Читать книгу Wenn die Träume laufen lernen 2: LANZAROTE - Gabriele Ketterl - Страница 6
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»Raus aus den Federn.«
»Dazu müsstest du mich aber loslassen.«
»Das ist der Punkt, an dem ich ins Grübeln komme.«
Lachend wand ich mich aus Carlos‹ Armen, zumindest versuchte ich es, denn er hielt mich eisern fest. »Wie spät ist es denn?«
»Gleich halb neun, wenn dein rosa Monster richtig geht.«
»Wie lange brauchen wir, um zu duschen und ins Restaurant zu kommen?«
Sein Griff wurde noch fester. »Zwanzig Minuten.«
Ich schlang meine Arme um ihn. »Zehn Minuten kuscheln.«
»Na also, schon viel besser.«
»Carlos, glaubst du, wir bekommen das hier geregelt?«
Er spielte gedankenverloren mit meinen Haaren und küsste mich auf die Stirn. »Natürlich. Wir sind Profis, im Gegensatz zu den Clowns, die von sich behaupten, sie wären es.«
Seufzend fuhr ich über sein gut definiertes Sixpack. »Ja, eigentlich hast du Recht.«
Carlos legte seinen Zeigefinger unter mein Kinn und hob es ein wenig an, sodass er mir in die Augen sehen konnte. »Abgesehen davon habe ich hier ein gutes Gefühl. Die Anlage ist wirklich schön, die Sportplätze ausgesprochen gut angelegt, und wenn wir das Chaos im Griff haben, wirst du die Restaurants nicht wiedererkennen. Wir können in dieser Anlage wirklich etwas bewegen, und ich freue mich auf das Resultat.«
Ich nickte. »Ja, und vor allem möchte ich Jaime nicht enttäuschen. Er bringt uns viel Vertrauen entgegen und zahlt auch noch verflixt gut.«
Carlos seufzte leise, während er seine Nase in meine Haare steckte. »Wir werden ihn nicht enttäuschen. Hey, sieh mich doch mal kurz an.«
Ich hob meinen Kopf von seiner Brust und blickte ihm in die Augen. Er war verflixt schnell. Auf den Gedanken, seinen Kuss nicht zu erwidern, wäre ich nie gekommen. Dazu küsste Carlos einfach viel zu gut.
Er löste seine Lippen mit spürbarem Zögern von meinen.
»Darf ich dich überhaupt noch küssen?«
»Wenn dem nicht so wäre, hättest du das gerade sicher bemerkt. Ich gestehe, dass ich deine Nähe sehr genieße. Du tust mir gut. Es ist irgendwie so, als würdest du mich konstant erden.«
»Danke, Cara. Aber auch wenn ich gerne den ganzen Tag mit dir hier liegen würde, wir müssen raus.«
Lachend knuffte ich ihn in die Rippen. »Na, dann mach, dass du verschwindest. Mal sehen, wer schneller fertig ist.«
Er war in geradezu atemberaubendem Tempo aus dem Bett und an der Balkontür.
»Verdammt, Carlos! Wir haben eine …« Zu dem Wort »Tür« kam ich gar nicht mehr, so schnell war er über die Brüstung geklettert. Nun ja, das musste er wissen. Unter Höhenangst litt er ganz sicher nicht.
Zehn Minuten später – absolut rekordverdächtig – stand ich geduscht und mit frisch gebürsteten Haaren in meiner Wohnung. Ich schlüpfte in Jeans und ein pinkfarbenes T-Shirt mit halblangen Ärmeln, zog meine weißen Turnschuhe an und beließ es in Sachen Schminke bei rosa Lippenstift. Eilig lief ich hinaus und rannte in Fernando.
»Mann, Cara, kündige doch so was vorher an, damit ich entsprechend reagieren kann.« Grinsend hielt er mich fest.
»Guten Morgen, du Casanova. Gut geschlafen in der ersten Nacht?«
Er nickte. »Nach zwei Wodka-Orange hat das durchaus gut geklappt. Ich bin froh, dass ich pünktlich wach war. Lucio hat ein interessantes Mischungsverhältnis bei seinen Drinks.«
»Oh ja, das hat er. Und jetzt ab ins Restaurant.«
Pünktlich traten wir in den Teambereich. Direkt hinter uns kamen Lise und Oliver herein, alle anderen waren schon da. Nun gut, alle von unserer Truppe. Der Rest war ja für zehn Uhr einbestellt. Allerdings war zu unser aller Überraschung die Frau mit den schwarzen Haaren auch schon anwesend. Sie musterte uns fragend, ehe sie sichtlich nervös zu uns kam.
»Guten Morgen, ich wollte mich nur kurz vorstellen. Ich heiße Rachel und bin seit drei Wochen hier. Tut mir leid, wenn ich euch störe, aber ich wollte mit euch reden, ehe die anderen da sind.«
Carlos machte eine einladende Geste. »Kein Problem, bitte setz dich doch zu uns.«
Wir stellten die Stühle um einen der Tische und sahen erwartungsvoll zu ihr hinüber. Sie rang um Worte. »Also, mir geht es darum, dass ich sehr gerne bleiben würde. Ich habe mich wirklich gut auf die Stelle hier vorbereitet und sehr gefreut, als Robert mich angeheuert hat. Dass es sich dann so entwickelt, das habe ich ehrlich gesagt nicht erwartet. Ich habe nie etwas gesagt, denn Allan – das ist der mit den roten Haaren, der hier der Wortführer ist – hat sich deutlich ausgedrückt. Jeder, der ausschert, fliegt sofort. Also habe ich den Mund gehalten und mich angepasst.« Sie knetete ihre Hände. »Was hätte ich denn tun sollen? Ich hab auch jetzt noch Angst davor, dass ich mit den anderen gehen muss. Aber ich möchte wirklich gerne bleiben.«
»Jetzt erst mal ganz ruhig bleiben, Rachel.« Carlos lehnte sich in seinem Stuhl zurück und musterte sie aufmerksam. »Von müssen kann keine Rede sein. Ich habe lediglich das Gefühl, dass das sogenannte Team hier heute den Paukenschlag plant, indem alle zusammen hinwerfen und mit Croyden morgen verschwinden.«
Rachel nickte nachdrücklich. »Das stimmt. Sie denken, ohne sie seid ihr aufgeschmissen, und werden heute kündigen. Robert hat angekündigt, dass er in Marbella einen Club übernehmen kann und sie alle mitnimmt.«
Auf Carlos‹ Zügen machte sich Erleichterung breit. »Gott sei Dank! Das erspart mir das ganze dumme Zeug mit den Kündigungen.«
»Das heißt, ihr habt gehofft, dass wir gehen?«
Rachel war eindeutig überrascht.
Fernando lächelte sie nachsichtig an. »Das haben wir. Das hat auch Jaime, unser Chef, so eingeplant. Und glaube mir, wenn ich in unser aller Namen sage: Wenn wir etwas nicht sind, dann ist das aufgeschmissen.«
»Da spricht Fernando exakt aus, was wir alle denken.« Carlos lächelte Rachel aufmunternd an. »Aber erzähl doch einmal, was du überhaupt hier machst.«
»Ich bin für Aerobic und Yoga eingestellt worden. Wenn das jemand von euch macht, dann muss ich wohl gehen.«
Carlos strahlte über das ganze Gesicht. »Nein, musst du nicht. Im Gegenteil. Cara und Silvie, die das bei uns im Team bisher gemacht haben, sollen sich mehr in die Kommunikation mit den Gästen einbringen und dafür sorgen, dass dort alles perfekt läuft. Wenn du zusätzlich im Team bist, dann ist das prima. So könnt ihr abwechseln, untereinander tauschen und jeder ist zufrieden. Cara, Silvie, eure Meinung?« Er wandte sich uns mit fragendem Blick zu.
Ich zuckte die Schultern. »Von mir aus liebend gerne, wenn du, Rachel, nicht die gleichen Allüren hast, wie die Herrschaften sie bisher an den Tag gelegt haben.«
Silvie nickte. »Ich denke genauso. Von mir aus sehr gerne.«
Rachel gelang zum ersten Mal ein richtiges Lächeln. »Ehrlich? Das wäre wirklich schön, denn ich habe mich so auf Costa Azul gefreut und war schon ziemlich traurig, dass alles vorbei sein sollte, ehe es begonnen hat.«
Carlos war sichtlich erfreut. »Sehr schön! Das fängt doch gut an. Wenn der Rest nun noch problemlos entschwindet, dann ist der erste große Schritt getan.«
»Ha, Leute, der erste Schritt ist bereits getan. Habt ihr gesehen, was der Koch alles aufgefahren hat? Eier in vier Varianten, Kartoffelbrot aus La Gomera, frisches Obst, Tortilla, Churros, Bacon, Thunfischsalat und was weiß ich alles.« Andy war schon einmal von der neuen Essensauswahl begeistert.
Guter Dinge nach diesem ersten Gespräch holten wir uns unser Frühstück und es war köstlich. Tino winkte uns von der Küche aus fröhlich zu und Carlos reckte beide Daumen in die Höhe.
Um Punkt zehn Uhr wurde es eng im Teambereich des Hauptrestaurants. Wie nicht anders zu erwarten, glänzte Robert Croyden mit Abwesenheit. Seine blonde Assistentin erklärte schnippisch, dass er seine Abreise für morgen vorbereiten würde und daher leider nicht teilnehmen könne.
Carlos meinte daraufhin, dass der Ex-Chef dieses Clubs an nichts mehr teilnehmen müsse, was die Dame relativ rasch zum Schweigen brachte.
Das Animationsteam, das aus acht Leuten bestand, stand oder saß mit höchst unbeteiligten Blicken herum und schien nur darauf zu warten, seine Bombe platzen lassen zu können. Drei der Angestellten von der Rezeption standen hilflos an die Wand gelehnt und schienen nicht zu wissen, was sie erwartete. Lucio war tatsächlich aufgetaucht. Sein Kollege, ein junger Spanier mit dem interessanten Namen Valente, musterte uns neugierig mit großen Augen. Da schien Lucio wohl schon geplaudert zu haben.
Mit sichtlichem Misstrauen bedachten uns vier Frauen und zwei Männer, die Sergio als die Reinigungscrew vorstellte. Carlos begrüßte die verblüfften Leute mit Handschlag und brachte so zum Ausdruck, dass wir uns keineswegs für etwas Besseres hielten.
Nach einem Blick auf die Uhr bat Carlos um Ruhe, bedankte sich bei allen fürs Kommen und begann mit seiner Ansprache.
»Wir wurden hierhergeschickt, da seit geraumer Zeit der Standard, für den der Name Costa Azul steht, nicht mehr gewährleistet ist. Zwar waren wir nicht sicher, was uns erwarten würde, aber schon gestern Abend konnten wir uns ein Bild von allem machen, was im Argen liegt. Dazu gehört unter anderem der Zustand der Anlage, der den Ansprüchen des Clubs einfach nicht mehr gerecht wird. Da ich schon Gelegenheit hatte, mit Sergio über die Gründe zu sprechen, gilt Folgendes: Ab sofort übernimmt das Team der Animation – wie das schon immer Usus war – eigenständig die Reinigung seiner Räume. Dazu gehören die Umkleiden für die Shows und der Kinderbereich innen. Der Außenbereich ist dagegen ebenso zu reinigen wie das restliche Gelände. Sondervereinbarungen gibt es nicht. In Notfallsituationen wie Krankheit oder familiäre Probleme könnt ihr jederzeit an uns herantreten. Wir helfen in allen Bereichen, sei es am Empfang oder in der Küche. Sollte ein Kellner ausfallen, wendet euch nicht unbedingt an Cara, es sei denn, ihr nehmt in Kauf, dass die Gäste verhungern.« Er grinste mich herausfordernd an.
»Tja, zugegeben, kellnern gehört nicht zu meinen herausragenden Fähigkeiten. Aber dafür hat es bei mir eine komödiantische Note. Zur Unterhaltung der Gäste ist es gar nicht so übel.«
Unterdrücktes Kichern war die Antwort auf unser kleines Geplänkel. Das Eis schien zu tauen.
Lächelnd fuhr Carlos fort. »Oliver hingegen beherrscht es in Perfektion. Sollte es Engpässe an einer Bar geben, springt Fernando oder José, der morgen ankommt, sehr gerne ein. Bitte sprecht uns auch an, wenn es Probleme mit Gästen gibt. Ab sofort stehen hierfür Silvie und auch Cara zur Verfügung, die einiges an Erfahrung mitbringen.«
Carlos‹ Blick huschte durch den Raum. »Ah, Tino, da bist du ja. Mit der Küchencrew wurde bereits gestern Abend ein Wechsel der Speisenfolge vereinbart. Ab sofort entsprechen Qualität und Angebot der Büfetts wieder den hohen Ansprüchen des Costa Azul. Um eventuellen Klagen von Gästen vorzubeugen, wird es immer Pommes Frites geben, doch Fleischgerichte und Fisch werden ab sofort bitte wieder nach etwas schmecken.«
Tino nickte nahezu enthusiastisch. »Dafür werde ich sorgen.«
»Und wenn die britischen Gäste, die nun einmal hohe Ansprüche haben, das nicht essen möchten?«
Ah, unser rothaariger Junganimateur meldete sich zu Wort.
»Dann werden wir ihnen das Ganze ohne Gewürze, ohne Kräuter und ohne Geschmack zur Verfügung stellen. Doch die Gäste, die noch Geschmacksnerven besitzen, bekommen ab sofort vernünftige Qualität. Noch Fragen?«
»Nein, danke. Für uns hat sich das sowieso erledigt. Auch für den Fall, dass euch das nicht gefällt, wir werden – gesammelt – morgen mit Robert abreisen. Wenn ihr ein Problem mit der Einarbeitung und dem Ablauf habt, müsst ihr damit leider selbst klarkommen.«
Carlos strahlte ihn regelrecht an. »Gerne nehme ich eure Kündigungen im Namen und Auftrag von Costa Azul zur Kenntnis. Davon ausgeschlossen ist Rachel, die ich mit Freuden in unserem Team willkommen heiße. Falls jemand denkt, wir hätten jetzt Probleme, darf ich euch alle heute Abend zu unserer ersten Show herzlich einladen. Bitte vertraut mir, auch hier muss niemand von uns eingearbeitet werden. Es wird nur eine abgespeckte Variante sein, da noch ein paar Teammitglieder der Surfcrew fehlen.« Er musterte uns reihum. »Nachdem nun das Grundlegende geklärt ist, bitte ich darum, den Standard der Anlage wiederherzustellen. Wir benötigen Müllsäcke und Gummihandschuhe und werden nun – gemeinsam mit den Damen und Herren der Reinigungscrew – draußen aufräumen. Silvie, Cara und Lise, ihr nehmt euch die Gänge und die Mülleimer dort vor, Fernando, Andy und ich helfen im Poolbereich und Roberta und Oliver im Restaurant. Später fahren Cara und ich nach Arrecife. Ich habe gehört, dass es dort einige Läden mit netten Dekosachen gibt. Sergio, kommst du mit, du kennst dich schon etwas besser aus?«
Der Securitychef nickte lächelnd. »Aber gerne doch. Können wir bis dahin helfen?«
Carlos grinste ihn an. »Schnapp dir Rachel und sieh unten am Strand nach, ob etwas getan werden muss. Wer sitzt eigentlich auf den Türmen?«
Der Sprecher der Animateure zuckte die Schultern. »Keiner. Du sagtest doch, wir sollen alle da sein.«
Carlos runzelte ärgerlich die Stirn. »Das ist nicht wahr, oder? Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass die Rettungsschwimmer ihre Hintern nicht von den Türmen wegbewegen. Ich glaube, ich spinne. Wer sind die Helden, wenn ich fragen darf?«
Ein blonder, relativ junger Kerl und ein schwarzhaariger, drahtiger Mann meldeten sich. Dem Dunkelhaarigen war die Situation sichtlich unangenehm.
»Hey, ich bin Esteban. Tut mir echt leid, aber Allan meinte, es sei verpflichtend, hier zu sein, sonst sei man den Job los. Dass eh alle kündigen, ist mir jetzt neu. Ziemliche Scheiße das, denn ich brauch den Job.«
Carlos seufzte. »Dann sieh jetzt zu, dass wenigstens du auf den Turm kommst. Wir reden später.« An den Blonden gewandt fuhr er fort. »Und dir würde ich dringend raten, heute noch deinen Job zu tun, und zwar flott. Denn wenn etwas passiert, mache ich dich persönlich dafür verantwortlich, und vertraue mir, ich sorge dafür, dass du vier Jahre lang keinen Fuß mehr auf spanischen Boden setzt. Und soweit ich weiß, ist dein neuer Job in Marbella und Marbella ist in Spanien, oder irre ich mich?«
Der Kerl warf ihm einen giftigen Blick zu und stand widerstrebend auf. »So lange ich mich nicht der Putzkolonne anschließen muss.«
»Hau ab und tu ein letztes Mal das, wofür du bezahlt wirst.« Carlos ließ sich auf keine Diskussionen ein.
»Hab ich das richtig verstanden? Ihr helft jetzt alle beim Putzen?« Martha, die ganz hinten in einer Ecke stand, war überrascht.
Carlos nickte. »Ja, das haben wir vor.«
Martha wandte sich an ihre zwei Kollegen und stemmte die Hände in die Hüften. »Leute, wenn das so ist, dann würde ich sagen, wir helfen alle zusammen, oder? Ich glaube, dass Jaime Wort gehalten hat und wir ab sofort wieder einen Ablauf vorfinden, wie man ihn von einem Costa-Azul-Club erwarten darf. Dafür müssen wir heute einfach einmal alle zusammenhalten und unser neues Team unterstützen, was meint ihr?«
»Wenn es nach mir geht: Ich wäre so weit.« Eine kleine, rundliche Frau, die die ganze Zeit schweigend neben dem Durchgang verharrt hatte, langte in eine Tüte neben sich, zog den typischen Costa-Azul-Kittel der Reinigungskräfte heraus, schlüpfte hinein und grinste uns an.
Sergio klatschte lachend in die Hände. »Hört mal alle her. Ist es in Ordnung, wenn ich hiermit unsere neuen Kollegen aus ganzem Herzen willkommen heiße?«
Nachdem alle klatschten und wir aus diversen Kehlen ein »Bienvenido« entgegengerufen bekamen, verbeugten wir uns in altgewohnter Manier.
»Dankeschön und auf gute Zusammenarbeit.«
Während unsere Vorgänger sich trollten, begannen wir, die Anlage unter den neugierigen Blicken der Gäste zu reinigen und auf Vordermann zu bringen. Es dauerte geschlagene fünf Stunden, ehe alle Mülleimer geleert, die Böden sauber, alle Aschenbecher gereinigt, Müll aus den Blumenrabatten entfernt, die Poollandschaft picobello und beide Restaurants von allen Überbleibseln diverser Vermüllungsaktionen befreit waren. Danach lüfteten wir die Umkleideräume für die Shows und wischten den Boden, der erst nach der zweiten Reinigung wieder seine ursprüngliche Farbe aufwies. Unsere Vorgänger waren echte Vandalen. Das Personal wienerte die Gänge der Anlage und die Gästezimmer, putzte Fenster und brachte Blumenkästen auf Vordermann. Gegen drei Uhr am Nachmittag waren wir müde und verschwitzt, aber happy. Tino zauberte Bocadillos mit hauchdünnen Lendensteaks, Salat, Eiern, Käse und Tomaten und beglückte uns mit duftendem Kaffee. Danach wollten alle nur noch unter die Dusche. Carlos ließ es sich nicht nehmen, nach Arrecife zu fahren, wo Sergio uns zu einem Laden führte, in dem wir Windlichter, Laternen, Kerzen und mehr fanden. Wir kauften zahllose grüne und blaue Windlichter, dazu Laternen sowie große, weiße Kerzen für die Eingänge zu den Restaurants und den Durchgang zum Teambereich.
Erst kurz nach sechs kehrten wir schwer beladen, aber sehr zufrieden zurück zum Club. Zusammen mit Martha, die uns eindeutig ins Herz geschlossen hatte, brachten wir unsere Ausbeute in die Küche, und alle begannen, die Deko wieder auf ein vernünftiges Niveau zu bringen.
»Cara, komm, wir sehen zu, dass wir noch etwas Ruhe bekommen und um kurz nach sieben gehen wir essen, wenn du magst.« Carlos machte sich Sorgen um mich.
»Guter Plan. Ich muss aber noch einkaufen. Ich hab nichts im Kühlschrank.«
»Wenn du dich da mal nicht irrst.« Fernando, der im Restaurant geholfen hatte, legte mir beruhigend einen Arm um die Schultern. »Tino und seine Leute waren von unserer heutigen Aktion dermaßen begeistert, dass sie unsere Kühlschränke vollgepackt haben. Du dürftest alles finden, was du brauchst. Sieh einfach mal nach.«
»Echt jetzt? Das ist prima.« Ich winkte und war zügig verschwunden.
Tatsächlich! In meinem Kühlschrank waren lauter feine Dinge. Auch Milch und Kekse lagen darin, im Regal darüber löslicher Kaffee und in einer kleinen Schale Dutzende von Süßstoffpäckchen. Da hatte jemand ganze Arbeit geleistet. Als ich dann auch noch hinter einer Menge frischen Obstes und diversen Joghurts zwei Flaschen Kakao erspähte, war ich rundum zufrieden und glücklich. Wusste ich es doch, ich mochte Lanzarote!