sohn anblickend.

„Vater, du entscheidest! Ich bin bereit, dennoch stimme ich Volero zu. Ich werde bald Vater…“

„Das, mein Sohn, ist kein ausreichender Grund! Dein Onkel tat etwas, was ich gerade von ihm, auch weil ich ihn schmählich behandelte, niemals erwartete. Dennoch verzieh er mir und gab uns, damit auch euren möglichen Söhnen, diese Zukunft. Meinst du nicht, dafür Dank zu schulden… Denkst du, meine Entschuldigung zu überbringen, wäre keiner Ehre wert?“

„Doch Vater, du hast recht!“ stimmte Sertor zu.

Sie schwiegen wieder, erreichten das Forum und erblickten drei wartende Männer. Plötzlich verhielt Servius seinen Schritt und zwang auch seine Söhne zum Halt.

„Der Sohn ist kein Grund! Du fährst zur See, bist auch so oft fern von zu Hause. Dein Weib wird auch unter diesen Umständen jeden deiner Söhne in Liebe aufziehen…“ Der Vater schwieg. Nach einiger Überlegung setzte er fort. Seine Stimme klang nachdenklich, leise und dennoch war seine Überlegung von überzeugender Art.

„Ihr Beiden gleicht euch sehr und der Altersunterschied ist kaum von Bedeutung. Hinzu kommt, dass ihr euch versteht und ich hoffe niemals erleben müsst, was mir ein von mir geliebter Bruder zufügte…“

Er schwieg und prüfte seinen Entschluss ein letztes Mal.

„Ich bin einverstanden! Volero übernimmt die Pflicht! Folgt mir!“

Servius Versatius trat auf die wartenden Männer zu.

„Ich stelle euch jetzt diese drei Männer vor und wünsche, dass ihr euch jeden Tag eures Lebens an diese Begegnung erinnert. Diesen Männern verdanken wir, neben meinen Bruder Julius Versatius Amantius, das heutige Glück! Zu diesen Männern gehört noch ein Trierarch, den ihr Beiden sehr gut kennt, weil ihr vieles, was ihr wisst und könnt, diesem Mann verdankt. Der vierte Mann in dieser Runde ist der Trierarch, der euch auf seinen Schiffen das Laufen beibrachte…“

Servius ergriff seinen ehemaligen Secretarius bei der Schulter.

„Novius Herenus war schon einmal mein Secretarius und wird es wieder sein. Er wird meine Geschäfte betreiben und besitzt mein absolutes Vertrauen. Wenn er zu euch spricht, hört ihr meine Stimme!“

Servius blickte seine Söhne an.

Dann griff er nach dem Arm von Numa Durio. „Numa war einst bei mir Segelmeister. Er wird in Zukunft auf deiner Corbita segeln, Sertor!“

Dann legte er seine beiden Hände auf des letzten Mannes Schulter. „Das ist Hostus Frontalis. Es ist schon sehr lange her, dass er als Schiffsjunge auf der Nussschale herum sprang…“ Der Vater schwieg und lies den Söhnen Zeit für Fragen.

„Was verdanken wir diesen Männern?“ begann er selbst, weil Sertor und Volero sich in Schweigen hüllten. Servius forderte die Neugier der Söhne heraus.

„Ihr erinnert euch an meine Erzählung? Der Trierarch wählte diese Drei, mir die Botschaft der Ereignisse zwischen meinen Brüdern zu überbringen. Mein Wille ist Dankbarkeit! Jeder der Männer, und das wusste der Trierarch, würde mir gern diesen Dienst erweisen und wie ihr seht, war seine Wahl sehr gut. Deshalb leistet jeder von uns seine Dankbarkeit ab!“ Servius gelangte zum Ende der Anweisungen, die er seinen Söhnen zu hinterlassen gedachte.

„Hostus wird dich nach Germanien begleiten, Volero! Was danach geschieht werdet ihr selbst bestimmen. In drei Tagen beginnt eure Reise. Jetzt begleitet mich zu euren Schiffen…“

Servius Versatius hatte für alles vorgesorgt. Nicht nur dass die Männer auf ihn und seine Söhne warteten, auch Pferde standen dort bereit, wo sie den Tiberis, auf dem Weg zum Portus, überwanden.

Diesen Weg über den Tiberis und dessen Seitenarm zum Portus würde er zum letzten Mal gehen. Seine Entscheidung stand fest. Seine Söhne waren Trierarchus und sollten deshalb, jeder auf seiner Corbita, zum Fortbestand der eigenen Familie beitragen. Er brauchte deren Geld oder Gewinn nicht. Solange ihm die Götter noch einen regen Geist bescherten, würde Herenus seine Geschäfte betreiben und Frachten für die Söhne beschafften, an denen er selbst noch verdienen konnte.

So lange Volero in Germanien weilte, sollte der bisherige Trierarch, der Freund, dem er die Zukunft verdankte, dessen Platz besetzen und dann eine Rente von ihm beziehen. Denn auch dieser Trierarch war nicht mehr der Jüngste und verdiente sich einen Lebensabend in Beschaulichkeit und Ruhe. Servius Versatius hatte genug von den erschütternden Ereignissen der letzten Monate und ebenso alles für die Zukunft geordnet, ohne nur einen Einzigen der hilfreichen Geister vergessen zu haben.

Die Legende vom Hermunduren

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