Читать книгу NALA - Der Hexenberg - Gabriela Proksch Bernabé - Страница 20
Оглавлениеhier heraufzutragen. Das rothaarige Mädchen legte ihre Wange auf den warmen Hals des Riesen. Sie fühlte sich beschützt und dank- bar. Gandalf war ein verlässliches Pferd. Seine Rasse, die Noriker, bezeichnete man als Kaltblüter, sie wurden hier in den Alpen als ru- hige, starke Arbeitspferde gezüchtet. Doch der fuchsrote Riese stellte sich auch als hervorragendes Reitpferd heraus. Vor allem aber war er ein sagenhafter Freund, der das Mädchen nie im Stich ließ. Nach ausgiebigem Kraulen und Kuscheln kletterte Rosalie auf den Zaun und glitt in den vertrauten Sattel. Als sie am alten Brunnen vorbei- ritten, blieb Gandalf abrupt stehen.
„Hast du Durst?“, fragte das Mädchen und gab die Zügel frei, damit ihr Pferd den Hals strecken und das frische Quellwasser schlürfen konnte. Sie rasteten öfter beim verwitterten alten Holz- brunnen. Es war einer ihrer Lieblingsplätze. Die Schnitzerei auf dem ausgehöhlten Baumstamm zeigte eine Hexe auf ihrem Besen und daneben ein Edelweiß. Doch, anstatt zu trinken, stand der No- riker wie angewurzelt. Nur die Ohren bewegten sich hektisch in alle Richtungen. Ein Knacken und Rascheln drang aus dem Gebüsch.
„Was ist denn los? Was hörst du?“, fragte Rosalie.
Der sonst eher bedächtige Wallach scharrte mit den Hufen und warf seinen Kopf von einer Seite zur anderen. Gandalfs Unruhe stei- gerte sich. Unvermittelt sprang er mit einem Satz in Richtung Unter- holz. Gut, dass Rosalie sattelfest war. Das Pferd zwängte sich durch die Büsche und folgte den Geräuschen, die es offenbar anlockten. Das Mädchen verließ sich auf die Instinkte ihres Pflegepferdes. Die beiden vertrauten sich gegenseitig. Im Lauf der letzten Jahre hat- te sie gelernt, den kräftigen Noriker mit fast unmerklichen Hilfen zu reiten. Sie waren ein eingespieltes Team, deshalb stoppte Rosalie sein ungewöhnliches Verhalten nicht. Wenn Gandalf etwas entdek- ken wollte, würde sie mit ihm dieses Abenteuer bestehen.