Читать книгу Das triadische Prinzip - Gabriela von Witzleben - Страница 10
1.2.1Herz – Beziehung
ОглавлениеDas Herzzentrum steht für Gefühle und es kann genauso nicht nicht fühlen, wie der Kopf nicht nicht denken kann. Es gibt den interessanten Irrglauben, man könne Gefühle außen vor lassen und auf der sogenannten Sachebene bleiben. Doch selbst eine Tabelle oder eine Statistik beinhaltet immer eine Auswahl, sie kann eben nicht die Wirklichkeit abbilden und enthält neben dem Glaubenskonstrukt dahinter auch einen emotionalen Aspekt. Gefühle sind das Bindemittel im Kontakt zu etwas oder jemandem und bilden damit auch den Bezugsrahmen für diesen Kontakt. Ob es sich um einen Menschen handelt oder ein Tier, einen Gegenstand oder eine Landschaft: Darauf bezogen kann man nur dann sein, wenn es einen Kontakt dazu gibt, und den stellt ein Gefühl her. Man findet z. B. irgendetwas schön oder hässlich und kann auch beschreiben, warum, aber jede Beschreibung ist untrennbar an ein Gefühl gekoppelt. Auch das Bedürfnis, sich selbst in Beziehung zur Welt wahrzunehmen, kann nur durch Gefühle erfüllt werden.
Abb. 4: Die Pole der Zentren
Zugleich sind Gefühle Motivatoren, um mit jemandem oder mit etwas in Kontakt zu treten. Man trifft sich eher mit Menschen, die man mag, und geht eher dort spazieren, wo es einem gefällt. Die Motivation muss aber nicht unbedingt positiv sein: Wenn man sich über jemanden ärgert, möchte man ihm gerne seine Meinung sagen, und auch ein Schüler, der den ganzen Nachmittag lang über einen Lehrer schimpft, ist intensiv in Kontakt mit der nichts ahnenden Person und setzt sich in Beziehung zu ihr.
Die Herzpole: Versteckte versus flutende Gefühle
Gefühle werden meist mehr oder weniger automatisch adaptiert. Situativ wägt man ab, unwillkürlich oder durchaus bewusst, wie sehr man seine Gefühle zeigt, ob im Umgang mit nahen oder weniger nahen Menschen, bei der Arbeit, der Erziehung von Kindern oder auch im Kontakt mit sich selbst. Man verhält sich vermeintlich oder tatsächlich und aus gutem Grund angemessen, obwohl man sich anders fühlt, das heißt, man kann seine Gefühle teilweise oder ganz verstecken. Wenn dies jemand dauerhaft und in hohem Maße tut, gilt er als gefühllos. Tatsächlich ist er seine Gefühle nicht los, sondern er hat sie so gut vor sich selbst versteckt, dass er keinen Zugang mehr zu ihnen hat. Somit steht ihm die Ressource Beziehung nur noch begrenzt zur Verfügung.
Am anderen Pol wird man von seinen Gefühlen so überwältigt, dass einem die Steuerungsfähigkeit abhandenkommt. Mit Ausnahme von intimen oder besonders ergreifenden Erlebnissen werden Gefühlsüberflutungen von einem selbst oder von anderen als eher unangenehm erlebt. Die Kontrolle darüber ist sehr unterschiedlich ausgeprägt und Menschen, die hier ein geringes Maß an Kontrolle besitzen, leiten daraus gerne ab, dass man seine Gefühle besser »wegsperrt ohne Wasser und Brot« (so das Originalzitat einer Klientin). Entsprechend dem Staudammeffekt brechen sie dann, in einem womöglich unpassenden Moment, umso heftiger wieder hervor, wodurch oftmals gerade das Kernbedürfnis Beziehung verlorengeht.
Das Herzzentrum kann nur dann gut ausbalanciert arbeiten, wenn es mit den beiden anderen Zentren kooperiert. Steuerungsfähigkeit entsteht hier, wenn man sich in seinen Gefühlen orientiert und ihnen einen adäquaten Raum lässt.