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1.2.3Bauch – Autonomie

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Im Bauchzentrum geht es um Grenzen, Abstand wahren, seinen Platz einnehmen, zusammengefasst: um Raum, mithin Handlungsspielraum. Mit diesem Begriff ist all das ausgedrückt, was »Autonomie« meint. Denn Handlungsspielraum braucht es, um sinnvolle Entscheidungen treffen zu können. Naturgemäß ist das Kernbedürfnis Autonomie dem Verstand und dem Bewusstsein nicht immer direkt zugänglich.

Um eine Ahnung davon zu bekommen, stelle man sich einen überfüllten Bus oder Zug vor: Viele Menschen fühlen sich in einer solchen Situation eingeengt und manche berichten, dass sie ungeachtet der Luftqualität kaum atmen können, es wird also nicht nur eng im Außen, sondern der eingeschränkte Handlungsspielraum erzeugt auch Enge im Körper. Das erleben diese Menschen als reale Bedrohung ihrer Autonomie.

Wenn man von einer reinen Bauchentscheidung spricht, die man getroffen habe, meint man damit lediglich, dass es für diese Entscheidung keine wirkliche (bewusste) Begründung gab. Wenn es gut ausgeht, dann hat der Bauch »instinktiv richtig« gehandelt. Wenn es nicht so gut ausgeht, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Bauch ignoriert hat, was das Herz fühlte und was der Kopf dachte. Handlung entsteht durch spontane Impulse und diese kommen aus dem Bauchzentrum. Noch für die überlegteste und abgewogenste Handlung, wie und wo auch immer sie vorbereitet und beeinflusst wird, braucht es am Ende einen Entscheidungsimpuls. Wenn man versucht, Handlungen im Herz- oder Kopfzentrum zu generieren, gerät man unweigerlich ins Stocken.

Die Bauchpole: Gelähmte versus unkontrollierte Impulse

Wenn Spontaneität verloren geht, erscheint es einem nicht mehr möglich, eine autonome Entscheidung zu fällen. Manchmal wird man von sich selbst überrascht, wenn dann doch die schon erwähnte reine Bauchentscheidung greift. Aber meist übernimmt entweder der Kopf und rattert unentwegt auf der Suche nach Sicherheit oder das Herz, indem es auf parafunktionalen Gefühlen (Bohne 2010a) beharrt, oder gleich beide zusammen. Die sich im Bauch weiterhin anbahnenden Impulse werden nun als zu risikoreich eingeschätzt mit der Folge, dass sie entwertet oder zumindest rationalisiert werden. So haben sie nicht mehr genügend Raum, die Autonomie geht verloren und sie erlahmen. Dies kann punktuell vorkommen, so wie zum Beispiel fast jedem das Phänomen Prokrastination (Aufschieberitis) bekannt ist. Doch Menschen, die dauerhaft unter gelähmten Impulsen leiden, werden von sich selbst und ihrer Umwelt als zäh und langwierig empfunden. Sie sind keine guten Entscheidungsträger, denn es dauert einfach zu lange, bis sie zu einem fassbaren Ergebnis kommen. Das Kernbedürfnis Autonomie steht nur begrenzt als Ressource zur Verfügung.

Das Bauchzentrum agiert jedoch von Natur aus unwillkürlich und schnell. Manchmal so schnell, dass ein Impuls sich der Kontrolle entzieht, und damit befindet man sich am anderen Pol. Jeder kann dort mal hingeraten, z. B. wenn er jemanden ungewollt anschreit. Sehr impulsive Menschen bewegen sich häufiger in die Richtung dieses Pols und werden von daher als relativ unberechenbar erlebt.

Mangelhafte Impulskontrolle kann aber auch das Gegenteil von Autonomie erzeugen: Wer nicht an sich halten kann und dem Chef unverblümt »die Meinung geigt«, dem kann fristlos gekündigt werden. Was sich im ersten Moment vielleicht wie ein Befreiungsschlag anfühlt, endet womöglich in einer nur noch größeren Abhängigkeit, sei es der des Arbeitsmarktes oder von der Agentur für Arbeit. Oder er findet sich auf einer neuen Arbeitsstelle wieder, bei der er sich noch weit mehr unterordnen muss als vorher. Womöglich, weil er sich abermals impulsiv entschieden hat, ohne die anderen beiden Zentren ausreichend mit einzubeziehen.

Das Bauchzentrum kann nur dann gut ausbalanciert arbeiten, wenn es auch den beiden anderen Zentren Raum zugesteht und von deren ganz eigener Kompetenz profitieren kann. Steuerungsfähigkeit entsteht hier, wenn es ein Bewusstsein für die Notwendigkeit von Kooperation und kognitiver Leistung gibt.

Das triadische Prinzip

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