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Оглавление5. DER GEIST DES DICHTERS FRIEDRICH HEBBEL
Friedrich Hebbel wurde durch das „Wunder von Wien“ vom Selbstmord errettet.
Vielleicht bewahren ja Künstler nach ihrem Tod die Verbindung mit den Stätten ihres irdischen Wirkens besonders leicht. Friedrich Hebbel, einer der bedeutendsten Dramatiker des 19. Jahrhunderts, wurde 1813 in Holstein geboren. Aufgewachsen in ärmsten Verhältnissen, kam er völlig mittellos am 4. November 1845 nach Wien, wo er in einem ungeheizten Mietzimmer in der Josefstadt logierte und sogar verzweifelt an Selbstmord dachte.
Das „Wunder von Wien“
Da geschah das Unerklärliche, sein persönliches „Wunder von Wien“. Wie vom Himmel gefallen, erschienen bei ihm die adeligen Brüder Wilhelm und Julius Zerboni di Sposetti, zwei reiche Schlesier italienischer Abstammung, die große Bewunderer seiner Arbeit waren. Sogleich wurde seine Übersiedlung ins vornehme Hotel Erzherzog Karl in der Kärntner Straße arrangiert. Hebbel erwachte erstmals unter „damastenen Decken mit goldenen Fransen“. Die beiden Zerboni versorgten ihn mit allem Nötigen, statteten ihn großzügig mit finanziellen Mitteln aus und führten ihn in die Gesellschaft ein. Hebbel wähnte sich im Paradies. Er schöpfte wieder Hoffnung: „Ich möchte fast glauben, dass mein Leben jetzt eine bessere Wendung nehmen wird, wenn ich auch über das Wie nichts zu vermuten wage. Warum? Weil ich weiß, dass es geschehen muss, wenn ich nicht zugrunde gehen soll … Und ich bin hier in Wien doch wirklich durch ein Wunder festgehalten worden. Dieses Wunder entschied für mein ganzes Leben.“ Er hatte schlagartig finanziell ausgesorgt und konnte sich hinfort ausschließlich seinem literarischen Wirken widmen. Hier wurde er zum bedeutendsten Dichter seiner Zeit. Er zog später in die Vorstadt, wo er noch einige Male innerhalb des 8. und 9. Bezirks das Quartier wechselte. Seit dem Jahre 1846 war er mit der Wiener Burgschauspielerin Christine Enghaus verheiratet, die ihm zwei Kinder gebar. Der Dichter starb 1863 im Alter von nur 50 Jahren und liegt am evangelischen Friedhof in Wien-Matzleinsdorf begraben. Wien war Hebbels Schicksal, und offenbar kann er sich noch immer nicht von der Stadt lösen, denn man begegnet ihm noch heute in einigen seiner Wiener Quartiere:
1., Kärntner Straße 29 – 31, ehemaliges Hotel Erzherzog Karl
1., Bräunerstraße 4, mit Gedenktafel
1., Brandstätte 9, heute ein Neubau mit Café Korb
8., Wickenburggasse 3
Der Grabstein Friedrich Hebbels auf dem Matzleinsdorfer Friedhof
8., Lenaugasse 2, mit Gedenktafel (Café Eiles)
8., Loidoldgasse 4, mit Gedenktafel
9., Wasagasse 24
9., Liechtensteinstraße 13, mit Gedenkmedaillon
14., Einwanggasse 29, Hebbels „Sommerfrische“
Friedrich-Hebbel-Gedenktafel 1, Bräunerstraße 4. Der Geist des Dichters spukt noch immer in diesem Haus.
Immer wieder werden an manchen dieser Adressen unheimliche Geräusche, Lichterscheinungen und unerklärliche Stromausfälle beobachtet. Auch von verlegten Gegenständen, die plötzlich wieder auftauchen, berichten die heutigen Bewohner. Und ist es nur ein reiner Zufall, dass heute in einer dieser Wohnungen ein gewisser Dr. Franz wohnt? Hebbel veröffentlichte einige Jugendwerke unter dem Pseudonym Dr. J. F. Franz.
TIPP
Hebbel-Gedenkstätten in Wien:
1., Bräunerstraße 4 mit Gedenktafel.
10., Hebbelschule. Eröffnet 1912 in Anwesenheit der Tochter Hebbels, Christine Kaizl, geb.
Hebbel. Einige Bilder, Fotos und Handschriften wurden als Schenkung der Direktion übergeben.
Österreichische Galerie Belvedere: Seit 1922 besitzt diese die Hebbel-Büste des berühmten Bildhauers Anton Fernkorn.
Hebbel-Grabstätte: Matzleinsdorfer Evangelischer Friedhof, Gruft Nr. 38, 2. Reihe rechts hinter der Kirche, mit Aufschrift: Für Friedrich und Christine Hebbel, als Ehrengrab von der Stadt Wien gewidmet.