Читать книгу Unheimliches Wien - Gabriele Lukacs - Страница 16
Оглавление10. DAS KATZENSTEIGHAUS
1., SEITENSTETTENGASSE 6/RABENSTEIG 3
Manche Häuser wirken finster und unheimlich, so das Eckhaus Seitenstettengasse/Rabensteig. Die Autoren gingen der Vermutung nach, dass möglicherweise eine Gruselgeschichte daran festgemacht werden kann, und wurden fündig.
Als in der Seitenstettengasse noch ein Stadttor stand, schlich der Legende nach nächtens eine große, weiße Katze über die Dächer der Häuser. Jeder, der sie erblickte, wurde vom Pech verfolgt, und jedem, der sich ihr näherte, fügte sie mit ihren scharfen Krallen tiefe Wunden zu. Das Tor wurde nach diesem Tier Katzensteigtor benannt, in Wahrheit wohl aber eher nach der „Katze“, einem Wort für einen Teil der Stadtbefestigung.
Schauplatz einer alten Wiener Sage: das Katzensteighaus an der ehemaligen römischen Stadtmauer
Der Besitzer des Hauses Nummer 6 soll ein wüster Geselle gewesen sein, von niemandem wohl gelitten. Eines Tages verfiel er einem lasterhaften Weib. Gemeinsam heckten sie den teuflischen Plan aus, die ehrbare Ehefrau des Wüstlings zu ermorden, um fortan zusammen zu leben. Das Gift mischten sie in die Speisen, doch durch einen Zufall wurden die Teller verwechselt und die Ehebrecherin nahm das Gift zu sich. Sie stürzte zu Boden, wand sich jämmerlich wie eine räudige Katze, sprang aus dem Fenster und brach sich das Genick. Von Stund an war sie dazu verdammt als unheimliche Katze über die Dächer zu streifen (frei nach Gustav Gugitz, Sagen und Legenden der Stadt Wien). Soweit die Sage, doch recht geheuer ist die Gegend wirklich nicht.
Das Unglückshaus am Katzensteig
Auf dem Haus in der Seitenstettengasse beim ehemaligen Katzensteigtor scheint tatsächlich ein Fluch zu liegen. Keinem seiner Besitzer hat es Glück gebracht. Immer waren es unvorhersehbare Ereignisse und unheimliche Pechserien, die über diese hereinbrachen.
Ursprünglich hieß das Haus „Pempflingerhof“, errichtet 1486 aus mächtigen Steinquadern vom Stadtrichter Christoph Pempfling. Seine Frau Dorothea, eine resolute Wienerin, soll selbst den Teufel das Fürchten gelehrt haben. Aus ungeklärter Ursache brach während einer totalen Mondfinsternis am 15. September 1522 ein Feuer auf dem Kienmarkt aus und zerstörte das Gebäude bis auf die Grundmauern. Im Jahr 1555 erwarb Bonifaz Wolgemut, der bekannte Zeichner des ersten Wiener Stadtplans, das Grundstück und errichtete das Gebäude neu, doch stürzte es beim Erdbeben des Jahres 1590 ebenso wie die Häuser der ganzen Umgebung ein. Sein Sohn Mathias Wolgemut erwarb einen Teil der benachbarten Ruinen dazu, renovierte das Ganze und vermietete in dem Teil, dessen Krümmung noch heute den Verlauf der ehemaligen römischen Stadtmauer anzeigt, Wohnungen. Die Mieter wechselten häufig, offenbar bis zum heutigen Tag, denn das Haus scheint seit Jahren unbewohnt zu sein. Nur manchmal sieht man einige Fenster beleuchtet, meist bleibt es abends dunkel. Eine düstere, unheimliche Stimmung geht von dem Gebäude aus. Kein Geschäft, kein Lokal hält sich für längere Zeit.
Das „Fluchhaus“ am Katzensteigtor brachte angeblich jedem seiner Besitzer Unglück.
Ein Fluch liegt auf den Gewölben des ehemaligen Pempflingerhofs.
Das Katzensteigtor wurde 1825 abgebrochen, die alten Häuser stehen noch. An der Stelle des ursprünglichen Pempflingerhofs befindet sich die Synagoge, und das unheimlich wirkende Eckhaus ist ebenfalls Eigentum der Israelitischen Kultusgemeinde.
In den Wiener Sagen taucht auch eine schwarze Katze auf: Die Knechte eines Weinbauern schlichen heimlich in den Keller, um sich just am edelsten Tröpfchen – dessen Genuss ihnen strikt untersagt war – gütlich zu tun. Zur Abschreckung der Missetäter setzte die Hausherrin eine hölzerne, grimmig dreinschauende schwarze Katze auf das Fass mit dem besten Wein, was bei schreckhaften Gemütern seine Wirkung zeigte. Jene, die sich von derlei Hokuspokus nicht beeindrucken ließen, wussten so aber wenigstens gleich, wo sie ihre Becher am besten füllen konnten. Die schwarze Katze wurde daher zum Symbol für den besten Wein im Keller, noch heute ist in vielen Weinkellern eine hölzerne „Kellerkatz“ zu finden. In Wahrheit leitet sich der Ausdruck aber vom Kellerschimmel (lat. cladiosporium cellare) an den Wänden der alten Keller ab, der wegen seines fellartigen Aussehen und der weichen Beschaffenheit als „Kellerkatze“, „Kellertuch“ oder „Schwarze Katze“ bezeichnet wird. Man kann ihn dort finden, wo die alten Kellergewölbe noch heute als Weinkeller dienen.
Schimmel an den Kellerwänden nannte man „Kellerkatz“.
TIPP
1., Seitenstettengasse 6. Hinweistafel auf das Katzensteigtor. 1., Seitenstettengasse 5. Im Hausflur links Bild vom Katzensteig und dem Tor.